Verband der Vereine Deutscher Studenten

Verband der Vereine Deutscher Studenten

Der Verband der Vereine Deutscher Studenten (VVDSt), auch Kyffhäuserverband genannt, ist ein Korporationsverband mit etwa 40 Mitgliedsverbindungen in Deutschland, Österreich und Ungarn. Die Mitgliedskorporationen nennen sich in der Regel Verein Deutscher Studenten (VDSt). Der VVDSt ist Mitglied im Convent Deutscher Akademikerverbände.

Verbandszirkel
Verbandsdreieck

Inhaltsverzeichnis

Struktur

Aufbau

Die Vereine Deutscher Studenten sind nichtschlagende, farbenführende Verbindungen, in denen männliche Studenten und Akademiker Mitglied werden können, die sich dem deutschen Sprach- und Kulturkreis verbunden fühlen. Letzteres wird weit ausgelegt, de facto werden etwa auch Studenten nicht-deutscher Herkunft aufgenommen. Die Farben der meisten Vereine Deutscher Studenten und des Dachverbandes sind Schwarz-Weiß-Rot, der Wahlspruch des Dachverbandes lautet „Mit Gott für Volk und Vaterland!“ Oberstes Organ des VVDSt ist die jährliche Verbandstagung.

Die Verbindungen gliedern sich in einen Aktiven Bund für die aktiven, studentischen Mitglieder und den dazugehörigen Altherren-Bund, in den der Aktive nach Beendigung seines Studiums als Alter Herr übernommen wird. Der Verband ist nach dem Verbandsprinzip organisiert.

Der VVDSt ist mit der Verbindung Schleswigscher Studenten (VSSt) und den Vereinen Deutscher Hochschüler (VDH) durch ein Freundschaftsabkommen verbunden. Mit der Deutschen Burschenschaft besteht ein Arbeitsabkommen.

Seit 1886 besitzt der VVDSt mit den Akademischen Blättern eine eigene Verbandszeitschrift.

Logo der Akademischen Blätter

Prinzipien

Der VVDSt hat seine Grundsätze in sogenannten Prinzipien niedergelegt.

  • Lebensbundprinzip: Die Mitgliedschaft beginnt in der Regel im Studium und endet mit dem Tod.
  • Schwarzes Prinzip: Farben werden nicht in Band und Mütze getragen.
  • Politisches Prinzip: Die Mitglieder sollen zu verantwortungsbewussten Bürgern erzogen werden.
  • Conventsprinzip: Alle Entscheidungen fußen auf demokratischen Entscheidungen.
  • Männerbundsprinzip: Mitglied in einem VDSt können nur männliche Studenten werden.
  • Toleranzprinzip: Alle Mitglieder sollen sich in gegenseitiger Toleranz üben.
  • Verbandsprinzip: An jedem Hochschulort existiert in der Regel nur eine Mitgliedskorporation, alle Verbandsmitglieder reden sich mit „Bundesbruder“ an, es gilt verbandsweit der Duz-Comment und bei Hochschulwechsel wird ein Aktiver automatisch Mitglied des örtlichen VDSt.

Der Verband ist politisch neutral und konfessionell nicht gebunden.

Ziele

Die Ziele des Verbandes sind in der Verbandssatzung des VVDSt festgelegt. Laut dieser Satzung stellen sich die Vereine Deutscher Studenten zur Aufgabe, ihren Mitgliedern politische Kenntnisse zu vermitteln, die persönliche Einsatzbereitschaft zu fördern und kritisches Bewusstsein zu wecken.

Insbesondere sollen die Mitglieder eintreten:

  • für die demokratische Grundordnung,
  • für Recht und Freiheit in allen Bereichen des staatlichen, politischen und gesellschaftlichen Lebens (…),
  • für eine gerechte, um Ausgleich bemühte soziale Ordnung,
  • für die Erhaltung einer lebenswerten Umwelt und
  • für die Pflege der deutschen Sprache und Kultur,
  • für ein politisch und wirtschaftlich geeintes, freiheitlich-demokratisches Europa gleichberechtigter Völker,
  • für die unveräußerlichen und unverletzlichen Menschenrechte sowie die Rechte ethnischer Minderheiten in ihrer angestammten Heimat auf ihre eigenständige Sprache und Kultur,
  • insbesondere für die Verbundenheit mit allen Angehörigen [des deutschen Volkes] durch politische Unterstützung, kulturelle Förderung, soziale Hilfe und menschliche Begegnung.

