- Kreisviadukt
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Viadukt (der, auch das V.; Schweiz: das V.) kommt aus dem Lateinischen (via = Weg + ducere = führen; PPP ductum) und bedeutet Wegleitung oder Wegführung oder sehr frei übersetzt Trasse. Als Viadukt bezeichnet man heute mehr oder minder hohe und lange Brücken einer Straße oder Eisenbahn, die steigungsarm ein Tal oder eine Senke mit Pfeilern und oft Bögen überspannen.
Inhaltsverzeichnis
Übersicht
Viadukte werden aus Stein, Ziegeln, Beton, Eisen oder Holz gebaut. Im engeren Sinn versteht man unter Viadukt auch die kleineren Überführungen und Unterführungen von Straßen oder Eisenbahnen mit einer bis drei Öffnungen, welche überwölbt oder mit eisernen, auf steinernen Pfeilern ruhenden, massiv gewalzten oder aus Blech und Fassoneisen zusammengesetzten Trägern überspannt sind. Steinerne Viadukte haben zumeist Halbkreisgewölbe, schlanke Pfeiler und mit zunehmenden Höhen zwei, drei und vier Ebenen, die durch Zwischengewölbe gebildet werden. Entweder sind die Zwischenpfeiler gleich stark oder schwächer. Gruppenpfeiler sind dann vorhanden, wenn mehrere Zwischenpfeiler sich mit stärkeren Pfeilern abwechseln.
Steinerne Viadukte
- Die Ravennabrücke im Höllental (Schwarzwald) ist 58 m hoch und 225 m lang. Die Bogenweite der acht Bögen beträgt je 20 Meter. Der Eisenbahnviadukt wurde 1927/28 errichtet.
- Der Ruhr-Viadukt bei Herdecke ist etwa 30 m hoch.
- Der Ruhr-Viadukt bei Witten ist gut 800 m lang.
- Der Altenbekener Viadukt wurde bereits 1853 eingeweiht.
- Der Bietigheimer Eisenbahnviadukt verfügt über 21 Bögen und ist Bestandteil der württembergischen Westbahn.
- Der Desenzanoviadukt bei Verona ist einstöckig und weist eine Höhe von 60 m auf.
- Der Viadukt El Puente Nuevo in Ronda, Spanien, ist 120 m hoch.
- Den Lockwoodviadukt in England zeichnen seine Pfeiler mit einem Schlankheitsgrad von 1/30 aus.
- Der Viadukt über das Elstertal in Sachsen ist zweistöckig und weist eine Höhe von 69,75 m auf.
- Der 1940 zerstörte Viadukt über das Göhltal bei Aachen war zweistöckig.
- Der Viadukt von Chaumont ist dreistöckig und weist eine Höhe von 50 m auf.
- Der Viadukt über das Göltzschtal bei Reichenbach im Vogtland in Sachsen ist teilweise vierstöckig und hat eine Höhe von 80,37 m.
- Einige Viadukte der Semmeringbahn weisen auch zusätzlich eine Krümmung im Grundriss auf.
- Die Viadukte entlang des Wiener Gürtels wurden als eigene Verkehrsebene für den Öffentlichen Nahverkehr errichtet. Heute hat sich in den Bögen eine rege Lokal-Szene entwickelt.
- Der Himbächelviadukt der Odenwaldbahn.
- Der Landwasserviadukt der Rhätischen Bahn.
- Der Viadukt von Bolesławiec (Bunzlau) in Polen über den Bober ist 450 m lang und wurde von 1844 bis 1846 erbaut.
- Der gemauerte Bogen der Salcanobrücke auf der Wocheinerbahn ist mit einer Spannweite von 85 m der größte jemals für einen Viadukt gebaute Bogen.
- Über die beiden Viadukte bei Plein (Eifel) führt heute ein Radweg.
- Die Heidenmauer in Wiesbaden wurde irrtümlich als Verteidigungsmauer gedeutet. Dieses Bauwerk führte Wasser vom Taunus ins Aufmarschgebiet der Römer im Mainzer Vorland, ist also ein Aquädukt.
- Der Hangviadukt bei Pünderich an der Mosel
- Der Viadukt in Apolda ist 95 m lang, 23 m hoch und wurde am 2. Dezember 1846 fertiggestellt. Die Einweihungsfeier fand am 16. Dezember 1846 statt.
- Der Bietigheimer Eisenbahnviadukt (Wahrzeichen der Stadt Bietigheim), erbaut von 1851 bis 1853 von Karl Etzel, Höhe circa 30 m, Spannweite 287 m. Er verfügt über 21 Bögen. Das Viadukt stellt die Verbindung zwischen Bietigheim-Bissingen und Bruchsal sicher.
- Die zweite Lorzentobelbrücke im Kanton Zug (Schweiz) wurde 1910 als Bogenviadukt erbaut. Er hat Länge von 187 und eine maximale Höhe von 58 Metern.
