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Kverkfjöll Kverkfjöll
Höhe 1.764 m Lage Island Gebirge Kverkfjöll Geographische Lage 64° 39′ 0″ N, 16° 43′ 0″ W64.65-16.7166666666671764Koordinaten: 64° 39′ 0″ N, 16° 43′ 0″ W Typ Stratovulkan Alter des Gesteins mehr als 100.000 Jahre Letzte Eruption 1968 (aktiv) Erstbesteigung 1910 durch den deutschen Geologen Trautz
Die Kverkfjöll sind eine vulkanische Bergkette in Island mit einer Höhe von bis zu 1936 m. Damit sind sie das dritthöchste Gebirgsmassiv des Landes nach Öræfajökull und Bárðarbunga. Wie diese sind sie Teil des Gletscherschilds Vatnajökull.Der Erstbesteiger des Gebirgsmassivs war ein Deutscher, der Geologe Trautz im Jahre 1910. [1]
Inhaltsverzeichnis
Lage und Gestalt
Die Berge liegen am nordöstlichen Rand des Gletschers Vatnajökull. Sie befinden sich mit dem Gletscher Kverkjökull in einer Senke zwischen den Gletscherzungen Brúarjökull und Dyngjujökull sowie südlich der Askja.
Von Nordosten nach Südwesten ist die Bergkette etwa 10 km lang.
Die Gipfel sind in alle Richtungen bis auf Südwesten sehr steil. Es handelt sich hier um die Reste eines sehr großen Stratovulkans, den die Gletscher abgeschliffen und zerfurcht haben.
Der höchste Gipfel Skarphéðinstindur erreicht eine Höhe von 1936 m.
Eine scharfe Kerbe, aus der der Talgletscher Kverkjökull hervorgeht, bewirkt eine Zweiteilung des Gebirgsmassivs in Östliche (isl. Austari Kverkfjöll) und Westliche Kverkfjöll (isl. Vestari Kverkfjöll) . Von dem Einschnitt aus reicht der Talgletscher Kverkjökull nach Nordwesten bis hinunter auf die 900 m hohe Hochebene vor den Bergen.
Zu beiden Seiten der Kverkfjöll reichen weitere sehr breite Gletscherzungen des Vatnajökull nach Norden hinunter auf die Hochebene, westlich der Dyngjujökull und östlich der Brúarjökull.
Zwei niedrigere Palagonitrücken, die parallel zueinander in NO-SW-Richtung angeordnet sind, führen von NO aus auf die Kverkfjöll zu und gehen in sie über. Der westliche heißt Kverkfjallarani, der östliche Kverkhnúkar. Zwischen den Bergrücken liegt ein Tal namens Hraundalur. Es mündet in die Gebirgsscharte zwischen den beiden Hauptgebirgszügen. In der Nähe des Hochgebirges reichen einige Gletscherzungen von den Östlichen Kverkfjöll in dieses Tal hinein.
Die Kverkfjöll liegen zwischen zwei Gletscherflüssen. Die Jökulsá á Fjöllum kommt westlich aus dem Dyngjujökull, ihr Zufluss Kreppa strömt östlich aus dem Brúarjökull.
Name
Eine solcher Scharte, wie sie die Kverkfjöll teilt, heißt im Isländischen kverk und daraus ergab sich der Name des Gebirgszuges.
Das Vulkansystem
Das Vulkansystem der Kverkfjöll liegt an der Übergang zwischen dem östlichen und dem nördlichen isländischen Vulkangürtel. Mitten in der Plattenverschiebungs- oder Riftzone. Die nördliche Vulkanzone reicht bis zum Fjord Öxafjörður.
Bei den Kverkfjöll handelt es sich um den Zentralvulkan eines großen eigenen Vulkansystems im Norden des Vatnajökull. Die Spalten des Vulkansystems ziehen sich vom Zentralvulkan aus nach Nordosten und Südwesten. Und dort haben sich während der letzten Eiszeit an Vulkanspalten unter den Gletschern die erwähnten Palagonitrücken gebildet. Der Kverkfjallhryggur verschwindet im Südwesten unter dem Vatnajökull, wohingegen die nördlichen Palagonitrücken sich sehr sichtbar noch 30 km nach Nordosten hinziehen.
