- Kyffhäuserverband
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Der Verband der Vereine Deutscher Studenten (VVDSt), auch Kyffhäuserverband genannt, ist ein Korporationsverband mit etwa 40 Mitgliedsverbindungen in Deutschland, Österreich und Ungarn. Die Mitgliedskorporationen nennen sich in der Regel Verein Deutscher Studenten (VDSt). Der VVDSt ist Mitglied im Convent Deutscher Akademikerverbände.
Inhaltsverzeichnis
Struktur
Aufbau
Die Vereine Deutscher Studenten sind nichtschlagende, farbenführende Verbindungen, in denen männliche Studenten und Akademiker Mitglied werden können, die sich dem deutschen Sprach- und Kulturkreis verbunden fühlen. Letzteres wird in der Regel sehr weit ausgelegt, de facto werden z.B. auch Studenten nicht-deutscher Herkunft aufgenommen. Die Farben der meisten Vereine Deutscher Studenten und des Dachverbandes sind Schwarz-Weiß-Rot, der Wahlspruch des Dachverbandes lautet „Mit Gott für Volk und Vaterland!“ Oberstes Organ des VVDSt ist die jährliche Verbandstagung.
Die Verbindungen gliedern sich in einen Aktiven Bund für die aktiven, studentischen Mitglieder und den dazugehörigen Altherren-Bund, in den der Aktive nach Beendigung seines Studiums als Alter Herr übernommen wird. Der Verband ist nach dem Verbandsprinzip organisiert.
Der VVDSt ist mit der Verbindung Schleswigscher Studenten (VSSt), den Vereinen Deutscher Hochschüler (VDH) und dem Wingolfsbund durch ein Freundschaftsabkommen verbunden. Mit der Deutschen Burschenschaft besteht ein Arbeitsabkommen.
Seit 1886 besitzt der VVDSt mit den Akademischen Blättern eine eigene Verbandszeitschrift.
Prinzipien
Der VVDSt hat seine Grundsätze in sogenannten Prinzipien niedergelegt.
- Lebensbundprinzip: Die Mitgliedschaft beginnt in der Regel im Studium und endet mit dem Tod.
- Schwarzes Prinzip: Farben werden nicht in Band und Mütze getragen.
- Politisches Prinzip: Die Mitglieder sollen zu verantwortungsbewussten Bürgern erzogen werden.
- Conventsprinzip: Alle Entscheidungen fußen auf demokratischen Entscheidungen.
- Männerbundsprinzip: Mitglied in einem VDSt können nur männliche Studenten werden.
- Toleranzprinzip: Alle Mitglieder sollen sich in gegenseitiger Toleranz üben.
- Verbandsprinzip: An jedem Hochschulort existiert in der Regel nur eine Mitgliedskorporation, alle Verbandsmitglieder reden sich mit „Bundesbruder“ an, es gilt verbandsweit der Duz-Comment und bei Hochschulwechsel wird ein Aktiver automatisch Mitglied des örtlichen VDSt.
Der Verband ist politisch neutral und konfessionell nicht gebunden.
Ziele
Die Ziele des Verbandes sind in der Verbandssatzung des VVDSt festgelegt. Laut dieser Satzung stellen sich die Vereine Deutscher Studenten zur Aufgabe, ihren Mitgliedern politische Kenntnisse zu vermitteln, die persönliche Einsatzbereitschaft zu fördern und kritisches Bewusstsein zu wecken.
Insbesondere sollen die Mitglieder eintreten:
- für die demokratische Grundordnung,
- für Recht und Freiheit in allen Bereichen des staatlichen, politischen und gesellschaftlichen Lebens (...),
- für eine gerechte, um Ausgleich bemühte soziale Ordnung,
- für die Erhaltung einer lebenswerten Umwelt und
- für die Pflege der deutschen Sprache und Kultur,
- für ein politisch und wirtschaftlich geeintes, freiheitlich-demokratisches Europa gleichberechtigter Völker,
- für die unveräußerlichen und unverletzlichen Menschenrechte sowie die Rechte ethnischer Minderheiten in ihrer angestammten Heimat auf ihre eigenständige Sprache und Kultur,
- insbesondere für die Verbundenheit mit allen Angehörigen [des deutschen Volkes] durch politische Unterstützung, kulturelle Förderung, soziale Hilfe und menschliche Begegnung.
