Schienenverkehr in Angola

Schienenverkehr in Angola
Angola mit Bahnstrecken
Bahnhof Catumbela an der Benguelabahn
Zug der Benguelabahn, undatiert

Der Schienenverkehr in Angola ist auf die Häfen Angolas ausgerichtet. Er wird auf drei Netzen durchgeführt, die nicht verbunden sind. Eine weitere, nicht mit den drei Netzen verbundene Strecke wurde inzwischen eingestellt. Es finden sowohl Güter- als auch Personenverkehr statt. Die gesamte Streckenlänge beträgt 2764 Kilometer, davon 2641 Kilometer in der im südlichen Afrika üblichen Kapspur und 123 Kilometer in 600-Millimeter-Spur (Stand 2010).[1] Alleiniger Betreiber ist die staatliche Gesellschaft Caminhos de Ferro de Angola (CFA).

Inhaltsverzeichnis

Topographie

Angola liegt am Atlantischen Ozean. An der Küste ist das Land flach, nach Osten hin steigt es recht gleichmäßig auf ungefähr 2000 Meter über dem Meeresspiegel an. Zahlreiche Flüsse durchziehen das Land. Die größten Städte des Landes sind Hafenstädte, von denen die drei Hauptstrecken ostwärts verlaufen. Angolas Nachbarstaaten sind die Republik Kongo, die Demokratische Republik Kongo, Sambia und Namibia. Nur in die DR Kongo führt eine grenzüberschreitende Strecke; sie ist jedoch außer Betrieb. Die angolanische Exklave Cabinda, die an die Republik Kongo und die DR Kongo grenzt, ist ohne Bahnanschluss. Die Hauptstadt Luanda hat den bedeutendsten Seehafen Angolas.

Geschichte

Karikatur von 1902, die den schottischen Bergbauingenieur Sir Robert Williams mit einem Vertrag in seiner Tasche zeigt, der Portugal eine Bahnstrecke in Lobito anbietet

Angola war im 19. Jahrhundert eine portugiesische Kolonie. Pläne zur Erschließung des Landes mit Bahnstrecken gab es ab 1887. Durch eine private Eisenbahngesellschaft wurde die „Luandabahn“ Luanda–Viana–Lucala gebaut und 1899 eröffnet. Bis 1909 wurde sie als Staatsbahn Richtung Osten bis Malanje verlängert.[2] Später wurde eine Zweigstrecke von Zenza do Hombe nach Dondo errichtet.

Die zweite bedeutende Strecke wurde als Staatsbahn in der Spurweite 600 mm errichtet. Die „Moçamedes-Bahn“ (später: „Namibebahn“) war die Verbindung der Hafenstadt Moçamedes (seit 1985: Namibe) im Süden des Landes mit der Stadt Menongue im Landesinneren. 1910 wurde ein Teil der Strecke eröffnet. Weitere Teilstrecken führten später nach Dongo und Cassinga, bevor die Gesamtstrecke eröffnet wurde.

Die Benguelabahn war 1912 von den beiden Hafenstädten Lobito und Benguela bis Huambo fertiggestellt. Dazu gehörte ein rund zwei Kilometer langer Zahnradabschnitt mit Steigungen bis sechs Prozent.[2] Sie wurde bis 1929 nach Dilolo in der DR Kongo verlängert, um die Kupfervorkommen in der dortigen Provinz Katanga zu den Atlantikhäfen transportieren zu können. Zusammen mit weiteren Bahnstrecken ergab sich fast eine zusammenhängende Strecke bis Daressalam im damaligen Tanganjika. Lediglich zwei Schiffspassagen waren auf der 4000 Kilometer langen Strecke zu bewältigen.[2] Später konnte man auf der Schiene den mosambikanischen Hafen Beira erreichen. Die Benguelabahn erwies sich als bedeutendste Bahnstrecke Angolas.

