- Kloster Wilhering
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Das Stift Wilhering ist eine Zisterzienserabtei in Wilhering in Oberösterreich.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
1146 erfolgte die Gründung des Stifts durch die Herren von Wilhering. Als nach nicht einmal 40 Jahren das Ende des Klosters drohte, beschloss das in Cîteaux tagende Generalkapitel der Zisterzienseräbte Wilhering nochmals durch Mönche vom Kloster Ebrach bei Würzburg aus zu besiedeln. 1185 übernahmen diese das Stift und begannen unter Abt Otto II. von Niest (1193–1201) im Jahr 1195 mit dem Bau einer Kirche, die in späteren Jahrhunderten mehrmals umgebaut wurde. Unter Abt Konrad III. (1288–1308) erfolgte 1293 die Gründung des Stifts Engelszell. In der Reformationszeit flüchtete der protestantisch gewordene Abt Erasmus Mayer nach nur 9 Monaten im Amt 1544 samt der Klosterkasse nach Nürnberg. 1544 bis 1545 verwaltete der Landeshauptmann Balthasar von Presing das Stift. Das Kloster war um 1583 gänzlich verlassen. Im Zuge der Gegenreformation wurde der aus Lugano stammende Benediktinermönch Alexander a Lacu 1587 Abt in Wilhering und nahm sich der Reformierung des klösterlichen Lebens mit Erfolg an.
Das Kloster wurde im Jahr 1733 durch einen Brand fast vollständig vernichtet, in der Folgezeit unter Abt Johann IV. Baptist Hinterhölzl aber prachtvoll wieder aufgebaut. Unter dem Druck der Reformen Kaiser Josephs II. wurde im Jahr 1784 die Stiftspfarre Wilhering gegründet. 1895 wurde das Stiftsgymnasium gegründet. 1940 kam es unter dem nationalsozialistischen Regime zur Enteignung des Klosters, Abt Bernhard Burgstaller starb 1941 im Gefängnis. Die Mönche kehrten nach Kriegsende nach Wilhering zurück. Die Errichtung des Westflügels für das Gymnasium erfolgte 1955.
Stiftsbibliothek
Die Stiftsbibliothek hat einen historischen Buchbestand (bis 1900) von rund 40.000 Bänden. 20.000 Bände stammen aus dem 20. Jahrhundert. Daneben finden sich 150 mittelalterliche Handschriften und 220 Inkunabeln.
Stiftskirche
Nach dem Brand 1733 wurde die Stiftskirche nach Plänen des Maurermeisters Johann Haslinger wiedererrichtet. Sie ist einer der bedeutendsten Bauten des Rokoko im deutschen Sprachraum. Die Ausstattung des Innenraums der Stiftskirche, der als der "hervorragendste kirchliche Raum des Rokoko in Österreich" gilt, erfolgte vermutlich nach einem Gesamtplan von Martino Altomonte, von dem auch der Hochaltar stammt. Deckengemälde und Altarbilder stammen von Bartolomäo und Martino Altomonte, der farbenreiche plastische Stuck und die Skulpturen von den Wessobrunner Meistern Johann Michael Feuchtmayer d. J. und Johann Georg Üblhör.
Im Rokoko, sagt man, wurden die allerletzten Möglichkeiten des Barock verwirklicht und ausgeschöpft. In der Wilheringer Stiftskirche - nach dem Urteil von Cornelius Gurlitt die glänzendste Leistung des Rokoko im deutschen Sprachraum - hat man tatsächlich den Eindruck: Mehr an Ausstattung, an Farbe, an Skulptur, an Malerei und Stuckatur ist in einem Raum nicht mehr möglich. Alles in dieser prachtvoll geschmückten, festlichen Kirche ist bewegt, rhythmisiert, fast möchte man sagen, ist Musik. Der illusionäre Wunsch des Barock, himmlische Sorglosigkeit und zeitloses Glück auf unsere Erde herunterzuholen, der im Rokoko in nahezu übermütiger und ausgelassener Weise ausagiert wurde, hat in Wilhering ein Denkmal par excellence erhalten.
