Niederspay

Niederspay
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Spay
Spay
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Spay hervorgehoben
50.2583333333337.646666666666768Koordinaten: 50° 15′ N, 7° 39′ O
Basisdaten
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Mayen-Koblenz
Verbandsgemeinde: Rhens
Höhe: 68 m ü. NN
Fläche: 2,7 km²
Einwohner: 1958 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 725 Einwohner je km²
Postleitzahl: 56322
Vorwahl: 02628
Kfz-Kennzeichen: MYK
Gemeindeschlüssel: 07 1 37 223
Adresse der Verbandsverwaltung: Am Viehtor 2
56321 Rhens
Webpräsenz:
Ortsbürgermeister: Franz-Josef Karbach
Lage der Gemeinde Spay im Landkreis Mayen-Koblenz
Karte

Spay ist eine Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Rhens im rheinland-pfälzischen Landkreis Mayen-Koblenz und liegt an der doppelten Rheinschlinge nördlich von Boppard. Sie besteht aus den ehemals selbständigen Gemeinden Oberspay und Niederspay, die 1969 zu einer einzigen Verwaltungseinheit zusammengelegt wurden und in der Folgezeit auch physisch zusammengewachsen sind.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Spay liegt 12 km südlich von Koblenz am oberen Mittelrhein, jenem Abschnitt des Rheins, der seit 2002 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört.

Landschaftlich ist Spay durch den großen Hakenbogen des Rhein geprägt, den Bopparder Hamm, an dessen Nordende sich der langgestreckte Ort an das westliche (linksrheinische) Ufer schmiegt. Nachbarorte sind Brey (stromabwärts) und Boppard (stromaufwärts). Am nördlichen Ortsende liegt Spay gegenüber von Braubach mit der Marksburg.

Geschichte

Vor- und Frühgeschichte

Die Ursprünge Spays gehen bis in die Jungsteinzeit zurück. Aus dieser Epoche fanden sich Steinbeile und Hammer, im Nachbarort eine Anzahl Silexartefakte. In der darauffolgenden Bronzezeit nahm die Besiedlung weiter zu, aus dieser Ära stammt unter anderem ein Hallstattbecher mit Spitzfuß. In der Eisenzeit folgte die Besiedlung durch die Kelten auf die nach allgemeiner Auffassung der Ortsname zurückgeht. Der Name Spay entwickelte sich demnach aus der Wurzel „spah“ (für „spähen“), was auf die Lage an einem zum Spähen geeigneten Ort an der dortigen Rheinschleife hinweist. Unterstützt wird dies durch das Vorkommen des Namens „Osterspai“, eines Ortes am östlichen Rheinufer, nur wenige Kilometer entfernt (siehe Bild). Das ganze Waldgebiet hinter der Spayer Landzunge vom Koblenzer Stadtwald über den Rhenser und Bopparder Wald ist voll von den für diese Zeit typischen Hügelgräbern.

Römerzeit

Spay lag an der ehemaligen Rheinstraße der Römer, zwischen dem Lager Bodobrica (Boppard) und der Stadt Confluentes (Koblenz), nahe einem vermuteten Kastell im heutigen Brey.
Die Römer waren nicht zuletzt auch kulturelle Lehrmeister, während die Einwohner in Lehmhütten hausten, errichteten sie mächtige Steinbauten mit Heizung und Ziegelbedeckung. Sie werden die ersten Reben gepflanzt und so den Grundstein für den Weinbau gelegt haben. 1957 wurden in Spay die Grundmauern eines römischen Gutshofes (Villa rustica) aus dem ersten Drittel des 4. Jahrhunderts entdeckt. In Oberspay fanden sich 1951 beim Bau der B 9 (oberhalb des Strüwer-Heiligenhäuschens) auch Teile römischer Statuen aus der gleichen Zeit, darunter der Kopf einer Kolossalstatue des Kaisers Septimius Severus und ein Knabenkopf, welche zu den besten Stücken des Koblenzer Amtes für Vor- und Frühgeschichte zählen.
In der Mitte des 5. Jahrhunderts brachen dann die Franken über die Rheinlinie vor und ergriffen von dem Land Besitz.

