- Angola-Vertrag
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Inhaltsverzeichnis
Vorkoloniale Geschichte im Mittelalter
Zwischen dem 7. Jahrhundert und 9. Jahrhundert ließen sich Bantu-Volksgruppen im Gebiet des heutigen Angola nieder.
Im 14. Jahrhundert wurde im Norden Angolas das Königreich Kongo (ausführlich siehe dort) mit seiner Hauptstadt Mbanza Kongo, im 15. Jahrhundert zudem das Königreich Ndongo gegründet.
Portugiesische Herrschaft
Im Jahre 1482 landete der portugiesische Seefahrer Diogo Cão als erster Europäer in der Region, was in den folgenden Jahren zur Errichtung von Handelsstationen an der Mündung des Kongo und entlang der Atlantikküste führte. Hauptzweck dieser Niederlassungen wurde der Sklavenhandel mit Brasilien, was sich erst mit dem Verbot des Sklavenhandels 1869 änderte. Angola war wohl das Land welches mit Abstand am meisten unter dem Sklavenhandel zwischen dem 16. Jhd. und 19. Jhd. zu leiden hatte, schätzungsweise 3,5 Millionen Sklaven wurden über die Häfen des Landes verschifft.
1576 wird die heutige Hauptstadt Luanda gegründet. Angola wird offiziell zu einer portugiesischen Kolonie, doch schon 1580 fiel Portugal selbst an Spanien (bis 1640). Eine (weitere) kurze Unterbrechung der portugiesischen Herrschaft über Angola trat zwischen 1641 und 1648 ein. In dieser Zeit kontrollierten die Niederlande das Land.
Zur mythischen Figur im Kampf gegen die Kolonialherren wurde Königin Nzinga von Matamba (Jinga).
Angola-Vertrag
Nachdem bereits 1885 Portugals Ansprüche auf das gegenüberliegende Belgisch-Kongo (Zaire) am Einspruch Deutschlands gescheitert waren, musste Lissabon 1890 auch britischen Druck nachgeben und auf die Verbindung Angolas und Mosambiks zu einem geschlossenen südafrikanischen Kolonialreich verzichten. Statt dessen nahm in den portugiesischen Kolonien der Einfluss britischen Kapitals beträchtlich zu.
Verhandlungen über ein britisch-deutsches Bündnis führten aber schon 1898 zum sogenannten Angola-Vertrag: Für den Fall, dass Portugal Geld brauchen sollte, vereinbarten Deutschland und Großbritannien eine gemeinsame Anleihe, für das die portugiesischen Kolonien als Pfand vorgesehen waren. Im Falle der erwarteten Zahlungsunfähigkeit Portugals sollte dann Zentral-Angola (Inner-Angola) an Großbritannien, hingegen Nord-, Süd- und Westangola an Deutschland fallen (ebenso Nord-Mosambik und Portugiesisch-Timor an Deutschland, Süd-Mosambik an Großbritannien). Deutschland verzichtete dafür auf die Unterstützung der Buren in deren Kampf gegen Großbritannien. Das Abkommen wurde am 30. August 1898 geschlossen, aber niemals umgesetzt und schon 1899 durch die Verlängerung der britischen Schutzgarantie (Windsorvertrag) für Portugal und all seine Besitzungen unterlaufen.
Obwohl das britisch-deutsche Bündnis nie zustande kam, bemühte sich Großbritannien 1912-1914 nochmals, den endgültigen Bruch mit dem Kaiserreich aufzuschieben. Bei einem Besuch des britischen Königs in Berlin wurde 1913 der Vertrag von 1898 aus den Archiven geholt und sogar noch zugunsten Deutschlands modifiziert. Nun sollte es bereits ganz Angola erhalten. Darüber hinaus bot Deutschland im Austausch für (Angola und) Belgisch-Kongo den Briten zwei Drittel Deutsch-Südwestafrikas (heute Namibia) an. Tatsächlich aber zögerte Großbritannien die Unterzeichnung bis Juli 1914 heraus, dann machten das Attentat von Sarajewo und der Ausbruch des Ersten Weltkrieges seine Umsetzung ohnehin unmöglich.
Autonomie und Unabhängigkeitskampf
Angolas Autonomiestatus änderte sich 1951 durch die Umwandlung in eine portugiesische Überseeprovinz. Angolaner hatten nun die Möglichkeit, bei Erfüllung gewisser Kriterien, rechtlich als Assimilado anerkannt zu werden. Dieser Status gewährte eine weitgehende Gleichberechtigung mit den Portugiesen in Mutterland. Der Aufstand nationaler Kräfte, der im Frühsommer 1959 begann, wurde 1964 blutig niedergeworfen. Ein weiterer 1972 von der marxistischen MPLA angeführter bewaffneter Aufstand wurde 1973 brutal niedergeschlagen, nachdem portugiesische Truppen die letzten Stellungen der Rebellen überrannten. Als Folge der Revolution in Portugal („Nelkenrevolution“ 1974) erlangte Angola im darauf folgenden Jahr am 11. November 1975 die Unabhängigkeit und seine erste autonome, mehrheitlich schwarze, Regierung.
Das von der Organisation der Afrikanischen Staaten bereits 1974 anerkannte Portugiesisch Kongo, eine weitere portugiesische Kolonie in Südwestafrika, über deren Unabhängigkeit mit Portugal Verhandlungen liefen, wurde von Angola annektiert und seither als Provinz Cabinda als Exklave zum Staatsgebiet gezählt. Die Unabhängigkeitsbestrebungen dieses Gebietes werden seit Jahrzehnten mit militärischer Gewalt unterdrückt.