Man vermutet unter dem Zentralvulkan, also den Kverkfjöll selbst, eine der größten Magmakammern des Landes.
Calderen und Gletscherseen
In den Kverkfjöll befinden sich zwei gletscherbedeckte Calderen. Die südliche Caldera ist ganz mit Eis bedeckt, während große Teile der Ränder der nördlichen eislos sind. Sie liegen etwa auf 1800 m Höhe. Die nördliche Caldera heißt Gengissig und liegt etwas südöstlich der Hütte des Gletschervereins (Jöklarannsóknarfélag), die andere Caldera heißt Galtarlón und liegt im Efri Hveradalur. ) [2]
Unter dem Eis der beiden haben sich Gletscherseen gebildet, so dass in absehbarer Zeit Gletscherläufe möglich wären. Der See Gengissig misst ca. 600 m in der Breite und ist 100 m tief. Der See bildete sich 1959 nach einer kleinen explosiven Eruption. [3]
Der westliche Teil des Gebirges ist besonders von Erdwärme und heißen Quellen geprägt. Dort liegt ein enges Tal, das sich in den westlichen Gebirgszug hineinzieht, die Hveradalir, zu denen eine anstrengende Gletscherwanderung hinaufführt.
Eruptionsgeschichte
Insgesamt vermutet man 40 Ausbruchsserien seit Entstehen der Gebirgskette, wobei im Mittel etwa 100.000°km3 an Gesteinsmaterialien und Tephra produziert worden sind. [4]
Genaue Zahlen liegen nicht vor, u.a. deswegen, weil die Berge so abseits liegen.
Eiszeitlicher Vulkanismus
Das System ist sehr alt. Ausbrüche lassen sich schon vor mehr als 100.000 Jahren nachweisen. Man weiß bisher nicht genau, wie weit das System unter den Gletscher Vatnajökull reicht.
Nacheiszeitliche Ausbrüche
Sehr viele Spalten durchqueren den Kverfjallrani. Dort gab es nach der Eiszeit zahlreiche effusive Ausbrüche. Das Lavafeld Lindahraun ist das jüngste Ergebnis solcher Eruptionen und sein Alter wird auf 2.800 Jahre geschätzt. Die dünnflüssigen Laven strömten wie Flüsse an den Seiten der Palatonithügel herunter. Es ist, soweit man weiß, der jüngste Ausbruch im Kverkfjöllsystem außerhalb des Zentralvulkans gewesen “was überrascht, weil das Kverkfjöll-System sich genau über dem Hot Spot (unter Island) befindet.”[5]
Der letzte Ausbruch im Jahre 1968 erzeugte nur eine leichte Aschewolke.
Gletscherläufe
Verbunden mit den Ausbrüchen in den Kverkfjöll und unter dem Dyngjujökull, der zum System der Bárðarbunga gehört, waren beträchtliche Gletscherläufe.
Man vermutet, dass die Gletscherläufe, die vor 3.000 und 2.500 Jahren die Schlucht Jökulsárgljúfur geprägt haben, von diesem Vulkansystem oder dem der Bárðarbunga ausgingen.
Auch im 17. und 18. Jahrhundert gab es hier immer wieder Eruptionen und Gletscherläufe.
Kleinere Gletscherläufe ereigneten sich in den Jahren 1987 und 2002 (zwischen 400 und 500 m3/sek. in ca. 40 km Entfernung bei den Upptýppingar) [6]
Das Hochtemperaturgebiet
Das 10 km² umfassende Hochtemperaturgebiet in den Westlichen Kverkfjöll gehört zu den fünf größten des Landes.
Das Hochtemperaturgebiet ist 3 km lang und bis zu 1 km breit und befindet sich in 1600 – 1700 m Höhe. Es heißt Hveradalir. Dort liegt auch Gámur, eine große Fumarole.
