Konzentrationslager Sonnenburg

Konzentrationslager Sonnenburg
Sowjetische Soldaten zwischen ermordeten Häftlingen des KZ Sonnenburg, März 1945.

Das Konzentrationslager Sonnenburg entstand am 3. April 1933 auf Initiative des preußischen Ministeriums des Inneren und der Justiz in Sonnenburg bei Küstrin in der Neumark in einem ehemaligen Zuchthaus.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Obwohl die hygienischen Verhältnisse in dem 1930 geschlossenen Bau katastrophal waren, empfahlen Beamte des preußischen Justizministeriums diesen als günstigen Standort und schätzten die Aufnahmekapazität des Gebäudes auf 941 Häftlinge ein, die in Einzel- und Massenzellen zu je 20, 30 und 60 Personen untergebracht werden sollten. Die ersten 200 Gefangenen kamen zusammen mit 60 SA-Hilfspolizisten am 3. April 1933 aus dem Berliner Polizeipräsidium. Später erfolgte auf Anordnung des preußischen Gestapo-Chefs die Deportation von Häftlingen aus Gollnow nach Sonnenburg, so dass die Anzahl auf 1.000 Inhaftierte anstieg.

Das Konzentrationslager Sonnenburg wurde am 23. April 1934 geschlossen. Das Zuchthaus bestand weiter. Ab Anfang des II. Weltkrieges (ab dem Polenfeldzug) bestand das Konzentrationslager (bzw. Straflager) bis 1945 weiterhin als Konzentrations- und Arbeitslager für angeblich deutschfeindlichen Personen aus dem besetzten Ausland, in dem u. a. die Widerstandskämpfer Jean-Baptiste Lebas und Bjørn Egge inhaftiert waren. Der französische Spion René Lefebvre, Vater des späteren umstrittenen Erzbischofs Marcel Lefebvre, erlag 1944 im Lager den Folgen der Haft.

Personal

Als erster Kommandant fungierte Polizeioberleutnant Keßler. Danach folgten:

  • Polizeileutnant Bark
  • Oberleutnant Siegmund
  • SA-Sturmführer Jahr

SA-Sturmführer Bahr befehligte zunächst die berüchtigten Berliner SA-Stürme 1 Horst Wessel und 33 Mordsturm Maikowski, denen die Bewachung der Inhaftierten oblag. Dazu kamen als Verstärkung Angehörige der Polizei. Ende April wurden die Berliner SA-Leute durch solche aus Frankfurt/Oder ersetzt. Ende August übernahm dann, wie auch in vielen anderen Konzentrationslagern, die SS mit 150 Angehörigen der SS-Standarte 27 aus Frankfurt/Oder das Kommando.

Häftlinge

Im KZ Sonnenburg inhaftierte das NS-Regime während der ersten Jahre seiner Herrschaft und lange vor Kriegsanfang vornehmlich Kommunisten und Sozialdemokraten. Zu diesen gehörten u.a.:

Literatur

  • Klaus Drobisch und Günther Wieland: System der NS- Konzentrationslager 1933–1939. Akademie Verlag, 1993.
  • Die „Folterhölle Sonnenburg“. Gedenkstätte ehemaliges Konzentrationslager Sonnenburg/Slonsk 1933–1945 [hrsg. vom Rotary Club Frankfurt (Oder) und der Stadt Slonsk. Wiss. Bearb.: Christina Morina]. Frankfurt (Oder) 2004.
  • Kaspar Nürnberg: Außenstelle des Berliner Polizeipräsidiums: Das "staatliche Konzentrationslager" Sonnenburg bei Küstrin, in: Wolfgang Benz/Barbara Distel (Hgg.): Herrschaft und Gewalt. Frühe Konzentrationslager 1933-1939, Metropol-Verlag, Berlin 2002, S. 83-100.
  • Kaspar Nürnberg: Sonnenburg, in: Wolfgang Benz/Barbara Distel (Hgg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 2: Frühe Lager, Dachau, Emslandlager, C.H. Beck Verlag, München 2005.


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