Die erste Regierung
Die erste Regierung wurde aus Mitgliedern der drei wichtigsten Befreiungsbewegungen (MPLA, UNITA und FNLA) gebildet. Erster Staatschef wurde der MPLA-Führer Agostinho Neto. Kurz nach der Unabhängigkeit brach ein Bürgerkrieg zwischen MPLA, UNITA und der FNLA aus, in den auch ausländische Mächte, im Wesentlichen Südafrika und Kuba, eingriffen, nachdem die MPLA die Macht im Staate für sich alleine beanspruchte.
Ein gemeinsamer Versuch von UNITA und FNLA mit Unterstützung Südafrikas, Luanda einzunehmen, wurde mit kubanischer Hilfe in der Schlacht bei Kifangondo Ende 1975 abgewehrt. Die FNLA erholte sich von dieser Niederlage nicht mehr, zog sich nach Zaire zurück und versank fortan faktisch in der Bedeutungslosigkeit.
Bürgerkrieg
Hauptartikel: Bürgerkrieg in Angola
Die marxistische MPLA wurde von Kuba, der Sowjetunion und anderen sozialistischen Staaten unterstützt. Auf dem Höhepunkt des Konfliktes standen an die 50.000 kubanische Soldaten im Land (siehe Kubanischer Militäreinsatz in Angola). Die UNITA erhielt von den USA Finanzmittel und Waffen und wurde von Südafrika durch Luft- und Bodentruppen, Waffenlieferungen und Ausbildungsprogramme unterstützt.
Die von Zaire unterstützte, mehr stammesmäßig als politisch motivierte FNLA stieg später nach schweren Verlusten aus den Kämpfen aus. Südafrika unterstützte nun wieder verstärkt die UNITA. In Jahre 1983 drangen 5.000 südafrikanische Soldaten bis zu 250 km tief in den Süden Angolas ein, um Stützpunkte der Rebellenbewegeung SWAPO aus Südwestafrika (heute Namibia) zu zerstören. Dabei wurden nach südafrikanischen Angaben bis Mitte August 1983 418 SWAPO-Kämpfer und 29 südafrikanische Soldaten getötet. Südafrika erlitt in Schlachten und Gefechten mit kubanischen Verbänden empfindliche Niederlagen. Dies weckte Südafrikas Bereitschaft zu Verhandlungen und zum Rückzug aus Angola. Auf dieses erfolglose militärische Engagement in Angola ist schließlich auch die Schwächung der Position Südafrikas in Namibia, das 1990 in die staatliche Unabhängigkeit entlassen wurde, sowie des Apartheid-Regimes selbst zurückzuführen. Im Jahr 1991 einigten sich die beiden Bürgerkriegsparteien MPLA und UNITA darauf, ein Mehrparteiensystem umzusetzen. Nachdem der heute amtierende Präsident José Eduardo dos Santos (MPLA) die durch die UN überwachten Wahlen gewonnen hatte, brach abermals Krieg aus (bis 1993). Der Auslöser war die Überzeugung der UNITA, es handle sich um Wahlbetrug.
Friedensvertrag
Das am 20. November 1994 unterzeichnete Lusaka-Protokoll, ein Friedensvertrag zwischen der Regierung und der UNITA, sorgte für die Integration von ehemaligen UNITA-Rebellen in die Regierung. Eine nationale Einheitsregierung wurde 1997 ins Leben gerufen, dennoch begannen die blutigen Kämpfe wieder Ende 1998 und führten u. a. zur Vertreibung hunderttausender Menschen. Die UNITA spaltete sich, ein Teil lehnte Savimbis neue Angriffe ab.
Präsident José Eduardo dos Santos setzte auf Grund des Konfliktes die Funktion der Demokratischen Instanzen außer Kraft. Am 22. Februar 2002 wurde Jonas Savimbi, der Führer der UNITA, erschossen, daraufhin wurde ein Waffenstillstand zwischen den beiden rivalisierenden Parteien geschlossen. Die UNITA gab ihren bewaffneten Kampf auf und nahm die Rolle der führenden Oppositionspartei an.
Der Widerstand der international zunehmend isolierten UNITA aber war schon vorher erlahmt. Angolanische Regierungstruppen waren bereits ab 1998 stark genug, in Zaire (Demokratische Republik Kongo), Kongo (von Cabinda aus) und Nordnamibia zu intervenieren und hatten der UNITA so die letzten Versorgungswege (Diamantenschmuggel) abgeschnitten.
Angola heute
Obwohl sich die politische Lage in Angola zu normalisieren scheint, ließ Präsident dos Santos bis heute keine Demokratisierung des Landes zu. Heute zählen zu den ernsthaftesten Problemen Angolas die Verelendung und die große Zahl von Minenfeldern, beides als Resultate des 25 Jahre andauernden Bürgerkriegs. Die Guerillabewegungen im Norden des Landes, die für die Unabhängigkeit der Exklave Cabinda kämpfen, stellen ebenfalls ein großes Problem für die Stabilisierung der Region dar. Der Frieden in Angola scheint jedoch weiterhin stabil zu sein.
Siehe auch
Literatur
- Les Guerres Grises, René Pélissier
- La colonie du Minotaure, René Pélissier
- Les campagnes coloniales du Portugal, René Pélissier, Pygmalion, 2004
Weblinks
- Der Krieg in Angola 1975–2002 im Kriege-Archiv (Departement Sozialwissenschaften der Universität Hamburg)
- Jule Reimer: „Wir wollen nur leben“ – Angola drei Jahre nach dem Friedensschluss (Deutschlandfunk)
- Ein englisch-deutscher Vertrag über die portugiesischen Kolonien
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