Kriegs-Etappenwesen

Kriegs-Etappenwesen

Kriegs-Etappenwesen bzw. Etappenwesen oder auch nur Etappe ist ein Begriff der seit 1945 aus dem militärischen Sprachgebrauch verschwunden ist und heute am ehesten mit „Logistik“ umschrieben werden kann.

Das Wort Etappe war ursprünglich ein militärischer Terminus, der im 18. Jahrhundert aus französisch étape entlehnt wurde. Mit „étape“ bezeichnet man den Ort mit Vorräten für die Verpflegung marschierender Truppen. Diese Orte (Etappen) lagen in der Regel jeweils einen Tagesmarsch voneinander entfernt.

Die Etappe bezeichnet im militärischen Sinne das Gebiet hinter der Front. Hier befinden sich die rückwärtigen Dienste wie Lazarett-, Tross- und Instandsetzungseinheiten usw.

Inhaltsverzeichnis

Deutsches Kaiserreich

Das Kriegs-Etappenwesen im Heer des Deutschen Kaiserreichs war nach folgenden Richtlinien aufgebaut:

  • Das Etappenwesen erhält die rückwärtigen Verbindungen der operierenden Armee mit der Heimat.
  • Die Aufgabe des Etappenwesens bestand:
  1. im Nachschub aller Bedürfnisse für die Armee
  2. in der Rücklieferung allen von der Armee abgehenden Materials (auch Menschen und Pferde)
  3. Unterbringung und Verpflegung von Mensch und Tier
  4. Erhaltung und Sicherung aller Verbindungen
  5. Herstellung und Betrieb von Feldbahnen
  6. Organisation und Verwaltung besetzter Gebiete

Die einzelnen Etappenlinien waren den Etappen Inspektionen unterstellt. Die Etappenlinien waren in Bezirke eingeteilt, in denen Etappen-Kommandanturen eingerichtet wurden. Diesen Etappen-Kommandanturen wurden von der Armee die benötigten Offiziere, Beamten und Soldaten zugewiesen.

An der Spitze des gesamten Etappenwesens einer Armee stand der General-Inspekteur des Etappen- und Eisenbahnwesens. Ihm waren außerdem noch unterstellt:

  • sämtliche Eisenbahn-Truppenteile
  • die Feld-Indendantur
  • das Feld-Sanitätswesen
  • die Etappen-Telegraphie
  • das Feldpostwesen

An der Spitze der einzelnen Dienstzweige stand ein Chef, welcher den Dienst nach den bestehenden Vorschriften zu regeln hatte.

Erster Weltkrieg

Im Ersten Weltkrieg wurde das unmittelbar hinter dem Operationsgebiet einer Armee, aber außerhalb der Reichweite feindlicher Artillerie liegende Gebiet bis zur Reichsgrenze zur Etappe erklärt. Das Etappenwesen unterstand dem Generalquartiermeister in der Obersten Heeresleitung (OHL), der auch die Grenzen zwischen dem Operationsgebiet und dem Etappengebiet festlegte.

Bei jeder Armee wurde eine Etappen-Inspektion eingerichtet, die für die Zuführung des personellen und materiellen Nachschubs, die Nutzung von Vorräten und Hilfsmitteln aus den besetzten Gebieten und den Abschub von nicht benötigtem Material verantwortlich war[1] und dem jeweilige Armee-Ober-Kommando (A.O.K.) unterstand. Der Etappeninspekteur verfügte dazu über einen eigenen Stab und unterstellte Truppenteile. Ihm unterstanden auch die Etappenkommandaturen, die innerhalb eines abgegrenzten Gebietes für den Durchgangsverkehr zum und vom Feldheer einschließlich Verpflegung und Unterbringung und die Sicherung verantwortlich waren. Am Ende des Krieges gab es 354 Etappenkommandanturen.

Eine Ausnahme bildete das Generalgouvernement Belgien, das sich hinter der Etappe der 4. und 6. deutschen Armee bis zu Reichsgrenze erstreckte.

Weblinks

Literatur

  • Das kleine Buch vom Deutschen Heere. von Feuerwerks-Oberleutnant Klein, Verlag Lipsius & Tischer, Leipzig 1901.
  • Bruno Thoss: Etappe. In: Gerhard Hirschfeld, Gerd Krumeich, Irina Renz (Hrsg.): Enzyklopädie Erster Weltkrieg. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2009, ISBN 978-3-506-76578-9, S. 381ff.
  • Hermann Cron: Die Organisation des deutschen Heeres im Weltkriege. E. S. Mittler und Sohn, Berlin 1923, (Forschungen und Darstellungen aus dem Reichsarchiv Heft 5, ZDB-ID 988364-2).

Einzelnachweise

  1. Enzyklopädie Erster Weltkrieg, S. 465, und Cron, S. 149.

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