Kontratanz

Kontratanz

Der Kontratanz oder Kontertanz (frz. Contredanse, Contredance, „Gegeneinander-Tanz“, engl. volksetymologisch umgedeutet zu Country Dance) ist ein ursprünglich englischer Gruppentanz, der sich vom ländlichen Volkstanz zu einem im 17. und 18. Jahrhundert sehr beliebten Gesellschaftstanz entwickelte. In der Grundaufstellung stehen sich die Tänzer paarweise gegenüber (daher die Bezeichnung). Die Paare können komplizierte Figuren tanzen. Daher ist der Kontratanz noch kein Paartanz, der isolierte Zweisamkeit signalisiert wie die heutigen Standardtänze, sondern betont die Gemeinsamkeit größerer Gesellschaften.

Die Musik besteht aus Phrasen mit jeweils 8 Takten. Mit jeder Phrase der Musik ändern die Tänzer ihre Bewegungen und ihre Schrittform. Die Melodien der Musik sind liedhaft, sie finden sich später in Vaudevilles wieder. Der Kontratanz setzte sich im 18. und 19. Jahrhundert in ganz Europa als modischer Tanz durch. Variationen sind beispielsweise die Quadrille, die Anglaise, die Ecossaise. Der Square Dance ist eine Verbindung englischer Country dances mit der französischen Quadrille.

Der Kontratanz hatte auch Einflüsse auf die klassische Musik. Ludwig van Beethoven komponierte 12 Contretänze für Orchestermusik, wovon er einen im Finale der Eroica verwendete.

Eine umfangreiche Sammlung englischer Kontratänze wurde von John Playford ab 1650 unter dem Titel The English Dancing Master veröffentlicht: Insgesamt ca. 900 Melodien der damaligen Gesellschaftstänze mitsamt den zugehörigen Tanzbeschreibungen. Die zugrundeliegenden Melodien waren zum Teil sehr alte Liedmelodien, die in den Bearbeitungen Playfords noch bis in das 19. Jahrhundert hinein häufig verwendet wurden. Heutzutage gehören Playfords „Countrydances“ wieder zum gern und häufig getanzten Repertoire vieler Tanzkreise. Wesentlich zu dieser Beliebtheit in Deutschland hat Georg Götsch beigetragen, der 1950 unter dem Titel Alte Englische Kontratänze eine Auswahl dieser Tänze herausgebracht hat. Die von Georg Götsch initiierte Musische Gesellschaft und andere pflegen diese Tradition unter anderem auf Burg Fürsteneck weiter.

Formen

Es lassen sich zwei prinzipiell unterschiedliche Aufstellungen unterscheiden:

  • contredanse anglaise: Herr und Dame stehen sich gegenüber, die einzelnen Paare stehen nebeneinander und bilden eine lange Gasse. In der Regel stehen alle Herren auf der einen, alle Damen auf der anderen Seite.
  • contredanse française: Der Herr steht seitlich neben seiner Dame, vier Paare stehen auf den Seiten eines Quadrates, mit dem Blick zum gegenüberstehenden Paar.

Aus diesen beiden Grundformen sind die Anglaise und die Française hervorgegangen.

Siehe auch


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Country Dance — Der Kontratanz oder Kontertanz (frz. Contredanse, Contredance, „Gegeneinander Tanz“, engl. volksetymologisch umgedeutet zu Country Dance) ist ein ursprünglich englischer Gruppentanz, der sich vom ländlichen Volkstanz zu einem im 17. und 18.… …   Deutsch Wikipedia

  • Historischer Tanz — Renaissancetanz „Gaillarde“, Detail aus „Antiochus und Stratonice“ vom so genannten Meister der Stratonike, Siena, 15. Jahrhundert (heute in der Huntington Library, San Marino (Kalifornien)) Der Begriff Historischer Tanz ist parallel zu dem der… …   Deutsch Wikipedia

  • Scottish Country Dancing — bei Highland Games in Mount Vernon, Washington, 2005 Scottish Country Dancing (kurz SCD ) ist ein schottischer Gesellschaftstanz. Inhaltsverzeichnis 1 Gegenwart …   Deutsch Wikipedia

  • Contra Dance — Der zeitgenössische Contra Dance ist ein Tanz nach Ansage, dessen Abläufe im Takt der Musik in sich gegenüberstehenden Linien, den sogenannten Gassen, getanzt werden. Für den historischen Kontratanz siehe dort. Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung… …   Deutsch Wikipedia

  • Francaise (Tanz) — Die Française (frz.: Französische) ist ein Kontratanz des 19. Jahrhunderts, also ein Tanz, bei dem die tanzenden Paare nicht für sich tanzen, sondern alle miteinander eine Folge von Tanzfiguren ausführen. Solche tänzerischen Gesellschaftsspiele… …   Deutsch Wikipedia

  • Jig — Die Jig (frz. gigue, fem.) oder der Jig (irisch an port, masc.) ist sowohl ein lebhafter Volkstanz der gesamten Britischen Inseln als auch die zugrundeliegende Melodie. Im 16. Jahrhundert war er in England weit verbreitet, erst später wurde er… …   Deutsch Wikipedia

  • Kompliment (Dressur) — Als Kompliment bezeichnet man in den darstellenden Künsten eine ritualisierte Verbeugung. Tanz, Theater und Artistik Das Kompliment ist ursprünglich eine Tanzfigur zu Beginn und am Ende von Gesellschaftstänzen (siehe Historischer Tanz). Es kann… …   Deutsch Wikipedia

  • Mambo Style — Salsa Technik: unklassifiziert Art: Paartanz, Gesellschaftstanz Musik: Salsa, Lateinamerikanische Musik Taktart …   Deutsch Wikipedia

  • Rüpeltanz — Die Hornpipe ist ein traditionelles englisches Tanzstück in lebhaftem Tempo, das ursprünglich im 3/2 Takt notiert wurde. Um 1760 ging der Name über auf Musikstücke im 2/4 oder 4/4 Takt. Sie ist benannt nach dem gleichnamigen alten, besonders in… …   Deutsch Wikipedia

  • Salsa (Tanz) — Salsa Technik: unklassifiziert Art: Paartanz, Gesellschaftstanz Musik: Salsa, Lateinamerikanische Musik Taktart: 4/4 Takt …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”