Geschichte
Die Gründung
Die ersten Vereine deutscher Studenten gründeten sich im Jahr 1881 in Berlin, Halle, Leipzig, Breslau, Greifswald und Kiel. Die Vereine wollten die politische Lethargie, die unter der Studentenschaft herrschte, überwinden und der äußeren Einigung Deutschlands die innere Einigung folgen lassen. Unmittelbarer Anlass der Gründung der Vereine deutscher Studenten war der sog. Berliner Antisemitismusstreit und eine von Bernhard Förster und Max Liebermann von Sonnenberg initiierte Antisemitenpetition, die von etwa 20% der Professoren und Studenten unterstützt wurde. Angestoßen wurde diese Bewegung u.a. durch antisemitische Propaganda des Hofpredigers Adolf Stöcker (Christlich-Soziale Partei) und von Veröffentlichungen des Historikers Heinrich von Treitschke.
Unter der Führung von Diederich Hahn (der übrigens wahrscheinlich das Vorbild für Heinrich Manns Romanfigur Diederich Hessling in Der Untertan war) und Friedrich Naumann fanden sich am 6. August 1881 etwa 800 Studenten auf dem ersten Kyffhäuserfest zusammen. Anlässlich dieses Treffens schlossen sich die VDSt zum „Kyffhäuser-Verband“ bzw. zum „Verband der Vereine Deutscher Studenten“ (VVDSt) zusammen. Leitideen der Vereine Deutscher Studenten waren Deutschtum, Monarchie und Christentum. Dies konstatierte sich in dem Wahlspruch des VVDSt („Mit Gott für Kaiser und Reich“). Besonders breiten Raum nahm sozialpolitisches Engagement, das als praktisches Christentum verstanden wurde, und die Schaffung eines die gesellschaftlichen Gegensätze überwindenden Nationalgefühls ein. Zwar änderte sich im Lauf der Zeit der Fokus von einer rein negierenden Haltung (u.a. Ablehnung des Judentums) zu einer positiv formulierten Zielrichtung. Im Kern blieben die VDSt aber bis in die 1930er Jahre hinein antisemitisch geprägt. Welche übergreifende Bedeutung der Antisemitismus des 1881 gegründeten Kyffhäuserverbandes hatte, belegt die Auffassung von Adolf Bartels, eine der lautesten rassistischen Stimmen im wilhelminischen Reich: Er geht davon aus, dass die große geistige deutschvölkische Bewegung hinter der antisemitischen organisatorisch aus dem Kyffhäuserverband und weltanschaulich aus den Schriften des Vordenkers des Antisemitismus, Paul Anton de Lagarde, hervorgegangen sei.[1]
Die VDSt verstanden sich als Angebot für politisch interessierte Studenten. Sie wollten keine neue Korporation neben den bereits bestehenden bilden, nicht einen Verein in der Studentenschaft, sondern die deutsche Studentenschaft selbst vertreten. Korporierte und Nichtkorporierte fanden sich in den Vereinen zusammen. So erklärt sich der Name „Verein Deutscher Studenten“, und deshalb wählten die VDSt unter Ablehnung von Band und Mütze die Farben des Reiches „Schwarz-Weiß-Rot“ als Vereinsfarben.
Die VDSter sahen in der folgenden Zeit ihre Gedanken zum sozialen Ausgleich innerhalb der Bevölkerung des Deutschen Reiches durch die von Otto von Bismarck eingeleitete soziale Gesetzgebung realpolitisch verwirklicht und fühlten sich von nun an auf das engste mit Bismarck verbunden. Diese Verbundenheit wurde schließlich auch durch die Einweihung des Botschaftsgedenksteins zur Erinnerung an die "Soziale Botschaft" von Kaiser Wilhelm II. auf dem Kyffhäuser auf der 16. Verbandstagung 1896 in Kelbra ausgedrückt. Am Gründungsort des Verbandes wurde 1906 direkt neben der Burgruine Rothenburg, die sich auf einem steilen Bergvorsprung am Nordrand des Kyffhäusergebirges befindet, eine Bismarcksäule errichtet. Der von Wilhelm Kreis entworfene Turm zu Ehren des Reichskanzlers Otto von Bismarck wurde durch Spenden des Verbandes errichtet.