Ein Wanderweg führt vom Kverkjökull über Löngufönn auf den Rücken und von dort weiter zur Hütte der Gletschervereins.
Innen im Hveradalir befindet sich der See Galtarlón in einer kleinen Caldera. Er ist oft von Eis bedeckt und leert sich manchmal. „Im Juni 1998 bemerkte man auf einmal eine hohe Dampfsäule über den Hveradalir. Als man in die Hveradalir hinaufging, war der See, der hier jahrelang gewesen war, plötzlich verschwunden und stattdessen erblickte man viele Schlammquellen.“ [7]
Auch am Skarphéðinstindur und in den Östlichen Kverkfjöll findet man Erdwärme, z.B. in der Hvergil. Dort befinden sich 40 – 60° warme Quellen auf einem etwa 2 km langen Streifen ebenso wie Kissenlaven.
Eishöhlen
Die Erdwärme bewirkt immer wieder, vor allem am Fluss, das Entstehen von Eishöhlen. Diese dürfen inzwischen aber nicht mehr betreten werden, weil sie sehr instabil geworden sind.
Vegetation in den Kverkfjöll
Da es sich um ein sehr weit im Norden gelegenes Hochgebirge handelt, findet man keine zusammenhängende Vegetationsdecke in diesen Bergen.
Einzelne Arten gedeihen aber bis in 1400 m Höhe und darüber wie etwa bestimmte Moosarten oder das Stereocaulon arcticum.
Bewuchs findet man vor allem rund um die heißen Quellen in der Hveragil.
Hütten in der Umgebung
Östlich der Hveradalir liegt eine Hütte des geologischen Gletschervereins (Jöklarannsóknarfélag) auf etwa 1700 m Höhe, die Hütte Sigurðarskáli befindet sich am Fuße des Gebirgszugs.
Zwischen den Kverkfjöll und der Askja befindet sich die Oase Hvannalindir. Die Oase mit der Vereinshütte des isländischen Wandervereins liegt etwa 30 km nordöstlich von den Kverkfjöll auf etwa 640 m Höhe im Schatten der Lindafjöll.
Dort soll sich Ende des 18. Jahrhundert der Gesetzlose Fjalla-Eyvindur mit seiner Frau einige Jahre aufgehalten haben.
Seit 1973 steht Hvarnnalindir unter Naturschutz.
Upptyppingar und Álftadalsdyngja
In den letzten 2 Jahren sind die Kverkfjöll wieder in den Blickpunkt gerückt, weil man die Möglichkeit eines baldigen Vulkanausbruches in dem System sieht.
Vor ca. 2 Jahren begannen in einer Tiefe von etwa 18-20 km Erdbebenserien. Die zuständigen Geologen wie etwa Páll Einarsson vom Nordischen Vulkanologischen Institut vermuteten Magmabewegungen als Ursache. Diese müssen, zumal wenn sie in solcher Tiefe auftreten, nicht unbedingt zu Ausbrüchen führen.
Andererseits hat die Erdbebentätigkeit in verminderter Stärke weiterhin angehalten und wenn man die entsprechenden Karten beobachtet, kann man deutlich eine Bewegung Richtung Erdoberfläche feststellen. Derzeit sind die Erdbeben etwas nördlich des ursprünglichen Epizentrums angesiedelt in der Nähe eines alten Schildvulkans namens Álftadalsdyngja und bei einer Durchschnittstiefe von ca. 5.5 km angelangt (siehe Meteorologisches Institut Island, engl.). Ob es in absehbarer Zeit zu einem Vulkanausbruch kommen wird und wie dieser ggf. aussehen könnte, ist unklar. Es besteht z.B. die Möglichkeit, dass es sich ähnlich wie beim Kilauea auf Hawaii um einen jahrelang anhaltenden Schildvulkanausbruch handelt. Die Nähe zu den Flüssen Krossá (Nordisland) und Jökulsá á Fjöllum wird bzgl. des Ablaufs ebenfalls eine entscheidende Rolle spielen.
