- Kolostrum
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Das Kolostrum (lat. colostrum, auch Colostrum) ist die Erstmilch für Säugetiere, die von der weiblichen Milchdrüse produziert wird, um das Neugeborene in den ersten Tagen optimal zu ernähren. Es wird auch als Vormilch, Kolostralmilch, Biest (m.) bzw. Biestmilch (beides bei Kühen) oder Erstmilch bezeichnet und besteht aus Proteinen, Enzymen, Vitaminen, Mineralien, Wachstumsfaktoren, Aminosäuren und Antikörpern. Auf diese Weise wird die Stärkung und die Immunabwehr des Jungtiers oder Kindes unterstützt.
Inhaltsverzeichnis
Menschliche Vormilch
Aufgrund seines hohen Eiweißgehaltes ist das Kolostrum etwas schleimig, dickflüssig und von gelblicher Farbe, manchmal auch mit Blut versetzt. Es wird dem Neugeborenen direkt nach der Geburt zur Verfügung gestellt und ändert beim Menschen innerhalb der nächsten 18 bis 36 Stunden seine Zusammensetzung, bis nach etwa fünf Tagen die „normale“ Milch erzeugt wird. Die Kolostralmilch ist sehr reich an Antikörpern, was sie für das noch relativ krankheitsanfällige Neugeborene sehr wichtig macht, und sollte deshalb so schnell wie möglich gegeben werden. Sie bedeckt die empfindliche Magen- und Darmschleimhaut mit einem schützenden Film.
Kuh-Kolostrum
Bei Kühen wird das Kolostrum auch der „Biest“ oder „Biestmilch“ (in der Schweiz Brieschmilch) genannt. Umgangssprachlich sind besonders im südwestdeutschen Raum auch die Bezeichnungen Pfaff, Pfaffenmilch, Priestermilch und Kuhpriester bekannt.[1] Es gilt als gesundes Lebensmittel. Es gibt zahlreiche Studien zur Wirksamkeit von Kolostrum. Unter anderem soll Kolostrum einen gewissen Schutz vor Infektionskrankheiten bieten[2][3] und die Wundheilung, sowie die Regeneration geschädigter Darmschleimhaut unterstützen.[4] Kolostrum wird auch zur Mitbehandlung von Allergien, Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Depressionen eingesetzt. Belege für die Wirksamkeit der Anwendung bei diesen Indikationen fehlen bisher.
Kolostrum wird auch als Grundstoff für Brot und Käse herangezogen. In Finnland ist Käse aus Biestmilch unter dem Namen Leipäjuusto (Brotkäse) in jedem Lebensmittelgeschäft erhältlich und mit Multbeerkonfitüre eine beliebte Nachtischspeise.
Lebensmittelrechtliche Situation
Als Milch oder als Erzeugnis auf Milchbasis darf das Kolostrum („Gemelk der ersten fünf Tage nach dem Kalben“) nach § 18 (2) Milchverordnung in Deutschland nicht in den Verkehr gebracht werden. Im Gegensatz dazu darf Kolostrum in Deutschland als Lebensmittel der eigenen Art, beispielsweise als diätetisches Lebensmittel, in den Verkehr gebracht werden. Die Verwendung von Kolostrum in Nahrungsergänzungsmitteln befindet sich gegenwärtig in fachlicher und rechtlicher Diskussion. Werbeaussagen zur Wirkung von Kolostrum unterliegen seit dem 1. Juli 2007 den Anforderungen der neuen Health-Claims-Verordnung, die eine wissenschaftlich hinreichende Absicherung vorschreibt.
Zur Einfuhr von Lebensmitteln aus Kolostrum müssen die tierseuchenrechtlichen Bedingungen erfüllt werden. Es gelten die Bedingungen der Entscheidung der Kommission 95/343/EG.
Einzelnachweise
- ↑ Hermann Fischer, Hermann Taigel: Schwäbisches Handwörterbuch: Mit Deutsch-schwäbischem Register, Mohr Siebeck, 1999, S.75
Sitzungsberichte der Königl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2, 1863, Anhang, S. 90
Hugo Steger, Volker Schupp: Einleitung zum Südwestdeutschen Sprachatlas, Band 2, Elwert, 1998, S. 13 - ↑ Cesarone, M.R., Belcaro, G., Di Renzo, A., Dugall, M., Cacchio, M., Ruffini, I., Pellegrini, L., (...), Vinciguerra, G.: "Prevention of influenza episodes with colostrum compared with vaccination in healthy and high-risk cardiovascular subjects: The epidemiologic study in San Valentino" in: Clinical and Applied Thrombosis/Hemostasis 13 (2) / 2007, pp. 130-136.
- ↑ Tacket CO, Binion SB, Bostwick E, Losonsky G, Roy MJ, Edelman R.: "Efficacy of bovine milk immunoglobulin concentrate in preventing illness after Shigella flexneri challenge". American Journal Tropical Medicine Hygiene 47(3) / 1992, pp.276–83.
- ↑ Uruakpa FO, Ismond MAH, Akobundu ENT: "Colostrum and its benefits: a review". Nutrition Research 22 / 2002, pp.755–67.
- ↑ Hermann Fischer, Hermann Taigel: Schwäbisches Handwörterbuch: Mit Deutsch-schwäbischem Register, Mohr Siebeck, 1999, S.75
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