Klaus Gustav Heinrich von Beyme

Klaus Gustav Heinrich von Beyme

Klaus Gustav Heinrich von Beyme (* 3. Juli 1934 in Saarau, Niederschlesien) ist ein deutscher Politikwissenschaftler. Er ist emeritierter Ordinarius am Institut für Politische Wissenschaft der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Seine Eltern, Wilhelm von Beyme (1901-1968) und Dorothee von Rümker (1906-?), waren schlesische Gutsbesitzer, später Hoteliers. Beyme ist verheiratet mit Maja von Oertzen (* 28. Oktober 1935 in Rostock, Mecklenburg), der Tochter des Oberregierungsrats und Rechtsanwalts Detlof von Oertzen und der Viktoria von Blücher.

Leben

Nach seinem Abitur 1954 in Celle machte Beyme zunächst 1954 bis 1956 eine Ausbildung zum Verlagsbuchhändler. Anschließend studierte er 1956 bis 1961 an den Universitäten Heidelberg, Bonn, München, Paris und Moskau Politikwissenschaft, Geschichte, Kunstgeschichte und Soziologie. Die außergewöhnliche Auswahl des Studienplatzes Moskau (1959-60) ergab sich aus Interesse und Lebensgeschichte von Beyme. In der Volkshochschule lernte er Russisch und bewarb sich erfolgreich für den (Studenten-)Austausch [Quelle: Interview vom 5. Juli 1999]. Von 1961 bis 1962 war Beyme „Research Fellow" am „Russian Research Center“ der Harvard University, der Promotion 1963 in Heidelberg folgte nach einer Assistenztätigkeit die Habilitation ebenda 1967.

Anschließend war Beyme ordentlicher Professor an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen (1967-1973), 1971 auch kurzzeitig Rektor dieser Universität. 1972 erhielt er einen Ruf an die Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. 1972-1973 war er Vorsitzender der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft.

Schließlich war Beyme 1974 bis 1999 ordentlicher Professor an der Universität Heidelberg und leitete das Institut für Politische Wissenschaft. 1982 bis 1985 war er Präsident der „International Political Science Association“, 1983 bis 1990 Mitglied des Research Council am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz, 1985 Gastprofessor an der „École des Sciences politiques“ in Paris, 1979 Gastprofessor an der Stanford University (Kalifornien), 1987 ff. Mitglied der „Academia Europaea“, 1989 Gastprofessor an der „Universität Melbourne“. 1990 bis 1993 war er Mitglied des Vorstandes der „Kommission für die Erforschung des sozialen und politischen Wandels in den neuen Bundesländern“; seit 1999 ist Beyme emeritiert.

Wirken

Beyme erhielt vielfach würdigende Anerkennung für seine wissenschaftliche Tätigkeit, u.a. 1995 die Ehrenmitgliedschaft der Humboldt-Universität in Berlin, 1998 die Universitätsmedaille der Universität Heidelberg und 2001 die Ehrendoktorwürde der Universität Bern, des Weiteren ist er Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. 2008 wurde er mit dem Schader-Preis geehrt.

Eine Studie aus dem Jahr 1998 hatte zum Ergebnis, dass Klaus von Beyme mit Rang 10 einziger Deutscher unter den Top Ten der weltweit wichtigsten Politikwissenschaftler ist. Beymes außergewöhnliche Bedeutung für das Fach zeigt sich auch auf bundesdeutscher Ebene. 41 Prozent der in der Studie befragten Wissenschaftler benannten Beyme als wichtigsten Vertreter der Politikwissenschaft in Deutschland. Auf Platz zwei liegt er bei der Frage nach den wichtigsten Fachvertretern hinsichtlich ihrer „professionspolitischen Bedeutung“. Wiederum die meisten der Befragten glaubten, dass Klaus von Beyme die beste Reputation aller Politikwissenschaftler in der Öffentlichkeit genießt. Zweimal war Beyme auch unter den wichtigsten Vertretern einzelner Forschungsfelder zu finden. Sowohl bei dem Themengebiet „Politische Theorie, Politische Philosophie und Ideengeschichte“ als auch bei dem Fachgebiet „Vergleichende Politikwissenschaft / Systemvergleich“ rangiert er auf dem zweiten Platz. (Klingemann/Falter 1998)

