Kreis Herford (1816 bis 1968)

Kreis Herford (1816 bis 1968)
Wappen Deutschlandkarte
Wappen des Kreises Herford Deutschlandkarte, Position des Kreises Herford hervorgehoben 52.1666666666678.58333333333337Koordinaten: 52° 10′ N, 8° 35′ O
Basisdaten
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Detmold
Landschaftsverband: Westfalen-Lippe
Verwaltungssitz: Herford
Fläche: 450,04 km²
Einwohner: 252.949 (31. Dez. 2007)[1]
Bevölkerungsdichte: 562 Einwohner je km²
Kfz-Kennzeichen: HF
Kreisschlüssel: 05 7 58
Kreisgliederung: 9 Gemeinden
Adresse der Kreisverwaltung: Amtshausstraße 3
32051 Herford
Webpräsenz:
Landrätin: Lieselore Curländer (CDU)
Lage des Kreises Herford in Nordrhein-Westfalen
Niederlande Belgien Niedersachsen Rheinland-Pfalz Hessen Essen Wuppertal Solingen Remscheid Hagen Ennepe-Ruhr-Kreis Bochum Dortmund Herne Gelsenkirchen Bottrop Oberhausen Mülheim an der Ruhr Duisburg Kreis Mettmann Düsseldorf Rhein-Kreis Neuss Kreis Heinsberg Mönchengladbach Krefeld Kreis Viersen Kreis Wesel Kreis Kleve Rhein-Erft-Kreis Kreis Düren Rheinisch-Bergischer Kreis Oberbergischer Kreis Kreis Recklinghausen Kreis Borken Kreis Unna Märkischer Kreis Kreis Olpe Hamm Kreis Soest Kreis Coesfeld Kreis Steinfurt Kreis Warendorf Leverkusen Köln Kreis Aachen Bonn Rhein-Sieg-Kreis Aachen Kreis Euskirchen Münster Kreis Siegen-Wittgenstein Hochsauerlandkreis Kreis Paderborn Kreis Gütersloh Kreis Höxter Kreis Lippe Kreis Herford Kreis Minden-Lübbecke BielefeldKarte
Über dieses Bild

Der Kreis Herford (1911–69 Landkreis Herford) ist ein Kreis in der Region Ostwestfalen-Lippe im Nordosten Nordrhein-Westfalens. Kreisstadt ist Herford.

Der Kreis Herford liegt größtenteils im Ravensberger Hügelland und ist dicht besiedelt. Durch ihn verlaufen die internationalen Hauptverkehrswege von Berlin/Hannover in Richtung Rhein/Ruhr und Niederlande. Mit seinem verstädterten Kernraum entlang dieser Achsen ist der Kreis Teil des ostwestfälischen Verdichtungsraumes GüterslohBielefeld–Herford–Minden. Es besteht eine starke industrielle Prägung mit breiter Spartenfächerung, wobei Möbelindustrie und Textilindustrie herausragen.

1816 gebildet, hat der Kreis seit 1832, von der zeitweiligen Auskreisung Herfords abgesehen, nahezu unveränderte Grenzen. Seit 1969 gliedert er sich in sechs Städte und drei Gemeinden. Der Kreis Herford hat sich jüngst den Beinamen „Wittekindsland“ gegeben.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Lage

Der Kreis grenzt im Norden an den Kreis Minden-Lübbecke, im Südosten an den Kreis Lippe, im Südwesten an die kreisfreie Stadt Bielefeld und den Kreis Gütersloh sowie im Westen an den niedersächsischen Landkreis Osnabrück. Seine maximale Ausdehnung beläuft sich in Ost-West-Richtung auf 35 km und in Nord-Süd-Richtung auf 23 km. Die Kreisfläche beträgt rund 450 km². Die nächstgelegenen Großstädte außer Bielefeld sind Osnabrück (30 km westlich der Kreisgrenzen gelegen) und Hannover (70 km nordnordöstlich).

Kreisgliederung

Kreisgliederung

Der Kreis Herford mit seinen rund 253.000 Einwohnern setzt sich aus folgenden sechs Städten und drei Gemeinden zusammen

(in Klammer Einwohnerzahlen mit Stand vom 31. Dezember 2007[2])

Städte

  1. Bünde (44.854)
  2. Enger (20.092)
  3. Herford (65.019)
  4. Löhne (41.031)
  5. Spenge (15.237)
  6. Vlotho (19.792)

Gemeinden

  1. Hiddenhausen (20.361)
  2. Kirchlengern (16.424)
  3. Rödinghausen (10.139)

Die Kreisstadt Herford ist eine große kreisangehörige Stadt; Bünde und Löhne gelten als mittlere kreisangehörige Städte. Mit Hiddenhausen bilden diese Städte eine Agglomeration, wobei Hiddenhausen und Herford die dichteste Bevölkerungsdichte aufweisen. Die abseits der großen Verkehrsachsen liegenden Randgebiete des Kreisgebietes (Rödinghausen, Vlotho und Spenge) sind weniger von dieser zunehmenden Verstädterung betroffen.

Naturraum

Hohenschichten

Das Kreisgebiet wird naturräumlich grob begrenzt durch das Wiehengebirge im Norden, im Süden durch die Ausläufer des Teutoburger Waldes und im Osten durch das Wesertal und die Lipper Berge. Im Westen gibt es keine merkliche naturräumliche Grenze; die Grenze des Kreises Herford ist hier auch die Grenze zum Bundesland Niedersachsen und folgt dem historischen Grenzverlauf zwischen der preußischen Provinz Westfalens und den Gebieten des Königreich Hannovers im 19. Jahrhundert. Das Kreisgebiet zählt damit vollständig zum Weserbergland und bildet den Kernraum der Ravensberger Mulde (auch Ravensberger Hügelland) bzw. der Ravensberger Landes. Lediglich Vlotho liegt größtenteils nicht im Ravensberger Hügelland, sondern zählt mehrheitlich zum Lipper Bergland. Die Ravensberger Mulde ist ein leichtwelliges, zwischen 50 m ü. NN und 140 m ü. NN liegendes Hügelland, das von den umliegenden, bis über 300 m hohen Bergländern markant umrahmt wird. Zahlreiche kleine Täler (sog. Sieke) schneiden oft unvermittelt und tief in das sonst nur schwach kuppierte Land ein. Im äußersten Nordwesten, wo der Kamm des Wiehengebirges die Grenze des Kreises Herford darstellt, erreicht der Nonnenstein eine Höhe von 274 m ü. NN. Die höchsten Berge finden sich jedoch im Südosten des Kreises, wo die Berge des Lipper Berglandes eine Höhe von über 300 m ü. NN erreichen. Höchster Berg des Kreisgebietes ist der 342 m ü. NN hohe Bonstapel in Vlotho. Die vier nächsthöheren Gipfel Nettelberg (304m), Saalegge (300), Ruschberg (294) und Bickplecken (276) liegen ebenfalls in Vlotho. Die tiefsten Niederungen mit rund 48 m ü. NN Höhe sind die Werreauen in Löhne und das Wesertal in Vlotho mit 47 m ü. NN.

Siehe auch: Liste der Berge und Erhebungen in Ostwestfalen-Lippe

Geologie

Geologisch liegen im Ravensberger Hügelland im Wesentlichen Liasplatten mit Lößauflage vor, die durch Zertalung im Pleistozän zum Hügelland umgestaltet wurden. Unter der Lößdecke finden sich teilweise Geschiebelehme. Weitere Hinterlassenschaft der Eiszeiten sind die häufig anzutreffenden Findlinge. Das Elsetal und der Unterlauf der Werre weiter im Osten bilden die tiefliegende, in westöstlicher Richtung verlaufende Urstromtal der Else-Werre-Niederung. Der Osning, der das Gebiet nur in seinen Ausläufern berührt, und das Wiehengebirge entstanden bereits vor Millionen Jahren in der Kreidezeit durch Hebungen und Faltungen der Erdkruste, zusammen mit dem Weserbergland. In den kammartigen Höhenzügen findet man vor allem Sandstein (Osning-Sandstein und Portasandstein), der aus der Kreidezeit bzw. der Jurazeit stammt. Eine Besonderheit stellt der Doberg in Bünde dar, der eine der umfangreichsten Fossilienlagerstätten aus der Zeit des Oligozän nördlich der Alpen ist.

