Kloster Camp

Kloster Camp
Zisterzienserabtei Kamp
Die Abteikirche
Die Abteikirche
Lage Deutschland
Nordrhein-Westfalen
Koordinaten: 51° 30′ N, 6° 31′ O51.502356.516237Koordinaten: 51° 30′ 8″ N, 6° 30′ 58″ O
Ordnungsnummer
nach Janauschek
20
Gründungsjahr 1123
Jahr der Auflösung/
Aufhebung
1802
Mutterkloster Kloster Morimond
Tochterklöster

Kloster Walkenried (1129)
Kloster Volkenroda (1131)
Kloster Amelungsborn (1135)
Kloster Hardehausen (1140)
Kloster Michaelstein (1146)
Kloster Saarn (1214)
Kloster Neuenkamp (1231)
Kloster Bottenbroich (1231)
Kloster Eiteren/NL (1342)
Kloster Mariënkroon/NL (1382)
Kloster Sibculo/NL (1412)
Kloster Burlo (1448)
Kloster Grevenbroich (1628)

Kloster Kamp ist ein Kloster auf dem Gebiet der Stadt Kamp-Lintfort, deren Name sich vom Kloster herleitet. Es wurde 1123 gegründet und war das erste Zisterzienserkloster im damaligen deutschsprachigen Raum. Die Klosteranlage liegt auf einem Hügel (Kamper Berg), an dem südlich der historische Kanal Fossa Eugeniana entlang führt.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Vom ursprünglich romanischen Bau ist nicht viel bekannt, er soll aber wohl kein Querhaus besessen haben, eben sowenig wie der Bau aus den Jahren 1410-1415, welcher im Truchsessischen Krieg zerstört wurde. Der Neubau aus dem 17. Jahrhundert umfasst noch den Chor des Vorgängerbaus. Das Innere der Kirche beherbergt Gegenstände und Formen aus den vorherigen Jahrhunderten, viel Ursprüngliches ist durch Kriege, besonders aber durch die Säkularisierung unter französischer Herrschaft verloren gegangen.

Von Außen sind die beiden Zwiebeltürme an der Ostfront das markanteste Zeichen der Kirche, ebenso wie der Dachreiter. Durch diese außergewöhnlichen Stilelemente wird die Bedeutung des sakralen Bereichs unterstrichen. Ein sonst üblicher Turm im Westen (Westwerk) fehlt. Im Nordosten schließt sich eine sechseckige Marienkapelle aus dem Jahr 1714 an.

Terrasssengarten

Zum Klostergelände gehört der um 1990 wiederhergestellte Terrassengarten. Mit der Wiederherstellung wurde der Versuch unternommen, Mosaiksteinchen barocker Gartenbaukunst an ihrem traditionellen Ort wieder in ein geschlossenes Bild zu integrieren. Die wiedererrichtete Gartenanlage wurde 2004/2005 als herausragendes Beispiel in die Straße der Gartenkunst an Rhein und Maas aufgenommen.

Orgel

Anfangs ließen die Zisterzienser in ihren Kirchen noch keine Orgel zu, da das Instrument ursprünglich aus dem heidnischen Gebrauch kam. Die Gregorianik, der Gesang der Mönche, wird auch nicht mit Instrumenten begleitet. Nach dem Aufkommen der Mehrstimmigkeit im Hochmittelalter fand auch die Orgel immer mehr Einzug in Kirchen. Unter Abt Henricus V. von Calkar wurde 1495 eine neue Orgel in der Klosterkirche aufgestellt, woraus geschlossen werden kann, dass vorher auch schon ein solches Instrument in der Kirche vorhanden war. Wann allerdings die erste Orgel aufgestellt worden war, ist unbekannt.

Die heutige Orgel (etwa 1720/1722) wurde unter Abt Wilhelminus Norff III. aus Rheinberg (1705 bis 1726) errichtet, die Orgelbühne, eine Rokokoarbeit, ist noch gut erhalten. Die Felder der Brüstung sind mit durchbrochenen Arabesken versehen, das verwendete Material ist reines Eichenholz. Das Geländer der Brüstung stellt Weinlaub und Trauben, versehen mit Rosen dar. Das ursprüngliche Instrument hatte ein einmanualiges Werk mit angehängtem Pedal. Oben auf der Orgel steht eine Figur des Königs David, der eine Harfe in der Hand hält.

