Hamburg-Iserbrook

Hamburg-Iserbrook
Wappen von Hamburg

Iserbrook
Stadtteil von Hamburg

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Koordinaten 53° 34′ 35″ N, 9° 49′ 24″ O53.576459.82323Koordinaten: 53° 34′ 35″ N, 9° 49′ 24″ O
Fläche 2,7 km²
Einwohner 10.753 (31. Dez. 2008)
Bevölkerungsdichte 3983 Einwohner/km²
Postleitzahl 22589
Vorwahl 040
Bezirk Bezirk Altona
Quelle: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein

Iserbrook ist ein Stadtteil Hamburgs im Bezirk Altona und wird zu den Elbvororten gezählt.

Inhaltsverzeichnis

Name

Der Name Iserbrook kommt von Eisen und Bruch. Hier wurde aus den oberen Erdschichten Raseneisenerz gewonnen, das sich im „feuchten, sumpfigen Bruchland“ abgesetzt hatte. Die früheste bekannte Erwähnung des Flurnamens datiert auf das Jahr 1588, als Daniel Freese das Gebiet Iserenbrock auf seiner Landtafel verzeichnete. Auf der Verkoppelungskarte Dockenhudens von 1789 wird das Gebiet nördlich der heutigen Sülldorfer Landstraße Iserbrock genannt. 1855 ist Isenbrook als Teil der Ländereien des Ortes Dockenhuden erwähnt.

Geografie

Geologisch ist Iserbrook Geest-Gebiet. Als landwirtschaftlich genutzter Raum zwischen den umliegenden Ortschaften wurde es auch als deren Feldmark bezeichnet.

Iserbrook grenzt im Westen an Hamburg-Sülldorf, im Norden an Schenefeld (Kreis Pinneberg), im Südwesten an Hamburg-Blankenese, im Südosten an Hamburg-Nienstedten und im Osten an Hamburg-Osdorf. Die Ostgrenze bildet streckenweise das Flüsschen Düpenau.

Geschichte

Iserbrook war nie ein eigenständiges Dorf, sondern Hinterland der Landgemeinde Dockenhuden, die durch Zusammenlegung heute ein Teil des Stadtteils Blankenese ist. Aus diesem Grunde wird Iserbrook auch den Elbvororten zugerechnet. Im Gegensatz zum Nachbarstadtteil Sülldorf, einem ehemaligen Bauerndorf, gab es hier aber keine ausgeprägte Landwirtschaft.

Iserbrook wurde durch die Blankeneser Kaufmannsfamilie Godeffroy bedeutend. Johan Cesar VI. Godeffroy forstete das Heide- und Feuchtgebiet mit 25.000 Fichten auf. Es hieß, er habe die dortige Landschaft sehr geliebt - immerhin ließ er 1853 ein Schiff nach ihr benennen: Die Brigg Iserbrook segelte in 13 großen Reisen u.a. bis nach Australien und Südamerika.

Mittelpunkt Iserbrooks war die Gabelung der Chaussee nach Hamburg und der Chaussee nach Blankenese - heute Kreuzung der Ost-West-Verbindung Bundesstraße 431 und der Nord-Süd-Verbindung zwischen Schenefeld und Blankenese. An dieser Stelle, wo heute Schule, Kirche und Kindergarten stehen, bauten die Godeffroys einen großen Reiterhof. Südlich davon, auf der anderen Seite der „Chaussee nach Hamburg“ (heute Osdorfer Landstraße), entstand 1892 das Waldhotel Iserbrook - mit seinem Tanzsaal ein beliebtes Ausflugsziel -, in dessen Umkreis sich so etwas wie ein Ortskern bildete. Seit 2010 befindet sich hier eine große Filiale der Konditorei Junge.

1906 wurde östlich der Schenefelder Chaussee (heute Schenefelder Landstraße) das Landrat-Scheiff-Krankenhaus, ab 1920 Krankenhaus der Elbgemeinden, eröffnet. Die Pläne für die gesamte Anlage stammten von den Architekten Raabe & Wöhlecke. Es war für 40 bis 50 Patienten gedacht, nahm aber teilweise bis zu 100 auf, auch aus den umliegenden Orten bis nach Wedel. 1936 musste das Krankenhaus wegen des Neubaus der benachbarten Kaserne (heute Reichspräsident-Ebert-Kaserne), zu deren Gebäudebestand es bis heute gehört, schließen.

