Kirdorf (Bad Homburg)

Kirdorf (Bad Homburg)
Kirdorf
Koordinaten: 50° 14′ N, 8° 37′ O50.2413522222228.61055611111117Koordinaten: 50° 14′ 29″ N, 8° 36′ 38″ O
Eingemeindung: 1902
Vorwahl: 06172
Wappen von Kirdorf

Kirdorf ist ein Stadtteil im Norden von Bad Homburg vor der Höhe, nordwestlich von Frankfurt am Main.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Besiedlungsspuren reichen zurück bis in die Keltenzeit. Noch heute sind Hügelgräber im Hardtwald auffindbar. Aus der Römerzeit wurde ein Brandgrab gefunden; eine villa rustica wird vermutet. Die Ortschaft Kirdorf ist wohl die jüngste fränkische Gründung auf dem Gebiet der heutigen Stadt Bad Homburg. Der Ortsname geht auf Kirchdorf zurück. Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 892 und befindet sich im Lorscher Codex. Ihr zu folge schenkten Alolf und Huda am 17. November 892 ihren Besitz in Kirchdorph (Kirdorf) zusammen mit den dort lebenden 58 Hörigen dem Benediktinerkloster Lorsch an der Bergstraße.

Während des Dreißigjährigen Krieges wurde der Ort in der am 7. Juni 1622 von Truppen des Herzogs Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel niedergebrannt. Lediglich ein Haus überstand diesen Brand unversehrt.

Nach Bildung der Landgrafschaft Hessen-Homburg glich Kirdorf einer katholischen Insel in protestantischem Umfeld. Dies prägte die Bevölkerung nachhaltig. Ab 1803 gehörte Kirdorf zur Landgrafschaft Hessen-Homburg.

Die katholische Pfarrei gehörte von 1232 bis 1803 zum Erzbistum Mainz. Vorübergehend (von 1540 bis 1606) war die Pfarrei durch Übertritt der Stolberger lutherisch. Von 1803 bis 1821 gehörte sie zum Generalvikariat Aschaffenburg. Von 1821 bis 1836 war die katholische Pfarrei dem Papst in Rom direkt unterstellt. Ab 1836 gehörte sie dem neuen Bistum Mainz an. Zwischen den Kirdorfern und Bischof Ketteler bestand eine gute Beziehung. Seit dem Jahre 1884 gehört die Pfarrei dem Bistum Limburg an.

1849 wurde der erste Bürgermeister gewählt, Johannes Raab. 1862 konnte die gewaltige St. Johanneskirche von Bischof Ketteler eingeweiht werden, die – als größter Kirchenbau im Vordertaunus – im Volksmund den Namen Taunusdom erhielt. Die Kirche wurde vom Architekten und Mainzer Dombaumeister Ignaz Opfermann (1799–1866) in einer Modifikation des byzantinischen Stils erbaut. Die Orgel (Hauptwerk) wurde vom Mainzer Orgelbaumeister Hermann Dreymann ausgeführt.

Die Kirdorfer Bevölkerung lebte über Jahrhunderte hinweg von der Landwirtschaft in Kombination mit der Leineweberei. 1820 werden in Homburg die Heilquellen wieder entdeckt. Schnell entwickelte sich in Homburg ein florierender Kurbetrieb. Die Kirdorfer erkannten ihre Chance und erlernten Handwerksberufe, die im aufstrebenden benachbarten Homburg benötigt wurden. Die meisten der aus Kirdorf stammenden Maurer, Zimmerleute und Schreiner, die Händler, Bauern wie auch die Tagelöhner, Wäscherinnen, Kutscher, Dienstmädchen, Postboten verdankten ihr Einkommen dem Kurbetrieb von Homburg. 1854 legte der preußische Gartenarchitekt Peter Joseph Lenné auf Kirdorfer und Gonzenheimer Wiesen und Feldern den ersten Teil des Homburger Kurparks an. 1876 wird ein ausgedehnter Rasen-Tennisplatz errichtet, der erste Tennisplatz auf dem Kontinent. 1890 wurde auf Hartplätzen aus gemahlener roter Schlacke gespielt, was schnell zum Standard moderner Tennisplätze wurde.

