- Kloster Ossegg
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Das Kloster der Jungfrau Maria (tschechisch Klášter Panny Marie) ist ein Baudenkmal von hohem historischen und künstlerischen Wert und eine der bedeutendsten Klosteranlagen Nordböhmens. Es ist Teil der Ortschaft Ossegg (Osek), die am Südhang des Erzgebirges in Tschechien liegt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das Kloster wurde im Jahre 1192 durch Zisterzienser vom bayerischen Kloster Waldsassen in Maschau bei Kaaden gegründet. Am 20. Juni 1196 bestätigte der böhmische Fürst und gleichzeitige Prager Bischof Heinrich Břetislav die Gründung. Nach einem Streit zwischen dem Grundherrn und dem Konvent wurde das Kloster 1197 nach Ossegg auf die Güter des Magnaten Slavko, des Ahnherrn der Herren von Riesenburg, verlegt.
Die spätromanische Basilika Mariä Himmelfahrt wurde 1206–1221 errichtet und nach 1248 gotisch umgebaut. Es war eine dreischiffige Basilika mit dem Grundriss eines lateinischen Kreuzes und einem rechtwinkligen Chor mit Kapellen und einem Querschiff. Sie hatte eine Länge von 76 m, gehörte seinerzeit zu den größten Ordensbauten Böhmens und diente auch als Grablege der Herren von Riesenburg. Die Lage der Grabstätten ist nicht genau bekannt. Zur feierlichen Einweihung schenkte Papst Innozenz III., der neben dem Prager Bischof Daniel II. (Milík) das Kloster unter seinem Schutz stellte, Reliquien der heiligen Märtyrer Kosmas, Sebastian, Fabianus, Cyprian und der seligen Jungfrau Petronilla. Gleichzeitig erhielten alle, die an der Einweihung teilnahmen oder eine Woche danach und an anderen Jahrestagen die Kirche besuchten, die Absolution[1].
An der Nordseite wurde 1209 der Friedhof eingeweiht. Zugänglich war dieser durch die Kirche und das Tor der Toten (Ianua morturorum), das im geistlichen Leben des Ordens eine bedeutende symbolische Rolle spielte. Die Kirche wurde mit einer flachen Decke, die drei Schiffe mit spitzen Arkaden versehen. Die Mauern waren aus Sandsteinquadern, die teilweise noch erhalten sind. Der Südflügel des Konvents mit dem frühgotischen Kapitelsaal und Teile des Kreuzgangs wurden um 1230 fertiggestellt.
Die Hrabischitzer sorgten mit zahlreichen Schenkungen für das Auskommen des Klosters. Slauko I. übereignete ihnen den Ort Ossegg, Haan mit der Siedlung Domaslavice, Herrlich, Dubany, Schönfeld im Erzgebirge sowie Einnahmen aus dem Feld- und Weinanbau und Zollgebühren. Auch andere Mitglieder der Familie beteiligten sich im Laufe der Zeit mit Schenkungen von ganzen Dörfern oder Ländereien. Außerdem musste das Kloster keine Zölle zahlen.
Während der Kämpfe gegen seinen Vater Wenzel I. fügte das Heer des Přemysl Otakar II. im Jahre 1248 der Klosteranlage schwere Schäden zu, und nach der Schlacht auf dem Marchfeld wurde sie von Verbündeten Rudolfs von Habsburg ausgeraubt. Die gesamte Anlage konnte deshalb erst um 1350 fertiggestellt werden.
In den Hussitenkriegen wurde das Kloster drei Mal zerstört. Der im Sommer 1421 von Jan Želivský geführte Feldzug nach Nordböhmen wurde zwar am 5. August bei Brüx geschlagen, jedoch wurden zuvor die Kloster in Doxan und in Ossegg niedergebrannt und die Städte Bilin und Dux von den Truppen Želivskýs besetzt. Beim großen Feldzug der Hussiten im Jahre 1426 unter Andreas Prokop gegen Aussig und Brüx wurde das Kloster erneut geplündert. Den dritten, von radikalen Taboriten geführten Angriff im Jahre 1429 überlebten nur wenige Mönche des Klosters. Das Kloster wurde in dieser Zeit jedoch auch vom an sich befreundeten, katholischen Kaiser Sigmund strapaziert, der Güter des Klosters verkaufte, um Geld für weitere Feldzüge zu gewinnen. Der Wiederaufbau nach den Hussitenkriegen dauerte lange.