Nachdem die 1881 gegründete „Kyffhäuser-Zeitung“ schon nach wenigen Jahren wieder eingestellt worden war, gründete man im Jahr 1886 auf Anregung des damaligen Vorortsvorsitzenden Rudolf Heinze, der später in der Weimarer Republik Vizekanzler und Reichsjustizminister werden sollte, mit der Zeitschrift „Akademische Blätter“ ein eigenes Verbandsorgan.
Seit den 1890er Jahren gab es nicht nur eine antisemitische und völkische Ausrichtung, sondern auch eine antislavische. Mit dem Deutschen Ostmarkenverein, der wie auch die Akademischen Blätter eine Entpolonisierung der deutschen Ostprovinzen forderte, unterhielt der Kyffhäuserverband seit dessen Gründung eine enge inhaltliche und institutionelle Kooperation.[2]
Neben den Anfängen und dem Ausbau der Volkstumsarbeit spielte um die Jahrhundertwende ein anderes Problem in der Verbandsgeschichte eine Rolle, die Auseinandersetzung mit der Parteipolitik. Akut wurde diese Frage, als Friedrich Naumann mit seinem Nationalsozialen Verein im Jahr 1896 eine politische Gründung vollzog und unter den VDStern eine nicht geringe Anhängerschaft fand, so dass in der Öffentlichkeit zeitweilig der Eindruck entstehen konnte, als sei sein Nationalsozialer Verein die Fortsetzung des Verbandes im praktischen Leben. Dass diese Auffassung nicht zutraf, hat man auf den Verbandstagungen der Jahre 1897 und 1898 ausdrücklich festgestellt, um so die parteipolitische Neutralität des Verbandes zu wahren. Innerhalb des VDSt entstand soviel Streit zu der Frage der politischen Aktivität Friedrich Naumanns, dass dieser sich entschloss, aus dem VDSt auszutreten (so genannter Naumann-Streit). Eine außerordentliche Verbandstagung im Januar 1907 in Leipzig, auf der sich der Gedanke der parteipolitischen Neutralität erneut durchsetzte und liberale wie konservative Ideen im Verband für gleichberechtigt anerkannt wurden, beendeten schließlich diesen verbandsinternen Streit.
Erster Weltkrieg
Während des Ersten Weltkrieges ruhte in den meisten Bünden des Kyffhäuserverbandes das Aktivenleben. Etwa 800 VDSter fielen während des Krieges. Dem Gedenken an die Gefallenen und Vermissten wurde eine Ehrenhalle in der 1906 errichteten Bismarcksäule des Kyffhäuser-Verbandes der Vereine Deutscher Studenten auf der Rothenburg am Kyffhäuser geweiht. Die Namen der dem ersten Weltkrieg zum Opfer gefallenen VDSter wurden in einem Ehrenbuch verewigt.
Weimarer Republik
Der Zusammenbruch des Jahres 1918 und das Ende der Monarchie im Deutschen Reich stellten den VDSt vor eine entscheidungsvolle Frage. Für viele wurde es eine Gewissensfrage, wie man sich als Anhänger der Monarchie zur neuen Staatsform stellen sollte.
Während viele Alte Herren dem jungen Staat als Beamte dienten und höchste Staatsämter bekleideten, entwickelte sich in der Aktivengeneration der Weimarer Republik eine ablehnende Haltung zu Republik und Demokratie.
Die meisten Alten Herren waren zu dieser Zeit in den konservativen Parteien DVP und DNVP aktiv, so z.B. Otto Most und Rudolf Heinze in der DVP und Kuno Graf von Westarp, Otto Hoetzsch, Paul Baecker und Reinhard Mumm in der DNVP bis zur Machtübernahme Hugenbergs. Einige Alte Herren, wie Ferdinand Friedensburg und Wilhelm Heile, wirkten aber auch in der linksliberalen DDP. Der Diplomat Rudolf Nadolny wurde unter Friedrich Ebert Leiter des Büros des Reichspräsidenten. Rudolf Heinze war im Kabinett Fehrenbach Vizekanzler und Reichsjustizminister. In der Schlussphase der Weimarer Republik schließlich gehörten Kuno Graf von Westarp, Karl Maßmann und Hermann Ullmann zu den engsten Mitarbeitern des Reichskanzlers Heinrich Brüning.