Geschichte

Die Gründung

Die ersten Vereine deutscher Studenten gründeten sich im Jahr 1881 in Berlin, Halle, Leipzig, Breslau, Greifswald und Kiel. Die Vereine wollten die politische Lethargie, die unter der Studentenschaft herrschte, überwinden und der äußeren Einigung Deutschlands die innere Einigung folgen lassen. Unmittelbarer Anlass der Gründung der Vereine deutscher Studenten war der sog. Berliner Antisemitismusstreit und eine von Bernhard Förster und Max Liebermann von Sonnenberg initiierte Antisemitenpetition, die von etwa 20% der Professoren und Studenten unterstützt wurde. Angestoßen wurde diese Bewegung u.a. durch antisemitische Propaganda des Hofpredigers Adolf Stöcker (Christlich-Soziale Partei) und von Veröffentlichungen des Historikers Heinrich von Treitschke.

Unter der Führung von Diederich Hahn und Friedrich Naumann fanden sich am 6. August 1881 etwa 800 Studenten auf dem ersten Kyffhäuserfest zusammen. Anlässlich dieses Treffens schlossen sich die VDSt zum „Kyffhäuser-Verband“ bzw. zum „Verband der Vereine Deutscher Studenten“ (VVDSt) zusammen. Leitideen der Vereine Deutscher Studenten waren Deutschtum, Monarchie und Christentum. Dies konstatierte sich in dem Wahlspruch des VVDSt („Mit Gott für Kaiser und Reich“). Besonders breiten Raum nahm sozialpolitisches Engagement, das als praktisches Christentum verstanden wurde, und die Schaffung eines die gesellschaftlichen Gegensätze überwindenden Nationalgefühls ein. Zwar änderte sich im Lauf der Zeit der Fokus von einer rein negierenden Haltung (u.a. Ablehnung des Judentums) zu einer positiv formulierten Zielrichtung. Im Kern blieben die VDSt aber bis in die 1930er Jahre hinein antisemitisch geprägt. Welche übergreifende Bedeutung der Antisemitismus des 1881 gegründeten Kyffhäuserverbandes hatte, belegt die Auffassung von Adolf Bartels, eine der lautesten rassistischen Stimmen im wilhelminischen Reich: Er geht davon aus, dass die große geistige deutschvölkische Bewegung hinter der antisemitischen organisatorisch aus dem Kyffhäuserverband und weltanschaulich aus den Schriften des Vordenkers des Antisemitismus, Paul Anton de Lagarde, hervorgegangen sei.[1]

Die VDSt verstanden sich als Angebot für politisch interessierte Studenten. Sie wollten keine neue Korporation neben den bereits bestehenden bilden, nicht einen Verein in der Studentenschaft, sondern die deutsche Studentenschaft selbst vertreten. Korporierte und Nichtkorporierte fanden sich in den Vereinen zusammen. So erklärt sich der Name „Verein Deutscher Studenten“, und deshalb wählten die VDSt unter Ablehnung von Band und Mütze die Farben des Reiches „Schwarz-Weiß-Rot“ als Vereinsfarben.

Die VDSter sahen in der folgenden Zeit ihre Gedanken zum sozialen Ausgleich innerhalb der Bevölkerung des Deutschen Reiches durch die von Otto von Bismarck eingeleitete soziale Gesetzgebung realpolitisch verwirklicht und fühlten sich von nun an auf das engste mit Bismarck verbunden. Diese Verbundenheit wurde schließlich auch durch die Einweihung des Botschaftsgedenksteins zur Erinnerung an die "Soziale Botschaft" von Kaiser Wilhelm II. auf dem Kyffhäuser auf der 16. Verbandstagung 1896 in Kelbra ausgedrückt. Am Gründungsort des Verbandes wurde 1906 direkt neben der Burgruine Rothenburg, die sich auf einem steilen Bergvorsprung am Nordrand des Kyffhäusergebirges befindet, eine Bismarcksäule errichtet. Der von Wilhelm Kreis entworfene Turm zu Ehren des Reichskanzlers Otto von Bismarck wurde durch Spenden des Verbandes errichtet.

