Kreiswerke Geilenkirchen-Heinsberg

Kreiswerke Geilenkirchen-Heinsberg
Geilenkirchener Kreisbahn
Kreisbahnhof Geilenkirchen
Kreisbahnhof Geilenkirchen
Kursbuchstrecke (DB): 245q (1946)
Streckenlänge: 37,7 km
Spurweite: 1000 mm (Meterspur)
Maximale Neigung: 20 
Legende
37,7 Tüddern
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35,2 Wehr (Kreis Geilenkirchen)
Datei:BSicon exBHF.svg
34,0 Süsterseel
Datei:BSicon exBHF.svg
30,4 Gangelt
28,2 Kreuzrath
26,8 Langbroich-Schierwaldenrath
Haltepunkt, Haltestelle
25,2 Birgden
Haltepunkt, Haltestelle
24,0 Gelindchen ab 1971
Haltepunkt, Haltestelle
22,3 Stahe ab 1950
21,4 Gillrath
18,7 Bauchem
16,3 Geilenkirchen Kreisbf
heute Gleisanschluss im Bf Geilenkirchen
Bahnstrecke Aachen–Mönchengladbach
14,2 Jakobshäuschen
11,3 Immendorf
9,8 Floverich-Apweiler (zeitweise)
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8,1 Puffendorf (GKB) Jülicher Kreisbahn
6,4 Setterich
4,8 Baesweiler Jülicher Straße
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3,8 Baesweiler
3,3 Oidtweiler
1,7 Neuweiler
0,7 Schaufenberger Weg
Aachener Kleinbahn
0,0 Alsdorf Kleinbahnhof

Die Geilenkirchener Kreisbahn war eine 38 km lange Schmalspurbahn im Westen von Nordrhein-Westfalen. Ihr betrieblicher Mittelpunkt bildete der Geilenkirchener Kreisbahnhof, von dort erschlossen zwei Äste den strukturschwachen, ländlich geprägten Selfkant und den nördlichen Teil des Alsdorfer Kohlereviers. Der Betrieb wurde bereits ab 1953 reduziert und 1971 ganz eingestellt. Ein erhaltenes Reststück von 6 km Länge wird heute unter dem Namen Selfkantbahn als Museumseisenbahn betrieben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Eigentümer und Betriebsführung

Die Geilenkirchener Kreisbahn (GKB) entstand als Eigenbetrieb des früheren Kreises Geilenkirchen in der preußischen Rheinprovinz, der 1932 mit dem Nachbarkreis zum Selfkantkreis Geilenkirchen-Heinsberg vereinigt wurde. Durch eine Zusammenlegung mit dem früheren Kreis Erkelenz entstand daraus 1972 der heutige Kreis Heinsberg.

Der Kreis finanzierte den Bau der Bahn und beauftragte mit der Betriebsführung die Westdeutsche Eisenbahn-Gesellschaft, seit 1928 deren Nachfolgerin Vereinigte Kleinbahnen AG in Frankfurt am Main. Ab 1951 übernahm der Eigentümer, die Kreiswerke Geilenkirchen-Heinsberg GmbH, selbst die Betriebsführung.

Die Eigentümergesellschaft der Bahn ist 2003 aufgegangen in der WestEnergie und Verkehr GmbH, deren Geschäftstätigkeit hauptsächlich im Betrieb von Überlandbuslinien besteht und deren Eisenbahnaktivitäten sich nunmehr auf die Infrastrukturunterhaltung der musealen Selfkantbahn-Strecke und den Güterumschlag am regelspurigen Geilenkirchener Güterbahnhof beschränken.

Aufbau des Schienennetzes

Von dem um 1900 geplanten Kleinbahnnetz in Meterspur, das sich einerseits über die niederländische Grenze hinaus und andererseits bis ins Brohltal erstrecken sollte, wurden nur die Bergheimer Kreisbahnen, Brohltalbahn, Cöln-Bonner Kleinbahnen, Euskirchener Kreisbahnen, Geilenkirchener Kreisbahn und die Kleinbahn Mödrath-Liblar-Brühl realisiert. Die Strecke der Geilenkirchener Kreisbahn verlief von Alsdorf bis Tüddern.