Trotz dieser Mitarbeit einiger VDSter im Staat wurde die republikanische Staatsform mehrheitlich abgelehnt; Ferdinand Friedensburg wurde 1926 gar aus dem Altherrenverband ausgeschlossen. Besonders bei den studentischen Mitgliedern entwickelte sich während der Zeit der Weimarer Republik eine immer stärkere Ablehnung. Mit Einsetzen der Weltwirtschaftskrise wurde die Einstellung der Aktiven radikal, und es kam auf hochschulpolitischer Ebene bereits zu punktueller Zusammenarbeit mit dem NSDStB, mit dem es seit dieser Zeit auch erste personelle Überschneidungen gab.
Zeit des Nationalsozialismus
1933 begann im VVDSt, wie in vielen anderen Korporationsverbänden, zunächst ein Prozess der Selbstgleichschaltung. So wurde im Verband u.a. das Führerprinzip eingeführt. Die Führung des Verbandes übernahm bis 1935 der NSDAP-Funktionär (Gauleiter) Wilhelm Kube. Getragen wurde dieser Opportunismus und der politische Enthusiasmus für den Nationalsozialismus vor allem von den Studenten (Aktivitas), während sich die Alten Herren eher reserviert verhielten.
Der totalitäre Machtanspruch der NSDAP duldete auch im studentischen Leben keine Gemeinschaften neben sich. Den HJ-Gliederungen wurde untersagt, mit dem VDSt zusammenzuarbeiten, auch ihre Mitglieder durften nicht in den VDSt eintreten. 1935 wurde auf der Verbandstagung des VVDSt jeglicher Angriff auf das Christentum als unvereinbar mit den Verbandszielen erklärt. Die Nationalsozialisten verboten daraufhin eine Doppelmitgliedschaft in NSDStB und VVDSt. Dies führte dazu, dass auf der 57. Verbandstagung 1938 die Auflösung des Verbandes bekanntgegeben wurde.
Einige VDSter haben durch ihre aktive, kritische Haltung gegenüber dem NSDAP-Regime Repressalien erleiden müssen, wie beispielsweise der spätere Bischof Otto Dibelius und Hans Egidi. Wilhelm Dieckmann wurde als Mitwisser der Verschwörung des 20. Juli 1944 hingerichtet. Auf der anderen Seite gab es VDSter, insbesondere aus der radikalen Aktiven-Generation der Weimarer Republik, die sich während dieser Zeit für die NSDAP engagierten, so z.B. Gustav Adolf Scheel (Studentenführer, später Gauleiter) und Ludwig Müller (später „Reichsbischof“ der „Deutschen Christen“).
Seit 1945
In den Jahren 1948–1950 entstanden an westdeutschen Hochschulen einzelne aktive Vereine Deutscher Studenten, zunächst gelegentlich noch unter anderem Namen. Der erste Nachkriegs-VDSt war die „Weltoffene Vereinigung Deutscher Studenten an der Technischen Hochschule Hannover – ORBIS“. Es gab auch eine Reihe von Neugründungen. Auf der ersten Verbandstagung nach dem Zweiten Weltkrieg im Februar 1951 in Bonn wurde der Verband der Vereine Deutscher Studenten (VVDSt) neu gegründet. Neuer Wahlspruch wurde „Mit Gott für Volk und Vaterland“.
Auch in der Bundesrepublik Deutschland übernahmen VDSter höchste politische Verantwortung, wie zum Beispiel Hermann Ehlers als Bundestagspräsident, andere arbeiteten am Wiederaufbau Deutschlands mit, so beispielsweise Karl Maßmann.
Die VDSter Hermann Ehlers, Ferdinand Friedensburg und Hans Egidi waren bestimmend für die geistige Ausrichtung des VVDSt nach dem Zweiten Weltkrieg. In seinen politischen Zielen trug der Verband seiner eigenen Geschichte und den Ereignissen im Dritten Reich Rechnung. Die demokratische Staatsform der Bundesrepublik wurde bejaht und mitgetragen. Ein vereintes Europa und ein in Frieden und Freiheit wiedervereinigtes Deutschland wurden als Ziel angestrebt. So wendet sich der VVDSt laut seiner Satzung „gegen jegliche Diskriminierung oder Ausgrenzung von Menschen, wie z.B. aus politischen, religiösen oder rassistischen Gründen“, und „gegen jede Form von Antisemitismus“.