Nach dem großen Brand von 1733 fiel es Abt Johann Baptist Hinterhölzl zu, den Wiederaufbau von Kloster und Kirche zu leiten. Wahrscheinlich aus Geldmangel wurde der Maurermeister Johann Haslinger beauftragt, aus vorliegenden Architektenplänen einen praktikablen und zugleich billigen Wiederaufbauplan bescheidenen Ausmaßes zu erstellen. Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass es in der Barockzeit durchaus üblich war, Pläne von renommierten Architekten durch heimische Maurermeister umarbeiten zu lassen. Auch die folgende Bauausführung oblag Baumeistern, Maurern und Dekorateuren unabhängig voneinander. Für die Ausgestaltung des neu erbauten Kirchenraumes engagierte der Abt die verschiedensten freischaffenden Künstler, die nach seinen theologischen Wünschen arbeiteten.
Der bekannte Barockmaler Martino Altomonte war bereits 80 Jahre alt und hatte sich vom aktuellen Kunstmarkt zurückgezogen, als der Wilheringer Abt bei ihm 1737 das Hochaltarbild bestellte. Mit dem Werk und dem Preis einverstanden, gab der Abt den Auftrag an Altomonte, auch alle weiteren großformatigen Bilder für die Seitenaltäre zu malen. Dieser Altarbildzyklus war Altomontes letzte große Arbeit.
Die Freskierung der Deckengewölbe wurde von Sohn Martino Altomontes, Bartolomäo Altomonte, übernommen. Das Hauptfresko eröffnet gleichsam einen Wilheringer Heiligenhimmel (Coelum Hilariense). Im Gemälde kommen überwiegend Heilige vor, die in besonderer Beziehung zu den Zisterziensern bzw. zu Wilhering stehen. Das Fresko der Vierungskuppel ist Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen Bartolomäo Altomonte und dem italienischen Architekturmaler Francesco Messenta. Beide Dekorateure arbeiteten im Team, wobei Messenta die Scheinarchitektur und Altomonte die Figuren malte. Mit den Stuckarbeiten wurde der einheimische Stuckateur Franz Josef Holzinger aus St. Florian beauftragt. Wegen des Österreichischen Erbfolgekrieges musste er aber seine Arbeiten kurz vor der Vollendung abbrechen. Nach der kriegsbedingten Unterbrechung wurde er dann nicht mehr mit der Fertigstellung beauftragt. Sein Ornamente waren zu geordnet, zu wenig überschäumend und so gar nicht ausgelassen. Man übertrug daher die Fertigstellung bzw. Umgestaltung der bestehenden Stuckarbeiten den beiden Augsburger Künstlern Johann Michael Feichtmayr und Johann Georg Ueblherr. Ihrer Könnerschaft verdankt die Wilheringer Kirchendekoration ihre heutige Gestalt. Johann Georg Frueholz aus München brachte schließlich mit seinen Vergoldungen den noch fehlenden Glanz in den Kirchenraum.
Inzwischen hatten die beiden Wilheringer Laienbrüder Eugen Dymge und Johann Baptist Zell in vieljähriger Arbeit das Chorgestühl und die Kirchenbänke angefertigt und in der Kirche aufgestellt. Man hat von der Wilheringer Stiftskirche verschiedentlich behauptet, sie wirke zu überladen und zu theatralisch. Aber gerade das wollten ja die Bauherren und Dekorateure des Barock, speziell des Rokoko. Eine Kirche sollte ihren Vorstellungen nach voll Glanz und Bewegung sein, durch Prunk sollte eine Vision himmlischer Herrlichkeit in den Kirchenraum gezaubert werden.
Stiftsgymnasium
Unter Abt Theobald Grasböck wird am 1895 das Stiftsgymnasium mit Internat gegründet. Vorerst wurde nur ein privates Untergymnasium geführt. Mit dem Schuljahr 1903/04 wurde der Schule auch das Öffentlichkeitsrecht verliehen. Ab dem Schuljahr 1917/18 wurde auch eine Oberstufe geführt, sodass 1922 die ersten Maturaprüfungen abgehalten werden konnten. 1938 wurden Schule und Internat durch das NS-Regime aufgelöst. Nach dem Krieg wurde sofort wieder an die Neugründung der Schule gegangen und im Herbst 1945 wieder mit dem Schulbetrieb begonnen. 1956 wurde der Internatstrakt errichtet und so der Stiftshof abgeschlossen. Der Schultrakt wurde 1963 neu errichtet. Ab dem Schuljahr 1980/81 wurden erstmals auch Mädchen aufgenommen. Der Internatsbetrieb wurde mit Ende des Schuljahres 1990 eingestellt. Das Stiftsgymnasium wird derzeit von rund 461 (2008/09) Schülern besucht.
