- Klosterkirche (Stetten)
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Das Kloster Stetten im Gnadental[1] liegt in Stetten, einem Teilort von Hechingen im Zollernalbkreis in Baden-Württemberg. Gegründet wurde es als Augustinerinnenkloster, bereits im Jahr 1278 wurde es aber den Dominikanerinnen unterstellt.[2] Es war im Mittelalter die Erbgrablege der Grafen von Zollern.
Inhaltsverzeichnis
Baugeschichte
Das Kloster wurde erstmals in einer Urkunde vom 1. April 1261 erwähnt, mit der Papst Alexander IV. die bereits früher den ansässigen Augustinerinnen erteilten Privilegien bestätigte. 1267 erhob Graf Friedrich der Erlauchte von Zollern das Kloster zur Erbgrablege der Zollern. Dem Dominikanerorden wurde es 1278 unterstellt, er hat um 1280 die Klosterkirche St. Johannes Baptista als Bauwerk der Frühgotik errichtet.
Wo immer der Bettelorden baute, mussten die Kirchen und Klöster schlicht und doch eindrucksvoll sein. Die Klosterkirche ist ein Bauwerk aus der Frühgotik. Das Kloster erlebte im 14. Jahrhundert eine Blütezeit, nachdem es durch viele Schenkungen zu Wohlstand gekommen war. Den Grafen von Zollern diente es vom 13. Jahrhundert bis zum 15. Jahrhundert als Grabstätte. 1802 wurde das Kloster im Zuge der Säkularisation aufgehoben und den Fürsten von Hohenzollern-Hechingen zugeteilt. Die Klosterfrauen erhielten das Absterberecht, sie konnten bis zu ihrem Tode bleiben. Gundi Salva Utz, die letzte Dominikanerin in Stetten, hielt noch 65 Jahre allein in den Klostermauern durch. Sie baute Kräuter im Klostergarten an und stellte Kräuterschnäpse her, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Im Alter von 90 Jahren starb sie 1867. Die Konventsbauten wurden dann zwischendurch als Kaserne für das Leichte Hohenzollerische Hausbataillon benutzt. Ab 1869 nahmen für die Dauer von sechs Jahren die Franziskaner das Kloster in Besitz. Anschließend folgte eine Nutzung als Schuhfabrik, bis das Bauwerk 1898 Opfer eines Großbrandes wurde. Vom Ostflügel sind nur noch wenige Mauerreste vorhanden, dagegen blieb der Nordtrakt des Klosters mit der Kirche von den Flammen verschont.
Klosterkirche
Gestaltung
Die einschiffige Kirche wird von einem polygonalen Chor abgeschlossen. Er hat schlanke Maßwerkfenster, über ihm spannt sich ein Kreuzrippengewölbe mit drei Jochen. Der Chor nimmt über die Hälfte des Kirchengrundrisses ein. Seit seiner Entstehung um 1290 ist er außen wie innen unverändert. Für die frühgotische Bettelordenarchitektur ist er ein typisches Beispiel, weil weitgehend auf schmückende Beigaben verzichtet wurde.
Das Kirchenschiff mit der Nonnenempore wurde im 18. Jahrhundert im Barockstil umgebaut. Südlich an den Chor schließt die Johanneskapelle an, die heute als Sakristei verwendet wird. Sie entstand in der Mitte des 13. Jahrhunderts. Die reichhaltigen Stuckdekorationen im Innern der kleinen Kapelle sind im Stil der Renaissance erhalten und erinnern an die Klosterkirche St. Luzen in Hechingen. Sie wurden um das Jahr 1600 angebracht.
Ausstattung
An der Nordwand des Chores befindet sich ein neun Meter hohes Sakramentshäuschen. Es ist reich verziert und entstand zum Ende des 15. Jahrhunderts. Es weist reiche Skulpturen auf: Am vorderen Eckpfeiler der hl. Georg, im zweiten Stockwerk Christopherus und Johannes der Täufer, im dritten Stockwerk der hl. Sebastian zwischen zwei Kriegsknechten.
Die barocke Kanzel aus dem Jahr 1738 trägt die Inschrift: "Beati qui audiunt verbum Dei et custodiunt id" (Selig sind, die Gottes Wort hören und befolgen). Das Gemeindegestühl mit Band- und Muschelwerk wurde um 1750 kunstvoll geschnitzt.
Das Stettener Gnadenbild ist eine qualitätvolle Arbeit des Hechinger Holzschnitzers Zachäus Taubenschmid um 1610 und zeigt Maria und das Jesuskind in einer Strahlenmandorla, der Rosenkranz wurde erst später hinzugefügt. Beachtenswert sind außerdem eine Pieta an der Nordwand und eine spätgotische Madonna auf einer Mondsichel, beide Skulpturen sind wohl Ende des 15. Jahrhunderts entstanden.
Drei Glasfenster aus dem späten 13. Jahrhundert zeigten Szenen aus dem alten und neuen Testament. Sie wurden im 19. Jahrhundert ausgebaut und in die Michaels-Kapelle auf der Burg Hohenzollern versetzt.
Literatur
- Michael Grüber, Thomas Lindner: Die Klosterkirche Hechingen-Stetten. Katholisches Pfarramt, Hechingen 1982
- Friedrich Hossfeld und Hans Vogel: Die Kunstdenkmäler Hohenzollerns, erster Band: Kreis Hechingen. Holzinger, Hechingen 1939, S. 284 ff.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Klöster in Baden-Württemberg
- ↑ Max Miller, Gerhard Taddey: Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Band 6, Baden-Württemberg. 2. Auflage, 1980, ISBN 978-3-520-27602-5 S. 761.
48.3458.9784916666667Koordinaten: 48° 20′ 42″ N, 8° 58′ 42,57″ O
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