Blick auf den terrassierten Klostergarten
Orgel in der Klosterkirche

Da das Instrument nach 200 Jahren unspielbar wurde, ist es 1905 durch ein neues Werk mit pneumatischer Traktur ersetzt worden. In den 1960er Jahren wurde die Orgel noch einmal umgebaut und die Pneumatik wurde durch eine elektrische Traktur ausgetauscht. Zusätzlich wurde ein neuer fahrbarer Spieltisch eingebaut. Durch die Restaurierungsarbeiten in der Kirche in den 1970er Jahren wurde die Orgel erneut unspielbar und 1978 wiederum durch eine neue Orgel ersetzt, welche aus drei selbstständigen Teilwerken besteht (Hauptwerk, Unterwerk und Pedalwerk). Auch wurde die elektrische Traktur durch eine mechanische ersetzt, welche aus millimeterdicken Holzleisten besteht. Die Registraktur ist elektrisch (Elektromagnete).

Aus Anlass der Rekonstruktion der Barockorgel in der Pfarrkirche St. Nikolaus zu Brüggen, stießen die Orgelbauer der Firma Stockmann, Werl auf interessante Begebenheiten. Diese gehen davon aus, dass der Orgelbauer Johann Jakob Brammerts (1668-1729) die Kamper Orgel unter Wilhelminus Norff gebaut hat. Brammerts hatte am Niederrhein und in der niederländischen Provinz Limburg mehrere Instrumente gebaut. Es ist anzunehmen, das der Abt diesen Orgelbauer zum Bau des neuen Instrumentes heranzog.

„Die Orgel steht vorn in der Emporenbrüstung und gleicht hierin den am Niederrhein erhaltenen Gehäusen in den kath. Kirchen zu Bracht, Kloster Kamp, Walbeck, Wegberg (ehem. Kreuzherrenkloster), ev. Kirche zu Linnich, sowie der kriegszerstörten Erkelenzer Paterskirche und der Klever Minoritenkirche.“

Stockmann, Werl - Andreas Riedel

Geschichte

Schädeldecke der Heiligen Agatha im Altar der Klosterkirche
Die Abteikirche vom Klostergarten aus gesehen

Gründung

Am 23. Januar 1123 wurde von Friedrich I., Erzbischof von Köln, die Stiftungsurkunde für das Kloster ausgestellt und dieser beauftragte seinen Bruder Arnulf aus dem Zisterzienserkloster Morimond in Frankreich, das Kloster zu gründen. Heinrich, ein weiterer Bruder, machte sich mit einer Gruppe von 12 Mönchen auf den Weg an den Niederrhein. Am 31. Januar 1123 (nach dem Julianischen Kalender 1122) wurde das Kloster errichtet. Die Mönche brachten unter anderen Reliquien auch ein Stück der Schädeldecke der Heiligen Agatha mit, die heute noch in der Klosterkirche aufbewahrt wird.

Da die Zisterzienser ihre Niederlassungen normalerweise in Tälern oder ebenen Gebieten errichtet hatten, wird vermutet, dass ihre erste Niederlassung ganz in der Nähe des späteren Klosters errichtet worden war. Unter dem zweiten Abt Theoderich wurden landwirtschaftliche Betriebe (Grangien) unter anderem in der Nähe von Kalkar und Voerde errichtet.

Laut Satzung des Zisterzienserordens musste jedes Kloster einen eigenen Weinberg besitzen, den Kamp als Weingut in Moselweiß bei Koblenz besaß. Nachdem sie das Gut 1355 wegen finanzieller Schwierigkeiten verkaufen mussten, legten die Mönche im Süden der Kirche einen Weinberg an. In einer Chronik von 1483 ist mehrfach über diesen Wein zu lesen, dass er mit Reizen gegeizt haben soll: „Der Kamper Wein bereitet am Tisch nur Pein“ (lat: Vinum Campens non facit gaudia mense).