Fränkische und Kurfürstliche Zeit

Historische Karte der Region um Spay von Gerhard Mercator, Norden ist rechts

Spay wurde erstmals 816 urkundlich erwähnt, als es in den Schutz Ludwig des Frommen genommen wurde. 821 wurden Ober- und Niederspay zusammen mit Brey in einer Schenkungsurkunde erwähnt.

Teile Spays waren im Besitz verschiedenster Grundherren, wie dem St. Martinsstift zu Worms und den Grafen von Isenburg. Der Ort war seit dieser Zeit Teil des Bopparder Reiches und gehörte nach dessen Verpfändung an Erzbischof Balduin von Trier im weiteren Geschichtsverlauf zu Kurtrier. Damals traten auch die Ritter von Spey als Grundherren auf.

Spay bestand bis zum Dreißigjährigen Krieg aus drei Dörfern: Oberspay (manchmal auch als Mittelspay bezeichnet), Niederspay (zeitweilig als Kieselspay bekannt) und Peterspay (Standort der Peterskapelle). Während des Krieges waren die Bevölkerungsverluste so groß, dass Peterspay aufgegeben wurde. In den anderen Orten wurden zahlreiche Häuser niedergebrannt, daher stammen die meisten der noch heute erhaltenen Häuser aus der Folgezeit. 1670 wurde eine neue Pfarrkirche (spätere Alte Kirche) in Niederspay erbaut.

Französische Herrschaft

1794 zogen die französischen Revolutionstruppen ein und 1795 wurden die linksrheinischen Gebiete französisch. Spay wurde von seinen Verbindungen mit Boppard gelöst und erstmals Rhens zugeschlagen. Zu dieser Zeit fanden in Spay zum ersten Mal allgemeine und gleiche Wahlen statt.

Preußische Zeit und Schiffertradition

Nach dem Wiener Kongress 1815 wird das Rheinland preußisch. Zur Förderung der Rheinschifffahrt und des Handels begann der Ausbau des rheinischen Flussbettes. Dies betraf insbesondere die besonders schwer befahrbaren Abschnitte des Rheins vor Spay, wie die Schottel und den Braubacher Grund. Dennoch blieb vor allem die Schottel noch lange Zeit schwer befahrbar und Lotsen wurden gebraucht. Mit Zunahme der Dampfschifffahrt nahm die alte Treidelschifffahrt immer mehr ab. Nun wechselten die früheren Treidler auf die Schiffe. Aus dieser Zeit stammt die Tradition von Nieder- und Oberspay als Lotsen- bzw. Schifferdorf. Viele Bürger lebten auch von der Fischerei (vor allem Salmenfang). Von der Vergangenheit als Schiffereiort zeugen heute noch die Schiffermasten in Ober-und Niederspay, die vom örtlichen Schiffer-Verein unterhalten werden.

1896 wurde Spay an die Eisenbahn angeschlossen.

20. Jahrhundert

Im Jahre 1921 gründete Josef Becker in einer alten Scheune die Schottel-Werft. Der Zweite Weltkrieg brachte große Zerstörungen durch Luftangriffe. Nach dem Krieg gehörte Spay zum Landkreis St. Goar. Seit 1969 bilden Ober- und Niederspay eine Gemeinde. 1970 wurde die neu gegründete Gemeinde Teil der Verbandsgemeinde Rhens und des Landkreises Mayen-Koblenz.

1993 und 1995 war Spay von Jahrhunderthochwassern betroffen.

