Kloster Niederalteich

Kloster Niederalteich
Stich des Klosters aus dem "Churbaierischen Atlas" des Anton Wilhelm Ertl 1687

Kloster Niederaltaich ist ein der Überlieferung nach im Jahr 741 von Herzog Odilo von Bayern gegründetes, in der Gemeinde Niederalteich an der Donau liegendes Benediktinerkloster, das dem Heiligen St. Mauritius geweiht ist. Die Abtei gehört der Bayerischen Benediktinerkongregation an.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Blick auf die Klosterkirche
Portal

Nach der Gründung 741 erfolgte die Besiedelung des Klosters vom Heiligen Pirmin mit Mönchen aus der Abtei Reichenau (Bodensee). Hermann von Reichenau irrt mit der Nennung des Jahres 731. Der erste Abt Eberswind gilt als der Redaktor des ersten bairischen Stammesrechts, der Lex Baiuvariorum.

Das Kloster kultivierte große Teile Niederbayerns bis in das Gebiet der heutigen Tschechischen Republik und gründete 120 Siedlungen im Bayerischen Wald. Unter Karl dem Großen und Ludwig dem Deutschen erweiterte sich der Abteibesitz bis in die Wachau. Unter letztgenanntem war Abt Gozbald (825–855) Erzkanzler. Ihm folgte vermutlich Otgar, der spätere Bischof von Eichstätt. [1] 848 erhielt das Kloster das Recht der freien Abtswahl, 857 dann die Reichsunmittelbarkeit. Das Kloster war 950 bis 990 Kollegiatstift. Die Reichsunmittelbarkeit verlor das Kloster durch die Lehensvergabe durch Kaiser Friedrich Barbarossa an das Bamberger Bistum 1152 wieder. 1242 übernahmen die Wittelsbacher die Vogtei über das Kloster. Bis zur Säkularisation war Niederalteich eine geschlossene Hofmark. Über 50 Mönche wurden als Äbte in andere Klöster oder auf Bischofsstühle berufen. Das Jahrhundert der Ungarnstürme brachte Niedergang und Umwandlung in ein Chorherrenstift.

Unter Abt Gotthard (996–1022) setzte eine neue Blütezeit des Klosters ein. Der Heilige, der mit Herzog Heinrich von Bayern, dem späteren Kaiser Heinrich II., Träger der Klosterreform seiner Zeit war ist wohl der bekannteste Abt der Abtei. Er wurde später Bischof von Hildesheim und ist dort begraben.

1242 übernahmen die Wittelsbacher als Erben der Grafen von Bogen die Vogtei über das Kloster. Wichtige Äbte ab dieser Zeit waren Hermann (1242–1273), der Verfasser der „Annales Hermanni“ sowie die Reformäbte Kilian Weybeck (1503–1534) und Paulus Gmainer (1550–1585). Vitus Bacheneder, Abt von 1651 bis 1666, schuf nach dem Dreißigjährigen Krieg die Grundlagen für die wirtschaftliche Blüte des Klosters in der Barockzeit. Unter Abt Joscio Hamberger (1700–1739) erfolgte die Gestaltung des Barockklosters und der jetzigen Kirche sowie die Einrichtung einer Schule. Von 1718 bis 1724 leitete Jakob Pawanger den Umbau der gotischen Stiftskirche. 1724 wurde Pawanger von Johann Michael Fischer abgelöst, der bis 1727 den Umbau vollendete.

Niederaltaich war bis Anfang des 19. Jahrhunderts eines der mächtigsten Klöster im süddeutschen Raum. Drei Erzbischöfe, acht Bischöfe sind aus der Abtei hervorgegangen, 51 Mönche wurden als Äbte in andere Klöster beordert.

Mit der Säkularisation durch den Reichsdeputationshauptschluss wurde das Kloster 1803 aufgehoben. Der durch einen Blitzschlag hervorgerufene Kirchenbrand 1813 bedeutete den Beginn des Abbruchs großer Teile der Barockanlage. Die Klostergebäude wurden an Privatleute veräußert. Die Seitenkapellen der Klosterkirche, der gotische Kreuzgang und die anschließenden Klostertrakte sowie die Pfarrkirche wurden abgerissen. 1918 wurde Niederalteich mit Hilfe eines Vermächtnisses des Niederalteicher Religionsprofessors Franz Xaver Knabenbauer von Kloster Metten aus neu besiedelt. Im Jahr 1932 erhielt die Klosterkirche den päpstlichen Ehrentitel einer „Basilica minor“. 1949 wurde das Kloster unter Abt Emmanuel Maria Heufelder wieder eine selbstständige Abtei.