Im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts gründeten die Kirdorfer viele Vereine. Die meisten sind heute noch aktiv. Kirche und Vereine prägten die Kirdorfer Bevölkerung nachhaltig. Noch heute ist das Kirdorfer Vereinsleben eines der aktivsten der Stadt. 1866 verstarb der letzte Landgraf von Hessen-Homburg. Die Landgrafschaft (mit Kirdorf) fielen an Preußen.

Zwischen dem liberalen Homburg und dem katholischen Kirdorf gab es während des Kulturkampfs heftige Meinungsverschiedenheiten. Dessen ungeachtet errichteten die Kirdorfer ab 1873 ein Schwesternhaus, das am 24. Juni 1874 von Bischof Ketteler eingeweiht wurde.

Nach langwierigen Verhandlungen und heftigem Widerstand wurde die Landgemeinde Kirdorf 1902 nach Bad Homburg vor der Höhe eingemeindet. Der Eingemeindungsvertrag brachte der Kirdorfer Bevölkerung eine Reihe von Annehmlichkeiten, aber auch den Verlust der Selbständigkeit, was noch Jahrzehnte später zu Widerständen führte. Zu den Errungenschaften zählen unter anderem der 1906 erfolgte Außenputz der St. Johanneskirche, die Unterhaltspflicht für den Kirchenbau, das Pfarrhaus und das Schwesternhaus sowie die 1910 eröffnete Bürgerschule II und IV, die heutige Ketteler-Francke-Schule. 1914 wurde Kirdorf an das elektrische Stromnetz angeschlossen. 1911 fand erstmals wieder ein protestantische Gottesdienst in Kirdorf statt. 1913 wird die evangelische Gedächtniskirche feierlich eingeweiht.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Ortskern und Gemarkung Kirdorfs weitgehend verschont. Am 24. und 25. August 1942 wurden Brandbomben über Kirdorf abgeworfen. Glücklicherweise war (nur) ein Zivilopfer durch Tiefflieger zu beklagen, aber fast 200 junge Männer aus Kirdorf verloren im Krieg ihr Leben. Am Karfreitag, dem 30. März 1945, endete für die Kirdorfer Zivilbevölkerung der Zweite Weltkrieg durch Einmarsch amerikanischer Truppen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 gehörte Kirdorf zur Amerikanischen Besatzungszone. Die US-Militärverwaltung richtete in Kirdorf ein kleines DP-Lager zur Unterbringung sogenannter Displaced Persons ein. Die Mehrzahl von ihnen waren ehemalige Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion. Das Lager bestand über die Gründung der Bundesrepublik hinaus bis Mitte der 1950er-Jahre.

Eine bisher nicht gekannte Bautätigkeit führte in den nächsten Jahrzehnten zur Überbauung großer Teile der ehemals fruchtbaren Kirdorfer Feldgemarkung. Am Hardtwald bildete sich ein Villengebiet, das zu den bevorzugten Wohngebieten im Rhein-Main-Gebiet gezählt wird. Nur ein kleiner Teil der Feld- und Wiesengemarkung blieb unbebaut. Das als Kirdorfer Feld überregional bekannte Gelände wurde 1999 fast vollständig als Landschaftsschutzgebiet und Naturschutzgebiet ausgewiesen. Dort befindet sich auch ein Apfelbaummuseum.

Seit 2006 wird die einzigartige und eigenartige Ortsgeschichte im Kirdorfer Heimatmuseum Am Kirchberg 41, direkt neben dem Taunusdom präsentiert, das ein fester Bestandteil der Bad Homburger Museumslandschaft ist.

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Panorama vom Kirdorfer Feld aus
Panorama vom Kirdorfer Feld aus

Freizeit

In Kirdorf gibt es eine Vielzahl von Vereinen. Diesen wird mit dem Bürgerhaus Kirdorf ein Veranstaltungsort neben den eigenen Vereinshäusern geboten. Sportvereinen steht ein Fußballplatz Wiesenborn sowie das Sportzentrum Nordwest zur Verfügung, dort ist auch eine Minigolfanlage angegliedert.

Natur

Im Nordwesten Kirdorfs befindet sich das Kirdorfer Feld, eine rund 160 Hektar große Streuobstwiesenlandschaft, von der rund 60 Hektar unter Naturschutz stehen. Eine Besonderheit bildet der üppige Bestand an sonst sehr seltenen und besonders schützenswerten Orchideen, insbesondere dem Breitblättrigen Knabenkraut.

Weblinks


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