1918 bis 1945

Durch Eingemeindung in die Großstadt Altona/Elbe im Jahr 1927 (Groß-Altona-Gesetz) wurde Iserbrook, das mit Dockenhuden 1919 zu Blankenese gekommen war, Erweiterungsgebiet für die städtische Besiedelung, da dort ein erheblicher Bedarf an Wohnraum bestand.

Mit Mitteln der städtischen Siedlungs-Aktiengesellschaft Altona (SAGA) entstand die denkmalgeschützte Häuserzeile an der Sülldorfer Landstraße: Das erste Haus wurde 1924 in Rotklinker in Eigenleistung für 20.000 Reichsmark errichtet. Dahinter entstand nördlich in sehr lockerer Anordnung ein Siedlungsgebiet, dessen Parzellen mit einer Größe von 1.000 m² auf die Selbstversorgung der Bewohner durch Land- und Gartenwirtschaft angelegt war.

Auf der gegenüberliegenden Seite der Schenefelder Landstraße entstand in der Nazi-Zeit ab 1936 eine Siedlung aus kleinen Doppelhäusern auf kleinen Grundstücken; diese wurden seinerzeit gezielt an „verdiente Partei-Genossen“ verkauft, weswegen die Siedlung auch den ironischen Spitznamen „Frontkämpfer-Siedlung“ bekam. 1938 (Groß-Hamburg-Gesetz) kam Iserbrook mit Blankenese zu Hamburg.

Seit 1945

1951 wurde aus Iserbrook erstmals ein eigener Stadtteil, der nun den Nordteil der vormaligen Dockenhudener Ländereien sowie einige Flurstücke des Sülldorfer und des Osdorfer Gebietes umfasste. 1949 wurde die erste Schule, 1954 die Martin-Luther-Kirche erbaut.

Durch den gestiegenen Wohnraumbedarf in Folge des Zweiten Weltkrieges setzte sich die Siedlungsbildung fort. Am Schenefelder Holt entstand schließlich in den 1970er Jahren eine zeittypische Großwohnsiedlung mit Blick über die Osdorfer Feldmark auf die Siedlung Osdorfer Born. Anders als häufig angenommen, gehört hingegen die markante Hochhaussiedlung des Bauvereins der Elbgemeinden am Iserbrooker Bahnhof, die im Wesentlichen am Ende der Sechziger- und in den Siebzigerjahren entstand, zum Stadtteil Sülldorf - die Bahnstrecke bildet hier die Stadtteilgrenze. Während Iserbrook zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch weniger als 1.000 Einwohner hatte, liegt es heute mit über 10.000 Einwohnern im Mittelfeld der 104 Stadtteile Hamburgs.

Einwohnerentwicklung

1939 lebten im Iserbrooker Gebiet 4.698 Einwohner. Der Anstieg nach dem Krieg ist mit der Aufnahme von Ausgebombten und Flüchtlingen bei Verwandten, in Gartenlauben und Behelfsheimen zu erklären.[1] Um 1970 erfolgte der Großsiedlungsbau. Von 1983 bis heute blieb die Bevölkerungsgröße in etwa konstant zwischen 10.500 und 11.000. Seit 2000 ist wieder ein leichter Anstieg um 2,4 Prozent zu verzeichnen, dies aber im Wesentlichen erst seit 2005.[2][3]

1939 1946 1960 1970 1983 1987 1989 1994 2000 2005 2006 2007 2008
4.698 7.076 7.715 11.648 10.633 10.488 11.059 10.724 10.513 10.576 10.558 10.660 10.753

Politik

Für die Wahl zur Bürgerschaft und der Bezirksversammlung gehört Hamburg-Iserbrook zum Wahlkreis Blankenese.

Bei der Bürgerschaftswahl 2011 stimmten für die SPD 52,1% (+16,3), für die CDU 19,6% (-24,1), für die FDP 9,1% (+3,7), für die GAL 9,0% (+1,5) und für Die Linke 4,7% (-0,4). Alle übrigen Parteien erhielten zusammen 5,5% (+3,0).[4]