Nachdem die 1881 gegründete „Kyffhäuser-Zeitung“ schon nach wenigen Jahren wieder eingestellt worden war, gründete man im Jahr 1886 auf Anregung des damaligen Vorortsvorsitzenden Rudolf Heinze, der später in der Weimarer Republik Vizekanzler und Reichsjustizminister werden sollte, mit der Zeitschrift „Akademische Blätter“ ein eigenes Verbandsorgan.

Seit den 1890er Jahren gab es nicht nur eine antisemitische und völkische Ausrichtung, sondern auch eine antislavische. Mit dem Deutschen Ostmarkenverein, der wie auch die Akademischen Blätter eine Entpolonisierung der deutschen Ostprovinzen forderte, unterhielt der Kyffhäuserverband seit dessen Gründung eine enge inhaltliche und institutionelle Kooperation.[2]

Neben den Anfängen und dem Ausbau der Volkstumsarbeit spielte um die Jahrhundertwende ein anderes Problem in der Verbandsgeschichte eine Rolle, die Auseinandersetzung mit der Parteipolitik. Akut wurde diese Frage, als Friedrich Naumann mit seinem Nationalsozialen Verein im Jahr 1896 eine politische Gründung vollzog und unter den VDStern eine nicht geringe Anhängerschaft fand, so dass in der Öffentlichkeit zeitweilig der Eindruck entstehen konnte, als sei sein Nationalsozialer Verein die Fortsetzung des Verbandes im praktischen Leben. Dass diese Auffassung nicht zutraf, hat man auf den Verbandstagungen der Jahre 1897 und 1898 ausdrücklich festgestellt, um so die parteipolitische Neutralität des Verbandes zu wahren. Innerhalb des VDSt entstand soviel Streit zu der Frage der politischen Aktivität Friedrich Naumanns, dass dieser sich entschloss, aus dem VDSt auszutreten (so genannter Naumann-Streit). Eine außerordentliche Verbandstagung im Januar 1907 in Leipzig, auf der sich der Gedanke der parteipolitischen Neutralität erneut durchsetzte und liberale wie konservative Ideen im Verband für gleichberechtigt anerkannt wurden, beendeten schließlich diesen verbandsinternen Streit.

Erster Weltkrieg

Mit einem als unausweichlich empfundenen Krieg hatten die VDSter schon Jahre zuvor gerechnet. Begeistert zogen viele von ihnen in den Ersten Weltkrieg: Jeder Zehnte meldete sich 1914 kriegsfreiwillig, ein weiteres Zehntel ging als Reserveoffiziere an die Front. Die Hoffnung auf den raschen Sieg wich aber bald der Ernüchterung. Statt eine siegreiche Heimkehr nach wenigen Monaten zu verkünden, veröffentlichten die Akademischen Blätter über Jahre hinweg Todesanzeigen und heroisierten den Opfertod. Nun galt es durchzuhalten. Da ihre Mitglieder überwiegend einberufen worden waren und sich erst nach und nach „Invalidenvereine“ herausbildeten, ruhte das Aktivenleben während des Krieges bei den meisten Vereinen. Die, die durchhielten, pflegten die Kontakte zu den Bundesbrüdern an der Front. Briefe, „Liebesgaben“ und Akademische Blätter wurden zu Bindegliedern. Moralisch stärkten die Theologen im Kyffhäuser-Verband der Front in der Heimat den Rücken. Sie propagierten einen „Heiligen Krieg“ und dessen „reinigende“ Kraft für die „Wiedergeburt“ des deutschen Volkes. Denn hatten die VDSter das wilhelminische System schon in der Vorkriegszeit kritisiert, so warben sie nun für Deutschlands „Erneuerung“. Nationale Erziehung der Jugend und Bildung einer Volksgemeinschaft lauteten ihre Forderungen. Der monarchische Gedanke wich immer mehr dem Führergedanken. Zuversichtlich an den Sieg glaubend, taten sich einflussreiche VDSter auch mit überzogenen territorialen Ansprüchen hervor. Doch auch angesichts der Niederlage blieben sich die VDSter treu. Für sie galt es, „kämpfend, sammelnd und aufbauend mitzuwirken an der neuen deutschen Zukunft“. Am Ende waren 800 von 5.800 VDStern gefallen. Dem Gedenken an die Gefallenen und Vermissten wurde eine Ehrenhalle in der 1906 errichteten Bismarcksäule des Kyffhäuser-Verbandes der Vereine Deutscher Studenten auf der Rothenburg am Kyffhäuser geweiht. Die Namen der dem Ersten Weltkrieg zum Opfer gefallenen VDSter wurden in einem Ehrenbuch verewigt.

