- Kirton Adaption-Innovation-Inventory
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Das Kirton Adaption-Innovation-Inventory[1] (KAI) ist eine psychometrische Analyse des von Einzelpersonen bevorzugten Stils bezüglich Veränderungen. Der KAI wird durch einen Fragebogen erfasst.
Inhaltsverzeichnis
Modell
Der britische Psychologe M. J. Kirton untersuchte das Problemlösungsverhalten von Menschen und stellte graduelle Unterschiede fest. Es gibt Menschen, die Veränderungen in kleinen Portionen, schrittchenweise bevorzugen. Sie halten gerne an Altbewährtem fest und scheuen das Risiko. Er nennt diese Haltung "adaptiv" (anpassend). Andere bevorzugen schnelle Veränderungen, Sprünge der Entwicklung, radikal Neues. Dieses Verhalten nennt er "innovativ".
Der KAI baut auf drei Subskalen auf, von denen Kirton behauptet, sie seien korreliert. Kirton benennt die Subskalen folgendermaßen:
Beschreibung der Eigenschaft englischer Fachbegriff deutsche Bezeichnung Abkürzung Anzahl der Ideen Sufficency-Proliferation ausreichend-ausufernd SO Aufmerksamkeit für Details Efficiency Effizienz E Bewertung der Konformität/Nonkonformität in Gruppen rule and group conformity style Regel- und Gruppenkonformitätsstil R R.L. Payne bezeichnet die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Merkmalen und den Messergebnissen als schwach miteinander korrelat[2]. Zudem vertritt W.G.K. Taylor[3] aufgrund von empirischen Untersuchungen die Ansicht, dass die SO-Skala besser in zwei Skalen zerlegt wird, eine für Ideenerzeugung und eine für Bevorzugung von Stabilität versus Veränderung.
Zur Bestimmung des KAI stellte Kirton Fragebogen zusammen. Seiner Theorie nach ist der Durchschnitt der Menschheit auf seinem Index exakt auf 100 festgelegt. Ein Wert niedriger als 100 bedeutet überdurchschnittliche Neigung zu adaptivem Verhalten, ein Wert über 100 überdurchschnittlich "innovatives" Verhalten.
Qualität
Nach Jane Henry[4] erfüllt ein guter psychologischer Test drei Kriterien. Er ist
- gültig, d.h. der Test misst das, was er zu messen vorgibt (Validität)
- zuverlässig, d.h. Personen beantworten den Test zu verschiedenen Zeiten ähnlich (Reliabilität), und
- frei von Einflüssen sozialer Gruppen, d.h. es ist nicht leicht zu manipulieren (Objektivität)
Nach Bartram[5] bewertet die British Psychological Society den KAI-Test 1995 in den Dimensionen Gültigkeit mit Adequate (angemessen) und Zuverlässigkeit als Excellent (hervorragend, mit einer Korrelation von >0.85);
Folgerungen für das Verhalten
Der KAI äußert sich im Verhalten von Menschen. Henry[6] benennt typische Verhaltensunterschiede zwischen Adaptoren und Innovatoren
Adaptoren Innovatoren etwas besser machen etwas anders machen im vorgegebenen Rahmen arbeiten den vorgegebenen Rahmen herausfordern, oder ausbrechen wenige, akzeptable Lösungen viele Lösungen bevorzugt etablierte Situationen setzt neue Regeln/Strukturen wesentlich in Routineangelegenheiten wesentlich in veränderlichen Situationen Die Fremdwahrnehmung (Wahrnehmung einer Person durch andere) wird durch den KAI beeinflusst. Andere nehmen Adaptoren und Innovatoren (Henry, 2001) wahr als
Adaptoren werden betrachtet als Innovatoren werden betrachtet als zuverlässig undiszipliniert normale Lösungsansätze verwendend Grundannahmen herausfordernd verbessernd neu definierend systematisch arbeitend ermüdend vorsichtig risikobereit praktisch idealistisch Auch in der Selbstwahrnehmung unterscheiden sich Adaptoren und Innovatoren.
Adaptoren sehen sich selbst als Innovatoren sehen sich selbst als unterstützend voll mit Ideen praktisch energiegeladen stabil Annahmen herausfordernd beständig Änderungen akzeptierend methodisch intuitiv kooperativ nicht durch die Vergangenheit eingeengt ordentlich risikobereit sicher risikant Adaptoren haben oft eine geringe Meinung von Innovatoren, und Innovatoren können Adaptoren als langweilig sehen. Kirton behauptet, dass KAI relativ, d.h. als Abstand der Werte auf einer Skala zwischen zwei Personen betrachtet werden soll. Dieser Abstand bestimmt, ob man gegenüber einer anderen Person als innovativ oder adaptiv wahrgenommen wird. Bei einem Abstand von 20 und mehr Punkten sagt Kirton Kommunikationsprobleme voraus.
Auch wenn der KAI über die Gesamtbevölkerung einen Durchschnittswert von 100 ergibt, so sind in unterschiedlichen Berufsgruppen die Mittelwerte stark abweichend. Henry (2001)[7] gibt die folgende Übersicht zur Verdeutlichung.
Beruf mittlerer KAI Beamte 80 Wartungstechniker 85 Produktionsleiter 90 Führungskräfte in Banken 90 Lehrer 95 MBA-Studenten 100 Entwicklungsleiter 102 Marketingleiter 105 HR-Manager 105 Quellen
- ↑ Kirton, M.J. (1989) Adaptors and Innovators: Styles of Creativity and Problem-Solving, London: Routledge, also 2nd ed. 1994
Kirton, M.J. (1987) Adaption-Innovation Inventory (KAI) - Manual, 2nd edn, Hatfield, Herts: Occupational Research Centre
Kirton, M. (1984) Adaptors and innovators - why new initiatives get blocket, Long Range Planning, 17, 2, pp. 137-243, Also Chapter 16 in Henry (1991) - ↑ R.L. Payne (1987)Individual differences and performance amongst R and D personnel: Some implications for management, R and D Management, 17, pp. 153-161, quoted in Bartram (1995) p. 127
- ↑ W.G.K. Taylor (1989) The Kirton Adaption-Innovation-Inventory: a re-examination of the factor structure, Journal of Organizational Behaviour, 10, pp. 297-307, quoted in Bartram et al. (1995), pp. 125-127
- ↑ Henry, J. (1991) Creative Management, London, Sage p, 99
- ↑ D. Bartram (1995) Review of personality assessement instruments (level B) for use in occupational settings, Leicester: British Psychological Society
- ↑ Jane Henry (2001) Creativity and Perception in Management, The Open University, Milton Keynes
- ↑ adapted from Kirton, personal communication, 1990, 1999, see also Kirton, 1987
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