21. Jahrhundert

Seit Juni 2005 sind zahlreiche Sehenswürdigkeiten in Spay im Rahmen der Wiedereröffnung des Kulturweges Brey-Spay-Jakobsberg mit Informationsplaketten versehen worden. Neben eisenzeitlichen Hügelgräbern wird eine teilweise begehbar gemachte römische Wasserleitung eingebunden, die bereits im 19.Jahrhundert geortet, aber erst nach 1963 wissenschaftlich aufbereitet wurde.

Sehenswürdigkeiten

Profane Bauwerke

Spay ist einer der an Fachwerkhäusern reichsten Orte im ganzen Mittelrheintal und besitzt eine ausgedehnte Fachwerkfront am Rheinufer. Viele der dazugehörigen Häuser stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert.

Der frühere Zehnthof des Klosters St. Martin in Worms aus dem frühen 19. Jahrhundert (Gebäudekern spätmittelalterlich) ist ein massives Herrschaftsgebäude am Rheinufer. Der Bau diente der Aufnahme der Abgaben (Zehnt) der ortsansässigen Bauern.

Sakralbauten

Peterskapelle
Die Pfarrkirche St.Lambertus

Die Peterskapelle ist ein gotischer Sakralbau aus dem Hochmittelalter und wurde 1237 erstmals urkundlich erwähnt. Sie ist bekannt für ihre gut erhaltenen Fresken aus dem frühen 14. Jahrhundert, die Szenen aus dem Neuen Testament darstellen. Die Kapelle gilt als einziger bekannter frühgotischer Kirchenbau der ehemaligen Rheinprovinz, der vollständig nach einem einheitlichen System ausgemalt wurde.

Die Pfarrkirche St. Lambertus aus dem Jahr 1899 ist eine der kunst- und kulturgeschichtlich interessantesten historistischen Kirchenbauten im Rheinland. Der Ziegelbacksteinbau in neuromanischem Stil wurde nach Plänen der Kölner Architekten Carl Rüdell und Richard Odenthal errichtet und ist wohl die originellste Schöpfung des Architektenteams. Die Kirche besteht aus einem sechseckigen Zentralbau mit Umgang, einem angebauten zweijochigen Langhaus, einer halbrunden Apsis und einem Westturm. Der Innenraum des Zentralbaus wurde in 90ern des 20.Jahrhunderts dem sechseckigen Grundriss angepasst und besitzt jetzt einen sechseckigen Volksaltar auf einer erhöhten ebenfalls hexagonalen Altarinsel. Im Inneren der Kirche sind unter anderem Reste von Fresken aus der Zeit der Erbauung, qualitativ wertvolle Glasmalereien sowie ein Altartriptychon und Skulpturen aus dem Spätmittelalter erhalten.

Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die Alte Kirche aus dem Jahr 1670, in der regelmäßig klassische Konzerte aufgeführt werden und die als Kulturzentrum weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist. Sie ist im Besitz der Franz Krautkremer Stiftung und dient nicht mehr als Kirche.

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Die Schottel-Werft in Spay

Spay ist der Sitz des Stammhauses der Schottel-Werft, die auf den Bau von Schottel-Ruderpropellern und anderer Antriebssysteme (wie z. B. Pod-Antriebe) für See- und Binnenschiffe spezialisiert ist, sie wurde 1921 von Josef Becker, dem Erfinder jenes Propellers gegründet. Der Name Schottel geht auf eine lokal gebräuchliche Bezeichnung für den dortigen Rheinabschnitt zurück. Heute ist die Schottel-Werft ein weltweit agierendes mittelständisches Unternehmen mit einem ausgedehnten Vertriebsnetz und anderen Werken in Wismar, USA und Suzhou (China).