1954 wurde auf der Verbandstagung das Witzenhauser Programm beschlossen, nach dem die Wiedervereinigung Deutschlands in den Mittelpunkt allen politischen Handelns gestellt werden soll. Hauptarbeitsthemen der VDSt sollten Fragen der Wiedervereinigung, des Kommunismus, des staatlichen und gesellschaftlichen Lebens sowie des Volkstums und der europäischen Einigung sein. Anlässlich der Studentenunruhen 1968 wurde im VVDSt intern erneut über Verbandsziele diskutiert und 1970 neu formuliert bzw. zeitgemäß angepasst. Aufgrund rechtsextremer Bestrebungen wurde 1969 der VDSt Frankfurt aus dem Verband ausgeschlossen.
In der DDR waren traditionelle Studentenverbindungen und somit auch die VDSt verboten. Daher wurden erst nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 die ostdeutschen VDSt (neu) gegründet. In der politischen Wiedervereinigung Deutschlands verwirklichte sich ein Hauptziel der VDSter. Heute wie schon zur Zeit der Gründung der ersten VDSt-Bünde ist es nun oberstes Ziel der VDSter, der politischen Einigung auch die innere folgen zu lassen. In diesem Sinne setzt sich der VVDSt für ein vereintes Europa unter Gleichberechtigung aller europäischen Staaten, Völker und Volksgruppen ein.
Heute ist der VVDSt an über 40 Universitäten in der Bundesrepublik Deutschland, in Österreich und Ungarn vertreten. Ausdruck des europäischen Einigungsgedankens sind Kooperationen mit ähnlich strukturierten Studentenverbindungen, so mit der Verbindung Schleswigscher Studenten (VSSt) in Dänemark, den Vereinen Deutscher Hochschüler in Polen zu Ratibor und Oppeln, dem Verein Deutscher Hochschüler in Rumänien zu Temeswar, dem Verein Deutscher Hochschüler in Ungarn zu Budapest und dem Verein Deutscher Hochschüler in Kroatien zu Agram.
Die Vereinten Nationen (UN) haben im Jahr 2006 die VDSt-Akademie für das Engagement im Bereich „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet.[3] Das Projekt „Wissen für Europa“ wurde vom Nationalkomitee für die UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ als offizielles „Dekade-Projekt“ ausgewählt. Am 1. Februar 2008 ist das Projekt für zwei weitere Jahre ausgezeichnet worden.
Korporative Entwicklung
Der VVDSt und seine Mitgliedsbünde bekennen sich zu den hergebrachten Traditionen des korporationsstudentischen Brauchtums. Das Schlagen von Bestimmungsmensuren gehörte und gehört dabei nicht zu den Traditionen der Vereine Deutscher Studenten und wird nicht praktiziert. Jedoch haben die Vereine Deutscher Studenten bis 1953 bei Ehrenhändeln Satisfaktion auf Säbel gegeben. Darüber hinaus sind die Vereine Deutscher Studenten so genannte „Schwarze Verbindungen“, das heißt sie tragen ihre Farben nicht, wie viele andere Verbindungen, in Band und Mütze. Dies erklärt sich aus der Verbandsgeschichte des VVDSt. Da die ersten Vereine Deutscher Studenten keine Verbindungen waren, sondern interkorporative Zusammenschlüsse politisch interessierter Studenten, wählten die Gründer 1881 als Vereinsfarben die Reichsfarben schwarz-weiß-rot. Nachdem sich die Vereine Deutscher Studenten zu Studentenverbindungen entwickelt hatten, behielten sie die Farben bei, das Tragen von Band und Mütze setzte sich jedoch nicht durch. Das Schwarze Prinzip wurde fortan mit dem Gedanken verknüpft, dass VDSter sich nicht durch äußere Zeichen von der Gesellschaft abgrenzen wollen. Einzige Ausnahme ist der VDSt Philadelphia zu Wien, der als Farben schwarz-rot-gold hat und farbentragend ist. Zu feierlichen Anlässen tragen die Chargierten des VVDSt meist Wichs mit schwarzen, roten oder weißen Pekeschen.
Goldener Ehrenzipfel
Seit 2007 verleiht der VVDSt den Goldenen Ehrenzipfel an Mitglieder, die sich um die Vereine Deutscher Studenten verdient gemacht haben.