Die verbliebenen Teile der barocken Klosteranlage wurden 1953/1954 durch einen Neubau wieder verbunden und nach und nach renoviert. 1959 gründete man die Katholische Landvolkshochschule. 1971 bis 1973 wurde das seit 1946 wieder bestehende St.-Gotthard-Gymnasium um einen Neubau erweitert, dessen Internat aber 1994 geschlossen. 1999 bis 2001 wurde in den Internatsräumen das Tagungs- und Gästehaus St. Pirmin neu ausgebaut. Von 2006 bis 2007 wurde der Neubau des Gymnasiums saniert. In der Folgezeit baut man das St.-Gotthard-Gymnasium zu einer Ganztagsschule aus. Derzeit leben und wirken ca. 30 Benediktinermönche in der Abtei Niederaltaich. Seit 2001 leitet Abt Marianus Bieber (* 1958) die Geschicke des Klosters. In der Abtei lebt auch Altabt Emmanuel Jungclaussen (* 1927), der durch viele Veröffentlichungen und versch. Meditationskurse bekannt ist.

Äbte in der jüngeren Geschichte des Klosters

  • Gislar Stieber, 1930–1937 (1934)
  • Corbinian Hofmeister von Metten als Abt-Administrator, 1934–1949
  • Emmanuel Maria Heufelder aus Schäftlarn, 1934–1949 Prior, 1949–1968 Abt
  • Ansgar Ahlbrecht, 1968–1970
  • Placidus II. Stieß, 1970–1989
  • Emmanuel Jungclaussen, 1989–2001
  • Marianus Bieber, seit 2001

Glocken der Basilika

Nr. Name Nominal
Gewicht
(kg)
Durchmesser
(cm)
Gießer, Gussort Gussjahr Turm
1 Mauritius as0 4820 200 Perner, Passau 2003 Nord
2 Michael c1 2074 153 Grassmayr, Innsbruck 1938 Süd
3 Antonius es1 1300 125 Georg Sammassa, Passau 1814 Süd
4 Maria Verkündigung f1 971 118 Perner, Passau 1961 Süd
5 Bruder Konrad as1 500 98 Karl Hamm, Regensburg 1931 Süd

Ökumene

Niederaltaich ist aus der ökumenischen Zielsetzung des Klosters heraus ein Kloster mit zwei kirchlichen Traditionen („Riten“). Ein Teil der Mönche betet und lebt nach dem römischen, ein Teil nach dem byzantinischen Ritus.

Durch Papst Pius XI. wurde den Benediktinern 1924 die Aufgabe gestellt, Theologie und Frömmigkeit des christlichen Ostens im Abendland bekannt zu machen.

Die „Göttliche Liturgie“ (Eucharistie) und das Stundengebet werden von den Mönchen in deutscher Sprache gefeiert. Dazu wurden die liturgischen Texte aus dem Kirchenslawischen bzw. dem Griechischen übersetzt.

1986 wurde für die Feier des byzantinischen Ritus im Trakt der ehemaligen Klosterbrauerei eine Kirche und eine Kapelle eingerichtet, die beide dem heiligen Bischof Nikolaus von Myra geweiht sind. Der Altarraum ist vom Kirchenschiff jeweils durch einen Ikonostase getrennt. Auch die weitere Ausgestaltung der Kirche und der Kapelle mit Ikonen erinnert an die Kirchen Russlands und Griechenlands.

Einzelnachweise

  1. Alfred Wendehorst: Das Bistum Eichstätt. Band 1: Die Bischofsreihe bis 1535. Reihe: Germania Sacra - Neue Folge 45. Berlin 2006. ISBN 978-3-11-018971-1. S. 37.

Weblinks

48.76604722222213.0276916666677Koordinaten: 48° 45′ 58″ N, 13° 1′ 40″ O


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