Die 37,8 km lange Strecke, die das Aachener Steinkohlenrevier mit der ländlich geprägten Region des Selfkants verband, wurde von der Westdeutschen Eisenbahn-Gesellschaft in Köln, ein Tochterunternehmen der Stettiner Firma Lenz & Co., erbaut. Die ursprünglich geplante Verlängerung von Tüddern in das benachbarte niederländische Sittard wurde aus politischen Gründen nicht genehmigt.

Das meterspurige Kleinbahnnetz wurde am 7. April 1900 in Betrieb genommen. Ausgangspunkt war der Kleinbahnhof (später Kreisbahnhof) der Kreisstadt Geilenkirchen, ein Kopfbahnhof, der nahe dem Staatsbahnhof der Strecke Aachen–Mönchengladbach lag. Eine 17 km lange Strecke führte in südöstlicher Richtung nach Puffendorf, wo Anschluss an die Jülicher Kreisbahn bestand, und weiter nach Alsdorf Kleinbahnhof im nördlichen Teil des Aachener Kohlenreviers. Hier bestand eine Umsteigemöglichkeit in die Straßenbahnlinie über Mariadorf nach Eschweiler. Der Staatsbahnhof Alsdorf lag 800 m entfernt an der Strecke Herzogenrath–Stolberg.

Die andere Strecke erschloss das Selfkantgebiet, die Westspitze des Kreises, über Gillrath – Langbroich-Schierwaldenrath – Gangelt bis zu ihrem Endpunkt Tüddern (22 km). Allerdings war das letzte Teilstück ab Süsterseel für die – nie gebaute – „Selfkantbahn“ des damaligen Kreises Heinsberg vorgesehen und ging erst 1905 in das Eigentum des Kreises Geilenkirchen über.

Niedergang der Schmalspurbahn und Aufbau des Überlandbusnetzes

Am 9. September 1944 wurde ein Zug der Geilenkirchener Kreisbahn im Schierwaldenrather Bahnhof bei einem Fliegerangriff erheblich beschädigt. Es gab dabei mehr als 20 Tote. Danach fuhr die Bahn nur noch nachts bis der Betrieb am 13. September aufgrund der heranrückenden Front vollständig eingestellt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Kreisbahn ihren Betrieb trotz der erlittenen erheblichen Schäden wieder auf: die Alsdorfer Strecke am 1. Februar 1946, die Tüdderner Strecke – nach zweijähriger Unterbrechung – am 6. September 1946. Allerdings fehlte auch dann noch die Wurmbrücke bei Geilenkirchen, so dass die Züge vor dem 11. Januar 1947 nur von und bis Bauchem verkehren konnten. Als die Niederlande in den Jahren 1949 bis 1963 das Selfkantgebiet verwalteten, wurde der Endpunkt nach Gangelt verlegt und der Gesamtbetrieb auf dem Reststück von 7 km Länge auch später nicht wieder aufgenommen.

Seit Beginn der 1950er Jahre wurde der Betrieb der Geilenkirchener Kreisbahn etappenweise beendet. Der Personenverkehr blieb auf der Strecke Geilenkirchen–Alsdorf bis zum 17. Mai 1953 und Geilenkirchen–Gangelt bis zum 1. Oktober 1960 erhalten.

Der Motorisierungsgrad der Bauern stieg in den 1970er Jahren deutlich an. Mit neuen, leistungsfähigen Traktoren oder LKWs war man nun in der Lage, das Erntegut direkt vom Hof bis zur Weiterverarbeitung (Genossenschaft oder auch Zuckerfabrik) zu transportieren. Dies trug dazu bei, dass schließlich auch der Güterverkehr eingestellt wurde: auf dem südlichen Ast ab Puffendorf bis Alsdorf am 17. Mai 1953, ab Jakobshäuschen am 22. Dezember 1963 und ab Geilenkirchen am 30. November 1966. Auf dem westlichen Ast wurde der Betrieb ab Langenbroich am 4. Dezember 1969 und ab Geilenkirchen am 1. Juli 1971 eingestellt.

