Konzeptionelles Pflegemodell

Konzeptionelles Pflegemodell

Als Pflegemodell werden innerhalb der professionellen Gesundheits- und Kranken- und Altenpflege theoretische Modelle verstanden, die alle Pflegetätigkeiten, die Aufgaben der Pflege und Planung der Pflege definieren und strukturieren. Sie bilden gemeinsam mit der Pflegetheorie den Bezugsrahmen der Pflegepraxis. Den meisten Pflegemodellen liegt ein pflegetheoretisches Konzept zugrunde, diese Modelle werden daher als konzeptionelle Pflegemodelle bezeichnet. Neben den gesetzten Schwerpunkten, die die Art des Pflegemodells kennzeichnen, werden Pflegemodelle über ihre Reichweite klassifiziert.


Inhaltsverzeichnis

Aufgabe eines Pflegemodells

Das Pflegemodell stellt, zusammen mit der zugrundeliegenden Pflegetheorie, den Bezugsrahmen für die Pflegepraxis dar. Ein Pflegemodell soll die Aufgaben und Tätigkeiten des Pflegepersonals definieren und eine Struktur für die individuelle Pflegeplanung schaffen und eine qualitativ hochwertige und standardisierte Pflege sicherstellen. Es beschreibt den Umgang der Pflegekräfte mit dem Empfänger der Pflege, die Interaktion zwischen Gepflegtem, Pflegendem, anderen an der Pflege und Versorgung Beteiligten und der Um- oder Lebenswelt.

Grundsätzlich sind die Konzepte und Vorstellungen, die einem Pflegemodell zugrunde liegen, nicht an vorliegende Organisationsstrukturen gebunden und können in unterschiedlichen Pflegesystemen zur Anwendung kommen. Es ist jedoch von wesentlicher Bedeutung, dass ein Pflegemodell der Kultur des Landes entspricht, in dem es zum Einsatz kommt.

Grundlagen und Gemeinsamkeiten konzeptioneller Pflegemodelle

Die Pflegemodelle enthalten in der Regel die Aussagen zu den als wesentlich betrachteten Punkten, den sogenannten Metaparadigmen der Pflege, die sowohl Person, Gesundheit, Umgebung sowie Pflege umfassen. Pflegewissenschaftlich gilt das Paradigmendenken als überwunden, die Pflegemodelle folgen jedoch in der Regel diesen zentralen Faktoren und verbinden diese, allerdings kann sich die Gewichtung der Faktoren deutlich unterscheiden.

Mensch

Ein wesentlicher Faktor innerhalb eines Pflegemodells ist der pflegebedürftige Mensch, der im Mittelpunkt des pflegerischen Handelns steht. Pflegemodelle enthalten in der Regel Aussagen zum Menschenbild, der Kommunikation und/oder den Bedürfnissen des Gepflegten.

Umgebung

Die Umgebung des Pflegebedürftigen und die Pflegeumgebung stellen ebenfalls einen wichtigen Faktor innerhalb der verschiedenen Pflegemodelle dar. Einzelne Pflegemodelle nehmen besonderen Bezug auf das psychosoziale Umfeld und die Einbeziehung der Umweltfaktoren in den Pflegeprozess.

Gesundheit und Krankheit

Für alle Pflegemodelle ist das Verständnis von Gesundheit und Krankheit und deren soziokulturelle Bedeutung ein wesentliche Grundlage der Konzeption.

Pflege

Konzeptionelle Pflegemodelle liefern theoretische Begründungen und die Beschreibung des grundlegenden Verständnisses der Pflege an sich, sie beschreiben unter anderem die Ausrichtung, Orientierung und den Professionalisierungsgrad der Pflegekräfte. In manchen Pflegemodellen werden auch die erforderlichen persönlichen Voraussetzungen, Softskills und Fähigkeiten der Pflegepersonen thematisiert.