Klima

Klimadiagramm für Herford

Das vorherrschende Klima ist das atlantische Seeklima. Das Klima wird durch die Lage im ozeanisch-kontinentalen Übergangsbereich Mitteleuropas bestimmt. Die Winter sind mild und die Sommer mäßig-warm. Die Winde kommen meist aus West oder Südwest und bringen gleichmäßige Niederschläge, die im Sommer etwas höher ausfallen. Zu ausgeprägtem Steigungsregen, wie z. B. an der Luvseite des Teutoburger Waldes, kommt es durch die eingefasste Lage zwischen Osning, Wiehengebirge und Meller Berge jedoch nicht. Im langjährigen Mittel (1961–1990) hatte die Region durchschnittlich 1473 Sonnenstunden pro Jahr (Beobachtungsstation: Herford).[3] Klimadaten im langjährigen Mittel (1971-2000) für die Kreisstadt Herford:

Monatliche Durchschnittstemperaturen und Niederschläge für Herford (1971–2000)
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Temperatur (°C) 1,8 2,2 5,3 8,4 13,0 15,6 17,7 17,4 13,8 9,8 5,4 3,1 Ø 9,5
Niederschlag (mm) 72 49 65 53 65 82 69 71 73 61 64 80 Σ 804
T
e
m
p
e
r
a
t
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N
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d
e
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s
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h
l
a
g
72 49 65 53 65 82 69 71 73 61 64 80


Quelle: DWD

Die aufgezeigten Klimadaten für Herford sind exemplarisch für die meisten Städte und Gemeinden im Kreisgebiet, da zumindest Löhne, Bünde, Enger, Hiddenhausen und Kirchlengern in naturräumlich vergleichbarer Lage wie Herford liegen. Für Teile Vlothos und Rödinghausen (→Klima in Rödinghausen) sind aufgrund der relativen Höhenlage bis zu um 0,5° Celsius reduzierte Monatsdurchschnittstemperaturen anzunehmen.

Siehe auch: Klima in Ostwestfalen-Lippe

Gewässer

Typische Ravensberger Landschaft mit Siek bei Bünde

Der Kreis Herford ist durch seine Beckenlage zwischen Wiehengebirge und Osning ein sehr wasserreiches Gebiet. Die wichtigsten Flüsse neben der Weser sind die Werre, die Else und Aa. Die Aa fließt in Herford in die Werre, die das Kreisgebiet vom Teutoburger Wald kommend zunächst von Süd nach Nord durchfließt und sich bei Kirchlengern mit der von Osten nach Westen fließenden Else vereinigt. Die Werre fließt dann von Ost nach West weiter um (bereits jenseits der Kreisgrenze) in die Weser zu entwässern. Nur wenige Bäche an den Grenzen des Kreises entwässern nicht über das Einzugsgebiet von Else und Werre, sondern beispielsweise über die Große Aue oder die Hunte im Gebiet von Rödinghausen. Letztlich entwässern aber auch diese Gewässer in die Weser. Im Südosten des Kreises entwässern einige Bäche auch direkt in die Weser, die seit einer Gebietsreform 1973 den Kreis nicht mehr nur streift, sondern auf einem kurzen Stück auch durchfließt. Die Weser ist zugleich auch der größte Fluss des Kreises und einzige Wasserstraße. Größter See mit einer Wasserfläche von rund 12ha ist das Hücker Moor in Spenge.

Siehe auch: Liste der Gewässer in Ostwestfalen-Lippe

Flächennutzung

Flächennutzung

Durch die fruchtbaren Lößböden gehört das Gebiet zum Altsiedelland, wurde bereits früh landwirtschaftlich genutzt und entwickelte sich zu einer sehr waldarmen, kleinräumigen Kulturlandschaft mit einem Waldanteil von nur 8,4 Prozent. Hauptsächlich wird Getreide und Mais aber auch zunehmend Raps kultiviert. Die vorherrschende natürliche Waldgesellschaft ist die des Eichen-Hainbuchenwaldes. Durch die Lage an wichtigen Verkehrsverbindungen und die einsetzende Industrialisierung entwickelte sich der Kreis zudem zu einer stark zersiedelten Agglomeration von Städten, die immer weiter zusammenwachsen. Dieses Städteband erstreckt sich über den Kreis hinaus und umfasst Städte wie Bielefeld, Bad Salzuflen und Minden. Der Kreis ist einer der dichtbesiedelsten und waldärmsten (Land-)Kreise Deutschlands. Fast 30 Prozent der Fläche sind Verkehrs- oder Siedlungsfläche. Die genaue Flächenverteilung ist im Folgenden zusammengefasst[4]:

Fläche nach
Nutzungsart
Fläche in ha Anteil an
Gesamtfläche
Siedlungs- und Verkehr 13.117 29,1 %
Landwirtschaft 27.420 60,9 %
Wald 3.769 8,4 %
Wasser 212 1,1 %
sonstige Freiflächen 490 0,5 %
TOTAL 45.007 100 %

Politik und Verwaltung

Landrätin

Der Landrat des Kreises wird seit 1999 direkt gewählt. Das Amt des Oberkreisdirektors wurde 1999 abgeschafft. Seitdem übernimmt der Landrat auch die Aufgaben des Verwaltungschefs. Es gibt zwei stellv. Landräte, die öffentliche repräsentative Funktionen übernehmen. Verwaltungsinterner Stellvertreter der Landrätin ist der Kreisdirektor.

Seit dem 4. Mai 2003 ist die ehemalige Bürgermeisterin von Vlotho, Lieselore Curländer (CDU), die Landrätin des Kreises Herford. Sie wurde mit 52,29 % der Stimmen zur ersten Frau an die Spitze des Kreises gewählt.

Ihr Vorgänger war Hans-Georg Kluge (CDU), der sich 1999 im 2. Wahlgang mit 53,3 % der Stimmen gegen den letzten Oberkreisdirektor Henning Kreibohm (SPD) durchsetzte und dadurch Nachfolger des letzten ehrenamtlichen Landrats Gerhard Wattenberg (SPD) wurde. Kluge wechselte vor Ende seiner Amtsperiode als Staatssekretär ins Brandenburgische Justizministerium, so dass eine vorzeitige Neuwahl des Landrats notwendig wurde.

Verwaltung

Der Kreis Herford beschäftigt zurzeit rund 600 Mitarbeiter. Seine Institutionen sitzen größtenteils im Herforder Kreishaus oder in dessen unmittelbarer Nähe. Bedeutendste Ausnahme ist der Bereich Straßenverkehr, der in Kirchlengern angesiedelt ist.

Die Kreisverwaltung gliedert sich in vier Dezernate, in denen die verschiedenen Aufgabenbereiche und Zuständigkeiten des Kreises zusammengefasst sind:

  • Dezernat I: Personalservice, Strategiebüro, Rechnungsprüfung, Mediendienst und internationale Kontakte, Finanzen, Logistik und Liegenschaft]en, Wirtschaftsförderung und Kreisentwicklung, Projektbüro
  • Dezernat II: Ärztlicher Dienst, Gesundheitsplanung und psychosoziale Hilfen, Gesundheitsschutz und zentrale Dienste, Sozial-Psychiatrische Rehabilitationseinrichtung, Naturschutz und Regionalplanung, Bauen, Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Abfallentsorgungsbetrieb
  • Dezernat III: Beratung und Förderung junger Menschen und ihrer Familien, Angelegenheiten des Schulamtes und Bafög, Verwaltung der kreiseigenen Schulen und Kultur, Bildungsbüro und Medienzentrum, Museum Bünde, allgemeine Sozialhilfe und Grundsicherung, Hilfe zur Pflege in Einrichtungen, Hilfen für besondere Zielgruppen, Sport, Vertretung Minderjähriger, Unterhaltsvorschuss, Elterngeld, Jugendheim
  • Dezernat IV: Bauhof, Allgemeine Ordnungs- und Ausländerangelegenheiten, Gefahrenabwehr, allgemeine Verkehrsangelegenheiten, Fahrerlaubnisse, Kfz-Zulassungen, Veterinärwesen, Verwaltung und Lebensmittelkontrolle, Lebensmittelüberwachung und Fleischhygiene, Vermessungen, Führung des Liegenschaftskatasters, Bereitstellung und Nutzung von Geodaten, zentrale Angelegenheiten, Geschäftsstelle des Gutachterausschusses.

Die Landrätin steht dem Dezernat I vor, die anderen Dezernate haben eigene Dezernenten. Der Landrätin unmittelbar unterstellt sind die Kreispolizeibehörde, das Schulamt, der Bereich Personalvertretung und die Gleichstellungsbeauftragte.

