Kreuzberger CSD

Kreuzberger CSD
Der Transgeniale CSD 2006 auf der Oberbaumbrücke

Der Transgeniale CSD (im Volksmund auch Kreuzberger CSD genannt) ist eine seit 1998 jährlich stattfindende Demonstration von Homosexuellen und Transgendern in Berlin-Kreuzberg und umliegenden Berliner Ortsteilen. Er versteht sich als politische Alternative zum kommerziellen Christopher Street Day, mit dem er in Berlin meist zeitgleich stattfindet.[1]

Der Transgeniale CSD richtet sich gegen Homophobie und Diskriminierung von Schwulen, Lesben und Transgendern sowie gegen Fremdenfeindlichkeit. Zudem thematisiert und kritisiert er zusätzlich Probleme wie Gentrifizierung, Abschiebung, prekäre Arbeitsbedingungen und das Mediaspree-Projekt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Jahr 1997 beschlossen die Verantwortlichen des großen CSD erstmals Wagengebühren für die Teilnahme zu verlangen, was von Aktivisten als Kommerzialisierung und Ausschluss kleinerer Gruppen kritisiert wurde. Sie reagierten darauf mit der Teilnahme eines sogenannten „Rattenwagens“ auf dem die Insassen symbolisch im Dreck wühlten und andere Paradeteilnehmer damit bewarfen. Auch der Wagen des SO36 schloss sich dem Protest gegen die Gebührenerhebung an. Beide Wagen mussten sich am Ende des Umzuges einreihen. Im folgenden Jahr fand daraufhin erstmals der Kreuzberger CSD als Zusatzangebot und in Kooperation mit dem großen CSD statt, wobei einige Wagen zunächst am großen CSD teilnahmen und die Demonstration anschließend in Kreuzberg fortführten. In den folgenden Jahren nahm die Kommunikation und Zusammenarbeit beider Veranstaltungen jedoch kontinuierlich ab.[2]

2002
Der CSD am 22. Juni 2002 begann um 16 Uhr am Oranienplatz und führte unter dem Motto „Seid furchtbar und mehret Euch!“ mit einer besonders kurzen Route zum Heinrichplatz.[3] Die zwölf Forderungen der Demonstration wurden mit Anspielung auf die Zehn Gebote formuliert und richteten sich gegen Krieg, Abschiebung, Rassismus, Schutz der Ehe, Ausgrenzung, Genitalverstümmelung und für ein Mindesteinkommen, sowie die Förderung kultureller Projekte.[4]

Transgenialer CSD 2003

2003
2003 kam es bereits beim Startpunkt am Hermannplatz zu Auseinandersetzungen und Rangeleien mit einer angeblich eigens zur Provokation des CSD gegründeten Gruppe Antideutscher mit dem Namen Queer for Israel, nachdem diese drei israelische und eine US-amerikanische Fahne entrollten und seitens der Veranstalter aufgefordert wurden, diese wieder zu entfernen, da Nationalfahnen unerwünscht waren.[5][6]

2004
Der Transgeniale CSD am 26. Juni 2004 war zahlreicher besucht als die Jahre zuvor und war von verschiedenen Kunstaktionen geprägt. Während eines Zwischenstopps am Hermannplatz verteilten Aktivisten beispielsweise als „Geschenk für Karstadt“ ausgezeichnete Produkte in den Verkaufsregalen, um gegen Neoliberalisierung und prekäre Arbeitsbedingungen zu protestieren.[7]

2005
Unter dem Motto „Keine Norm für Niemand“ führte die Demonstration 2005 bei Regen vom Hermannplatz über das Kottbusser Tor zum Heinrichplatz.[8] Aufgrund mangelnder Organisationsbeteiligung wurde die Veranstaltung zunächst als letzter Transgenialer CSD ausgerufen.[2] Im Vordergrund stand dabei vor allem das Thema Heteronormativität.