Erbauung auf dem Kamper Berg und Töchtergründungen

Das ganze Gebiet war zu damaliger Zeit allerdings noch Sumpflandschaft. Unter dem dritten Abt Gierard (um 1150) wurde daher mit dem Bau der Klosteranlage auf einem ganz in der Nähe liegenden Hügel, dem Kamper Berg, begonnen. Damit ist es das einzige Zisterzienserkloster gewesen, welches auf einer Anhöhe erbaut worden ist. Sechs Jahre nach der Gründung wurde schon das erste Tochterkloster Walkenried im Harz gegründet, 1132 folgten Volkenroda in Thüringen, 1135 Amelungsborn am Solling, 1140 Hardehausen in Westfalen und 1146 Michaelstein ebenfalls im Harz.

Vom Kloster Kamp gingen 15 Tochtergründungen direkt aus, wobei für den Osten das Kloster Neuzelle (südlich von Frankfurt/Oder bzw. Eisenhüttenstadt) eine besondere Bedeutung hatte. Auf dem Höhepunkt standen 60 Klöster und weitere 24 Nonnenklöster unter direkter Aufsicht der Kamper Äbte. Ende des 13. Jahrhunderts erreichte das Kloster unter Abt Giselbert seinen Höhepunkt mit Besitzungen (Höfen) unter anderem in Köln, Koblenz, Neuss, Uerdingen, Rheinberg, Utrecht, Aachen und Nimwegen. Von den Höfen ist nur noch der in Rheinberg erhalten. Im Spätmittelalter war das Kloster wohl das bedeutendste des ganzen Zisterzienserordens. Ein Meisterwerk aus der Zeit, die 1312 entstandene Kamper Bibel, befindet sich heute im Besitz der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

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Kamp-Lintfort, Kloster Kamp, Terrassengartenpanorama
Kamp-Lintfort, Kloster Kamp, Terrassengartenpanorama

Renovierungen

Am Anfang des 15. Jahrhunderts wurden viele Gebäude am Kloster renoviert und neu errichtet, auch ein neuer Hochaltar wurde gebaut. Mit der Reformationsbewegung im 16. Jahrhundert und besonders mit dem Truchsessischen Krieg brachen schwere Zeiten für das Kloster an. 1580 zog ein Teil der Mönche nach Neuss, 5 Jahre später gab man das Kloster ganz auf und der Rest siedelte nach Rheinberg über. 1586 wurde ein Großteil des Klosters durch Graf Adolf von Neuenahr und Moers auf dem Berg zerstört. Zwischen 1626 und 1629 wurde am Südhang des Berges der Bau der Fossa Eugeniana vorangetrieben.

Erst unter Abt Polenius (1636-1664) kehrte ein Teil der Mönche zurück, der Wiederaufbau begann allerdings erst ab 1683 unter Abt Andreas Holtmann aus Geldern. Mit dem Bau der heutigen Klosterkirche wurde 1685 begonnen, die Apsis (Ostchor) ist als einziges noch Original von 1410 erhalten. Der Bau entspricht allerdings nicht den Idealvorstellungen des Ordens. Am 19. November 1700 konnte der ganze Konvent wieder einziehen. Unter Abt Wilhelm Norff aus Rheinberg (1705-1726) wurde eine neue Orgel gebaut, die Schulden getilgt und neue Güter gekauft. Auch die Marienkapelle im Norden der Kirche wurde zu dieser Zeit errichtet, im Niederrheingebiet existiert mit der Gnadenkapelle in Kevelaer nur ein vergleichbarer Bau.

Am 15. Juli 1714 besuchte Friedrich Wilhelm I. von Preußen die Abtei. Der König war damals in Moers zu Besuch und machte auf dem Weg nach Geldern einen Abstecher nach Kamp. Damals gab es nur eine Straße zwischen diesen beiden Orten. Auf Bitten des Priors erließ der König bei diesem Besuch die Akzisen für dieses Kloster. Auch einige schön geformte Weingläser mit kelchartiger Form und eingraviertem preußischen Adler wurden der Abtei bei diesem Besuch geschenkt.