Weimarer Republik

Der Zusammenbruch des Jahres 1918 und das Ende der Monarchie im Deutschen Reich stellten den VDSt vor eine entscheidungsvolle Frage. Für viele wurde es eine Gewissensfrage, wie man sich als Anhänger der Monarchie zur neuen Staatsform stellen sollte.

Während viele Alte Herren dem jungen Staat als Beamte dienten und höchste Staatsämter bekleideten, entwickelte sich in der Aktivengeneration der Weimarer Republik eine ablehnende Haltung zu Republik und Demokratie.

Die meisten Alten Herren waren zu dieser Zeit in den konservativen Parteien DVP und DNVP aktiv, so zum Beispiel Otto Most und Rudolf Heinze in der DVP und Kuno Graf von Westarp, Otto Hoetzsch, Paul Baecker und Reinhard Mumm in der DNVP bis zur Machtübernahme Hugenbergs. Einige Alte Herren, wie Ferdinand Friedensburg und Wilhelm Heile, wirkten aber auch in der linksliberalen DDP. Der Diplomat Rudolf Nadolny wurde unter Friedrich Ebert Leiter des Büros des Reichspräsidenten. Rudolf Heinze war im Kabinett Fehrenbach Vizekanzler und Reichsjustizminister. In der Schlussphase der Weimarer Republik schließlich gehörten Kuno Graf von Westarp, Karl Maßmann und Hermann Ullmann zu den engsten Mitarbeitern des Reichskanzlers Heinrich Brüning.

Trotz dieser Mitarbeit einiger VDSter im Staat wurde die republikanische Staatsform mehrheitlich abgelehnt; Ferdinand Friedensburg wurde 1926 gar aus dem Altherrenverband ausgeschlossen. Besonders bei den studentischen Mitgliedern entwickelte sich während der Zeit der Weimarer Republik eine immer stärkere Ablehnung. Mit Einsetzen der Weltwirtschaftskrise wurde die Einstellung der Aktiven radikal, und es kam auf hochschulpolitischer Ebene bereits zu punktueller Zusammenarbeit mit dem NSDStB, mit dem es seit dieser Zeit auch erste personelle Überschneidungen gab. Beispielsweise trat Gustav Adolf Scheel im Wintersemester 1928/29 dem VDSt Straßburg-Hamburg-Rostock bei.[3] 1929 wurde er Mitglied des NSDStB.

