- Krautkremer
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Ute Krautkremer (* 1958) ist eine vielseitige deutsche Bildhauerin, Malerin und Objektkünstlerin.
Ute Krautkremer studierte von 1979 bis 1988 an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz mit dem Schwerpunkt Plastik und Keramik bei Prof. Volz, Prof. Hemrich und Prof. Ellwanger. Seit 1990 hatte sie eine eigene Werkstatt in Mainz und seit 1999 ein Atelier in Spay/Rhein. 1995 erfolgte die Aufnahme in „who is who in ceramic art“. Ein Schwerpunkte ihrer künstlerischen Tätigkeit ist „Kunst am Bau“. Ute Krautkremers Arbeiten sind inzwischen in öffentlichen Sammlungen, Museen und Ausstellungen überregional zu sehen.
Inhaltsverzeichnis
Künstlerische Entwicklung 1984 bis 2009
Lässt man die zwischen 1984 und 2009 entstandenen Arbeiten Revue passieren, zeigt sich eine sukzessive Verlagerung ihrer künstlerischen Wahrnehmung von der figürlichen Plastik zur freigewählten Form aus Papier, eingebunden in einen malerischen Bildträger, wobei sie die einmal erarbeiteten Sujets auch weiterhin bei ihren verfremdeten Portraits aufgreift. In ihren „Objektkästen“ erzeugt sie eine immaterielle Illusionen von Räumlichkeit. Und wenngleich ihre Bildwerke uns in die dritte Dimension führen, so ist sie immer eine räumliche Komponente erschaffend, die durch Licht und Schatten hervorgerufen scheint.
Zitate U.K.: ..."Lange Zeit hat mich bei der Arbeit mit Ton besonders die Oberflächengestaltung der Objekte, ihre plastische und zeichnerische Strukturierung, das Spiel mit zufällig entstandenen Formen oder Strukturen gereizt. Dieses Interesse hat sich dahingehend geändert, dass die Klarheit der Form im Mittelpunkt der Auseinandersetzung steht, erzählerische Momente sind kaum bzw. gar nicht mehr vorhanden.In meiner künstlerischen Arbeit bewege ich mich zwischen zwei Polen, der konkreten Figur und der abstrakten Form. Nicht das reale Abbild steht im Vordergrund, sondern der Versuch, durch die Verbindung von Abbildhaftem und Abstraktion Assoziationen zu dem bereits Vorhandenen zu wecken und in neue Zusammenhänge zu stellen. .....
.....Papier ist neben Ton das Material, das ich am häufigsten benutze. Es ist unkompliziert und eignet sich hervorragend für den Abguss.Vor allen Dingen ist die Leichtigkeit des Materials entscheidend; ich kann die Plastiken in jede Position bringen und an der Wand installieren.Entscheidend für die Gesamtwirkung der Plastik ist die Bemalung, die die räumlichen Bezüge klärt, oder umkippt und außer Kraft setzt. Die Bemalung ist meist flächig, unter Verwendung intensiver Farbkontraste, - auch hier sind die Umrissformen wesentlich-. Dieses Prinzip wird auch auf die Relieffolgen übertragen, wobei die Malerei hier differenzierter, und das Mittel ist, um die einzelnen Reliefs zusammenzubinden und eine Einheit zu bilden. Hierbei reizt mich das spielerische Moment immer neuer Formverflechtungen und Kombinationsmöglichkeiten......
...Die serielle Vervielfältigung der Büsten, aber auch anderer Formen, bietet die Möglichkeit, „Beziehung“ zueinander, bzw. zum Raum zu thematisieren . Die jeweilige Form der Einzelfigur erzwingt eine bestimmte Anordnung der Figuren zueinander. Sie bestimmt auch den Ort ihres Aufbaus. Es ergibt sich eine neue, eine „Metaform“, ein Raumgefüge. Formale und inhaltliche Aspekte gewinnen eine andere Bedeutung. Die konkreten Figuren werden um ein abstraktes Moment bereichert und so, allzu offenkundige Interpretationen vermieden. Die Veränderung der Wiederholung durch unterschiedliche Farben und Glanznuancen entlarvt die scheinbare Austauschbarkeit der Einzelfigur. Nur in der Serie kann sich der Ausdruck der Einzelfigur vollständig entwickeln.....