Haushalt

Erträge Ansatz 2008
in Mio. Euro
Ansatz 2007
in Mio. Euro
1 Steuern u. ähnliche Abgaben 4,124 2,864
2 Schlüsselzuweisungen (v.a. durch das Land) 20,325 14,016
3 Kreisumlage (Beiträge der Kommunen) 107,758 108,760
4 Öffentlich-rechtliche Leistungsentgelte (Verwaltungsgebühren u.ä.) 10,858 10,546
5 Privatrechtliche Leistungsentgelte (Mieten, Pachten, Verkäufe) 0,289 0,323
6 Zuwendungen und allgemeine Umlagen 39,017 38,879
7 Finanzerträge 1,124 0,451
8 sonstige Transfererträge (Ersatz von sozialen Leistungen u.ä.) 2,411 1,741
9 sonstige ordentliche Erträge (Verwarnungs-, Buß- u. Zwangsgelder) 2,593 2,581
10 Kostenerstattungen u. Kostenumlagen 5,476 6,074
Insgesamt 193,975 186,235

Der größte Ertragsposten des Kreises ist die Kreisumlage. Deren Hebesatz, den der Kreis ohne Zustimmung der Kommunen festlegen kann, liegt derzeit bei 40,69 %, das heißt, alle neun kreisangehörigen Kommunen müssen 40,69 % ihrer jeweiligen Erträge an den Kreis abführen.

Aufwendungen Ansatz 2008
in Mio. Euro
Ansatz 2007
in Mio. Euro
1 Personalaufwendungen 28,079 31,002
2 Versorgungsaufwendungen 5,933 0,843
3 Sach- u. Dienstleistungen 11,134 10,602
4 Abschreibung auf Sachanlagen 4,748 4,144
5 Landschaftsumlage (an den LWL) 43,058 41,248
6 Transferaufwendungen (soziale Leistungen) 55,618 54,915
7 Kosten der Unterkunft nach dem SGB II 32,500 34,500
8 Sonstige ordentliche Aufwendungen 11,495 10,467
9 Zinsen und ähnliche Aufwendungen 1,324 1,698
Insgesamt 193,889 189,419

Die Kreise sind laut Gebührenordnung des Landes verpflichtet, einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. Geringfügige Überziehungen können jedoch, wie etwa 2007 geschehen, durch die sogenannte Ausgleichsrücklage gedeckt werden. Diese hat für den Kreis Herford derzeit einen Umfang von 5,119 Mio. Euro.

Kreistag

Sitzverteilung im Kreistag in der Wahlperiode 2004

Der Kreistag besteht zurzeit aus 50 Sitzen. Fraktionsvorsitzende sind zurzeit: Christoph Roefs (CDU), Hans Stüwe (SPD), Stephen Paul (FDP), Ulrich Richter (Grüne) und Eckhard Gläsker (Freie Wähler). Die Sitzverteilung und Stimmanteil nach der Kommunalwahl am 26. September 2004, die eine Wahlbeteiligung von 54,0 % erbrachte, zeigt die folgende Tabelle. Zum Vergleich ist die Zusammensetzung der vorangegangenen Kreistage angegeben (für die zugehörigen Wahlergebnisse siehe unten).

Partei Stimmen-
anteil 2004
Sitze
2004
Sitze
1999
Sitze
1994
CDU 41,8 % 21 25 23
SPD 39,1 % 20 22 27
Grüne 9,0 % 4 3 5
FDP 6,4 % 3 2 -
Freie Wähler 3,1 % 2 - -
sonstige 0,6 % - - -
gesamt 100 % 50 52 55

Quelle: Landesdatenbank Nordrhein-Westfalen[5] und Landeswahlleiterin Nordrhein-Westfalen[6].

Bundestags- und Landtagswahlen

Bei der Bundestagswahl 2005 wurde Wolfgang Spanier (SPD) mit 47,5 % der Erststimmen für den Wahlkreis Herford - Minden-Lübbecke II in den Bundestag gewählt. Von den Zweitstimmen entfielen auf die SPD 40,7 % , die CDU 35,2 %, die FDP 9,5 %, die Grünen 6,6 % und die Die Linke. 5,0 %. Der gegen Spanier unterlegene Reinhard Göhner (CDU) zog zunächst über die Landesliste in den Bundestag ein, trat jedoch noch vor Ablauf der Legislaturperiode von seinem Mandat zurück.

Bei der Landtagswahl 2005 wurden die CDU Politiker Wolfgang Aßbrock (Wahlkreis Herford I, 43,4 % der Stimmen) und Chris Bollenbach (Herford II, 43,3 %) in den Landtag gewählt. Wolfgang Aßbrock verstarb im Dezember 2007. Sein Nachfolger ist der Minister für Bauen und Verkehr Oliver Wittke (CDU).

Siehe auch: Wahlen zum Bundes- und Landtag in Ostwestfalen-Lippe

Wappen

Das schwarze, springende Ross im silbernen Feld des Herforder Kreiswappens soll an den Sachsenherzog Wittekind erinnern, dessen Sarkophag in der Stiftskirche zu Enger steht und dessen Gebeine dort vermutet werden. Nach drei langen Kriegen in den Jahren 772 bis 804 musste sich der um Unabhängigkeit kämpfende Sachsenherzog dem Franken Karl dem Großen beugen. Widukinds Stamm der Engern (vgl. auch Enger) siedelte damals in der Ravensberger Mulde. Die Sage besagt, dass Wittekind bis zu seiner Taufe einen schwarzen Hengst geritten haben soll. Karl der Große schenkte ihm nach der (Zwangs-)Taufe ein weißes Pferd, das später zum Wappentier von Westfalen wurde. Der Kreis bezeichnet sich selbst auch als Wittekindland. Das Wappen war dem Landkreis Herford am 10. August 1938 verliehen worden. Im April 1946 wurde ein bis dato vorhandenes Winkelkreuz mit keulenförmig verdickten Enden (Keulenkreuz ähnlich dem Lauburu) in der oberen rechten Ecke entfernt, da es an das Hakenkreuz erinnerte. Im Januar 1970 wurde das Wappen als Wappen des neuen Kreises Herford bestätigt.

Siehe auch: Liste der Wappen im Kreis Herford und Liste der Flaggen im Kreis Herford

Kreispartnerschaften

Partnerregionen und -städte

  • Šibenik, Kroatien: Der 100.000 Einwohner zählende Kreis ist seit 1970 Partner des Kreis Herford. Einen hohen Stellenwert in der Beziehung haben zahlreiche Begegnungsprojekte mit Vereinen, Schulklassen oder Jugendgruppen.
  • Renfrewshire, Schottland (Vereinigtes Königreich): Die Region hat rund 170.000 Einwohner und ist seit 1972 Partnerregion. Auch hier stehen Begegnungsprojekte im Vordergrund der Beziehungen.
  • Voiron, Departement Isère, Frankreich: Das in der Nähe von Grenoble gelegene Voiron ist seit 1966 eine Partnerstadt. Zahlreiche Schüler und Jugendgruppen besuchten seitdem jedes Jahr die Partnerstadt.
  • Condega, Nicaragua: Seit 1988 besteht eine Partnerschaft zu dieser 13.000 Einwohnern zählenden Stadt in Nicaragua. Die Partnerschaft ist kommunalpolitische Entwicklungspartnerschaft mit dem Ziel die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern.

(inoffizielle) Freundschaften

  • Bassano del Grappa, Italien: Partnerstadt von Voiron
  • Gorzów Wielkopolski, Polen: Es besteht keine offizielle Partnerschaft zwischen dem Kreis Herford und Gorzów (einer der Partnerstädte der Kreisstadt Herford), jedoch werden auch aus dem restlichen Kreis hier Begegnungsprojekte gefördert.
  • Jelgava, Lettland: Seit 1989 Jugendbegegnungsprojekte
  • Quincy, Illinois, USA: In die 42.000 Einwohner zählende Stadt wanderten im 19. Jahrhundert zahlreiche Bürger der Region aus. 1991 wurde ein offizieller Freundschaftspakt geschlossen.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung seit 1975

Bevölkerungsverteilung

Bei den folgenden Zahlen handelt es sich für 1987 um Volkszählungsergebnisse [7], ansonsten um amtliche Fortschreibungen des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik[5]. Dabei sind die Zahlen von 1975 bis 1985 geschätzte Werte, ab 1990 Fortschreibungen auf Basis der Ergebnisse der Volkszählung von 1987. Die Angaben beziehen sich für 1975 und 1980 auf die Wohnbevölkerung und ab 1985 auf die Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung.