Eine vierte Bahnstrecke zur Anbindung eines Hafens war die ebenfalls in 600-mm-Spur errichtete Strecke Porto Amboim–Gabela. Porto Amboim liegt zwischen Luanda und Lobito. Die Strecke wurde von der Luanda-Bahn verwaltet. Weiterhin wurden einige Zweigstrecken errichtet, etwa eine 600-mm-Bahn von Lubango an der Bahnstrecke Namibe–Menongue nach Chiange, so dass Lubango einer der wenigen Bahnknoten Angolas war. In den 1950er Jahren wurde die Moçamedes-Bahn von 600 mm Spurweite auf Kapspur umgespurt.

Am 11. November 1975 wurde Angola unabhängig. Damals hatte bereits der Bürgerkrieg in Angola begonnen, der bis 2002 anhielt und den Eisenbahnverkehr weitgehend zum Erliegen brachte. So war die Benguelabahn ab 1975 nicht mehr funktionsfähig. Mehrere Strecken, etwa die Strecke Porto Amboim–Gabela, wurden dauerhaft stillgelegt. 2005 wurde der Personenverkehr auf dem Abschnitt Lobito–Cubal und der Güterverkehr Lobito–Huambo wiederaufgenommen, 2007 der Nahverkehr um Huambo.

Gegenwart

Einziger Betreiber ist die CFA, die sowohl Güter- als auch Personenverkehr durchführt. Es werden ausschließlich Diesellokomotiven eingesetzt. Der Betrieb ist in die drei Bereiche

aufgeteilt. Weiterhin werden Abschnitte von Strecken nach Jahrzehnten der Zerstörung wieder instandgesetzt.

Güterverkehr

Auf den vorhandenen Strecken findet Güterverkehr statt, vorrangig von und zu den Seehäfen am Atlantik. Die Benguelabahn als wichtigste Strecke des Landes soll Ende 2010 nach Minenentfernung und Wiederaufbau wieder vollständig befahrbar sein.

Personenverkehr

Personenverkehr findet spärlich statt. Auf der Luandabahn fahren zwischen Luanda und Viana mehrmals täglich Nahverkehrszüge. Ein Zugpaar Luanda–Dondo verkehrte 2007/08 zwei Mal wöchentlich.[3] Seit der Wiedereröffnung der Strecke bis Malanje verkehren Güterzüge und mehrere Personenzüge pro Woche zwischen Viana und Malanje.

Zwischen Lobito und Benguela verkehren täglich sechs Zugpaare. Ein Zugpaar fährt wöchentlich von Lobito nach Cubal. Dabei benutzt es die nordöstliche Umfahrung Benguelas. Je ein Zugpaar verkehrt zwischen Caála und Huambo sowie Huambo und Katchiungo.[4] Die gesamte Strecke von der Küste bis Huambo wurde am 30. August 2011 wieder eröffnet.

Auf der Namibebahn verkehren zwei Mal pro Woche Züge von Namibe nach Lubango und sechs Mal pro Woche von Lubango nach Matala. Ein Zugpaar wird über Matala hinaus nach Tchamutete nahe Cassinga durchgebunden.[5]

Planungen

Die seit 2006 bestehende Bahnstrecke Tsumeb–Oshikango in Namibia soll nordwärts über die angolanische Grenze und die Stadt Ondjiva nach Lubango an der Namibebahn verlängert werden.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. indexmundi.com (englisch), abgerufen am 30. April 2010
  2. a b c Portugiesisch-Westafrika: Angola bei Zeno.org. Artikel aus: Viktor von Röll (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, 2. Aufl. 1912–1923, Bd. 8, S. 95–97
  3. Fahrplan der Luandabahn 2007/08, abgerufen am 3. Mai 2010
  4. Fahrplan der Benguelabahn 2007, inoffiziell, abgerufen am 3. Mai 2010
  5. Fahrplan der Namibebahn 2009/10, abgerufen am 3. Mai 2010

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