Zeit des Nationalsozialismus

1933 begann im VVDSt zunächst ein Prozess der Selbstgleichschaltung. So wurde im Verband u.a. das Führerprinzip eingeführt. Die Führung des Verbandes übernahm bis 1935 der NSDAP-Gauleiter Wilhelm Kube. Sein Nachfolger wurde Johannes Wotschke, auch er ein langjähriges Mitglied der NSDAP. Getragen wurde der politische Enthusiasmus für den Nationalsozialismus vor allem von den Studenten (Aktivitas), während sich die Alten Herren eher reserviert verhielten. Eine Reihe von VDSt-Mitgliedern übernahm Führungspositionen im NS-Staat. Gustav Adolf Scheel wurde 1936 Reichsstudentenführer, 1941 Gauleiter in Salzburg. Hans Fritzsche erhielt leitende Positionen im Reichspropagandaministerium unter Goebbels. Besonders stark vertreten waren Angehörige des VDSt im Führungspersonal der Deutschen Christen. Sowohl der erste Reichsleiter der Deutschen Christen, Joachim Hossenfelder, als auch Reichsbischof Ludwig Müller waren während ihres Studiums einem VDSt beigetreten.

Bei aller Begeisterung für den Nationalsozialismus war der Kyffhäuser-Verband dennoch bemüht, seine Eigenständigkeit zu bewahren. Zudem stieß die aggressive Kritik vieler Nationalsozialisten am Christentum auf Ablehnung. Im Oktober 1935 erklärte Verbandsführer Johannes Wotschke, jeglicher Angriff auf das Christentum sei unvereinbar mit den Verbandszielen.

Der totalitäre Machtanspruch der NSDAP duldete auch im studentischen Leben keine unabhängigen Gemeinschaften neben sich. Der HJ wurde untersagt, mit dem Korporationen zusammenzuarbeiten, auch ihre Mitglieder durften nicht in eine Verbindung eintreten. Am 14. Mai 1936 verbot Rudolf Heß allen Mitgliedern der NSDAP die Zugehörigkeit zu einer studentischen Korporation.[4] Dies führte dazu, dass auf der 57. Verbandstagung 1938 die Auflösung des Verbandes bekanntgegeben wurde.

Seit 1945

In den Jahren 1948–1950 entstanden an westdeutschen Hochschulen einzelne aktive Vereine Deutscher Studenten, zunächst gelegentlich noch unter anderem Namen. Der erste Nachkriegs-VDSt war die „Weltoffene Vereinigung Deutscher Studenten an der Technischen Hochschule Hannover – ORBIS“. Es gab auch eine Reihe von Neugründungen. Auf der ersten Verbandstagung nach dem Zweiten Weltkrieg im Februar 1951 in Bonn wurde der Verband der Vereine Deutscher Studenten (VVDSt) neu gegründet. Neuer Wahlspruch wurde „Mit Gott für Volk und Vaterland“.

Auch in der Bundesrepublik Deutschland übernahmen VDSter höchste politische Verantwortung, wie zum Beispiel Hermann Ehlers als Bundestagspräsident, andere arbeiteten am Wiederaufbau Deutschlands mit, so beispielsweise Karl Maßmann.

Die VDSter Hermann Ehlers, Ferdinand Friedensburg und Hans Egidi waren bestimmend für die geistige Ausrichtung des VVDSt nach dem Zweiten Weltkrieg. In seinen politischen Zielen trug der Verband seiner eigenen Geschichte und den Ereignissen im Dritten Reich Rechnung. Die demokratische Staatsform der Bundesrepublik wurde bejaht und mitgetragen. Ein vereintes Europa und ein in Frieden und Freiheit wiedervereinigtes Deutschland wurden als Ziel angestrebt. So wendet sich der VVDSt laut seiner Satzung „gegen jegliche Diskriminierung oder Ausgrenzung von Menschen, wie zum Beispiel aus politischen, religiösen oder rassistischen Gründen“, und „gegen jede Form von Antisemitismus“.

