Bezirk Kreuzberg

Bezirk Kreuzberg

Kreuzberg
Ortsteil von Berlin

Kreuzberg FriedrichshainKreuzberg auf der Karte von Friedrichshain-Kreuzberg
Über dieses Bild
Koordinaten 52° 29′ 15″ N, 13° 23′ 0″ O52.487513.38333333333352Koordinaten: 52° 29′ 15″ N, 13° 23′ 0″ O
Höhe 52 m ü. NN
Fläche 10,4 km²
Einwohner 147.952 (30. Juni 2008)
Bevölkerungsdichte 14.254 Einwohner/km²
Neugründung 1. Okt. 1920
Postleitzahlen 10961, 10963, 10965, 10967, 10997, 10999, 10969
Ortsteilnummer 0202
Verwaltungsbezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg

Kreuzberg ist ein Ortsteil im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin. Bis zur Fusion mit dem damaligen Bezirk Friedrichshain im Zuge der Verwaltungsreform 2001 gab es einen eigenständigen Bezirk Kreuzberg. Der Ortsteil gehört zu den Szenevierteln Berlins.

Nach den – bis 1993 gültigen – Postleitzahlen unterscheidet man in Kreuzberg zwei Ortslagen, benannt nach den Nummern der damaligen Zustellpostämter: Das größere „Kreuzberg 61“ (eigentlich „Südwest 61“) und das kleinere „SO 36“ („SO“ steht für „Südost“). Zur Zeit der Berliner Mauer war SO 36 von drei Seiten umschlossen und entwickelte eine alternative Eigenkultur am Ostrand West-Berlins.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Kreuzberg-Denkmal Briefmarke 1981
Otto Piltz: Volkstreiben auf dem Kreuzberg in Berlin um 1886
Modernisiertes Eckhaus aus dem 19. Jahrhundert, am Landwehrkanal, Carl-Herz-Ufer /Tempelherrenstraße, Bau um 1875
Evangelische Heilig-Kreuz-Kirche, fertiggestellt 1888
Die am Flächenschwerpunkt von Berlin niedergelegte Granitplatte
Die Admiralbrücke am Landwehrkanal ist ein beliebter Treffpunkt zum Verweilen.

Der bis Ende 2000 existierende Bezirk Kreuzberg wurde 1920 aus der Tempelhofer Vorstadt, der Oberen Friedrichsvorstadt, der südlichen Friedrichstadt und einem großen Teil der Luisenstadt gebildet. Den Zweiten Weltkrieg haben nur die Tempelhofer Vorstadt und die Luisenstadt weitgehend unbeschädigt überstanden. Im Februar 1945 wurde das Gebiet der südlichen Friedrichstadt zwischen dem heutigen Halleschen Tor im Süden, der Prinzenstraße im Osten und der Kochstraße im Norden während eines US-Luftangriffs fast völlig zerstört.

Benannt wurde der ehemalige Bezirk und heutige Ortsteil Berlins nach dem im Südwesten gelegenen Kreuzberg, einem Hügel im heutigen Viktoriapark am Rande der Hochebene des Teltows. Nach der Gründung der Stadtgemeinde Berlin 1920 hieß der Bezirk zunächst Hallesches Tor.

Der Berg wiederum verdankt seinen Namen einem Denkmal auf seinem Gipfel. Auf der (damals noch) Tempelhofer Berg genannten Erhebung hatte man 1821 nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel ein Denkmal in Grundform des Eisernen Kreuzes errichtet, um an die Befreiungskriege gegen Napoleon zu erinnern.

1968 war die heutige Rudi-Dutschke-Straße (damals Kochstraße) einer der Hauptschauplätze der Osterunruhen, als aufgebrachte Studenten nach dem Attentat auf Rudi Dutschke versuchten, die Auslieferung der Zeitungen des Axel-Springer-Verlags zu verhindern.

Seine überregionale Bekanntheit verdankt Kreuzberg vor allem der bewegten Geschichte des kleineren östlichen Bereichs (und Postbezirks) SO 36, später Berlin 36, der – von drei Seiten umschlossen von der deutsch-deutschen Grenze – in den 1970er- und 1980er-Jahren als Zentrum der Alternativbewegung und der Hausbesetzerszene legendär wurde. SO 36 erstreckt sich zwischen Spree, nördlich der Lohmühleninsel und des Landwehrkanals sowie östlich des heute zugeschütteten Luisenstädtischen Kanals. Heutzutage gilt diese Gegend als einer der ärmsten Teile Berlins. Den größeren Teil Kreuzbergs bilden die nordwestlich gelegene, stark kriegszerstörte südliche Friedrichstadt (das damalige „Zeitungsviertel“) und die ganze südliche Hälfte (Kreuzberg 61).

Fast ein Drittel der rund 160.000 Einwohner sind Migranten, viele türkische Gastarbeiter und deren Nachkommen. Auch für diese demografische Besonderheit ist Kreuzberg weit über die Grenzen Berlins hinaus bekannt. Die türkischstämmige Bevölkerung konzentriert sich vor allem auf den östlichen Bereich SO 36 und hierbei den Wrangelkiez. In den letzten Jahren verändert sich die Bevölkerungsstruktur durch Gentrifizierungseffekte sehr stark.