Der in Island sehr bekannte Journalist und Naturschützer Ómar Ragnarsson sowie diverse andere Naturschützer (von der Naturschutzorganisation Landvernd) vertraten übrigens zeitweilig die These, dass die Schwere des inzwischen gefüllten Stausees Hálslón beim Kárahnjúkarkraftwerk die Magmabewegungen ausgelöst hätte.
Wege zu den Kverkfjöll
Alte Quellen berichten davon, dass im Mittelalter ein Weg über den Vatnajökull führte und dieser lag vermutlich in der Nähe der Kverkfjöll.
Im Sommer 1970 baute man eine Brücke über die Kreppa und eine Jeeppiste über Hvannalindir bis zu den Kverkfjöll (Pisten F 910 und F902). [8]
Einzelnachweise
- ↑ *http://www.ust.is/Frodleikur/Fridlystsvaedi//nr/1256
- ↑ .( Magnús T. Guðmundsson/ Þórdís Högnadóttir. Jökullón í Vestari Kverkfjöllum, Þróun og jökulhlaupahætta. Skýrsla til Rannsóknasjóðs Vegagerðarinnar. Mars 2009, S. 5)
- ↑ (Website Umhverfisstofnun: http://www.ust.is/Frodleikur/Fridlystsvaedi//nr/1256 )
- ↑ http://www.ust.is/Frodleikur/Fridlystsvaedi//nr/1256
- ↑ .Eigene Übers. aus dem Englischen. Originaltext: „These results show that no volcanic eruption has occurred on the Kverkfjöll volcanic system outside of the central volcano in historical times (i.e. the past 1200 years), which is surprising because the Kverkfjöll system is situated above the centre of the mantle plume.“ Thor Thordarson, Armann Hoskuldsson: Classic Geology in Europe 3. Iceland. Harpenden 2002, S.177.
- ↑ .( Magnús T. Guðmundsson/ Þórdís Högnadóttir. Jökullón í Vestari Kverkfjöllum, Þróun og jökulhlaupahætta. Skýrsla til Rannsóknasjóðs Vegagerðarinnar. Mars 2009, S. 4. .(http://vgwww.vegagerdin.is/vefur2.nsf/Files/JokullonKverkfjoljokulhlauphaetta/$file/J%c3%b6kull%c3%b3nKverkfj%c3%b6lj%c3%b6kulhlauph%c3%a6tta.pdf))(isl.)
- ↑ Eigene Übers.; isl.Text in: (http://www.islandia.is/hamfarir/jardfraedilegt/eldgos/kverkfjoll.html )
- ↑ Umhverfisstofnun, isl. Umweltschutzbehörde: http://www.ust.is/Frodleikur/Fridlystsvaedi//nr/1256 (isl.)
Siehe auch
Weblinks
Zu den Kverkfjöll
- Kverkfjöll im Global Volcanism Program der Smithsonian Institution (englisch)
- Gletscherläufe der Jökulsá á Fjöllum in Verbindung mit Vulkanausbrüchen am Nordrand des Vatnajökull, engl.
- Beschreibung der Kverkfjöll, isl.
- Bergsteigen und Skitouren an den Kverkfjöll, engl.
- Isländische Umweltschutzbehörde Umhverfisstofnun: Informationen zu den Bergen und zu Wanderwegen (isländisch)
- Zu den Gletscherseen (isl.)
- Allg. zu den Kverkfjöll(isl.)
Zu den Upptyppingar
- Standort in Google.earth
- Weiteres zu den Erdbeben bei den Upptyppingar, engl.
- Wissenschaftlicher Artikel über den Zusammenhang zwischen Erdbebenschwärmen und Magmaintrusion im Kverkfjöllsystem 2008, engl.
- Zum evtl. Zusammenhang mit Kárahjnúkar, Landvernd, engl.
- Isländischer staatlicher Rundfunksender RUV, isl.
- Ómar Ragnarsson zum evtl. Zsh. m. Kárahnjúkar, isl.
- Zeitung Morgunblaðið vom 17.12.2007, isl.
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