Durch Plünderungen und Verpfändungen geriet das Kloster im 16. Jahrhundert in wirtschaftliche Not, so dass Papst Gregor XIII. das vollkommen verschuldete Kloster 1580 auflöste. In der Zeit der Unterbrechung des Konvents von 1580 bis 1628 bewohnte das Kloster lediglich der in Diensten des Prager Erzbischofs stehende Propst. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Anlage schwer beschädigt. Im Zuge der Rekatholisierung Böhmens wurde das Kloster 1624 restituiert und mit Stiftungen und Schenkungen versehen.
Durch intensive Bewirtschaftung der ordenseigenen Ländereien und Erträge aus der dem Kloster gehörenden ältesten Textilmanufaktur Böhmens verbesserte sich die wirtschaftliche Lage des Klosters. Abt Benedikt Litwerich gründete im Jahr 1697 eine Wollstrumpf- und drei Jahre später eine Feintuchmanufaktur. Die Ausbildung der Arbeiter erfolgte durch Fachkräfte aus Deutschland. Viele der Beschäftigten verließen nach gewisser Zeit die Manufakturen, bildeten ihrerseits Arbeiter aus und gründeten eigene Betriebe, die später den wirtschaftlichen Schwerpunkt vor allem in Oberleutensdorf und Umgebung bildeten.
Auch im Siebenjährigen Krieg musste das Kloster mehrere Heimsuchungen durch preußische Truppen erleiden. Im Jahre 1779 besuchte Kaiser Kaiser Joseph II. das Kloster. Von seinen Reformen war es jedoch nicht betroffen, im Gegenteil, es erhielt Bibliotheken und Gemäldesammlungen anderer aufgehobener Klöster.
1945–1990 kam es zu einer zweiten Unterbrechung des Konvents. 1945 und 1946 wurden die Mönche in das Kloster Raitenhaslach ausgewiesen und das zweite Mal 1961 in das Kloster Langwaden. Bis zur Enteignung 1950 durch den tschechoslowakischen Staat diente das Kloster der Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos als Jugenderziehungsheim, danach als Internierungszentrum tschechischer Priester und ab 1953 als sog. Altersheim für Ordensschwestern, die jedoch den Klosterbezirk nicht verlassen durften. Nach der politischen Wende wurde 1991 die stark beschädigte Klosteranlage durch die Tschechische Republik den Zisterziensern zurückgegeben, die sich um eine Instandsetzung bemühen. 1995 wurde die Klosteranlage zum nationalen Kulturdenkmal erhoben, drei Jahre später konnte das 800-jährige Jubiläum gefeiert werden.
Nach der Versetzung des letzten verbliebenen Ordensmanns, Pater Charbel, in das Bochumer Kloster Stiepel wurde das Kloster im Oktober 2008 geschlossen. Es wird angestrebt, das Kloster bis 2013 mit EU-Geldern restaurieren zu lassen, wobei diese Maßnahme mit der Auflage verbunden wäre, dass danach wieder geistliches Leben in das Kloster einzieht.[2]
Klosterbeschreibung
Der kunstliebende Abt Benedikt Littwerig veranlasste 1712–1718 Um- und Erweiterungsbauten der Klosteranlage im Barockstil, für die der Baumeister Octavio Broggio aus Leitmeritz den Auftrag bekam.
Der Innenraum der Klosterkirche lässt noch die ursprüngliche dreischiffige Basilika erkennen. An ihrer barocken Ausgestaltung waren bedeutende Künstler beteiligt: Die Stukkaturen der Wände, des Tonnengewölbes und der Seitenaltäre sowie die Skulpturen von vier Aposteln des Hauptaltars stammen von Giacomo Antonio Corbellini (1674–1742). Johann Jakob Stevens von Steinfels schuf 1718–1723 das Fresko Die Ausgießung des Heiligen Geistes. Die anderen Fresken stammen von Wenzel Lorenz Reiner, der auch ein Seitenaltargemälde gemalt hat. Die Altarbilder Martyrium des Hl. Sebastian und Martyrium des Hl. Mauritius schuf Michael Willmann, das Hauptaltargemälde Mariä Himmelfahrt sein Stiefsohn Johann Christoph Lischka. Die Fassadenfiguren der Ordensheiligen, Evangelisten und böhmischen Landespatrone und auch einige Skulpturen im Innern sowie die Kanzel, das Chorgestühl und das Orgelgehäuse schuf 1714–1716 Franz Anton Kuen. Auch Edmund Richter schuf einzelne Skulpturen und war an den Holzschnitzarbeiten der Altäre und der Sakristei beteiligt.
