- Kloster Weissenau
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Das Kloster Weißenau (historisch auch Minderau, lat. Augia Minor) war ein reichsunmittelbares Chorherrenstift der Prämonstratenser nahe der ehemaligen Freien Reichsstadt Ravensburg in Oberschwaben. Es bestand von 1145 bis zur Säkularisation 1802/1803.
Wie auch das Kloster Schussenried fiel Weißenau zunächst an das Haus der Reichsgrafen von Sternberg-Manderscheid, dessen Erben 1835 die Herrschaften Schussenried und Weißenau für eine Million Gulden an das württembergische Königshaus verkauften. In Folge der Mediatisierung gehörte das Gebiet aber schon seit 1806 zum Territorium des Königreichs Württemberg
Die erhaltenen Klostergebäude liegen heute auf dem Gebiet des Wohnorts Weißenau der Ortschaft Eschach der Stadt Ravensburg. Die Territorial- und Grundherrschaft des Klosters erstreckte sich in erster Linie auf einzelne Dörfer und Weiler der heutigen Ortschaft Eschach wie Oberhofen und Untereschach. Auch die Pfarreien St. Christina, deren Kirche nahe der Ravensburg (heute Veitsburg) in Ravensburg liegt, und Bodnegg gehörten zum Kloster Weißenau.
Inhaltsverzeichnis
Spätere Nutzung
Die barocke Klosterkirche St. Peter und Paul (erbaut 1717-1724 von Franz Beer von Blaichten) wird als Pfarrkirche der örtlichen römisch-katholischen Kirchengemeinde genutzt. Die spätbarocke Orgel von Johann Nepomuk Holzhay erklingt in Gottesdiensten und Kirchenkonzerten.
Das ehemalige Konventgebäude wurde 1892 zu einer Heilanstalt umgebaut. Während des Dritten Reiches wurden 691 Patienten im Rahmen der Aktion T4 zur Vernichtung nach Grafeneck transportiert.[1] Während dieser Zeit wurden dort auch Insassen aus politischen Gründen eingewiesen.[2] Dort, in einigen weiteren ehemaligen Klostergebäuden und in umliegenden Neubauten ist heute das Zentrum für Psychiatrie „Die Weissenau“ (Anstalt öffentlichen Rechts unter Gewährsträgerschaft des Lands Baden-Württemberg) untergebracht. Im nahen Rahlenhof, der ehemaligen Sommerresidenz der Weißenauer Äbte, wird eine zugehörige Fachklinik für abhängigkeitskranke Männer betrieben.
Der reich stuckierte Festsaal im Konventgebäude wird als Konzertsaal (300 Plätze) genutzt.
Eine im 19. Jahrhundert zunächst im Kloster eingerichtete Bleich- und Appreturfabrik bestand bis 2006 in weitläufigen Industriegebäuden in unmittelbarer Nähe des Klosters. 2006 wurde der Produktionsbetrieb eingestellt, Verwaltungsbereiche sind jedoch weiterhin in Weißenau ansässig.
Einzelbelege
- ↑ Siehe Artikel in der Schwäbischen Zeitung.
- ↑ Siehe Artikel Theodor Roller
Literatur
- Helmut Binder (Hrsg.): 850 Jahre Prämonstratenserabtei Weissenau. 1145-1995. Thorbecke, Sigmaringen 1995 ISBN 3-7995-0414-1 (Rezension)
- Peter Eitel (Hrsg.): Weissenau in Geschichte und Gegenwart. Festschrift zur 700-Jahrfeier der Übergabe der Heiligblutreliquie durch Rudolf von Habsburg an die Prämonstratenserabtei Weissenau. Thorbecke, Sigmaringen 1983 ISBN 3-7995-4020-2
- Tilman Steinert: Die Geschichte des Psychiatrischen Landeskrankenhauses Weißenau. Darstellung der Anstaltsgeschichte von 1888 bis 1945 im ideengeschichtelichen und sozioökonomischen Kontext. Weissenhof-Verlag Weinsberg 1985 ISBN 3-923067-45-3
Siehe auch Literatur zum Artikel Oberschwäbische Barockstraße
Weblinks
- "Klöster in Baden-Württemberg"/Prämonstratenserabtei St. Maria und Peter Weißenau
- Katholische Pfarrgemeinde Weißenau
- Zentrum für Psychiatrie Die Weissenau
- Acta S. Petri in Augia, Weißenauer Klostergeschichte von 1220 im Projekt Wikisource (Latein)
47.7639.596Koordinaten: 47° 45′ 47″ N, 9° 35′ 46″ O
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