Jahr Einwohner
1975 (31. Dez) 234.275
1980 (31. Dez) 232.478
1985 (31. Dez) 225.598
1987 (25. Mai) 227.548
1990 (31. Dez) 238.231
1995 (31. Dez) 250.768
2000 (31. Dez) 254.754
2005 (31. Dez) 254.507
2007 (31. Dez) 252.949

Sprache

Die Menschen im Kreis Herford sprechen meist Hochdeutsch mit leichtem ostwestfälischem Akzent. Bevor sich die deutsche Standardsprache als Umgangssprache durchsetzte, war der Gebrauch der niederdeutschen Sprache üblich, die in einem ostwestfälischen Dialekt, dem Ravensberger Platt gesprochen wurde. Das Plattdeutsche variierte wiederum im Kreis. Es wird nur noch wenigen älteren Bewohnern des Kreises überwiegend verwendet. Die Erinnerung an diese alte Sprache wird im Kruis Hiarwede (niederdeutsch für Kreis Herford) durch zahlreiche plattdeutsche Veranstaltungen wach gehalten, z. B. durch plattdeutsche Gottesdienste.

Siehe auch: Plattdeutsch in Löhne

Religion

Herforder Münster
In der Engeraner Stiftskirche liegt möglicherweise Widukind begraben

Die Einwohner im Kreis Herford rechnen sich nach einer Untersuchung von 2006 überwiegend (über 59 %) der Evangelischen Landeskirche zu. Hintergrund ist die jahrhundertelange Zugehörigkeit zur protestantischen Grafschaft Ravensberg bzw. zum Fürstentum Minden, die beide spätestens 1648 an das überwiegend protestantische Preußen fielen und bereits Mitte des 16. Jahrhunderts die lutherische Lehre annahmen. Weniger als 20 % der Bevölkerung sind römisch-katholisch; nicht jede Gemeinde hat daher eine katholische Kirche. Der katholische Bevölkerungsanteil ist vor allem durch Migrationsbewegungen nach dem Zweiten Weltkrieg in den Kreis eingewandert. Etwa 3–4 % der Bevölkerung bezeichnen sich als islamisch.[8] Islamische Gebetsräume gibt es u.a. in Bünde und Löhne. Eine kleine jüdische Gemeinde befindet sich in Herford.

Evangelische Kirche

Der Kirchenkreis Herford gehört zur Evangelischen Kirche von Westfalen und wurde 1818 gegründet. Anfänglich gehörten gehörten die vier Herforder Stadtgemeinden, das Dorf Berg (Stiftberg), Jöllenbeck, Exter, Valdorf, Vlotho (ref. und luth.), Rehme, Rödinghausen, Bünde, Hiddenhausen, Gohfeld, Löhne, Enger, Spenge und Wallenbrück zum Kirchenkreis. Ab 1836 bildeten Exter, Gohfeld, Rehme, Valdorf und Vlotho den neugeschaffenen Kirchenkreis Vlotho. Jöllenbeck wurde kurz nach der politischen Umgliederung jetzt auch kirchentechnisch Bielefeld angeschlossen. Im Gegenzug kamen Kirchlengern, Mennighüffen und Stift Quernheim zum Kirchenkreis Herford. Spenge und Wallenbrück gehörten rund 100 Jahre bis 1964 zum Kirchenkreis Halle. Mit ihnen wechselte Hücker-Aschen zum Kirchenkreis Herford. In der Zeit der deutsch-deutschen Teilung wurden die ostdeutschen Kirchengemeinden Bad Sachsa und Tettenborn treuhänderisch vom Kirchenkreis Herford verwaltet. Heute gehören fünf Regionen zum Kirchenkreis:

Region Gemeinden
Bünde Bünde-Lydia, Dünne, Ennigloh, Hagedorn, Holsen-Ahle, Hunnebrock-Hüffen-Werfen,

Kirchlengern, Rödinghausen (zzgl. Pfarrbezirk Bieren), Spradow, Stift Quernheim, Westkilver

Enger-Spenge Enger, Spenge
Herford Elverdissen, Emmaus, Mitte, Herringhausen, Kreuz, Laar, Marien Stift Berg, Petri (ev-ref.)
Hiddenhausen Eilshausen, Hiddenhausen, Lippinghausen, Oetinghausen, Schweicheln-Sundern-Bermbeck
Löhne Löhne, Mennighüffen, Obernbeck, Siemshof

Bis auf Teile der politischen Gemeinde Löhne und der politischen Gemeinde Vlotho, die zum Kirchenkreis Vlotho gehören, entspricht der Kirchenkreis Herford dem politischen Kreis Herford. Der im Kreisgebiet liegende Teil des Kirchenkreises Vlotho setzt sich zusammen aus den Gemeinden:

Region Gemeinden
Löhne Gohfeld, Mahnen, Wittel
Vlotho Bonneberg, Exter, St. Johannis (ev.-ref.), St. Stephan, Uffeln, Valdorf, Wehrendorf

Katholische Kirche

Die katholischen Gemeinden gehören zum Erzbistum Paderborn und zum Dekanat Herford-Minden. Das Dekanat gliedert sich im Kreisgebiet Herford in folgende Gemeinden und Pastoralverbünde:

Pastoralverbund Gemeinden
Bünder Land Bünde St. Joseph, Holsen St. Michael, Kirchlengern St. Marien
Herford Herford Maria Frieden, Herford St. Johannes Bapt., Herford St. Paulus
Löhne-Vlotho Löhne St. Laurentius, Exter St. Hedwig, Vlotho Heilig Kreuz
Widukindsland Eilshausen St. Bonifatius, Enger St. Dionysius, Spenge St. Joseph

Kultur und Freizeit

Theater, Museen und Musik

MARTa Herford
Der Nordhof, einer der Sattelmeierhöfe von Enger

Größtes Theater ist das Herforder Stadttheater mit 706 Plätzen, das allerdings nur Gastspielern dient. Bedeutendste Museen sind das MARTa Herford für zeitgenössische Kunst und Design, das Deutsche Tabak- und Zigarrenmuseum in Bünde zur Geschichte der Tabakverarbeitung in der Region, sowie das Dobergmuseum - Geologisches Museum Ostwestfalen-Lippe mit Exponaten aus dem Doberg. In Herford ist mit der Nordwestdeutschen Philharmonie eines der wichtigsten Orchester Nordrhein-Westfalens beheimatet. Herford ist außerdem Sitz der Hochschule für Kirchenmusik.

Bauwerke und Parks

Zu den architektonisch und/ oder historisch bedeutendsten kirchlichen Bauten gehören der Herforder Münster aus dem 13. Jahrhundert, die ehemalige Pilgerkirche Jakobi Kirche aus dem 14. Jahrhundert in Herford, die Laurentiuskirche in Bünde und St.-Bartholomäus in Rödinghausen (beide vermutlich aus dem 8. Jahrhundert), sowie die Stiftskirche Enger, in der Widukinds Grab vermutet wird, und die Kirchlengeraner Stiftskirche, die ebenso wie der Herforder Münster Mittelpunkt eines Frauenstifts (→Stift Herford) war, von denen aus die gesamte Region im Mittelalter maßgeblich verwaltet wurde. Zu den größten erhaltenen Wasserburgen oder Schlössern zählt u.a. das Schloss Ulenburg in Löhne, die Wasserburg Gut Bustedt in Hiddenhausen, die Wasserburg Gut Böckel und das Haus Kilver von 851 in Rödinghausen. Des Weiteren finden sich im Kreisgebiet viele für das Ravensberger Land typischen Fachwerkhöfe mit charakteristischen Geckpfahl und dem grünem Giebel, von denen besonders die Sattelmeierhöfe in Enger bekannt sind. Das Gebäude des MARTa Herford von Frank Gehry ist das bekannteste moderne Gebäude im Kreis Herford. Bekanntester Park ist der Park der Magischen Wasser in Löhne, der für die Landesgartenschau 2000 „Aqua Magica“ erbaut wurde.

Siehe auch: Liste der Burgen, Schlösser und Festungen im Kreis Herford

Sport

Das größte Stadion im Kreis ist das über 18.000 Besucher fassende Jahn-Stadion in Herford. Hier tragen mit dem HSV Borussia Friedenstal (1. Frauen Bundesliga) und dem SC Herford (ehemals Zweite Bundesliga) die zwei bekanntesten Fußballvereine des Kreises ihre Heimspiele aus. Der Handballverein TuS Spenge spielt in der Handball-Regionalliga. Die Damenmannschaft der Play Off Rackets Herford konnte mehrmals die deutsche Squashmeisterschaft gewinnen.