- 2007: Dr. Diethelm Keil und Stefan Tschersich
- 2008: Friedl Haas, Dr. Ludwig Biewer und Marc Zirlewagen
Bekannte Mitglieder
- Alfred Andreesen (deutscher Pädagoge)
- Wolfgang Bartels (deutscher Politiker, CDU)
- Otto Benecke (Jurist und Verwaltungsbeamter)
- Ludwig Bergsträsser (deutscher Politiker, erst DDP, später SPD)
- Niklot Beste (leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands in der DDR)
- Ernst Beutler (deutscher Literaturhistoriker und Goethe-Forscher)
- Ludwig Biewer (Archivar und Historiker)
- Heinrich Bredt (deutscher Arzt und Professor)
- Rolf Breusing (NSDAP- und SS-Mitglied, später Landrat)
- Hermann Bücher (Industrieller)
- Martin Dibelius (deutscher Theologe und Professor)
- Otto Dibelius (Bischof)
- Johannes Dieckmann (DDR-Volkskammerpräsident)
- Wilhelm Dieckmann (Widerstandskämpfer im Dritten Reich)
- Hans Georg Dühring (Pfarrer)
- Walter Dürrfeld (Betriebsführer des Buna-Werks in Monowitz bei Auschwitz)
- Hermann Ehlers (Bundestagspräsident)
- Hans Egidi (Jurist)
- Ferdinand Friedensburg (deutscher Politiker)
- Theodor Frings (Sprachwissenschaftler)
- Hans Fritzsche (NS-Propagandist)
- Heinrich George (Schauspieler)
- Hellmut von Gerlach (deutscher Publizist und Politiker)
- Rainer Maria Gohlke (deutscher Manager)
- Fritz Haas (österreichischer Architekt)
- Wilhelm Hahn (Theologe und Politiker)
- Jürgen Hahn-Butry (deutscher Schriftsteller und Politiker)
- Bernd Hamer (deutscher Politiker)
- Eberhard Hamer (deutscher Ökonom)
- Franz Hamm
- Paul Hartmann (Politiker)
- Helmut Hasse (Mathematiker)
- Werner Georg Haverbeck (SA-, SS- und NSDAP-Mitglied)
- Wilhelm Heile (deutscher Politiker)
- Wolfgang Heine (deutscher Jurist und Politiker)
- Rudolf Heinze (deutscher Jurist und Politiker)
- Sepp Helfrich (NS-Politiker)
- Hans von Helms (NS-Politiker)
- Otto Hoetzsch (deutscher Wissenschaftler und Politiker)
- Paul Holdefleiß (Agrarwissenschaftler)
- Joachim Hossenfelder (ev. Bischof und Mitbegründer der deutschen Christen)
- Wolfgang Huber (2000–2003 Ehrenmitglied; Bischof Huber legte als EKD-Ratsvorsitzender die meisten Ehrenämter nieder)
- Ernst von Hülsen (deutscher Politiker und Rechtswissenschaftler)
- Oskar Jerschke (deutscher Dramatiker)
- Franz Jesser (1869–1954, Politiker und Publizist)
- Helmuth Johnsen (ev. Bischof, Mitglied der NSDAP und der deutschen Christen)
- Karl Jordan (Historiker)
- Hermann Kastner (deutscher Politiker)
- Gerhard Kittel (1888–1948, Theologe)
- Christian Jasper Klumker (deutscher Sozialpädagoge)
- Hugo Wilhelm Knipping (deutscher Wissenschaftler)
- Otto Koehler (1889–1974, Verhaltensforscher)
- Werner Kollath (deutscher Ernährungswissenschaftler)
- Wilhelm Kube (deutscher NS-Gauleiter, ab 1933 Verbandsvorsitzender)
- Oswald Lehnich (deutscher NS-Politiker/Volkswirtschaftler)
- Fritz Linder (deutscher Arzt, Chirurg und Hochschullehrer)
- Franz Linke (deutscher Geophysiker und Meteorologe)
- Kurt Lück (1900–1942, deutscher Volkstumsforscher)
- Karl Maßmann (deutscher Bankdirektor)
- Max Maurenbrecher (deutscher Politiker (DNVP))
- Johannes Meinhold (deutscher Theologe)
- Friedrich Metz (1890–1969, deutscher Kulturgeograph)
- Ernst Meumann (deutscher Psychologe)
- Richard Meyer (Politiker) (1885–1970, deutscher Pädagoge und Politiker)
- Walther Mitzka (1888–1976, deutscher Germanist)