Kreiswerke Heinsberg

Den Personenverkehr übernahm der kreisbahneigene Omnisbusbetrieb, der schon seit dem 4. Dezember 1949 immer mehr Linien eröffnete, nun mit Autobussen. Man reagierte damit auf der einen Seite auf das gestiegene Komfortbedürfnis der Fahrgäste, denn der schlechte Oberbau der Bahnstrecke ließ einen störungsfreien Betrieb kaum mehr zu, auf der anderen Seite waren Busse flexibler einsetzbar und im Betrieb preiswerter.

So konnte man beispielsweise schon 1953 die grenzüberschreitende Verlängerung der Verbindung Geilenkirchen - Gangelt - Tüddern ins niederländische Sittard in Form einer Buslinie eröffnen (heutiger Schnellbus 3).

Parallel zur Entwicklung des GKB-Kraftverkehrs entstand im Erkelenzer Land schon 1934 die Verkehrsgesellschaft Erkelenz GmbH (kurz auch nur Verkehrsgesellschaft genannt), welche schon 1938 über 11 Omnibusse auf 7 Linien verfügte. 1965 entstand ein eigener Betriebshof in Erkelenz.

Nach der Zusammenlegung der Kreise Geilenkirchen und Erkelenz zum neuen Kreis Heinsberg am 1. Januar 1972 wurden auch die beiden kommunalen Busunternehmen fusioniert. So wurde zum 1. Januar 1975 der Kraftverkehr der GKB mit dem Kraftverkehr Erkelenz in einem Betrieb und zusammen mit dem Stromversorgungsbetrieb zum Unternehmen Kreiswerke Heinsberg GmbH zusammengefasst.

Gegenwart

Fusion der Kreiswerke Heinsberg zur WestEnergie und Verkehr GmbH

Bus der west in Ratheim

Die WestEnergie und Verkehr GmbH entstand im Jahr 2003 aus dem Zusammenschluss der KWH (Kreiswerke Heinsberg) und der Westdeutschen Licht- und Kraftwerke (WLK). Damit kam auch der Verkehrsbetrieb der Kreiswerke Heinsberg , die ehemalige Kreisbahn, zur West.

Die "west" versorgt mit rund 120 Bussen ein 689 km großes Liniennetz im Heinsberger Land.

Die Eisenbahnaktivitäten der "west" beschränken sich nunmehr lediglich auf die Infrastrukturunterhaltung der musealen Selfkantbahn-Strecke, die Infrastrukturunterhaltung der Bahnstrecke Klinkum–Prüfcenter Wegberg-Wildenrath und den Güterumschlag am regelspurigen Geilenkirchener Güterbahnhof.

Museumsbahn „Selfkantbahn“

die museale Selfkantbahn

Unter dem Namen Selfkantbahn ist das übrig gebliebene Teilstück der ehemaligen Geilenkirchener Kreisbahn bekannt. Die nicht ganz 6 km lange Strecke ist die letzte erhaltene 1000 mm-Kleinbahn in Nordrhein-Westfalen. Der heutige Betreiber ist der Verein Interessengemeinschaft Historischer Schienenverkehr e.V. (IHS).

1969 begann auf dem Abschnitt Geilenkirchen - Gillrath - Schierwaldenrath - Gangelt ein erster historischer Schienenverkehr, aus dem schließlich die heutige Selfkantbahn hervorging. Der ursprüngliche Plan der Museumsbahn-Aktivisten, die Strecke zu elektrifizieren und hier Fahrzeuge der bald darauf stillgelegten Aachener Straßenbahn einzusetzen, scheiterte an den hohen Kosten.

Seit 1973 wird allerdings nur noch auf dem ca. 5,5 km langen Teilstück zwischen Geilenkirchen-Gillrath und Gangelt-Schierwaldenrath ein Museumsbetrieb mit regelmäßigen Dampflokomotiveinsätzen durchgeführt. Der Grund für diese Verlagerung weg vom ehemaligem Betriebsmittelpunkt Geilenkirchen lag darin, dass der Oberbau der Strecke zwischen Geilenkirchen und Gillrath zu schlecht war, um mit Schienenfahrzeugen noch regelmäßig befahren werden zu können. Außerdem wollte man bei der Modernisierung von Straßen im Selfkantgebiet Kosten für die Neuerrichtung von Bahnübergängen sparen.