Natur und Erholung

Wiehengebirge von Bünde aus gesehen

Im dicht besiedelten Keis haben die wenigen Wald- und Naturschutzgebiete einen besonderen Naherholungswert. Einziger Luftkurort ist Rödinghausen. Der Tourismus spielt für den Kreis insgesamt nur eine geringe Rolle. Der Nordwesten des Kreises hat geringen Anteil am Naturpark TERRA.vita (ehemals Naturpark Nördlicher Teutoburger Wald-Wiehengebirge). Der Kreis hat 39 ausgewiesene Naturschutzgebiete, die jedoch nur etwa 3,6 Prozent der Kreisfläche ausmachen - zum Vergleich: Regierungsbezirk Detmold mit 6,3 Prozent. Viele der Naturschutzgebiete schützen die für das Ravensberger Land typischen Sieke sowie die wenigen erhaltenen naturnahen Waldgebiete, die sich fast ausschließlich in Rödinghausen und Vlotho befinden.

Siehe auch: Liste der Naturschutzgebiete im Kreis Herford

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaftsstruktur und Arbeitsmarkt

In Kirchlengern befindet sich das einzige größere Elektrizitätswerk des Kreises (ehemals Elektrizitätswerk Minden-Ravensberg)

Der Kreis Herford entwickelte sich nach dem weitgehenden Niedergang der Leineweberindustrie (bis zum 19. Jahrhundert) und der Zigarrenindustrie (bis 1960er-Jahre) zu einem der Zentren der europäischen (Küchen)-möbelindustrie. Jede dritte in Europa hergestellte Küche stammt aus dem Kreis. Dazu gesellen sich Zulieferer der Möbelindustrie vor allem aus dem Maschinenbau. Dazu zählt auch das nach Mitarbeitern größte Unternehmen des Kreises, die Hettich Unternehmensgruppe. Weiterhin sind im Kreis mehrere bedeutende Modeunternehmen ansässig. Größte Unternehmen mit öffentlicher Beteiligung sind die Sparkasse Herford sowie E.ON Westfalen Weser. Die Wirtschaft wird durch mittelständische Industrieunternehmen geprägt. Unter 1 % der Beschäftigten arbeiten in der Landwirtschaft. Über 45 % der Beschäftigten arbeiten im sekundären Sektor und etwa 54 % im tertiären Wirtschaftssektor. Mit 57.652 € BIP je Erwerbstätigen und 5369 € Kaufkraft je Einwohner war der Kreis Herford 2005 der wirtschaftlich stärkste Kreis in Ostwestfalen-Lippe.[9] Im Oktober 2008 betrug die Arbeitslosenquote im Kreis Herford 6,2 %.[10]

Siehe auch: Unternehmen aus dem Kreis Herford

Verkehr

Straßenverkehr

Durch das Kreisgebiet verlaufen die Bundesautobahnen A 2 und A 30. Die B 239 (Detmold-Herford-Kirchlengern-Lübbecke) durchquert als wichtige Nord-Süd-Verbindung das Kreisgebiet und ist um Herford zur Autostraße ausgebaut. Weitere wichtige Straßen sind die Bundesstraßen B 61 (Bielefeld-Herford-Löhne), B 514 (Vlotho-Bad Oeynhausen) und B 482 (Vlotho-Porta Westfalica).

Das für den Kreis Herford zuständige Straßenverkehrsamt hat seinen Sitz in Kirchlengern.

Mit 722 Fahrzeugen pro 1.000 Einwohner (2006) ist der Kreis Herford einer der Kreise mit der höchsten Kraftfahrzeugdichte in Nordrhein-Westfalen. Insgesamt waren 2006 über 183.500 Fahrzeuge angemeldet. Nach einer Meldung des Landesamtes für Statistik vom August 2008 hat der Kreis Herford mit 554 Pkw auf 1.000 Einwohner die zweithöchste Dichte an Personenkraftwagen in Nordrhein-Westfalen. Mehr Pkw sind lediglich im Rheinisch-Bergischen Kreis mit 562 Pkw pro 1.000 Einwohner angemeldet.

Schienenverkehr

Herforder Bahnhof

Die Kreisstadt Herford besitzt den in Ostwestfalen-Lippe am zweithäufigsten frequentierten Regionalbahnhof. Bedeutende Haltepunkte sind Herford (IC, selten ICE) und Bünde (IC). Der Bahnhof Löhne hat seine einstige überregionale Bedeutung weitgehend verloren und ist nur noch Halt für Regionalzüge. Weitere Regionalbahnhöfe befinden sich in Bieren, Schwenningdorf-Neue Mühle, Hiddenhausen-Schweicheln, Kirchlengern, Vlotho, sowie in Bruchmühlen (unmittelbar an der Landesgrenze auf niedersächsischem Gebiet).

Das Kreisgebiet wird von den für den Personen- und Güterverkehr in west-östlicher Richtung bedeutenden Hauptstrecken BerlinHannoverRuhrgebiet (siehe Bahnstrecke Hamm–Minden) und Hannover–OsnabrückAmsterdam (Bahnstrecke Löhne–Rheine) durchquert. Von diesen Strecken zweigen zwei eingleisige Nebenbahnen ab: die Bahnstrecke Herford–Bünde–RahdenRavensberger Bahn“, ehemals weiter über Sulingen bis Bremen (eine Reaktivierung dieses Abschnitts ist im Gespräch) und die Weserbahn (Bünde–)Löhne–HamelnHildesheim.

Die Kleinbahnstrecken Herforder Kleinbahn und Wallücker Willem sind stillgelegt und größtenteils abgebaut.

Flugplätze und Flughäfen

Die nächstgelegenen Flugplätze sind Flugplatz Melle-Grönegau und Flugplatz Vennebeck.
Die nächsten internationalen Flughäfen sind Flughafen Paderborn-Lippstadt und Flughafen Münster-Osnabrück.

Radwege

Mehrere Radfernwege und lokale Radwege durchqueren das Kreisgebiet, unter anderem die Wellness-Radroute, die BahnRadRoute Weser-Lippe, der Soleweg und der Else-Werre-Radweg. Mit HF 1 bis HF 9 ist der 151 km lange Radweg durch fast alle Gemeinden im Kreis Herford gekennzeichnet.

Wasserstraßen

An der Weser bei Vlotho befindet sich der einzige Hafen des Kreises

Einzige Wasserstraße ist die Weser, die bei Vlotho den Kreis durchfließt.

Öffentliche Einrichtungen

Die Kreisverwaltung befindet sich bis auf das Straßenverkehrsamt (Kirchlengern) in Herford. Überregionale Verwaltungseinrichtung ist die Zentrale Steuerzeichenstelle in Bünde, an der die Banderolen (Steuerzeichen) für alle Tabakprodukte abgegeben werden. Die drei Krankenhäuser des Kreises sind das Evangelische Lukas-Krankenhaus in Bünde, das Klinikum Herford und das Mathilden Hospital, ebenfalls in Herford.

Gerichte

Für Bünde, Rödinghausen und Kirchlengern ist das Amtsgericht Bünde zuständig, für Herford, Enger, Spenge und Hiddenhausen das Amtsgericht Herford. Die Stadt Vlotho ist dem Amtsgericht Bad Oeynhausen zuständig. Diesen übergeordnet ist das Landgericht Bielefeld.

Militär

In Herford sind der Stab und rund 900 Soldaten der 1. britischen Panzerdivision stationiert. In Bünde war daher bis 1991 die sowjetische Militärmission im britischen Sektor stationiert. Einzige deutsche militärische Einrichtung ist das Kreiswehrersatzamt in Herford.

Medien

Als Tageszeitungen erscheinen die Neue Westfälische und das Westfalen-Blatt mit Lokalteil für die meisten Städte und Gemeinden des Kreisgebietes. Radio Herford ist das Lokalradio für den Kreis Herford. Herford ist außerdem Sitz des britischen Soldatensenders British Forces Broadcasting Service (BFBS).

Bildung

Das Gymnasium am Markt in Bünde

Der Kreis Herford unterhält die Volkshochschule im Kreis Herford. Einzige Hochschule ist die Hochschule für Kirchenmusik der Evangelischen Kirche von Westfalen in Herford. Im Kreis befinden sich u.a. 54 Grundschulen (11.545 Schüler), 5 Hauptschulen (2.077), 10 Realschulen (5.541), 8 Gymnasien (7.911), 6 Gesamtschulen (6.547), 8 Berufskollegs und 5 Berufsschulen (Stand 15. Oktober 2005). In Herford befindet sich mit dem Friedrichs-Gymnasium eine der Schulen mit der längsten durchgehenden Tradition in Deutschland.