Schon seit den 1990er Jahren spielt die Frage, wie man dem „schleichenden Niedergang“ des kleinen Quartierszentrums in der Siedlung am Botterbarg/Schenefelder Holt entgegenwirken könne, eine wichtige Rolle in der kommunalpolitischen Diskussion. Das Thema konnte bisher keiner Lösung zugeführt werden. Seit 2007 flammte auch ein Streit über die Zukunft des Buchenhofwaldes, eines seit mehr als 200 Jahren unveränderten, kleinen Waldstücks mit seltenen Tierarten an der Osdorfer Landstraße, auf. In dessen nördlichen Abschnitt beabsichtigte der Bauverein der Elbgemeinden, kreisrunde Gebäude mit Genossenschaftswohnungen zu errichten. CDU und GAL hatten dem Vorhaben in der Bezirksversammlung bereits zugestimmt.[5] Dem Vorhaben liegt ein Fluchtlinienplan von 1938 zugrunde.[6] Eine Bürgerinitiative[7] wehrte sich dagegen und hatte einen Bürgerentscheid erwirkt, an dem sich bis zum 5. November 2009 etwa 48.500 Wahlberechtigte beteiligten. Etwa 41.000 (rund 85 Prozent) votierten gegen das Bauvorhaben, 7.500 (rund 15 Prozent) dafür.[8] Am 9. Februar 2010 zog der Hamburger Senat das Verfahren durch Evokation an sich und wies den Bezirk Altona an, eine Fällgenehmigung zu erteilen und den sofortigen Vollzug anzuordnen. Daraufhin begann der Bauverein der Elbgemeinden am selben Tag mit der Fällung der Bäume im Nordteil des Buchenhofwaldes (insgesamt etwa 160 Bäume).[9] Die Bürgerinitiative hatte auch mit gerichtlichen Eilanträgen keinen Erfolg.[10]

Kultur

Das Kino Lichtburg Iserbrook an der Sülldorfer Landstraße 3 war von 1937 bis 1966 in Betrieb. Es besaß 405 Plätze. Das Gebäude mit Walmdach und vorgebautem Eingangsbereich wurde nach Schließung des Kinos zu einer Supermarktfiliale der Spar, jetzt Edeka, umgebaut.[11]

Sport

Im äußersten Süden des Stadtteils liegen das Hallenbad Simrockstraße und die Dockenhudener Sportplätze des Sportvereins FTSV Komet Blankenese.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Der S-Bahnhof in Iserbrook, Blick in Fahrtrichtung Sülldorf / Wedel.

Durch Iserbrook verläuft in ost-westlicher Richtung die Bundesstraße 431, die seit Ende des Zweiten Weltkrieges den Verkehr und das Wirtschaftsleben dieses Stadtteils bestimmt. Durch den Ausbau der B 431 von einer zweispurigen Dorfstraße zu einer vierspurigen Schnellstraße hat sich das Leben erheblich verändert. Die B 431 ist als Haupt-Ausfallstraße im Hamburger Westen eine der meistbefahrenen Ost-West-Verbindungen in Norddeutschland.

S-Bahnhof, Blick in Fahrtrichtung Blankenese / Innenstadt. Im Hintergrund Hochhaus mit der Zentrale des Bauvereins der Elbgemeinden (auf Sülldorfer Gebiet gelegen).

Die Eisenbahnstrecke von Blankenese nach Wedel, heute Teil der Linie S1 der Hamburger S-Bahn, ist seit dem 1. Dezember 1883 in Betrieb. Elektrifiziert wurde sie aber erst 1950; bis dahin fuhren die „Elektrischen“ nur bis Blankenese, und Dampfzüge über den weiten Bogen durch Iserbrook nach Wedel. Der Bahnhof Iserbrook wurde am 31. Oktober 1950 eröffnet, einige Monate nach Freigabe der Strecke bis Sülldorf.

Die S-Bahn-Haltestelle wurde im Rahmen des vierstreifigen Ausbaus der B 431 seit Ende der Siebzigerjahre komplett modernisiert: Die Strecke wurde auf einen sieben Meter hohen Damm verlegt, um die Bahnübergänge über die Straßen Hasenhöhe und Sülldorfer Landstraße durch Brücken ersetzen zu können. Am 18. Mai 1978 wurden die Züge erstmals über die Brücken geleitet. Aus Kostengründen wurde der Streckenabschnitt zwischen Blankenese und Sülldorf eingleisig gelassen. So muss jeder von Blankenese kommende Zug immer erst bis Sülldorf fahren, damit dort ein Zug der Gegenrichtung nach Blankenese und weiter in die Innenstadt abfahren kann. Da sich die Züge am Iserbrooker Bahnhof nicht kreuzen können, ist er fachsprachlich kein „Bahnhof“, sondern nur ein „Haltepunkt“. Er liegt im Dreieck zwischen Sülldorfer Landstraße, Hasenhöhe und Heidrehmen und wurde durch die Modernisierung ein wenig nach Nordwesten verlegt. Gleichzeitig entstand ein kleiner Busbahnhof mit Parkplätzen an der Sülldorfer Landstraße.