Eiserne Viadukte
Eiserne Viadukte weisen meist steinerne Pfeiler auf wie der Viadukt bei Znaim oder eiserne Pfeiler auf steinernen Sockeln wie der Crumlinviadukt bei Newport in Südwales, das Saaneviadukt bei Freiburg im Üchtland, das Sitterviadukt bei St.Gallen, die Viadukte der Orleansbahn bei Baufseau d'Ahun und über die Cere, der Viadukt über die Gravine bei Castellanetta, der Pfrimmtalviadukt bei Marnheim in der Rheinpfalz.
Auf der Bahnstrecke Erfurt–Ilmenau ist der eingleisige Talübergang bei Angelroda mit einem gusseisernen Viadukt errichtet worden, sowie in der Bahnstrecke Friedberg–Hanau der Viadukt über das Nidda-Tal.
Weitere eiserne Viadukte:
- Tay-Brücke in Schottland
- „Kentucky High Bridge“ der Cincinnati Southern, heute Norfolk Southern.
- Portage-Viadukt der Erie Railroad, der an der Stelle eines abgebrannten hölzernen Viadukts in 86 Tagen über den Genesee River erbaut wurde.
- Müngstener Brücke zwischen Remscheid und Solingen
- Viadukt über das Tal der Aqua de Varrugas bei Lima in Peru mit einer Pfeilerhöhe von 76,8 m.
- Fachwerkviadukte Kübelbach-, Ettenbach- und Stockerbachviadukt der Gäubahn Eutingen–Freudenstadt und das Sitterviadukt der Südostbahn (SOB) im Kanton St. Gallen mit Ihrem markanten eisernen, halbparabligen Fachwerkträger (Fischbauchträger) gilt mit 99 m als die höchste Normalspurbahnbrücke Europas
Viadukte aus Holz
Die Viadukte aus Holz hatten eine geringe Bedeutung und waren meist nur eine Zwischenlösung, da sie leicht durch den Funkenflug der Dampflokomotiven Feuer fingen und abbrannten. Dennoch wurden sie gebaut, da sie kostengünstig in der Errichtung waren. Als historische Beispiele können die abgebrannten Viadukte über den Genesee River bei Portage in den Vereinigten Staaten mit 57,4 m hohen Holzpfeilern und die Viadukte über die Msta in Russland mit 21,34 m hohen Holzpfeilern, beide auf gemauerten Sockeln, genannt werden.
Viadukte aus Stahl- und Spannbeton
- Das Lehnenviadukt Beckenried in der Schweiz.
- Das Neckartalviadukt bei Reutlingen (Baden-Württemberg)
Geschichte
Obwohl der Bau von Viadukten erst mit der Entstehung der Eisenbahnen 1830 verstärkt einsetzte, hatte er schon im Altertum, besonders bei den Römern seine Bedeutung. Neben den bedeutenden analogen Bauwerken der Aquädukte, gibt es noch die gewölbten Viadukte in der pränestinischen Heerstraße zwischen Rom und Gabii mit Halbkreisgewölben und Pfeilern aus Tuffquadern sowie die der Appischen Heerstraße bei Aricia. Der südfranzösische Pont Serme erreichte eine beachtliche Länge von 1500 m.[1]
Das Viadukt von Millau wurde am 14. Dezember 2004 von Präsident Jacques Chirac eröffnet und ist eine der imposantesten Brücken der Welt: Von sieben Pfeilern getragen quert sie mit einer Länge von 2460 Metern und maximal 270 Metern Höhe als Autobahnbrücke das Tal des Tarn fünf Kilometer westlich von Millau.
Kreisviadukt
Eine besondere Form des Viadukts ist das Kreis- oder Kreiskehrviadukt. Es dient der Bewältigung eines Höhenunterschieds, ähnlich eines Kreiskehrtunnels, wobei die Höhendifferenz im Freien (auf dem Viadukt) und nicht im Berg überwunden wird. Das berühmteste Kreiskehrviadukt findet sich bei der Berninabahn in Brusio.
Hangviadukt
Ein Hangviadukt dient in erster Linie der Schaffung einer Ebene parallel zu einem Berghang, auf der ein Verkehrsweg errichtet werden kann. Eventuelle Einschnitte an der Hangflanke werden hier eher "nebenbei" überbrückt. Ein bekannter Hangviadukt in Deutschland befindet sich bei Pünderich an der Mosel. Über ihn verläuft die Trasse der Moselweinbahn.
Sonstiges
Viadukte waren beliebte Motive in den Bildern Lyonel Feiningers.
Einzelnachweise
- ↑ Colin O’Connor: Roman Bridges, Cambridge University Press 1993, ISBN 0-521-39326-4, S. 99
Siehe auch
Weblinks
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