1954 wurde auf der Verbandstagung das Witzenhauser Programm beschlossen, nach dem die Wiedervereinigung Deutschlands in den Mittelpunkt allen politischen Handelns gestellt werden sollte. Hauptarbeitsthemen der VDSt sollten Fragen der Wiedervereinigung, des Kommunismus, des staatlichen und gesellschaftlichen Lebens sowie des Volkstums und der europäischen Einigung sein. Anlässlich der Studentenunruhen 1968 wurden im VVDSt intern erneut die Verbandsziele diskutiert und 1970 neu formuliert bzw. zeitgemäß angepasst. Der VDSt Frankfurt wurde wegen rechtsextremer Bestrebungen 1969 aus dem Verband ausgeschlossen.[5]

In der DDR waren traditionelle Studentenverbindungen und somit auch die VDSt verboten. Daher wurden erst nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 die ostdeutschen VDSt (neu) gegründet. In der politischen Wiedervereinigung Deutschlands verwirklichte sich ein Hauptziel der VDSter. Heute wie schon zur Zeit der Gründung der ersten VDSt-Bünde ist es nun oberstes Ziel der VDSter, der politischen Einigung auch die innere folgen zu lassen. In diesem Sinne setzt sich der VVDSt für ein vereintes Europa unter Gleichberechtigung aller europäischen Staaten, Völker und Volksgruppen ein.

Heute ist der VVDSt an über 40 Universitäten in der Bundesrepublik Deutschland, in Österreich und Ungarn vertreten. Ausdruck des europäischen Einigungsgedankens sind Kooperationen mit ähnlich strukturierten Studentenverbindungen, so mit der Verbindung Schleswigscher Studenten (VSSt) in Dänemark, den Vereinen Deutscher Hochschüler in Polen zu Ratibor und Oppeln, dem Verein Deutscher Hochschüler in Rumänien zu Temeswar, dem Verein Deutscher Hochschüler in Ungarn zu Budapest und dem Verein Deutscher Hochschüler in Kroatien zu Agram.

Die Vereinten Nationen (UN) haben im Jahr 2006 die VDSt-Akademie für das Engagement im Bereich „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet.[6] Das Projekt „Wissen für Europa“ wurde vom Nationalkomitee für die UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ als offizielles „Dekade-Projekt“ ausgewählt. Am 1. Februar 2008 ist das Projekt für zwei weitere Jahre ausgezeichnet worden.[7]

Korporative Entwicklung

Der VVDSt und seine Mitgliedsbünde bekennen sich zu den hergebrachten Traditionen des korporationsstudentischen Brauchtums. Das Schlagen von Bestimmungsmensuren gehörte und gehört dabei nicht zu den Traditionen der Vereine Deutscher Studenten und wird nicht praktiziert. Jedoch haben die Vereine Deutscher Studenten bis 1953 bei Ehrenhändeln Satisfaktion auf Säbel gegeben. Darüber hinaus sind die Vereine Deutscher Studenten so genannte „Schwarze Verbindungen“, das heißt sie tragen ihre Farben nicht, wie viele andere Verbindungen, in Band und Mütze. Dies erklärt sich aus der Verbandsgeschichte des VVDSt. Da die ersten Vereine Deutscher Studenten keine Verbindungen waren, sondern interkorporative Zusammenschlüsse politisch interessierter Studenten, wählten die Gründer 1881 als Vereinsfarben die Reichsfarben schwarz-weiß-rot. Nachdem sich die Vereine Deutscher Studenten zu Studentenverbindungen entwickelt hatten, behielten sie die Farben bei, das Tragen von Band und Mütze setzte sich jedoch nicht durch. Das Schwarze Prinzip wurde fortan mit dem Gedanken verknüpft, dass VDSter sich nicht durch äußere Zeichen von der Gesellschaft abgrenzen wollen. Einzige Ausnahme ist der VDSt Philadelphia zu Wien, der als Farben schwarz-rot-gold hat und farbentragend ist. Zu feierlichen Anlässen tragen die Chargierten des VVDSt meist Wichs mit schwarzen, roten oder weißen Pekeschen.

Bekannte VDSt-Mitglieder

siehe: Kategorie:Korporierter im VVDSt

Quellen

  1. Uwe Puschner: Die völkische Bewegung im wilhelminischen Kaiserreich, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, Darmstadt 2001, ISBN 3-534-15052-X, S. 50.
  2. Uwe Puschner, a.a.O., S. 113.
  3. Chronik 100 J. VDSt Str.-HH.-Rost., 1983, S. 126.
  4. Michael Grüttner: Studenten im Dritten Reich. Paderborn 1995, S. 312.
  5. Verband der Vereine Deutscher Studenten: Praktisches Handbuch, 5. Auflage, Schrobenhausen 1992.
  6. Datenbank der offiziellen Dekadeprojekte: http://www.dekade.org/datenbank/index.php?d=g&gid=247. 5. Oktober 2007.
  7. Datenbank der offiziellen Dekadeprojekte: http://www.dekade.org/datenbank/index.php?d=g&gid=643. 4. November 2009.