Die S-Bahnen fahren außerhalb der Hauptverkehrszeiten im 20-Minuten-Takt, die Busse nach Schenefeld im 10-Minuten-Takt. Die Züge in die Innenstadt fahren seit Jahrzehnten immer zu den Minuten 13, 33 und 53 ab, die Züge Richtung Wedel immer vier Minuten vorher. Kommt der Zug nach Wedel zu spät, fährt auch der Zug Richtung Innenstadt später. Diese Verspätung bleibt dann meist auf seinem weiteren Laufweg erhalten.

Öffentliche Einrichtungen

Die Reichspräsident-Ebert-Kaserne, 1935-1937 erbaut und bis 1965 Iserbrook-Kaserne, zu der auch das ehemalige Krankenhaus gehört, wurde am 1. April 1958 von der Bundeswehr übernommen. Das ehemalige Krankenhausgebäude ist Sitz des Landeskommandos Hamburg. Helmut Schmidt, 1958 selbst zu einer Wehrübung dort stationiert, hielt als Innensenator am 28. Februar 1965, dem 40. Todestag Eberts, die Festrede zur Umbenennung. Noch während der Übung war Schmidt 1958 nach Militarismus-Vorwürfen aus dem Vorstand der SPD-Bundestagsfraktion abgewählt worden.[12] Bis 1999 war die Logistikschule der Bundeswehr Hauptnutzer der Kaserne, seitdem nutzt die Führungsakademie der Bundeswehr die Gebäude. Zudem sind dort Feldjäger stationiert.[13] Die Benennung nach Friedrich Ebert hat in Iserbrook Tradition: Um 1930 hieß die heutige Simrockstraße Friedrich-Ebert-Straße.

Ansässige Unternehmen

Der alte Ortskern und die gesamte Infrastruktur im Kreuzungsbereich der Schenefelder Landstraße haben sich seit dem Beginn der Besiedlung erheblich verändert. Bis in die 1970er Jahre gab es hier mehrere Gasthöfe, ein Postamt (heute: private Partnerfiliale der Deutschen Post), das Kino, einen Schlachter, ein Eisenwarengeschäft und eine Filiale der Konsumgenossenschaft Produktion (später: Pro/coop). Von diesen Einrichtungen ist nichts mehr geblieben. Anstelle der Pro-Filiale steht heute ein Neubau mit einem Matratzengeschäft.

2007 gab es in Iserbrook 80 Handwerksbetriebe.

Bildung

In Iserbrook gibt es neben zwölf Kindergärten im Jahr 2007 auch zwei Schulen mit 393 Schülern.[3]

Literatur

  • Hartmut Effenberger, Beiträge zur Geschichte von Iserbrook, Wosikowski, Hamburg 1980.

Weblinks

 Commons: Hamburg-Iserbrook – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Das alte Sülldorf. Geschichtliches von seinen Bewohnern und Höfen, Bd. 2, Schröder 1986, S.61. Dort auch die Einwohnerzahlen bis 1983.
  2. Statistik Nord: Sonderinformation Einwohnerentwicklung in den Hamburger Stadtteilen, abgerufen 15. Oktober 2009.
  3. a b Webseite Statistik Nord, abgerufen 15. Oktober 2009.
  4. http://wahlen-hamburg.statistik-nord.de/frameset.php?file=status_karte&wahl=77&frame=true
  5. Der lange Kampf um ein Waldstück, in: Die Welt vom 14. Februar 2009.
  6. Alter Plan gefährdet alten Wald, in: TAZ vom 9. September 2009.
  7. Webseite der Bürgerinitiative Rettet den Buchenhof-Wald
  8. Axel Tiedemann, Der Bürgerentscheid lässt die Politiker kalt, in: Hamburger Abendblatt vom 10. November 2009.
  9. Hinrichs/Hanauer, Senat macht Weg für Bauvorhaben am Buchenhof frei, in: Welt vom 10. Februar 2010.
  10. Christoph Zeuch, Kettensägen sorg(t)en für Fakten im Buchenhofwald, in: Altona Info, Webzeitung für Hamburg-Altona vom 10. Februar 2010.
  11. Webseite des Filmmuseums Hamburg, abgerufen 13. Oktober 2009.
  12. Biografie auf www.cosmopolis.ch, abgerufen 19. Oktober 2009.
  13. www.streitkräftebasis.de: 50 Jahre in der Reichspräsident-Ebert-Kaserne, abgerufen 14. Oktober 2009.

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