- Kloster Siegburg
-
Die Abtei Michaelsberg ist eine Abtei des Benediktinerordens. Sie gehört zur Kongregation von Subiaco. Das Kloster liegt auf dem Michaelsberg, etwa 40 Meter über der Stadt Siegburg.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der heutige Michaelsberg, damals Siegberg genannt, wurde um 800 erstmals durch die Ezzonen bewohnt, den Grafen vom Auelgau, die dort ihre Burg errichteten.
Mittelalter
1064 gründete der Kölner Erzbischof Anno II. dort eine Benediktinerabtei. Schutzpatron der Abtei wurde der Erzengel Michael, der fortan der Abtei und dem Berg den Namen gab. Schnell wurde das Kloster zu einer Reformabtei im Zuge der Reformen von Cluny. Allerdings wies die Klosterverfassung gegenüber Cluny erhebliche Unterschiede auf. Als Siegburger Reform fand diese Richtung eine weite Verbreitung. Nach dem Tod des Erzbischofs Anno 1075 wurde dieser in der Abtei beigesetzt. Um die Heiligsprechung Annos voranzutreiben entstand in Siegburg mit der Vita Annonis Minor eine Lebensbeschreibung des Bischofs. Anlässlich seiner Heiligsprechung wurden Annos Gebeine 1183 in den Annoschrein übertragen, der heute noch in der Abteikirche besichtigt werden kann.
Weitere in der Abtei begrabene Kölner Erzbischöfe waren der im Jahre 1099 verstorbene Hermann III. von Hochstaden und der 1131 verstorbene Friedrich I. von Schwarzenburg.
Aus dem Kloster wurde 1085 Norbert von Iburg als dritter Abt des Klosters Iburg nach Iburg entsandt. Er schrieb nach dem Tod des Osnabrücker Bischofs Benno II. dessen Biografie, die als Besondertheit der mittelalterlichen Biografik gilt.
Ab 1125 stellten für lange Zeit die Vögte der Abtei und erbauten 1243 eine eigene Burg in Siegburg. 1403 kommt es aufgrund einer Neubesetzung der Vogtstelle zu einem Krieg zwischen Abtei und Stadt, wobei Teile der Stadt in Brand geschossen wurden.
Neuzeit
1512 wurde der Abtei nach langem Rechtsstreit die Reichsunmittelbarkeit zuerkannt. Dies führte zu lang anhaltender Konkurrenz zur Stadt Siegburg.
1576 weist der Abt Gottfried von Eyll alle evangelischen Bürger aus der Stadt.
1593/94 lässt der Abt Wilhelm von Hochkirchen in Siegburg eine Lateinschule gründen.
1632 bis 1635 wurden Siegburg und die Abtei von schwedischen Truppen besetzt und die Verteidigungsanlagen der Abtei verstärkt.
1649 bis 1667 wurde die Abteikirche mit barocken Elementen durch Abt Johann von Bock neu aufgebaut.
1670 wurden große Teile der Befestigungsanlage durch bergische Truppen zerstört.
1676 wurde die Abtei wieder der Landeshoheit unterstellt.
1736, 1762 und 1772 kommt es zu Bränden in der Abtei, wodurch sie in etwa ihre heutige Form erhielt.
Preußische Landeshoheit
Im Zuge der Säkularisation wurde die Abtei am 12. September 1803 aufgehoben.
Am 19. Mai 1812 wurde der Kirchenschatz der Abtei der Pfarrkirche St. Servatius zugesprochen.
1816 bis 1820 war die Abtei Sitz des Landrates des Kreises Siegburg.
Ab 1. Januar 1825 wurde in den Abteigebäuden die Erste Rheinische Irrenheilanstalt unter Dr. Maximilian Jacobi eingerichtet. Zum 1. Mai 1878 wurde die Anstalt nach Düren verlegt.
1829 wurde die Abteikirche Simultankirche und auch von der neu gegründeten evangelischen Gemeinde genutzt, die erst 1879 eine eigene Kirche erhält. 1834 wurde die ehemalige Klosterkirche Pfarrkirche.
1879 bis 1914 wurde die Abtei als Zuchthaus genutzt, in dem nach einem Anbau von 1890 500 Gefangene untergebracht worden sind.
Bereits am 22. Oktober 1910 erwarb die Stadt den Michaelsberg, um dort wieder ein Benediktiner-Kloster zu ermöglichen. Am 28. Februar 1914 wird dies vom Staat Preußen genehmigt und am 2. Juli 1914 trafen die ersten Mönche aus dem Kloster Merkelbeek (Niederlande) hier ein.
Erster Weltkrieg
Aber schon am 1. August 1914 stellte die Abtei sich als Reservelazarett zur Verfügung. Dies wurde erst am 10. Februar 1919 durch die britische Militärregierung aufgelöst, die aber anschließend über 500 kanadische Soldaten dort einquartierte. Lediglich zwei Räume für zwei Pater wurden hiervon ausgenommen. Februar 1920 werden die Kanadier von französischen Truppen abgelöst und die Abtei zur Caserne de la Marne. Am 2. August 1921 wurden Teile der Abtei vom französischen Kriegsministerium wieder freigegeben, am 29. Januar 1926 wird die Besatzung aufgegeben.
Juli 1929 wurde der errichtete Gefangentrakt wieder niedergelegt.
Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg
Am 26. Juli 1931 wurde im Nordflügel der Abtei das Siegburger Heimatmuseum eingerichtet. Dieses wurde am 6. Mai 1940 geschlossen, als in der Abtei wiederum ein Reservelazarett eingerichtet wurde.
Am 6. Mai 1941 wurde die Abtei durch die SS aufgehoben und die Mönche wurden vertrieben.