Literatur

  • Eva Gottschaldt, Dietrich Heither, Michael Lemling: „Wegbereiter des Faschismus“. Aus der Geschichte des Marburger Vereins Deutscher Studenten. Geschichtswerkstatt Marburg u. a., Marburg 1992, ISBN 3-926295-04-X, (Marburger Beiträge zur Geschichte und Gegenwart studentischer Verbindungen 1).
  • Norbert Kampe: Studenten und „Judenfrage“ im Deutschen Kaiserreich. Die Entstehung einer akademischen Trägerschicht des Antisemitismus. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1988, ISBN 3-525-35738-9, (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft 76), (Teilweis zugleich: Berlin, Techn. Univ., Diss., 1983).
  • Hedwig Roos-Schumacher: Der Kyffhäuserverband der Vereine Deutscher Studenten 1880–1914/18. Ein Beitrag zum nationalen Vereinswesen und zum politischen Denken im Kaiserreich. 2. Auflage. Akademischer Verein Kyffhäuser, Kiel 1987, (Deutsche akademische Schriften N. F. 7, ZDB-ID 1081271-4), (Zugleich: Köln, Univ., Diss., 1985).
  • Marc Zirlewagen: Der Kyffhäuser-Verband der Vereine Deutscher Studenten in der Weimarer Republik. SH-Verlag, Köln 1999, ISBN 3-89498-057-5, (GDS-Archiv für Hochschul- und Studentengeschichte Beiheft 8), (Deutsche akademische Schriften N. F. 8).
  • Marc Zirlewagen (Hrsg.): Kaisertreue – Führergedanke – Demokratie. Beiträge zur Geschichte des Verbandes der Vereine Deutscher Studenten (Kyffhäuser-Verband). SH-Verlag, Köln 2000, ISBN 3-89498-077-X, (GDS-Archiv für Hochschul- und Studentengeschichte Beiheft 10), (Deutsche akademische Schriften N. F. 9).
  • Marc Zirlewagen (Hrsg.): 1881–2006. 125 Jahre Vereine Deutscher Studenten. Band 1: Ein historischer Rückblick. Akademischer Verein Kyffhäuser, Bad Frankenhausen 2006, ISBN 3-929953-06-4.
  • Marc Zirlewagen: „Einschaltung – nicht Gleichschaltung“ – Johannes Wotschke im Kampf um die Eigenständigkeit des Kyffhäuser-Verbandes der Vereine Deutscher Studenten 1933–1938. In: Marc Zirlewagen (Hrsg.): 1881–2006. 125 Jahre Vereine Deutscher Studenten. Band 1: Ein historischer Rückblick. Akademischer Verein Kyffhäuser, Bad Frankenhausen 2006, ISBN 3-929953-06-4, S. 57–95.
  • Marc Zirlewagen: „Um unseres deutschen Volkes Sein oder Nichtsein“. Der Kyffhäuser-Verband der Vereine Deutscher Studenten im Ersten Weltkrieg. In: Marc Zirlewagen (Hrsg.): „Wir siegen oder fallen“. Deutsche Studenten im Ersten Weltkrieg. SH-Verlag, Köln 2008, ISBN 978-3-89498-189-1, (Abhandlungen zum Studenten- und Hochschulwesen 17), S. 223–312.
  • Marc Zirlewagen: Bibliographie zur Geschichte der Vereine Deutscher Studenten. Akademischer Verein Kyffhäuser, Essen 2011, ISBN 978-3-929953-11-4 (Deutsche Akademische Schriften, Neue Folge, Nr. 14).

Weblinks


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