Kulinarisches

Die Küche entspricht der westfälischen bzw. lippischen Küche. Bekanntestes Erzeugnis, das mit dem Kreis Herford in Verbindung gebracht wird, ist das Herforder Pils aus der Brauerei Felsenkeller in Hiddenhausen.

Geschichte

Siedlungsgeschichte

Tabakspeicher in Bünde

Funde lassen darauf schließen, dass das Gebiet, obgleich nicht kontinuierlich, bereits in der Steinzeit und in vorrömischer Zeit besiedelt war. Römische Geschichtsschreiber berichten von einer Besiedelung um die Zeitenwende durch die Cherusker, die in der Varusschlacht die römische Expansion in dieses Gebiet stoppen konnten. Später siedelten auf dem Gebiet mit seinen fruchtbaren Böden die sächsischen Engern, die um 800 unter Widukind durch die Franken unterworfen wurden. Die Macht übten danach vom frühen Mittelalter an vor allem die fränkischen Gaugrafen und das Frauenstift in Herford aus. Die Landbevölkerung lebte als Bauern in Drubbeln inmitten ausgedehnter Marken. Durch das Anerbenrecht und das Heuerlingswesen entwickelten sich nacheinander folgende sozialen Schichten: Erben, Erbkötter, Markkötter und Heuerlinge. Letztere Gruppen waren wirtschaftlich und in unterschiedlicher Ausprägung auch rechtlich von den Altbauern abhängig. Selbst nach der späteren Markenteilung war das Auskommen der armen Bauern so gering, dass sie 15. Jahrhundert mit Flachsanbau und -verarbeitung zu Leinen eine neue Erwerbsmöglichkeit erschlossen und so die Proto-Industrialisierung einleiteten. Im Merkantilismus wurde die Heimarbeit rund um die Leinenverarbeitung von Preußen gefördert, ging jedoch mit dem Aufkommen mechanischer Webstühle nieder, so dass viele notleidende Arbeiter Auswandern mussten. Einen Ausgleich schuf die Tabakindustrie ab etwa 1860, die maßgeblich vom Bünder Fabrikanten Tönnies Wellensiek ausging, von der neuen Köln-Mindener Eisenbahn befeuert wurde und bald die dominierende Branche im Kreis wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg, von dem im Wesentlichen nur die Kreisstadt Herford direkt betroffen wurde, führte der technologische Rückstand der deutschen Tabakindustrie zu ihrem Niedergang und es waren vor allem die (Küchen-)möbelhersteller, die einen erneuten Ausgleich schaffen konnten.

Siehe auch: Ravensberger Land und Reichsstadt Herford

Verwaltungsgeschichte

Altes Kreishaus in Herford (Postkarte um 1902)

Vorgeschichte

Vor 1816 gehörte der größere Teil des heutigen Kreisgebietes zur Grafschaft Ravensberg (Ämter Limberg, Vlotho und Sparrenberg), der Norden und der Osten jenseits der Weser zum Hochstift bzw. Fürstentum Minden (Ämter Hausberge und Reineberg). Die Stadt Herford unterstand lange dem dortigen Frauenstift und war zwischenzeitlich Freie Reichsstadt. Alle diese Gebiete fielen im 17. Jahrhundert an Brandenburg-Preußen, das 1719 mit Minden-Ravensberg eine übergreifende Verwaltungseinheit schuf. Ausgenommen war davon lediglich die winzige Fürstabtei Herford, die bis 1802 unabhängig blieb. Durch die gemeinsame preußische Verwaltung dieser zwei Territorien verloren die alten Grenzen der Territorien an Bedeutung, obwohl die alten Territorien noch formal bis 1815 Bestand haben sollten.

1806 fiel das Gebiet in den Herrschaftsbereich des napoleonischen Frankreichs. Zwischen 1807 und 1810 war das spätere Kreisgebiet Teil des de facto französischen Königreichs Westphalen (Weser-Departement, größtenteils Distrikt Bielefeld, Uffeln Teil von Distrikt Minden). Der Teil nordwestlich der Aa/ Johannisbachs und Werre gehörte zwischen 1811 und 1813 zu Frankreich (Departement Ober-Ems, Distrikt Minden). Der beim Königreich Westphalen verbleibende Rest wurde ganz überwiegend in das Departement der Fulda (weiterhin Distrikt Bielefeld) eingegliedert, nur das Gebiet östlich der Weser (Uffeln) fiel an das Departement der Leine, Distrikt Rinteln. Das Gebiet erhielt in dieser Zeit eine Verwaltung nach französischem Vorbild und gliederte sich unterhalb der Distrikte (Arrondissements) in mehrere Kantone. Nach der Rückeroberung durch Preußen gehörte es ab 1813 bis zur Gründung der preußischen Provinz Westfalen provisorisch zum Zivilgouvernement zwischen Weser und Rhein.

1816-1968

Lage der Kreise Bünde und Herford im Regierungsbezirk Minden 1817–1831
Lage des Kreises bzw. ab 1911 von Land- und Stadtkreis im Regierungsbezirk Minden 1832–1947
Lage von Land- und Stadtkreis im Regierungsbezirk Detmold 1947–1968
Lage 1968 kurz vor der Zusammenlegung des Stadt- und Landkreises

1816 war das Gründungsjahr des Kreises Herford, der jedoch zunächst nur die Stadt Herford und die damaligen Kirchspiele Vlotho, Valdorf, Exter, Rehme und Jöllenbeck umfasste, was in etwa dem Gebiet der heutigen Städte Herford, Vlotho und Bad Oeynhausen (Süden und Osten) und des nördlichen Bielefelder Stadtbezirks Jöllenbeck entspricht. Das Verwaltungsgebiet gehörte zum Regierungsbezirk Minden in der preußischen Provinz Westfalen. Vor 1843 war der Kreis Herford noch nicht in Ämter unterteilt. Einige der später selbstständigen Gemeinden waren bis 1843 unselbstständige Dorfschaften. Teilweise bestanden vor 1843 jedoch bereits übergeordnete Verwaltungsbezirke oder Kirchspiele.

Der Zuschnitt des Kreisgebietes sorgte für einige Unzufriedenheit, der damalige Landrat von Borries etwa monierte seine „Form einer langen, krummen Wurst“. 1832 wurde daher dem Kreis der größte Teil des Kreises Bünde zugeschlagen, zugleich ging das Kirchspiel Rehme an den Kreis Minden und das Kirchspiel Jöllenbeck an den Kreis Bielefeld. Damit waren bereits vorübergehend die Grenzen des heutigen Kreises Herford annähernd erreicht. 1859 ging ein kleinerer Teil der Gemeinde Gohfeld an die neu gegründete Stadt Bad Oeynhausen im Kreis Minden. 1911 schied Herford aus und wurde kreisfreier Stadtkreis, beherbergte aber weiterhin die Verwaltung des Landkreises. Das Gebiet unterteilte sich neben der Stadt Herford in Ämter, deren Entwicklung bis 1968 im Folgenden dargestellt wird:

  • Amt Bünde: Das Amt Bünde existierte von 1843 bis 1902 und umfasste durchgängig die Stadt Bünde und die Gemeinden Dünne, Spradow, Hunnebrock, Hüffen, Werfen, Südlengern, Ahle, Holsen, Muckum, und Ennigloh sowie den Gutsbezirk Steinlake. Ab 1813 existierte als Vorläufer der Verwaltungsbezirk Bünde. Von 1843 bis 1888 wurden die Ämter Rödinghausen und Bünde in Personalunion als Amt Bünde-Rödinghausen verwaltet. Nach Abspaltung der Stadt Bünde, die bis 1969 eine amtsfreie Stadt blieb, wurde der Rest des Amtes als Amt Ennigloh bezeichnet.
  • Amt Ennigloh: Das Amt Ennigloh existierte von 1902 bis 1968 und umfasste Dünne, Spradow, Hunnebrock, Hüffen, Werfen, Südlengern, Ahle, Holsen, Muckum, und Ennigloh. Bis 1921 gehörte außerdem der Gutsbezirk Steinlake zum Amt Ennigloh.
  • Amt Rödinghausen: Das Amt Rödinghausen bestand von 1843 bis 1968 und umfasste durchgängig Bieren, Ostkilver, Rödinghausen, Schwenningdorf und Westkilver. Von 1843 bis 1888 wurde das Amt in Personalunion mit dem Amt Bünde als Amt Bünde-Rödinghausen verwaltet. Das Gebiet wurde von 1816 bis 1843 zunächst als Kirchspiel Rödinghausen bezeichnet, nachdem es 1816 aus dem Amt Limberg herausgelöst wurde.
  • Amt Bünde-Rödinghausen: Das Amt Bünde-Rödinghausen bestand aus den Ämtern Bünde und Rödinghausen und wurde von 1843 bis 1888 in Personalunion von einem gemeinsamen Amtsmann von Bünde aus verwaltet. Der fusionierte Amtsbezirk wurde 1888 wieder in die zwei Ämter aufgespalten.
  • Amt Menninghüffen: Das Amt Menninghüffen bestand von 1843 bis 1943. Das Amt Menninghüffen wurde während der gesamten Zeit seines Bestehens gemeinsam mit dem Amt Gohfeld unter der Bezeichnung Amt Gohfeld-Menninghüffen verwaltet. Das Amt Mennighüffen umfasste zunächst die Gemeinden Mennighüffen, Obernbeck, den Gutsbezirk Ulenburg sowie bis 1919 die Gemeinden Kirchlengern, Häver, Quernheim, Stift Quernheim, Klosterbauerschaft und Rehmerloh. 1919 wurden die Gemeinden Kirchlengern, Häver, Quernheim, Stift Quernheim, Klosterbauerschaft und Rehmerloh in das neue Amt Kirchlengern eingegliedert. Der Gutsbezirk Ulenburg wurde zunächst in die Gutsbezirke Beck und Ulenburg geteilt und 1928 zur Gemeinde Ulenburg zusammengefasst.
  • Amt Gohfeld: Das Amt Gohfeld bestand von 1843 bis 1943 und wurde während der gesamten Zeit seines Bestehens in Personalunion mit dem Amt Gohfeld im Amt Gohfeld-Menninghüffen verwaltet. Das Amt Gohfeld bestand aus den Gemeinden Gohfeld und Löhne.
  • Amt Gohfeld-Menninghüffen: Das Amt Gohfeld-Menninghüffen war von 1843 bis 1943 der in Personalunion verwaltete Bezirk der Ämter Gohfeld und Menninghüffen. Diese beiden Ämter schlossen sich 1943 zum Amt Löhne zusammen. Von 1816 bis 1843 wurde das Gebiet in einem Verwaltungsbezirk Quernheim-Mennighüffen verwaltet.
  • Amt Kirchlengern: Das Amt Kirchlengern bestand von 1919 bis 1968 und umfasste durchgängig die Gemeinden Häver, Kirchlengern, Klosterbauerschaft, Quernheim, Rehmerloh, Stift Quernheim dazu Teile von Spradow und Teile von Südlengern – Südlengern und Spradow gehörten ab 1843 größtenteils zum Amt Bünde. Die Gemeinde Kirchlengern wurde 1929 um die vormaligen Gutsbezirke Oberbehme und Steinlake vergrößert. Von 1843 bis 1919 gehörten die Gebiete des späteren Amtes zunächst zum Amt Gohfeld-Mennighüffen. Von 1813 bis 1843 gehörte das Gebiet zum Verwaltungsbezirk Quernheim-Mennighüffen.
  • Amt Löhne: Das Amt Löhne bestand von 1943 bis 1968 und wurde durch Fusion der Ämter Gohfeld und Menninghüffen gebildet, die bereits im gemeinsamen Amt Gohfeld-Menninghüffen verwaltet wurden. Das Amt Löhne umfasste die Gemeinden Gohfeld, Löhne, Mennighüffen, Obernbeck, Ulenburg. 1859 ging ein etwa 700 Einwohner zählender Teil im Osten Gohfelds an die neu gegründete Stadt Bad Oeynhausen im Kreis Minden.
  • Amt Herford: Das Amt Herford bestand von 1843 bis 1968 und umfasste zunächst die Gemeinden Schweicheln, Bermbeck, Sundern, Diebrock, Eickum, Elverdissen, Falkendiek, Laar, Schwarzenmoor und Stedefreund sowie den Gutsbezirk Oberbehme. Der Gutsbezirk Oberbehme wurde 1929 der Gemeinde Kirchlengern eingegliedert. 1950 wurden Schweicheln und Bermbeck zur Gemeinde Schweicheln-Bermbeck zusammengefasst. Die Stadt Herford war amstfrei, ab 1911 kreisfrei. Das Amt wurde durchgängig in Personalunion mit dem Amt Hiddenhausen als Amt Hiddenhausen-Herford verwaltet.
  • Amt Hiddenhausen: Das Amt Hiddenhausen bestand von 1843 bis 1968 und umfasste durchgängig die Gemeinden Bustedt, Eilshausen, Hiddenhausen, Lippinghausen und Oetinghausen. Das Amt wurde durchgängig in Personalunion mit dem Amt Herford als Amt Hiddenhausen-Herford verwaltet. Bis 1843 wurde das Gebiet als Kirchspiel Hiddenhausen bezeichnet.
  • Amt Hiddenhausen-Herford: Das Amt Herford-Hiddenhausen bestand von 1843-1968 und bestand aus den in Personalunion verwalteten Ämtern Hiddenhausen und Herford.
Ämter und Kommunen des Stadt- und Landkreises 1951 bis 1968

Seit 1947 gehört der Kreis zum nordrhein-westfälischen Regierungsbezirk Detmold. Einige Gemeinden und Städte waren in Ämter zusammengeschlossen und wurden gemeinsam verwaltet. Rechtlich blieben die Kommunen jedoch voll selbstständig. Neben der Stadt Herford, die 1968 einen eigenen Stadtkreis bildete, gehörten 1968 folgende 58 weitere Gemeinden und Städte zum Landkreis Herford:

Der Landkreis grenzte 1968 im Uhrzeigersinn beginnend im Norden an die Landkreise Kreis Lübbecke, Kreis Minden, Kreis Lemgo, Kreis Bielefeld und Kreis Halle sowie an den niedersächsischen Landkreis Melle. Der Stadtkreis Herford wurde größtenteils vom Landkreis umschlossen und grenzte im Südosten an den Landkreis Lemgo.

Seit 1969

Kommunen des Kreises Herford am 1. Januar 1969

Zum 1. Januar 1969 wurden Stadt- und Landkreis Herford zum Kreis Herford vereinigt. Das Kreisgebiet, das bisher die amtsfreie Stadt Bünde, acht Ämter mit 57 Städten und Gemeinden und nunmehr auch die Stadt Herford umfasste, wurde zeitgleich in sechs Städte und drei Gemeinden umgegliedert. Oft lehnte sich die Gemeindeeinteilung an die Gliederung der Ämter an. Im gleichen Jahr erfolgte die Rückkehr zur Bezeichnung Kreis Herford. Im Einzelnen wurden die neuen Gemeinden folgendermaßen aus den Ämtern gebildet:

  1. Bünde, Stadt, Vereinigung mit dem Amt Ennigloh und Südlengern-Heide (West), dazu Großteil von Bustedt
  2. Enger, Stadt in den Grenzen des Amtes ohne Herringhausen-Ost
  3. Herford, Stadt, Vereinigung mit Amt Herford-Hiddenhausen ohne Nordwesten, dazu Herringhausen-Ost
  4. Hiddenhausen, Gemeinde aus dem nordwestlichen Amt Herford-Hiddenhausen ohne den Großteil von Bustedt
  5. Kirchlengern, Gemeinde in den Grenzen des Amtes, dazu Südlengern-Dorf (Ost)
  6. Löhne, Stadt in den Grenzen des Amtes
  7. Rödinghausen, Gemeinde in den Grenzen des Amtes
  8. Spenge, Stadt in den Grenzen des Amtes
  9. Vlotho, Stadt in den Grenzen des Amtes

1973 wurde im Zuge der Umsetzung des Bielefeld-Gesetzes die bis dahin zum Kreis Minden gehörende Gemeinde Uffeln Vlotho angegliedert und vergrößerte damit den Kreis im äußerten Osten. Der Kreis wies davor eine Fläche von 438,9 km² auf.

Landräte und Oberkreisdirektoren

Im Kreis Herford gibt es seit 1816 durchgängig Landräte. Das Amt eines Oberkreisdirektors bestand nur in der Zeit von 1946 bis 1999.