Bei einem Bombenangriff am 28. Dezember 1944 wurden die Gebäude der Abtei trotz der aufgespannten Lazarettfahnen des Roten Kreuzes fast völlig zerstört. Auch am 3. März 1945 erhielt die Abtei mehrere Bombentreffer.
Nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute
Nach Kriegsende konnten die Patres in die Abtei zurückkehren. Bei Ausgrabungen im Rahmen des Wiederaufbaus der Abtei wurde am 14. August 1947 das Annograb wiederentdeckt.
Am 20. März 1949 wurde die wiederhergestellte Krypta der Abteikirche eingeweiht. Am 25. September wurden die Gebeine des Hl. Anno von der Servatiuskirche in die Abteikirche überführt.
Seit 1952 wird in der Abtei wieder der traditionelle Klosterlikör hergestellt.
Am 8. September 1953 wurde die wieder errichtete Abteikirche eingeweiht.
Am 25. April 1955 wurde auch der bisher in der Schatzkammer St. Servatius zurückgehaltene kostbare Annoschrein in die Abtei überführt und mit den Gebeinen in die neuen Annokapelle verbracht.
Am 6. Juli 1956 wurde die neue Orgel geweiht.
Am 23. April 1983 wurde das Abteimuseum eröffnet.
Am 25. Februar 1995 wurde die Renovierung der Krypta abgeschlossen.
Im Nordflügel und in einem großen Teil des Westflügels ist seit dem 20. April 1997 das Edith-Stein-Exerzitienhaus des Erzbistums Köln beherbergt. Vorher hatte die Bundesfinanzakademie diese Räumlichkeiten genutzt. In der Abtei gibt es außerdem das Jugendgästehaus St. Maurus (Hotel Garni), die Abteistuben und eine Buch- und Kunsthandlung. Männer können auch "Tage im Kloster" verbringen.
Seit 2004 wird für die Abtei außerdem das Michel, ein obergäriges Bier, gebraut.
Am Pfingstmontag 2006 segnete Abt Raphael die neuen Glocken, die einige Tage später im Glockenstuhl eingebaut wurden.
Äbte
- Erpho, 3. Juni 1076, Professmönch von Gorze
- Reginhard, 1076–4. Nov. 1105
- Kuno I., 1105–Mai 1126
- Kuno II., 1126–1146/47
- Nikolaus I., 1146/47–1174
- Gerhard I., 1174–1184/85
- Gerlach, 1184/85–1191/1200
- Hermann, 1200
- Otto, 1200/06–1208/11
- Gottfried I., 1211–1224/27
- Lambert, 1224/27–1236/38
- Gottfried II., 1238–1259
- Dietrich I., 1259–1270/75
- Adolf, 1270/75–1302/03
- Heinrich, 1303–1309
- Dietrich II. von Sülz, 1309–1320
- Wolfard I., 1320–1349
- Reinhard II. von Lülsdorf, 1350–1358
- Nikolaus II. von Lahnstein, 1358–1364
- Dietrich III. von der Horst, 1365–1369/70
- Wolfard II. von Landsberg, 1370/1386/87
- Pilgrim von Drachenfels, 1387–1415/16
- Adolf II. von Vorst, 1417–1419
- Wilhelm I. L.B.Spies von Büllesheim, 1419–1462
- Wilhelm II. von Lülsdorf, 1462–1489
- Johann I. von Nesselrode, 1489–1506
- Gerhard II. von Plettenberg, 1506–1516
- Johann II. L.B. von Fürstenberg, 1516–1549
- Hermann von Wachtendonk, 1550–1578
- Gottfried von Eyll, 1578–1587
- Wilhelm von Hochkirchen, 1587–1610
- Gerhard III. Kolf von Vettelhoven, 1610–1620
- Bertram von Bellinghausen, 1620–1653
- Johann Bock von Pattern, 1653–1672
- Bernhard Gustav von Baden-Durlach, 1672–1677
- Heinrich Melchior von Nuland, 1678–1694
- Wilhelm Rutger von Bellinghausen, 1695–1697
- Eugen Theodosius von Hoen, 1697–1706
- Franz Bernhard von Westrem, 1706/1735
- Georg Christoph von Hagen, 1735–1762
- Heinrich Ferdinand Dietrich Gottfried von Schaumberg, 1762–1779
- Franz von Seraing, 1779–1787
- Johann Speyart von Woerden, 1787–1803
- Ignatius Jacobs, 1922 (Prior)
- Gotthard Bayer, 1924 (Prior)
- Liborius Hardebusch, 1928 (Prior)
- Ildefons Schulte-Strathaus, 1935–1967 († 23. Dezember 1971)
- Alkuin Heising, 1967–1968
- Reginhard Spilker, 1968–1970 (Prior-Administrator)
- Placidus Mittler, 1970–2000
- Raphael Bahrs, seit 2003 Abt (2000–2003 Prior-Administrator)
Abteilikör
Seit 1504 ist die Herstellung des Abteilikörs dokumentiert, der seit 1952 wieder in der Abtei produziert wird. Dieser kann auch über einen Onlineshop erworben werden.
Literatur
- Heinz Firmenich: Die Abtei Michaelsberg in Siegburg. (Rheinische Kunststätten 99) Neuss: Gesellschaft für Buchdruckerei, 6. Aufl. 1978. ISBN 3-88094-229-3
- Placidus Mittler: Abtei Michaelsberg, Siegburg. Geschichte und Leben. Siegburg: Schmitt, 1987. ISBN 3-87710-128-3
- Wunibald Weber: Michaelsberg. Geschichte einer 900jährigen Abtei. Siegburg: Selbstverlag, 1953.
Weblinks
50.7957477.210915Koordinaten: 50° 47′ 45″ N, 7° 12′ 39″ O
Wikimedia Foundation.