Kurt von Francois

Kurt von Francois

Curt Karl Bruno von François (* 2. Oktober 1852 in Luxemburg; † 28. Dezember 1931 in Königs Wusterhausen) war Offizier der deutschen Schutztruppe in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia. Curt von François gründete am 18. Oktober 1890 die namibische Hauptstadt Windhuk.

Werdegang und Leben

Curt von François in Kolonialuniform
Denkmal in Windhoek

Curt von François war der Sohn des 1870 bei der Erstürmung der Spicherer Höhen gefallenen preußischen Generals Bruno von François. Die Familie ist hugenottischen Ursprungs.

Er besuchte die Kadettenschule in Wahlstatt und später in Berlin und machte ebenfalls den Deutsch-Französischen Krieg mit.

1883 beteiligte sich François an der Kassai-Expedition Wissmanns und unternahm 1885 mit George Grenfell eine Forschungsreise zum Tschuapa und Lulongo. Nach der Rückkehr nach Deutschland wurde er in den Großen Generalstab berufen und zum Hauptmann befördert.

Seit 1887 wurde er als Vermessungs- und Forschungsoffizier in den deutschen Kolonien Togo und Kamerun eingesetzt. 1887 ging François im Auftrag des Auswärtigen Amtes nach Togo und drang über Salaga hinaus nach Norden in das Land der Mossi bis zum 12. Breitengrad vor.

Dort erreichte ihn 1889 die Anfrage, ob er bereit wäre, im Auftrage der Deutschen Kolonialgesellschaft in der neuen Kolonie Deutsch-Südwestafrika eine Schutztruppe zur Absicherung der deutschen Interessen aufzubauen und zu leiten. Er nahm dieses Angebot an und begab sich nach Teneriffa, wo er Angang Juni 1889 auf die dort angelandete, unter Führung seines jüngeren Bruders, Leutnant Hugo von François, stehende Schutztruppe traf: sie bestand aus 21 Soldaten, nämlich acht Aktiven aus der Kaiserlichen Armee und 13 Freiwilligen. François übernahm diese Truppe und landete mit ihr am 24. Juni 1889 in dem unter englischer Hoheit stehenden Hafen von Walvis Bay. Von dort führte Hauptmann von François seine Soldaten in Fußmärschen nach Otjimbingwe und richtete hier am 8. Juli 1889 sein Hauptquartier ein. Otjimbingwe war seinerzeit der Sitz des ersten Reichskommissars von Deutsch-Südwestafrika, Dr. Ernst Heinrich Göring.

Als erste militärische Maßnahme ließ François im August 1889 am Swakop in der Nähe von Tsaobis eine befestigte Station (die sogenannte „Wilhelmsfeste“) zur Kontrolle des dortigen Handelswegs errichten. Sodann begab er sich zu einer fast zweijährigen Erkundungstour durch den Osten und Norden des noch weitgehend unerforschten Landes. Nach seiner Rückkehr 1890 fand er nicht nur die angeforderten 50 Mann Verstärkung in Otjimbingwe vor, sondern auch einen bereits abberufenen und daher im Aufbruch befindlichen Dr. Göring. Als sein Nachfolger übernahm François auch dessen Aufgabe. Als neuer Reichskommissar erneuerte er im Mai 1890 den bereits im Oktober 1885 geschlossenen, aber kurz danach widerrufenen Schutzvertrag mit Maharero, dem Oberhäuptling der Herero, und erreichte bei dieser Gelegenheit auch dessen Zustimmung, sich in der zur Zeit unbewohnten Siedlung Windhuk niederlassen und eine befestigte Station errichten zu dürfen. Samuel Maharero, der Sohn und Nachfolger des kurz nach dem Vertragsschluss verstorbenen Maharero, versuchte zwar, diesen Vertrag erneut für nichtig zu erklären, scheiterte damit jedoch an dem energischen Beharren des neuen Landeshauptmanns François. Am 18. Oktober 1890 wurde der Grundstein für die „Alte Feste“ und damit für die Stadt Windhuk gelegt. Zwar hatte Windhoek schon unter Jonker Afrikaner seit 1840 mit einer durchaus beachtlichen Einwohnerzahl von rund 30.000 Bewohnern bestanden, war aber danach mehrfach überfallen und zerstört worden und hatte als Ort aufgehört zu existieren. Ein heute noch in Windhuk stehendes Denkmal von Curt von François erinnert an dieses Ereignis.

Von 1890 bis 1892 widmete sich François zusammen mit seinem Bruder Hugo vor allem der kartographischen Erfassung des Landes. Nach Fertigstellung der Alten Feste 1891 wurden Hauptquartier und Reichskommissariat von Otjimbingwe nach Windhuk verlegt, wodurch Windhuk nun auch Landeshauptstadt von Deutsch-Südwestafrika wurde. Besonderen Wert legte François auf die Schaffung eines von den Engländern unabhängigen Hafens; bei seinen Erkundungstouren wurde er an der Swakopmündung fündig und gründete hier am 12. September 1892 die Hafenstadt Swakopmund. Hier landete erstmals 1893 - unter abenteuerlichen, weil lebensgefährlichen Umständen - die dringend benötigte militärische Verstärkung von 225 Soldaten zur Niederschlagung der aufrührerischen Hottentotten unter Führung ihres Häuptlings Hendrik Witbooi. Mit Hilfe der Verstärkung gelang es François am 12. September 1893 deren Festung Hornkranz zu erobern, konnte aber Witbooi nie ganz ausschalten.

Am 1. Januar 1894 traf der designierte Nachfolger des bisherigen Reichkommissars und Befehlshabers der Schutztruppe in Swakopmund ein: Major Theodor Gotthilf Leutwein. Er unterstand zunächst dem ebenfalls zum Major beförderten François und wurde von diesem in das Land und seine Probleme eingewiesen. Beide unternehmen zwar getrennte, aber aufeinander abgestimmte Erkundungszüge in den Süden des Landes, wo François im März 1894 in Gibeon und Keetmanshoop (damals „Modderfontein“ oder auch „Swartmodder“ genannt) befestigte Schutztruppen-Stationen errichten ließ. 1894 trat eine wesentliche Änderung im Status der Schutztruppe ein: bislang war sie quasi eine Privatarmee der Deutschen Kolonialgesellschaft; dies änderte sich durch kaiserlichen Erlass vom Mai des Jahres: die Schutztruppe wurde nun zum offiziellen Teil der Kaiserlichen Streitkräfte erklärt und erhielt den Namen „Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika“ (was auch mit neuen Uniformen - den nunmehr blauen - verbunden war).

Im August 1894 verließ Major Curt von François Deutsch-Südwestafrika über Kapstadt, um nach Deutschland zurückzukehren. Er hinterließ seinem Nachfolger umfangreiches und fundiertes Kartenmaterial, auf dessen Grundlage die ersten militärischen Landkarten der gesamten Kolonie angefertigt werden konnten. Hugo von François, der jüngere Bruder von Curt von François, blieb im Lande und gründete die Farm „François“, wo er 1904 im Zusammenhang mit dem Hererokrieg fiel.

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