....Meine Arbeiten zum Thema Portrait gehen von dem Ansatz aus: Abbild und Abstraktion miteinander zu verbinden. Ich nähere mich der Person über die Abformung ihres Gesichts (im direkten Hautkontakt, nichts liegt zwischen Form und Gesicht) also sehr konkret. Der Abdruck des Gesichts wird als Papierform negativ eingefügt in einen abstrakten Form- und Flächenzusammenhang. Negativ deshalb, weil nur diese Seite in Berührung mit dem Gesicht stand und es entsprechend unverfälscht zeigt, andererseits aber auch als abstraktes Formgebilde betrachtet werden kann. Verändert wird die Gesichtsabformung durch Anschnitt und Material.- bzw. Farbanmutung und erst durch seine Position im abstrakten Bildzusammenhang entsteht das tatsächliche „Portrait“. Bei der Betrachtung (aus einem gewissen Abstand) kippt die Negativform und wird als positive Form, als „Abbild“ des tatsächlichen Gesichtes wahrgenommen. Die Arbeiten erschließen sich dem Betrachter durch die Veränderung seiner Position. Durch die Plastizitat der Abformung verzerrt sich das Gesicht nicht, ist gewissermaßen immer „richtig“. Absicht ist, eine vom Gefühl ausgelöste, assoziative Betrachtung zu ermöglichen, die logisch weitergedacht werden kann. Auf diese Weise schließen sich abstrakte und konkrete Inhalte zu einer Gesamtheit...."
Charakterisierung
Zitat U.K.: ...."Die Verflechtung von Innen und Außen ist ein zentrales Thema meiner plastischen Arbeit, das in den Zeichnungen seine Entsprechung findet. Die gezeichneten Formen verzahnen sich in der Fläche miteinander. Plastische Formen ergänzen und verstärken den Wechsel zwischen Figur und Grund. Die Einbindung der plastischen Form ist durchaus grenzwertig, sie fügt sich nur scheinbar ein, dominiert die Fläche und löst sich wieder von ihr ab. Die Drahtzeichnungen zeigen lineare Entsprechungen zu dieser Thematik. Draht und Schatten führen gezeichnete und gedachte Linien weiter und geben der Zeichnung Raum. Gleichzeitig führen sie ein Eigenleben, das die Oberfläche der Zeichnung beherrscht. Mehr als bei den Flächenzeichnungen auf glattem Untergrund sind hier Strukturierungen, bewusst gesetzte und zufällige Spuren wichtig.“....
Die Papierformen bleiben immer offen, Innen und Außen können sich durchdringen, der umgebende Raum, die Wand, wird Teil der Plastik. Anstatt kompakter, geschlossener Formen täuschen sie Volumen nur vor, entlarven sich selbst als lediglich formumschließende "Hüllen", die den umgebenden Raum als Negativ-Form sichtbar machen. So kann der Eindruck von Leichtigkeit entstehen, Momente des Schwebens können suggeriert werden". Ähnlich wie bei Lothar Fischers sogenannten "Hüllenplastiken", einem Mehrschalensystem, das den Raum mit integrieren soll, schafft UK nur die Hülle, in der man sich den Körper bzw. das Objekt vorstellen kann.
Die aktuellen zeichnerischen Arbeiten der Künstlerin verbinden spontane Gestik der Mal- und Zeichenbewegung mit vorgegebenen Formen und es entstehen großzügige Mischtechniken wie Bleistift in Acryl auf Holz mit Draht oder Papier. In Auseinandersetzung mit menschlicher Bildsprache durchbrechen malerischer Gestus und chiffrierte Zeichen die strukturierten Malgründe und legen neue Zeichen-Spuren für die Wahrnehmung des Betrachters. Ob fleckig oder scheinbar vergilbt und auch wenn die von ihr gesetzten Farbelemente nur spärlich zu erkennen sind, das gerade birgt für UK den Reiz des Neuen . Diese reduzierte, ja geradezu meditative Formsprache in ihren Bildkompositionen verlangt vom Betrachter die Bereitschaft sich einzulassen und auf die Suche zu gehen . Licht und Schatten, Chaos und Ordnung, Ute Krautkremer schafft mit ihrer Arbeit ein absolut eigenständiges und facettenreiches Oeuvre.