Ab 1987 geriet Kreuzberg (SO 36) regelmäßig durch teils schwere Straßenschlachten zum 1. Mai in die Schlagzeilen. Ausgangspunkt der Krawalle war meist der Zusammenstoß von Teilnehmern der Mai-Kundgebungen und der Polizei. Heute hat sich die Gewalt mehr und mehr ritualisiert und ist von großer Medienpräsenz begleitet. Die ursprünglich politische Motivation ist in den Hintergrund getreten, es betätigen sich nun größtenteils Jugendliche auf der Suche nach einem Abenteuer. 1987 vom Lausitzer Platz ausgehend konzentrierten sich die damaligen Krawalle um Kottbusser Tor und Oranienplatz. An der Skalitzer Straße ging in jenem Jahr eine Filiale des Lebensmittelmarktes Bolle in Flammen auf, wurde bis auf die Grundmauern zerstört, und nicht wieder aufgebaut. Auf dem Gelände wird seit 2004 ein islamisches Gemeindezentrum mit Moschee errichtet. Seit dem Jahr 2005 ist ein Rückgang der Gewalt zu beobachten, der allerdings mit einer Verlagerung auf andere deutsche Großstädte in Zusammenhang steht.

Kreuzberg führte zu Zeiten der Berliner Mauer durch seine Randlage ein wirtschaftliches Nischendasein. Mit der Deutschen Wiedervereinigung ist es ins Zentrum Berlins gerückt: 1997 wurde der Flächenschwerpunkt von Berlin an der Alexandrinenstraße 12–14 Ecke Verbindungsweg zur Wassertorstraße, mit einer – die Koordinaten enthaltenden – Granitplatte markiert. Durch diese neuen Standortbedingungen hat Kreuzberg als Unternehmensstandort an Attraktivität gewonnen; viele Unternehmen und Organisationen ziehen zum Spreeufer an der Oberbaumbrücke.

Kreuzberger Bezirksbürgermeister (seit 1945)

  • 8. Mai 1945 – 31. Mai 1945 Nikolai Kickull
  • 1. Juni 1945 – 16. Dezember 1946 Willi Klimm
  • 17. Dezember 1946 – 9. Februar 1949 Georg Heschel (SPD)
  • 9. Februar 1949 – 13. Dezember 1962 Willy Kressmann (SPD)
  • 9. Januar 1963 – 8. Januar 1975 Günther Abendroth (SPD)
  • 9. Januar 1975 – 31. Januar 1981 Rudi Pietschker (SPD)
  • 5. Februar 1981 – 30. Juni 1981 Waldemar Schulze (SPD)
  • 30. Juni 1981 – 24. Juli 1985 Günter Funk (CDU)
  • 24. Juli 1985 – 26. April 1989 Wolfgang Krüger (CDU)
  • 26. April 1989 – 21. Oktober 1992 Günter König (SPD)
  • 21. Oktober 1992 – 24. Januar 1996 Peter Strieder (SPD)
  • 15. März 1996 – 31. Dezember 2000 Franz Schulz (Bündnis 90/Die Grünen)
  • 1. Januar 2001: Zusammenlegung der Bezirke Kreuzberg und Friedrichshain zu Friedrichshain-Kreuzberg.

Örtlichkeiten in Kreuzberg

Institutionen, Parks und Bauten

Bekannte Plätze


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Das Engelbecken, grenzend an den Nordosten Kreuzbergs (links) und den Süden von Berlin-Mitte (rechts), wartet mit einer interessanten Mischung aus neuer und alter Architektur auf
Das Engelbecken, grenzend an den Nordosten Kreuzbergs (links) und den Süden von Berlin-Mitte (rechts), wartet mit einer interessanten Mischung aus neuer und alter Architektur auf

Bekannte Straßen

Veranstaltungen

Sportvereine

Im Bezirk Kreuzberg sind – trotz seiner geringen Größe – im Bereich Fußball die meisten Vereine der Stadt Berlin angesiedelt, obwohl der Bezirk mit nur einem Rasensportplatz, dem Katzbachstadion, relativ schwach ausgestattet ist. Alteingesessene Kreuzberger Fußballvereine sind u. a. SC Berliner Amateure, FSV Hansa 07, BFC Südring und BSC Eintracht Südring e.V. Der erfolgreichste und wohl bekannteste Kreuzberger Fußballverein ist Türkiyemspor Berlin. Kreuzbergs multikulturelle Bevölkerungsstruktur spiegelt sich auch in dem breiten Spektrum vieler weiterer Vereine wider, von denen einige schon seit den 1960er-Jahren bestehen.

Mit dem THC Franziskaner FC e.V. haben auch erklärte Kreuzberger Linke ihren Verein und im Sportverein Seitenwechsel e.V. treffen sich Frauen und Lesben.

Der SC Kreuzberg stellte mehrmals den Deutschen Meister im Schach.

Kreuzberg im Film

Siehe auch

Literatur

  • Hans W. Korfmann & Michael Hughes (Fotos): Kreuzberger. 15 Porträts, Verlag an der Spree, ISBN 3-9809951-0-0
  • Barbara Lang: Mythos Kreuzberg , Campus Verlag 1998
  • Jörg Sundermeier, Verena Sarah Diehl und Werner Labisch (Hsg.): Kreuzbergbuch, Verbrecher-Verlag, Berlin 2002.
  • Falk-Rüdiger Wünsch: Kreuzberg - Alte Bilder erzählen, Sutton Verlag Erfurt 1998, ISBN 978-3-89702-034-4
  • Peter Frischmuth: Berlin Kreuzberg SO 36, Berlin Story Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-929829-68-6.
  • Marina Wesner: Kreuzberg und seine Gotteshäuser, Berlin Story Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-929829-75-4.
  • Gerhardt Hoffmann: Kreuzberger Geschichten , Verlag Theodor Kastel, Berlin 2008, ISBN 978-3-9812651-0-1

Weblinks


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