Kolschitzky

Kolschitzky
Georg Franz Kolschitzky

Georg Franz Kolschitzky (polnisch Jerzy Franciszek Kulczycki, ukrainisch Кульчицький Юрій-Франц, wiss. Transliteration Kul'čic'kij Jurj-Franc; * 1640 in Kulczyce in der Nähe von Sambor, Königreich Polen, heute Ukraine; † 19. Februar 1694 in Wien, HRR) war ein polnischer Soldat, Spion und Dolmetscher.

Leben

Kolschitzky war bei der Orientalischen Handelskompagnie in Belgrad tätig. Während der Belagerung Wiens durch das türkische Heer unter Befehl des Großwesirs Kara Mustafa zwischen 15. Juli und 13. September 1683 gehörte Kolschitzky einer polnischen Einheit unter dem Befehl des polnischen Königs Jan III. Sobieski an.

Der in Galizien geborene Kolschitzky kam im Alter von 16 Jahren nach Wien. Er sprach Türkisch und Rumänisch und war unter anderem Diener des nach Konstantinopel beorderten kaiserlichen Gesandten Johann Philipp Beris. 1667 trat er in den Dienst der „Wiener Orientalischen Handelskompanie“.

Als die Truppen von Großwesir Kara Mustafa im Jahr 1683 die Wienerstadt belagerten, schlug seine große Stunde als Kundschafter: Kolschitzky wagte sich, als Türke verkleidet, durch die Linien der Belagerer und kehrte mit der Meldung zurück, dass sich das Entsatzheer bald in Marsch setzen werde. Daraufhin wurde er in den Rang eines kaiserlichen Dolmetschers erhoben, erhielt eine ständige Besoldung und bekam ein Hofquartier zugeteilt.

Auf Grund seiner Leistungen während dieser zweiten Belagerung durch die Osmanen wurde Kolschitzky mit dem Titel eines Kaiserlichen Dolmetschers ausgezeichnet. Dass Kolschitzky 1686 zusammen mit zwei anderen Kriegsteilnehmern das Privileg des Kaffeeausschanks in Wien verliehen bekommen haben soll, ist angeblich eine willkürliche Erfindung, die der Piarist Gottfried Uhlich 1783 in seiner Chronik Geschichte der zweyten türkischen Belagerung Wiens, bey der hundertjährigen Gedächtnißfeyer in die Welt setzte. Kolschitzky starb 1694 im Alter von 54 Jahren völlig verarmt in Wien.

Das Kolschitzky-Denkmal in der Favoritenstraße wurde am 12. September 1885, dem Jahrestag der Schlacht am Kahlenberg, enthüllt.

Nach neuesten Erkenntnissen soll das erste Kaffeehaus in Wien 1685 durch den Armenier Johannes Diodato eröffnet worden sein.

Literatur

  • Karl Teply: Die Einführung des Kaffees in Wien: Georg Franz Koltschitzky, Johannes Diodato, Isaak de Luca, Wien 1980 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte / Publikationsreihe des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Hrsg.: Felix Czeike Bd. 6)
  • Die Türken vor Wien. Europa und die Entscheidung an der Donau 1683. Historisches Museum, Wien 1983
  • "Victoria" - Roman: Cezary Harasimowicz Warschau 2007 ISBN 978-83-925589-0-3

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