Dennoch plant die IHS, die Strecke westlich bis Gangelt und östlich bis zur Ortsumgehung von Geilenkirchen zu verlängern. Damit soll eine größere touristische Attraktivität erreicht werden. Aus finanziellen Gründen sind diese Pläne zur Zeit noch nicht zu realisieren.

Fahrplan und Betrieb

Der museale Bahnverkehr findet sonn- und feiertäglich jeweils zwischen Ostern (Saisonbeginn) bis Ende September/ Anfang Oktober (Saisonende) und in der Vorweihnachtszeit statt. Die in der Vorweihnachtszeit durchgeführten Fahrten mit dampfbespannten "Nikolauszügen" erfreuen sich ebenfalls großer Beliebtheit.

Der Betriebsmittelpunkt mit Werkstätten, Bekohlungsvorrichtung (im echten Handbetrieb) und umfangreichen Abstellmöglichkeiten für Lokomotiven und Wagen befindet sich in Schierwaldenrath.

Zielsetzung

Die IHS versucht, ein möglichst originalgetreues Abbild des ländlichen Schienenverkehrs in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts darzustellen. Das war die Zeit, als viele ländliche Regionen Deutschlands durch mittlerweile stillgelegte Kleinbahnen, welche oft den jeweiligen Landkreisen gehörten, erschlossen waren.

Das Kleinbahnmuseum Selfkantbahn hat zwischenzeitlich einen Bestand von über 60 Fahrzeugen, die teilweise im Museumsverkehr eingesetzt werden. Die restlichen Fahrzeuge sind in der großen Wagenhalle museal aufgestellt und durch Hinweistafeln erläutert. Zwischenzeitlich ist hier eine beträchtliche Anzahl Fahrzeuge der ehemaligen MEG (Mittelbadischen Eisenbahnen AG) untergestellt, so dass sogar stilechte MEG-Zuggarnituren gebildet werden können. Das gesamte Areal (mit Werkstätten, Wagenhalle und Lokschuppen) kann kostenlos besichtigt werden.

Fuhrpark

Eisenbahn

Denkmal eines Rollbockes der GKB

Die Triebfahrzeuge der GKB waren anfangs vier zweiachsige Dampflokomotiven des Lenz-Typs "h", die kurz später von vierachsigen Malletloks abgelöst wurden (Typen "lm" und "mm").

1936 begann die Ablösung der Dampflokomotiven durch Dieseltriebfahrzeuge mit einem Wismarer-Leichttriebwagen Typ Frankfurt, der als VT 100 eingereiht wurde. Nachdem 1939 ein weiteres Modell des gleichen Typs bestellt, aber wegen des Kriegs nicht geliefert wurde, kaufte die GKB 1950 bei Talbot einen Triebwagen des Typs Eifel (heute besitzt die Selfkantbahn ein anderes Exemplar des gleichen Typs).

1955 wurden zwei Diesellokomotiven von Klöckner-Humboldt-Deutz AG in Betrieb genommen (Betriebsnummern V 10 und V 11). Diese Lokomotiven wurden 1973 nach Togo verkauft. Die V 11 kam am 12. Januar 2001 wieder zur Selfkantbahn zurück, nachdem 1999 ein Mitarbeiter der Selfkantbahn die Lokomotive im Bahnhof der togolesischen Hauptstadt Lomé in nicht betriebsbereitem Zustand vorfand und sehr günstig zurückkaufen konnte. Die Maschine befindet sich in Aufarbeitung.

Literatur

  • Henning Wall: Die Geilenkirchener Kreisbahn. Schweers + Wall, Aachen 1997. ISBN 3-921679-70-2
  • Gerd Wolff: Deutsche Klein- und Privatbahnen, Band 4: Nordrhein-Westfalen – Südlicher Teil. EK-Verlag, Freiburg 1997. ISBN 3-88255-660-9

Siehe auch

Weblinks


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