- Otto Most (deutscher Politiker (DVP))
- Joachim Mrugowsky (SS-Oberführer)
- Reinhard Mumm (deutscher Theologe und Politiker)
- Ludolf Hermann Müller (ev. Bischof)
- Ludwig Müller („Reichsbischof“)
- Rudolf Nadolny (Diplomat)
- Friedrich Naumann (bis 1906)
- Karl Ernst Osthaus (deutscher Kunstmäzen/-sammler)
- Otto Peltzer (Mittelstreckenläufer)
- Frank Pietzsch (deutscher Politiker)
- Hans Poeschel (1881–1960, Verwaltungsjurist und Schriftsteller)
- Wilhelm von Polenz (deutscher Schriftsteller)
- Hans Richert (deutscher Pädagoge)
- Günter von Roden (Stadtarchivar)
- Kurt Scharf (Bischof)
- Gustav Adolf Scheel (NS-Studentenführer/NS-Gauleiter)
- Otto Scheel (deutscher Historiker)
- Georg Scheller (Direktor)
- Karl von Scheven (Bischof der Pommerschen Evangelischen Kirche)
- Johannes Schmidt-Wodder
- Heinrich Schneider (Saarland) (MdB 1957–1965, DPS/FDP)
- Percy Ernst Schramm (deutscher Historiker)
- Paul Schröder (Reichstagsabgeordneter)
- Georg Schultz (DNVP-Politiker)
- Otto Scrinzi (österreichischer Politiker (VdU/FPÖ))
- Bernd Stelter (Karnevalist und Fernseh-Comedian)
- Rudi Stephan (deutscher Komponist)
- Gerulf Stix (österreichischer Politiker und Wirtschaftsberater)
- Otmar Freiherr von Verschuer (Mediziner, Humangenetiker, Rassen- und Zwillingsforscher)
- Friedl Volgger (Südtiroler Politiker)
- Friedrich Voges
- Andreas Wackwitz (Landespropst von Südwestafrika)
- Ernst Wahle (deutscher Prähistoriker)
- Christoph Waitz (MdB seit 2005, FDP)
- Heino Wiese (MdB 1998–2002, SPD)
- Kuno von Westarp (Vorsitzender der Deutschnationalen Volkspartei)
- Ludwig Ferdinand von Wolff (Mineraloge)
- Johannes Wotschke (Verbandsvorsitzender)
Quellen
- ↑ Uwe Puschner: Die völkische Bewegung im wilhelminischen Kaiserreich, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, Darmstadt 2001, ISBN 3-534-15052-X, S. 50
- ↑ Uwe Puschner, a.a.O., S. 113
- ↑ Datenbank der offiziellen Dekadeprojekte: http://www.dekade.org/datenbank/index.php?d=g&gid=247. 05. Oktober 2007.
Literatur
Kampe, Norbert: Studenten und „Judenfrage“ im Deutschen Kaiserreich, Göttingen 1988 (zgl. Diss. 1983).
Roos-Schumacher, Hedwig: Der Kyffhäuserverband der Vereine Deutscher Studenten 1880–1914/18, 2. Aufl., Kiel 1987.
Zirlewagen, Marc: Der Kyffhäuser-Verband der Vereine Deutscher Studenten in der Weimarer Republik, Köln 1999. ISBN 3-89498-057-5
Zirlewagen, Marc (Hrsg.): Kaisertreue – Führergedanke – Demokratie, Beiträge zur Geschichte des Verbandes der Vereine Deutscher Studenten, Köln 2000. ISBN 3-89498-077-X
Zirlewagen, Marc (Hrsg.): 1881–2006 – 125 Jahre Vereine Deutscher Studenten, Bd. 1: Ein historischer Rückblick, Pressburg 2006. ISBN 3-929953-06-4
Zirlewagen, Marc: „Einschaltung – nicht Gleichschaltung“ – Johannes Wotschke im Kampf um die Eigenständigkeit des Kyffhäuser-Verbandes der Vereine Deutscher Studenten 1933–1938, in: ebenda, S. 57–95
Zirlewagen, Marc: „Um unseres deutschen Volkes Sein oder Nichtsein“ – Der Kyffhäuser-Verband der Vereine Deutscher Studenten im Ersten Weltkrieg, in: Zirlewagen, Marc (Hg.): „Wir siegen oder fallen“ – Deutsche Studenten im Ersten Weltkrieg, Köln 2008 (Abhandlungen zum Studenten- und Hochschulwesen, Bd. 17). ISBN 978-3-89498-189-1, S. 223–312
Weblinks
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