Im Süden grenzen an das Kloster die Gebäude des alten Konvents. Den Kreuzgang umgibt ein Garten mit drei Gräbern aus dem 14. bis 16. Jahrhundert. Im Kapitelsaal, erbaut 1225–1250, befinden sich wertvolle Arbeiten aus Stein, darunter ein Lesepult und eine Madonnenstatue (um 1340). Den südlichen Teil nimmt der Speisesaal der Mönche ein.
Im Osten befindet sich das Konventsgebäude aus den Jahren 1705–1808 mit der Abteibibliothek, der Prälatur und dem Festsaal. Erhalten blieben hier zeitgenössische Gemälde aus der Geschichte des Klosters und Kachelöfen. In den Garten gelangt man durch das Klosterspital. Der Osten und Süden des Klosters ist von terrassenförmig aufgebauten italienischen Gärten umgeben. Das Wirtschaftsgebäude mit Wohneinheiten befindet sich im Süden, zu dem auch die Ruinen der Brauerei, der Speicher und der Klostermühle gehören.
Am westlichen Eingang befindet sich die Kapelle der Heiligen Barbara. Vervollständigt wird das Bild des Klosters durch die Pfarrkirche der Heiligen Katharina, einem ursprünglich gotischen Bau, später im Barockstil umgebaut.
Weitere Sehenswürdigkeiten
- Die Barockstuckaturen des Refektoriums schuf Giacomo Antonio Corbellini.
- Der Kreuzgang verfügt über ein Kreuzgewölbe und schöne Spitzbogenfenster.
- Der frühgotische Kapitelsaal, dessen Gewölbe von zwei Säulen getragen wird, beherbergt ein besonders kostbares Lesepult aus Stein, dessen oberer Teil drehbar ist. Die Wandmalereien schufen Johann Peter Molitor und Josef Kramolín.
- In einer Wandnische neben dem Kapitelsaal befindet sich ein romanisches Relief mit der Darstellung des Lamm Gottes
- Am westlichen Eingangstor schuf Octavio Broggio eine reich stuckierte Kapelle der Heiligen Barbara und Katharina.
- Vor der Prälatur legte Octavio Broggio einen dreistufigen Terrassengarten im italienischen Stil an, der mit Bassins, Wasserspeiern, Fontänen und Skulpturen ausgestattet wurde, die jedoch zum Teil nicht mehr vorhanden sind. 1877 wurde zudem ein Englischer Park eingerichtet.
Zitat
Gleich hinter dem Erzgebirge findet man Dinge, die man von hier bis zum norwegischen Nordkap und noch weiter vergebens sucht. Im ganzen nördlichen Europa kennt man ein solches wohlhabendes, reiches, schönes und auch wohltätiges Kloster nur aus den Romanen. Hier greift man´s mit den Händen.[3]
Verweise
Literatur
- Joachim Bahlcke u. a.: Handbuch der historischen Stätten Böhmen und Mähren, Kröner-Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-32901-8
- Erhard Gorys: DuMont Kunst-Reiseführer Tschechische Republik, ISBN 3-7701-2844-3
- Knaurs Kunstführer Tschechische Republik, ISBN 3-426-26609-1
Weblinks
- http://www.kloster-osek.info - Offizielle Seite des Klosters [momentan im Aufbau]
- http://www.kloster-projekte-osek.info - Informationen über die Geschichte und Architektur des Klosters sowie über Projekte zur Erhaltung und Sanierung (in tschechischer, deutscher und englischer Sprache)
- http://kathweb.de/bistum-dresden-meissen/Detailed/859.html
- Detaillierte Darstellung der älteren Geschichte von Stadt und Kloster Ossegg (Osek) auf der offiziellen Webseite der Stadt
Fußnoten
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- ↑ Codex diplomaticus et epistoralis regni Bohemiae
- ↑ Freie Presse, Lokalausgabe Schwarzenberg, 8. Oktober 2008: Nun ist es amtlich: Kloster Osek schließt seine Pforten
- ↑ Aus einem Reisebericht aus dem Jahr 1842, zitiert in: Johannes Arnold: Erzgebirge – Krusne hory. Mein Reiseland für einen Sommer. Rudolstadt 1979. S. 226.
50.62068611111113.694041666667Koordinaten: 50° 37′ 14″ N, 13° 41′ 39″ O
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