Nr. Landräte Amtszeit
1 Franz Haß 1816–1831
2 Philipp von Borries 1 1832–1838
3 Georg von Borries 1838–1870
4 Dr. Rudolf von Borries 1870–1890
5 Georg von Borries 1891–1902
6 Franz von Borries 1903–1933
7 Erich Hartmann 2 1933–1944
8 Friedrich Kleim 3 1944–1945
9 Friedrich von Laer 1945−1946
Nr. Landräte Amtszeit
10 August Griese 1946−1962
11 Ernst Albrecht 1962–1977
12 Siegfried Moning 1977–1989
13 Gerhard Wattenberg 1989–1999
14 Hans-Georg Kluge 1999–2003
15 Lieselore Curländer 2003–
Nr. Oberkreisdirektoren Amtszeit
1 Hans Friedrichs 1946–1954
2 Dr. Wolfgang Lorke 1954–1958
3 Günther Bantzer 1958–1965
4 Wolfgang Kuhr 1965–1974
5 Dr. Manfred Ragati 1975–1985
6 Henning Kreibohm 1985–1999

1 1816-31 Landrat im Kreis Bünde
2 1933-1934 kommissarisch im Amt
3 kommissarisch

Kreistagswahlen seit 1946

Partei 1946 1948 1953 1956 1961 1964 1969 19751 19791 1984 1989 1994 1999 2004
SPD 53,8 % 53,4 % 53,9 % 57,2 % 55,0 % 56,3 % 51,7 % n/a n/a 46,8% 47,8 % 46,6 % 41,8 % 39,1 %
CDU 39,0 % 36,9 % 28,4 % 28,0 % 33,7 % 32,2 % 33,7 % n/a n/a 38,9% 35,9 % 40,0 % 47,6 % 41,8 %
FDP - - 13,8 % 12,0 % 11,3 % 11,5 % 9,0 % n/a n/a 5,1 % 7,6 % 4,2 % 4,7 % 6,4 %
Grüne - - - - - - - - - 9,1 % 8,5 % 9,0 % 5,5 % 9,0 %
Freie Wähler - - - - - - - - - - - - 0,4 % 3,1 %
KPD 6,1 % 5,7 % <3,0 % - - - - - - - - - - -
NPD - - - - - - 4,2 % n/a n/a - - - - -
Wahlbeteiligung1 n/a n/a n/a n/a n/a n/a n/a n/a n/a 71,6 % 67,9 % 82,7 % 56,9 % 54,0 %

1 Die Wahlbeteiligung bis 1969 und die Ergebnisse der Wahlen 1975 und 1979 liegen nicht vor
„-“ bedeutet, die betreffende Partei ist zur betreffenden Wahl nicht angetreten (meist weil zu diesem Zeitpunkt noch nicht oder nicht mehr existent).

Quellen: für Wahlen 1946 und 1953 bis 1969 Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen[11]; für die Wahl 1948 Chronik des Kreises Herford[12]; für die Wahlen ab 1984 Landesdatenbank Nordrhein-Westfalen[5] und Landeswahlleiterin Nordrhein-Westfalen[6].

Bevölkerungsentwicklung seit 1816

Bevölkerungsentwicklung im Kreis Herford

Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen des Kreises Herford nach dem jeweiligen Gebietsstand, der von 1832 bis 1968 weitestgehend unverändert blieb. Relevante Änderungen des Gebietsstandes ergaben sich durch die Eingliederung des größten Teils des Kreises Bünde und die Umgliederung der Kirchspiele Rehme (Ortschaften Dehme, Lohe und Rehme) in den Kreis Minden und Jöllenbeck (Ortschaften Niederjöllenbeck und Oberjöllenbeck) in den Kreis Bielefeld zum 1. Januar 1832 sowie 1860 durch die Abgabe eines Teils der Gemeinde Gohfeld an den Kreis Minden zwecks Gründung der Stadt Bad Oeynhausen. Weiterhin hatte die Eingliederung Uffelns (bisher Kreis Minden) in den Kreis zum 1. Januar 1973 Auswirkung auf den Gebietsstand.

Bei den Zahlen handelt es sich bis 1970 und für 1987 um Volkszählungsergebnisse[13][14][15][7] und ab 1975 um amtliche Fortschreibungen des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik[5]. Die Zahlen von 1975 bis 1985 sind geschätzte Werte, die Zahlen ab 1990 Fortschreibungen auf Basis der Ergebnisse der Volkszählung von 1987.

Die Angaben beziehen sich ab 1871 sowie für 1946 auf die Ortsanwesende Bevölkerung, ab 1925 auf die Wohnbevölkerung und ab 1985 auf die Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung. Vor 1871 wurden die Einwohnerzahlen nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.

Jahr Einwohner
1818 (31. Dez.) 21.911
1822 (31. Dez.) 23.756
1825 (31. Dez.) 24.649
1831 (31. Dez.) 25.588
1834 (31. Dez.) 57.509
1837 (31. Dez.) 59.284
1840 (31. Dez.) 65.076
1843 (31. Dez.) 65.715
1846 (3. Dez.) 67.748
1849 (3. Dez.) 69.160
1852 (3. Dez.) 69.553
Jahr Einwohner
1855 (3. Dez.) 67.151
1858 (3. Dez.) 66.674
1861 (3. Dez.) 67.717
1864 (3. Dez.) 69.039
1867 (3. Dez.) 69.307
1871 (1. Dez.) 68.795
1880 (1. Dez.) 76.427
1885 (1. Dez.) 79.764
1890 (1. Dez.) 87.068
1895 (1. Dez.) 94.553
1900 (1. Dez.) 105.582
Jahr Einwohner
Gesamt Landkreis Stadtkreis
1905 (1. Dez.) 116.705
1910 (1. Dez.) 127.157 94.630 32.527 1
1925 (16. Juni) 140.667 104.727 35.940
1933 (16. Juni) 153.559 115.023 38.536
1939 (17. Mai) 162.748 120.409 42.339
1946 (29. Okt.) 195.199 151.317 43.882
1950 (13. Sep.) 212.048 161.941 50.107
1961 (6. Juni) 220.164 164.501 55.663
1970 (27. Mai) 228.495
Jahr Einwohner
1975 (31. Dez) 234.275
1980 (31. Dez) 232.478
1985 (31. Dez) 225.598
1987 (25. Mai) 227.548
1990 (31. Dez) 238.231
1995 (31. Dez) 250.768
2000 (31. Dez) 254.754
2005 (31. Dez) 254.507
2007 (31. Dez) 252.949

1 Bevölkerung am 1. Dezember 1910 im Gebiet des am 1. April 1911 gebildeten Stadtkreises

Persönlichkeiten

Wellensiek und Steinmeister Denkmal in Bünde

Die bedeutendsten Persönlichkeiten, die mit dem Kreis Herford in Verbindung stehen, sind:

Einzelnachweise

  1. Information und Technik Nordrhein-Westfalen: Amtliche Bevölkerungszahlen
  2. Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik: Bevölkerung im Regierungsbezirk Detmold
  3. Meteorologische Angaben, html, Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik, Abrufdatum: 2. Juli 2007
  4. Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen: Kommunalprofil Kreis Herford
  5. a b c d Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen: Landesdatenbank Nordrhein-Westfalen
  6. a b Landeswahlleiterin Nordrhein-Westfalen: Kommunalwahlen
  7. a b Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen: Sonderreihe zur Volkszählung 1987 in Nordrhein-Westfalen, Band 1.1: Bevölkerung, Privathaushalte und Erwerbstätige. Düsseldorf 1989, S. 110.
  8. Was glauben die Menschen in Nordrhein-Westfalen? Erste Ergebnisse einer Untersuchung über religiöse Pluralität, PDF, Volkhard Krech, Ruhr-Uni Bochum, Stand: 2006.
  9. IHK Zahlenspiegel, PDF, Stand 2007
  10. Bundesagentur für Arbeit: Arbeitslosenquoten im Oktober 2008 - Länder und Kreise -
  11. Jeweiliges Heft des Statistischen Landesamtes (LDS NRW), Mauerstr. 51, Düsseldorf, mit den Wahlergebnissen auf der Kreisebene
  12. Wolfgang Knackstedt: Chronik des Kreises Herford, Herford 1983, S. 144
  13. Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen: Gemeindestatistik des Landes Nordrhein-Westfalen: Bevölkerungsentwicklung 1816–1871. Düsseldorf 1966, S. 56–63.
  14. Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen: Gemeindestatistik des Landes Nordrhein-Westfalen: Bevölkerungsentwicklung 1871–1961. Düsseldorf 1964, S. 66–67.
  15. Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen: Die Wohnbevölkerung in den Gemeinden Nordrhein-Westfalens 1970 : Ergebnisse der Volkszählung am 27. Mai 1970. Düsseldorf 1972, S. 41.

Literatur

Weblinks


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