Stift Wilhering heute
Heute sind aus der Anfangszeit noch ein romanisches Portal, Teile des gotischen Kreuzganges und zwei Grabdenkmäler der Schaunberger zu sehen. Der Klostergemeinschaft unter Abt Gottfried Hemmelmayr gehören heute 28 Mitglieder an (Stand 2007).
Äbte des Stifts
- Gebhard I. (1146 – 1155)
- Gebhard II. (1155 – 1180)
- Otto I. (1180 – 1181)
- Heinrich I. (1181 – 1185)
- Heinrich II. (1185 – 1186)
- Hiltger (1186 – 1193)
- Otto II. von Niest (1193 – 1201)
- Gottschalk (1201 – 1208)
- Eberhard (1208 – 1215)
- Konrad I. (1215 – 1234)
- Theodorich (1234 – 1241)
- Konrad II. (1241 – 1243)
- Heinrich III. (1243 – 1246)
- Ernest (1246 – 1270)
- Ortolf (1270 – 1273)
- Pitrof (1273 – 1276)
- Hugo (1276 – 1280)
- Wolfram (1281 – 1288)
- Konrad III. (1288 - 1308)
- Ulrich I. (1308 – 1309)
- Otto III. (1309)
- Wisento (1309 – 1313)
- Stephan I. (1313 – 1316)
- Heinrich IV. Praendl (1316 – 1331)
- Konrad IV. (1331 – 1333)
- Hermann (1333 – 1350)
- Bernhard I. Hirnbrech (1350 – 1359)
- Simon (1359 – 1360)
- Walther (Balthasar) (1360 – 1366)
- Andreas (1366 – 1369)
- Johann I. (1370 – 1381)
- Peter I. (1381 – 1385)
- Jakob I. (1385 – 1421)
- Stephan II. (1421 – 1432)
- Ulrich II. (1432 – 1451)
- Georg I. (1451 – 1452)
- Ulrich III. (1452 – 1460)
- Wilhelm (1460 – 1466)
- Konrad V. Panstorfer (1467 – 1470)
- Urban (1470 – 1480)
- Thomas Dienstl (1480 – 1507)
- Caspar I. (1507 – 1518)
- Leonhard Rosenberger (1518 – 1534)
- Peter II. Rinkhammer (1534 – 1543)
- Erasmus Mayer (1543 – 1544)
- Martin Gottfried (1545 – 1560)
- Matthaeus Schweitzer (1568 – 1574)
- Johann II. Hammerschmied (1574 - 1583)
- Jakob II. Gistl (1584 – 1587)
- Alexander a lacu (1587 – 1600)
- Johann Schiller (1603 – 1611)
- Anton Wolfradt (1612 – 1613)
- Georg II. Grill (1614 – 1638)
- Capar II. Orlacher (1638 – 1669)
- Malachias Braunmüller (1670 – 1680)
- Bernhard II. Weidner (1681 – 1709)
- Hilarius Sigmund (1709 – 1730)
- Bonus Pemerl (1730 – 1734)
- Johann IV. Baptist Hinterhölzl (1734 – 1750)
- Raimund Schedelberger (1750 – 1753)
- Alan Aichinger (1753 – 1780)
- Johann V. Baptist Hinterhölzl (1781 – 1801)
- Bruno Detterle (1801 – 1832)
- Johann VI. Baptist Schober (1832 – 1850)
- Alois Dorfer (1851 – 1892)
- Theobald Grasböck (1892 – 1915)
- Gabriel Fazeny (1915 – 1938)
- Bernhard Burgstaller (1938 – 1941)
- Balduin Wiesmayer (1941 – 1948)
- Wilhelm Ratzenböck (1948 – 1965)
- Gabriel Weinberger (1965 – 1977)
- Dominik Nimmervoll (1977 – 1991)
- Gottfried Hemmelmayr (seit 1991)
Mönche des Stifts
- P. Emerich Doninger (1914-1964): Mundartdichter
- P. Prof. Dr. Alan Franz Reingruber (1939-1986): Theologe und Romanist
- P. Prof. Balduin Sulzer (* 1932): Komponist und Musikpädagoge
Literatur
- Zisterzienserstift Wilhering (Hg.): Wilhering. Stift und Kirche, 1983.
- Zisterzienserstift Wilhering (Hg.): 100 Jahre Stiftsgymnasium 1895-1995.
Weblinks
Siehe auch
48.32387222222214.190241666667Koordinaten: 48° 19′ 26″ N, 14° 11′ 25″ O
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