Klassenlotterie

Klassenlotterie

Eine Klassenlotterie ist eine Lotterie, bei der der Spielzeitraum in sogenannte Klassen unterteilt ist.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Klassenlotterie entstand aus der Lotterie. Im 16. und 17. Jahrhundert wurden Lotterien für die Armen des Landes veranstaltet und um das Land nach Kriegen wieder aufzubauen, ohne die Bürger mit zusätzlichen Abgaben zu belasten. Damit sich die Obrigkeiten die Einnahmen für gemeinnützige Einrichtungen für einen gewissen Zeitraum sichern konnten, veranstaltete man innerhalb einer Lotterie mehrere Ziehungen, für den der Einsatz neu geleistet werden musste; daraus entstanden die Klassen. Die Lose einer Lotterie konnten sonst nur verkauft werden, nachdem eine Lotteriegenehmigung vorlag. Eine Genehmigung einer Lotterie dauerte mehrere Jahre; dazu kamen noch weitere Verzögerungen durch den Verkauf der Lose. Die Losverkäufer zogen zu Fuß durch das Land, was ebenfalls mehrere Jahre dauerte, da man einen Ziehungstermin erst festlegte und veröffentlichte, nachdem alle Lose verkauft waren.[1]

Die erste Klassenlotterie Deutschlands wurde am 23. Juli 1697 in Leipzig durchgeführt. Das Klassensystem wurde 1721 in Hamburg eingeführt, wobei es Lotterien bereits vorher gab. Eine Losauflage umfasste 40.000 Stück und es wurde in 10 Klassen ausgespielt.[2] Im Jahre 1763 gab es in der preußischen Kurmark eine Klassenlotterie mit 20.000 Losen zu je 5 Taler. Der Höchstgewinn unter den 10.000 Gewinnen waren 6.000 Taler. Den Vertrieb der Lose übernahmen die Magistrate der Städte und die Postämter.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es insgesamt 7 konkurrierende Klassenlotterien im damaligen Reichsgebiet. 1938 wurden alle Lotteriegesellschaften (einschließlich der Österreichischen Klassenlotterie) von den regierenden Nationalsozialisten in der Deutschen Reichslotterie zusammengefasst und somit gleichgeschaltet. 1947 entstand die Süddeutsche Klassenlotterie, 1948 die Nordwestdeutsche Klassenlotterie.[3]

Klassen

Die Klassen entstanden im 15. Jahrhundert. Lotterien wurden immer für einen bestimmten mildtätigen Zweck veranstaltet, die mit der Ziehung beendet waren. Ab der Genehmigung einer Lotterie dauerte es mehrere Jahre, bis alle Lose verkauft waren, da die Lose nur im Rathaus verkauft wurden und die Losverkäufer zu Fuß durch Land zogen, um diese auf dem „platten Lande“ zu verkaufen. Erst wenn alle Lose verkauft waren, wurde die Ziehung veranstaltet. Auch diese dauert meist über mehrere Wochen, die dann Tag und Nacht ohne Unterbrechung durchgeführt wurde. Im 17. Jahrhundert verkürzte man die zeitaufwendige Vorbereitung einer Lotterie, indem man innerhalb einer Lotterie mehrere Ziehungen veranstaltete. Diese entstandenen Klassen hatten den Vorteil, dass Lose für die nächste Ziehung bereits verkauft werden konnten und die Einnahmen wurden ebenfalls für einen gewissen Zeitraum für bestimmte mildtätige Zwecke gesichert. Die erste Klassenlotterie wurde in Deutschland 1696 in Leipzig veranstaltet. Fast jede Stadt und jedes Land hatte im 18. und 19. Jahrhundert in Deutschland seine eigene Klassenlotterie. Die Anzahl der Klassen wurde von Land zu Land ebenso unterschiedlich gehandhabt, wie die Laufzeit einer Lotterie. Einige Veranstalter erhöhten von Klasse zu Klasse die Anzahl und Höhe der Gewinne oder ließen bereits gewonnene Lose nach einer bestimmten Ziehung ausscheiden. Es gab auch Veranstalter die Gewonnene Lose einer Klasse wieder in den Topf für die nächste Lotterie warfen, dass in den letzten Klassen einer Lotterie zahlreiche Losnummern mehrfach im Spiel waren. Die Spielpläne waren dem Bedarf der Bürger angepasst. In Kriegsjahren wurden in den Spielplan Dinge des täglichen Bedarfs wie die Bibel oder Geschirr aufgenommen. Auch Leibrenten wurden gerne als Gewinne ausgespielt. Hier hatte sich aber so manch Veranstalter verrechnet, da auf Dauer mehr ausbezahlt wurde, als zuvor durch die Lotterie eingenommen wurde. Die Leibrenten wurden ein Leben lang ausbezahlt; sprach ein Gewinner einer Leibrente nicht spätestens nach zwei Jahren nochmals vor, galt er als verstorben und die Zahlung wurde eingestellt. Meist hat der Gewinner die Rente aber gleich auf das jüngste Familienmitglied übertragen um eine längere und damit dauerhafte Zahlung zu erhalten.
So facettenreich die Klassenlotterien im 18. und 19. Jahrhundert veranstaltet wurden, so unterschiedlich prägte die Entwicklung auch die heutigen Klassenlotterien. Die heute bestehenden Klassenlotterien NKL, SKL sowie ÖKL haben daher Unterschiede im Spielplan. [4]

Häufig handelt es sich hier um eine Endziffernlotterie, die Bezug auf die Losnummer nimmt. Für die Länge und Anzahl der einzelnen Klassen gibt es keine Faustregel. Heutzutage dauert eine Klasse einen Monat und eine Lotterie mit sechs Klassen also sechs Monate.

Eine Teilnahme an einer derartigen Lotterie ist nur von der 1. Klasse aus sinnvoll. In der Regel ist ein Einstieg jederzeit möglich, wenn man die Spieleinsätze der vorangegangenen Klassen entrichtet. Ein nachträglicher Gewinn ist allerdings logischerweise nicht möglich.

Veranstalter

Klassenlotterien werden in Deutschland von der Nordwestdeutschen Klassenlotterie oder der Süddeutschen Klassenlotterie veranstaltet. In Österreich bieten die Österreichischen Lotterien eine Klassenlotterie an.

Literatur

  • Sabine Schönbein: Das Millionenspiel mit Tradition - Die Geschichte der Klassenlotterie. Books on Demand, 2008, ISBN 978-3-8334-8779-8.

Einzelnachweise

  1. Sabine Schönbein: Das Millionenspiel mit Tradition - Die Geschichte der Klassenlotterie. 2008, Seite 13ff, ISBN 978-3-8334-8779-8
  2. A. Zahn:Geschichte und Statistik der Lotterien im Königreich Sachsen, Druck von O. Schmidt, 1901, Seiten 30, 60, 74
  3. Merten Haring: Sportförderung in Deutschland: Eine vergleichende Analyse der Bundesländer, VS Verlag, 2010, ISBN 3531171550, Seite 64
  4. Sabine Schönbein: Das Millionenspiel mit Tradition - Die Geschichte der Klassenlotterie. 2008, Seite 13ff, ISBN 978-3-8334-8779-8

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