Letzte Blütezeit

Unter Abt Franziskus Daniels aus Grevenbroich (1733-1749) brach für das Kloster die letzte Blütezeit an. Er ließ den heute noch bekannten Terrassengarten errichten, der als reiner Obst- und Gemüsegarten genutzt wurde. Die Terrassierung erfolgte dabei nach italienischer, die Ausfüllung der Flächen nach französischer Mode. Für die Wasserspiele im Garten wurde das Gefälle des Berges ausgenutzt, der Wasserspeicher dafür befand sich unter dem Südturm der Klosterkirche. Abt Daniels ließ ebenfalls noch eine Prälatur direkt neben der Klosterkirche bauen.

Bei Kamp kam es während des Siebenjährigen Krieges am 12. Juni 1758 zum Sieg Ferdinands von Braunschweig über die Franzosen unter Graf Clermont und am 16. Oktober 1760 in der Schlacht bei Kloster Kampen zum Sieg der Franzosen unter Marquis de Castries über den Ferdinand.

Nachdem 1789 in Frankreich die Revolution ausgebrochen war, konnte 1794 der linke Niederrhein von den französischen Armeen besetzt werden. Am 6. August 1802 wurde von den Kommissaren Lépine und Thibault die Säkularisation des Klosters verkündet, alle beweglichen und unbeweglichen Güter wurden konfisziert. Alleine die Kirche und die für den Gottesdienst benötigten Gegenstände waren davon ausgenommen. Die letzten Mönche verließen das Kloster am 10. August 1803. 1807 wurde das Kloster nach einer Versteigerung in Aachen von sechs Kaufleuten erworben. Die Gebäude wurden abgerissen oder umgebaut, das Land des Ordens ging durch die Abschaffung der Feudalrechte durch Frankreich an die Bauern über, die es bisher nur erblich nutzen durften.

Auf dem Wiener Kongress wurde Kamp Teil der preußischen Provinz Rheinland. Zwischen 1802 und 1954 wurde die ehemalige Klosterkirche von der Gemeinde als Pfarrkirche genutzt. Am 27. Mai zog ein Konvent der Karmeliter in das Kloster ein und waren als Seelsorger und Lehrer an den Schulen der Stadt tätig. 2002 wurde aber auch dieser Konvent aufgelöst und die Ordensleute zogen bis auf einen in die Niederlande zurück.

1738 soll Kronprinz Friedrich (II.) von Preußen von Straßburg zum Schloss Moyland bei Kleve gefahren sein, um sich dort mit Voltaire zu treffen. Auf dem Weg fuhr er am Kamper Terrassengarten vorbei und entwarf daraufhin den Plan von Sanssouci. Friedrich Wilhelm I. von Preußen war in diesem Jahr wohl ein zweites mal am Kloster vorbeigekommen, von einem erneuten Aufenthalt im Kloster ist allerdings nichts bekannt.

Heute

In einer der beiden Orangerien der Klosteranlage finden heute häufiger Kunstausstellungen statt. Auf dem Abteiplatz vor der Klosterkirche sind noch einige Gebäude erhalten, die mit der letzten Blütezeit des Klosters entstanden sind. Im Agathastift befindet sich das Ordensmuseum, in dem viele Gegenstände aus der Geschichte des Klosters ausgestellt sind. Kostbarstes Ausstellungsstück ist das Kamper Antependium, ein Altarvorhang aus dem 14. Jahrhundert.

Siehe auch

Literatur

  • Georg Geisbauer: Kloster Kamp, seine Äbte und Filiationen; Die Kamper Chronik - deutsch; Kamp-Lintfort (Eigenverlag) 2002
  • Erich Willicks, Georg Geisbauer: Kloster Kamp - Geschichte und Gegenwart, Kamp-Lintfort (Eigenverlag) 2000
  • Geschichte des Siebenjährigen Krieges in einer Reihe von Vorlesungen, mit Benutzung authentischer Quellen, bearbeitet von den Offizieren des großen Generalstabs, Vierter Theil: Der Feldzug von 1760, als Manuscript zum Gebrauche der Armee abgedruckt, Berlin 1834; S. 416ff. online bei google books S. 416ff

Weblinks


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