Arten von Pflegemodellen

Bedürfnismodelle/Lebensmodelle

Menschen entwickeln, insbesondere in defizitären Situationen, das Bedürfnis, den erlebten Mangel abzustellen. In Bedürfnismodellen ist es die Aufgabe der Pflegekraft diese Bedürfnisse zu erkennen, zu erfassen und diesen Mangel im Rahmen der pflegerischen Möglichkeiten abzuschaffen und das Bedürfnis zu befriedigen. Ein bedürfnisorientiertes Modell ist beispielsweise das von Monika Krohwinkel entwickelte Konzept der Aktivitäten und existenzielle Erfahrungen des Lebens[1]

Interaktionsmodelle

Der Schwerpunkt im Interaktionsmodell in der Aktion, Reaktion und Interaktion zwischen Patient und Pflegeperson und seiner Umgebung. Pflegender und Gepflegter kommunizieren die gemeinsame Zielsetzung, die hierfür notwendigen Maßnahmen und die Zielrealisation. Die Versetzung des Pflegebedürftigen in einen Zustand in dem die adäquate Erfüllung sozialer Rollen möglich ist, wird als zentrale pflegerische Aufgabe verstanden. Ein Beispiel ist das Interaktionsmodell nach Imogene King.[2]

Pflegeergebnismodelle

Pflegeergebnismodelle gehen davon aus, dass Krankheit nicht kompensiert, sondern Gesundheit, Selbständigkeit und Wohlbefinden gefördert werden sollte. Zwischen dem gepflegten Menschen und seiner Umwelt soll eine harmonische Balance geschaffen werden. Weitere Elemente der qualitäts- und ergebnisorientierten Modelle sind die Sicherheit und die Wirtschaftlichkeit der Pflege, unter besonderer Berücksichtigung pflegeethischer Grundsätze. Als Beispiel dient das von Reinhard Lay entwickelte Modell der Gesundheitspflege.[3]

Humanistische Modelle

Diese Modelle gehen von einer phänomenologische Perspektive aus, die bestimmte Aspekte und Phänomene der Pflege beschreiben und analysieren. Teilweise wird die Pflege selbst als Phänomen betrachtet. Die Hinwendung zum Patienten und seiner subjektiven Wahrnehmung wird in diesem Zusammenhang als Pflegehandlung verstanden. Der humanistische Ansatz der Pflegemodelle bezieht sich dabei in der Regel auf eine bestimmte Gruppe von Personen, diese können einem bestimmten Kulturkreis angehören oder an einer bestimmten Erkrankung leiden. Ein Beispiel für dieses Modell ist das Humanistische Pflegemodell nach Josephine G. Paterson und Loretta T. Zderad.[4]

Verbreitete Pflegemodelle

→ Hauptartikel: Liste der Pflegemodelle

Nach den grundlegenden Überlegungen Florence Nightingales Anfang des 20. Jahrhunderts, entstanden die ersten Bedürfnispflegemodelle, die von Virginia Henderson und Hildegard Peplau in den 1950ern und das wegweisende Pflegemodell der Lebensaktivitäten von Nancy Roper, Winifried Logan und Alison Tierney, das in den 1970ern formuliert wurden. Nachfolgend entstanden weitere Modelle, die von diesen Arbeiten beeinflusst wurden. Hierzu gehören das Aktivitäten des täglichen Lebens-Modell von Liliane Juchli und das weiterentwickelte Konzept der Aktivitäten und existenzielle Erfahrungen des Lebens von Monika Krohwinkel.

Pflegemodelle, die auf anderen Schwerpunkten basieren sind beispielsweise das Selbstpflegedefizitmodell nach Dorothea Orem, das Psychobiographische Pflegemodell nach Erwin Böhm und das Sunrise-Modell Madeleine Leinigers. Für die psychiatrische Pflege ist neben Peplaus Konzept der Zwischenmenschliche Beziehungen in der Pflege auch das von Callista Roy entwickelte Anpassungsmodell von Belang.

Literatur

  • Edith Kellnhauser, Liliane Juchli, et al.: Thiemes Pflege: Professionalität erleben. Georg Thieme Verlag, 2004, ISBN 3135000109
  • Susanne Schewior-Popp, Annette Lauber: Gemeinsam lernen - vernetzt handeln: Curriculum für die integrierte Pflegeausbildung. Georg Thieme Verlag, 2003, ISBN 3131353511
  • Grit Wurlitzer, Gisela Mötzing, Silke Arnold: Leitfaden Altenpflege, Elsevier, 2006, ISBN 3437465414

Einzelnachweise

  1. Petra Fickus: Grundlagen beruflicher Pflege, Georg Thieme Verlag, 2007, Seite 127, ISBN 3131272422
  2. Christina L. Sieloff Evans: Imogene King: A Conceptual Framework for Nursing. Sage, 1991, ISBN 0803940866
  3. Reinhard Lay: Ethik in der Pflege. Ein Lehrbuch für die Aus-, Fort- und Weiterbildung, Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover, 2004, ISBN 3899931157
  4. Josephine G. Paterson, Loretta T. Zderad: Humanistische Pflege, Huber, 1999, ISBN 3456829507

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