2006 auf der Warschauer Straße

2006
Erstmals fand der Transgeniale CSD im Jahr 2006 nicht zeitgleich mit dem großen CSD statt, da dieser aufgrund der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 verlegt wurde. Der Transgeniale CSD startete dennoch am 24. Juni um 14 Uhr am Frankfurter Tor, da er sich „bewusst als Kontrapunkt zur WM, grölenden Männerhorden und Nationalismus“ verstand[9] und zog über die Oberbaumbrücke nach Kreuzberg. Neben homosexuellen Themen wurden zudem konkret prekäre Arbeitsbedingungen bei Lidl sowie Rechtsextremismus, Stadtumstrukturierungspläne und Gentrifizierung thematisiert.[10]

2007
Im Jahre 2007 kam es auf dem 10. Transgenialen CSD unter dem Motto „10 Jahre für das Dagegensein“ erstmals zu Auseinandersetzungen mit der Polizei, als zwei Personen in Gewahrsam genommen wurden, nachdem sich ein Demonstrant einen Büstenhalter um das Gesicht hängte, um das Vermummungsverbot zu parodieren. Bereits zuvor wurde der begleitenden Hundertschaft 23 während des Umzugs ein eskalationsförderndes Verhalten vorgeworfen. Seitens der Veranstalter wurde daraufhin eine Dienstaufsichtsbeschwerde eingereicht.[11]

2008
Im Jahr 2008 fand bereits wenige Wochen vor dem Transgenialen CSD eine ähnliche Veranstaltung statt. Nachdem im Anschluss an eine Drag-Veranstaltung im SO36 mehrere Personen, angeblich von Anhängern der rechtsradikalen türkischen Partei Graue Wölfe[12], körperlich attackiert wurden, versammelten sich am Abend des darauffolgenden Tages an die 2000 Menschen auf einer Spontandemonstration in Kreuzberg, um gegen die homophoben Übergriffe zu demonstrieren.[13][14]

Am 28. Juni 2008 versammelten sich etwa 3000 Menschen unter dem Motto „Des Wahnsinns fette Beute – gegen Vertreibung; gegen Diskriminierung; gegen Kommerzscheiße“ zum Transgenialen CSD.

Organisation

Ansprache am Kottbusser Tor

Der transgeniale CSD wird basisdemokratisch in offenen Plenen organisiert. Zu den Hauptorganisatoren zählt die türkischstämmige Aktivistin Fatma Souad.[15] Parteien und kommerzielle Unternehmen sind unerwünscht. Mehrfach wurde sogar diskutiert, als einzige Fahne die rosa Tuntenfahne zuzulassen, die einen schwarzen Stern mit einem silbernen Stöckelschuh zeigt.[16]

Mitveranstaltet und besucht wird er unter anderem von Mitgliedern der autonomen Schwulen- und Lesbenbewegung um beispielsweise den Bauwagenplatz Schwarzer Kanal, das Tuntenhaus oder das SO36. Traditionell endet die Demonstration mit einem Straßenfest am Heinrichplatz.

Weblinks

Quellen

  1. Erinnern, demonstrieren und feiern Tagesspiegel vom 28. Juni 2008
  2. a b Noch einmal politisch korrekt feiern Die Tageszeitung vom 23 Juni 2005
  3. Aufruf und Flyer des Transgenialen CSD 2002
  4. Transgenialer CSD 2002
  5. Bericht und Diskussionsrunde zum Fahnenstreit bei etuxx.com
  6. Stellungnahme der Gruppe Queer for Israel
  7. Dokumentation des Transgenialen CSD 2004
  8. Transgenialer CSD 2005
  9. Aufruf zum Transgenialen CSD 2006
  10. Redebeiträge 2006
  11. Stellungnahme der Veranstalter zu den Vorfällen mit der Polizei 2007
  12. Demonstration gegen Graue Wölfe in Kreuzberg Junge Welt vom 11. Juni 2008
  13. Einschüchtern lassen gilt nicht Die Tageszeitung vom 10. Juni 2008
  14. Demo gegen Attacken auf Schwule und Lesben Tagesspiegel vom 11. Juni 2008
  15. Meine Welt, deine Welt Artikel aus der Berliner Zeitung vom 8. Juli 2008
  16. Der Transgeniale CSD bei Anarchopedia

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