.... "Der spielerische Umgang mit dem Material und seinen Spuren ebnet den Weg ins Chaos. Es reizt mich besonders, den Zufall zu zwingen, also ein Spannungsgefüge zwischen chaotischen Strukturen und bewusster Ordnung aufzubauen. Die Arbeiten erschließen sich dem Betrachter durch die Veränderung seiner Position. Absicht ist, eine vom Gefühl ausgelöste assoziative Betrachtung zu ermöglichen, die logisch weitergedacht werden kann. Bezeichnend für meine Arbeitsweise ist der für mich notwendige Wechsel zwischen spielerischer Auseinandersetzung mit dem zufällig Gegebenen und absichtsvoller Arbeit an einem bestimmten, nur so gearteten Formgefüge".Ein wesentlicher Gesichtspunkt der Arbeiten von U.K. ist es, die Dinge außerhalb ihrer gewohnten Erfahrung zu sehen und damit die eigene Wahrnehmung zu sensibilisieren. Als perspektivisch gelenkte und farblich geprägte Bildwelten dokumentieren sie unterschiedliche Momente der Raumerfahrung, wobei die Abstraktion bei vielen ihrer Arbeiten im Vordergrund steht.
Die Bildobjekte von Ute Krautkremer vermitteln uns auf den ersten Blick eine hohe Affinität zur ästhetischen Richtung. Dann aber wieder verzerrt sie bewusst, um sich dem direkten Zugriff zu entziehen, mit viel Raum zur Interpretation, gerade auch im figurativen Bereich, aber auch wenn sie seriell arbeitet. Ute Krautkremer versteht es uns in ihren "bildeigenen Raum" hineinzuziehen, wohlwissend, dass man niemanden überzeugen kann etwas zu sehen, was dieser nicht sieht, dieser aber sehr wohl etwas verstehen kann, auch wenn er es nicht in Worte fassen kann.
Der Kunstphilosoph Dr. Matthias Brück aus Landau sagt zu den Arbeiten bei einer Eröffnungsrede 2006 in Dahn: „So verlangen diese Werke von Ute Krautkremer eigentlich nicht nur eine Neuorientierung des Sehens, sondern auch des Denkens. Es gibt in der Kunstphilosophie des Japaners Tsujimura Kôichi den Begriff der "Circumspektive", des "Umblickens", das die Richtungen des Vorblickens, Nachblickens, Aufblickens, Zurückblickens wie alle perspektivischen Varianten in sich erhält. Auch der Mensch gehört zu dieser Circumspektive, er steht in ihrer Mitte. Jedoch nicht als Subjekt, nicht als Selbstbewusstsein im Sinne der europäischen Neuzeit. Damit aber diese Circumspektive möglich wird, muss der Mensch nicht nur von sich aus die Umwelt sehen und denken, sondern sich selbst von dieser Umwelt her. Das bedeutet letztlich ein Aufheben des perspektivischen Denkens, das Mensch und Ding immer nur in der traditionellen Subjekt-Objekt-Spaltung gedacht hat.“
Quellen
- who is who in ceramic art, S. 374 J. Waldrich Verlag
- Kultur über Land, S. 21- 32 Landkreis SÜW
- Galerie im Kelterhaus 1994, SWF-Bericht
- Objekt VI, Diplomarbeit S. Hartmann FH-Design Mz
- Kunst am Bau-Projekt 2002, Grundschule Dienheim
- TOP-Magazin Koblenz, 02/2002, Künstlerportrait
- K. G. Saur Verlag, Saur's Künstlerlexikon, 2004
- Palette und Zeichenstift, 04/2006,Künstlerportrait
- Kunst Direkt, Mainz, 2008, Messekatalog
- CUBES 35 cm³, FJK-Frühjahrsalon,Bad Honnef,,Ausstellungskatalog 2008
- K. G. Saur Verlag, International Directory of Arts, 2008
- K. G. Saur Verlag, Künstleradressbuch, 2008
Weblinks
Personendaten NAME Krautkremer, Ute KURZBESCHREIBUNG deutsche Bildhauerin GEBURTSDATUM 1958
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