Ein weiterer wichtiger Wirtschaftsfaktor von Spay ist der Weinbau. Zurzeit existieren drei größere Weingüter, die sich auf die Produktion von Hochqualitätsweinen spezialiert haben und ihre Produkte weltweit vertreiben. Die Hauptanbauflächen befinden sich im Bopparder Hamm

Verkehr

Spay liegt an der B 9. Der Ort verfügt über einen Bahnhaltepunkt (Kursbuchstrecke Nr. 471 der DB), diverse Haltestellen der Buslinie 650 der rheinhunsrückbus-GmbH im VRM und mehrere Anlegestellen der ortsansässigen Personenschifffahrtslinie.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Tal Total ist ein autofreier Sonntag auf den Bundesstraßen B 9 und B 42 zwischen Koblenz und Bingen bzw. Rüdesheim am jeweils letzten Sonntag im Juni. Spay bietet während dieser Veranstaltung unter dem Motto „Nicht vorbei an Spay“ an breitgefächertes Angebot an kulturellen und gastronomischen Aktivitäten an.

Persönlichkeiten

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

  • Josef Becker (1897 - 1973), Industrieller und Gründer der Schottel-Werft. Wird posthum mit dem Elmer A. Sperry Award ausgezeichnet für die Erfindung des Ruderpropellers als wesentlicher Beitrag zur Verbesserung des weltweiten Transportwesens .

Wappen

Ein dreiteilger Schild mit einem wellenförmig begrenzten blauen Winkel an der Unterseite (symbolisiert den Rhein) belegt mit goldenem Schiffspropeller (die Schottelschraube),links ein rotbewehrter und -gezungter schwarzer Löwe auf weißem Grund (steht für die Ritter von Spay), rechts auf rotem Grund eine goldene Kirche (die Peterskapelle).

Partnerschaft

Seit 1983 besteht eine Gemeindepartnerschaft mit Spay in Frankreich.

Folklore

Mundart

Die gebräuchliche Mundart ist „Spahjer Platt“, welches zur Moselfränkischen Dialektgruppe gehört. Da Spay zum Koblenzer Kulturraum gehört, besitzt es auch dessen eigenartige Wortprägungen. Hinzu kommen allgemein vorkommende mundartliche Eigenheiten, wie die Schwächung der Endkonsonanten (Besem/Besen, Bodem/Boden usw.) oder gar deren Wegfall (spille/spielen, lache/lachen). Auch in der Mitte des Wortes finden sich häufig Assimilationen (Kenner/Kinder,Rähn/Regen), welche sich bis ins Unverständliche steigern können (schodem/schadet ihm). Auffällt der breite Rhythmus und eine dumpfe Lautung bei langen „a“ und „o“, sowie die Härtung des Vokals von „e“ zu „ä“. Dann folgen die Dehnungen. Zunächst wird „ei“ oder „ie“ zu „eyi“ (bleyiwe/bleiben), und Verben erhalten ein „j“ (lähje/legen).

Dazu haben sich viele Fremdwörter eingebürgert, vor allem aus dem Französischen (Adschö/Adieu, Kurasch/Courage, Schapo/Chapeau). Hinzu kommen eigene Charakterwörter wie „dau Dabbes“ oder „Drippsdrölles“ für eine einfältige Person, „Brölles“ für Schreihals, eine verschrobene Ältliche ist eine „Tösch“.

Ortsnecknamen

Der Ortsneckname Nidderspahjer Salmeknöbbel erinnert an den einstigen Salmenfang, als die Fische „geknüppelt“ wurden.

In Oberspay ist der Neckname Boxelöfter geläufig, der von einem der örtlichen Karnevalsvereine als Name übernommen wurde. Die Bezeichnung Boxelöfter, lokal für „Hosenlüfter“, geht auf die Treidelschifffahrt zurück, als man um nicht nass zu werden die Hosen hochkrempelte. Allerdings zeigt das Logo des gleichnamigen Karnevalsverein das weitaus kuriosere, lustigere jedoch historisch nicht korrekte, Bild eines Mannes der seinen Hintern entblößt. Ein 12 meter langes, sehenswertes Bild des Boxelöfters vor der historischen Kulisse des Oberdorfes ziert eine Wand der Spayer Dorfhalle.


Literatur

Dokumente

Weblinks


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