Beymes Forschungsschwerpunkt ist die vergleichende Untersuchung der Regierungssysteme in Europa, dabei insbesondere im ehemaligen Ostblock. Zu seinen wichtigsten Fachgebieten wie „Vergleichende Politikwissenschaft“, „Politische Theorie“ sowie„ Policy-Analyse“ (Kulturpolitik, Kunst und Politik, Wohnungs- und Städtebaupolitik) hat Beyme zahlreiche Publikationen zu verzeichnen. Beyme sieht die Vereinigten Staaten als Vorbild (siehe sein Gespräch mit der Wochenzeitung Die Zeit, Ausgabe vom 12. Dezember 1998).

In seiner Freizeit befasst sich Klaus von Beyme mit Malerei und Kunstgeschichte. Daraus resultiert sein Werk Das Zeitalter der Avantgarde. Kunst und Gesellschaft 1905-1955.

Schriften (Auswahl)

  • Der Föderalismus in der Sowjetunion (1964)
  • Interessengruppen in der Demokratie (1969), 5. Auflage, 1980
  • Die parlamentarischen Regierungssysteme in Europa (1970)
  • Die politische Elite in der Bundesrepublik Deutschland (1971)
  • Die politischen Theorien der Gegenwart (1972), 8. Auflage, 2006
  • Ökonomie und Politik im Sozialismus (1975)
  • Gewerkschaften und Arbeitsbeziehungen in kapitalistischen Ländern (1977), 10. Auflage, 2004
  • Das politische System der Bundesrepublik Deutschland (1979), 9. Auflage 1999
  • Parteien in westlichen Demokratien (1982)
  • Die Sowjetunion in der Weltpolitik (1983)
  • Vorbild Amerika? Der Einfluß der amerikanischen Demokratie in der Welt (1986)
  • Der Wiederaufbau (1987)
  • Reformpolitik und sozialer Wandel in der Sowjetunion 1970 - 1988 (1988)
  • Hauptstadtsuche. Hauptstadtfunktionen im Interessenkonflikt (1991)
  • Theorie der Politik im 20. Jahrhundert (1991), 3. Auflage, 1996
  • Die politische Klasse im Parteienstaat (1993), 2. Auflage, 1995
  • Systemwechsel in Osteuropa (1994)
  • Der Gesetzgeber: Der Bundestag als Entscheidungszentrum (1997)
  • Die Kunst der Macht und die Gegenmacht der Kunst (1998)
  • Die parlamentarische Demokratie (1999)
  • Parteien im Wandel (2000), 2. Auflage, 2002
  • Politische Theorien im Zeitalter der Ideologien (2002)
  • Das Zeitalter der Avantgarde. Kunst und Gesellschaft 1905-1955 (2005)
  • Föderalismus und regionales Bewusstsein. Ein internationaler Vergleich (2007)
  • Die Faszination des Exotischen: Exotismus, Rassismus und Sexismus in der Kunst (2008)

Literatur

  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser B Band XVII, Band 89 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1986, ISSN 0435-2408.
  • Hans-Dieter Klingemann, Jürgen W. Falter: Die deutsche Politikwissenschaft im Urteil der Fachvertreter., in: Michael Th. Greven (Hrsg.): Demokratie – eine Kultur des Westens? 20. Wissenschaftlicher Kongreß der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, Verlag Leske & Budrich, Opladen 1998
  • Gisela Riescher (Hrsg.): Politische Theorie der Gegenwart in Einzeldarstellungen. Kröner, Stuttgart, 2004, S. 56-59

Weblinks


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