König von Asturien

König von Asturien
Lage des Königreiches

Das Königreich Asturien (Latein: Asturorum Regnum) war der erste christliche Staat, der nach der muslimischen Eroberung der Iberischen Halbinsel (711-719) von rebellierenden einheimischen Adligen geschaffen wurde. Es entstand aus dem Machtbereich des erfolgreich gegen die Muslime operierenden westgotischen Kleinfürsten Pelayo heraus, doch schuf erst Alfons I. (739-757) die territorialen Grundlagen und wesentlichen Einrichtungen des neuen Königreichs. Im Jahr 910 wurde es in drei Teilreiche (León, Galicien und Asturien) aufgeteilt und nach der Wiedervereinigung im Jahr 924 insgesamt vom Königreich León als Nachfolgestaat beerbt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Nach der Schlacht am Rio Guadalete (711) unterwarfen die Mauren in wenigen Jahren (711-719) beinahe die gesamte Iberische Halbinsel und vernichteten das Westgotenreich. Sie eroberten auch den weitaus größten Teil Asturiens. Wie andere gotische Adlige arrangierte sich auch Pelayo zunächst mit ihnen. Nach einem privaten Streit mit dem für Asturien zuständigen muslimischen Gouverneur Munuza, der in Gijón residierte, erhob sich Pelayo jedoch und begann, in den Bergen den christlichen Widerstand zu organisieren. Er wurde von seinen Anhängern im Jahre 718 zum König gewählt. 722 besiegte Pelayo in der Schlacht von Covadonga eine muslimische Streitmacht. Unter seinen Nachfolgern festigte sich die christliche Herrschaft in Asturien.

Mitte des 8. Jahrhundert gelang es König Alfons I., einige Städte und Regionen von den Mauren zurückzuerobern. Dabei kamen ihm Aufstände, Dürreperioden und nicht zuletzt die Niederlage der Mauren gegen die Franken in der Schlacht bei Tours und Poitiers im Jahr 732 zugute. Unter seinem Sohn und Nachfolger Fruela I. wurde Galicien nach dem Sieg in der Schlacht bei Pontuvio unterworfen; in der Nähe des Schlachtortes wurde 761 die spätere Hauptstadt Oviedo gegründet. Es gelang Fruela I., die Mauren durch Raubzüge bis tief in den Süden des heutigen Spaniens zu schwächen. Unter seinen Nachfolgern Aurelio, Silo und Mauregato herrschte Frieden mit den Mauren; erst unter Alfons II. (791-842) wurde das Reich durch weitere Eroberungen vergrößert.

Hauptstadt des Reichs war anfänglich Cangas de Onís. König Silo (774-783) verlegte den Regierungssitz nach Pravia. Schließlich machte Alfons II. Oviedo zu seinem Herrschaftssitz.

Im Jahre 910 teilten sich drei Söhne des Königs Alfons III. das Reich untereinander auf; auf diese Weise entstanden die Teilreiche León, Galicien und Asturien. 924 wurden sie wiedervereinigt; das wiedervereinigte Reich nannte sich nach seiner neuen Hauptstadt jedoch Königreich León.

Stark umstritten ist in der Forschung seit Jahrzehnten die Frage, inwieweit eine Kontinuität zwischen dem untergegangenen Westgotenreich und dem von Pelayo gegründeten asturischen Königreich bestand. Ab dem 9. Jahrhundert wurde am asturischen Königshof die Idee propagiert, das asturische Reich sei eine Wiederherstellung des Westgotenreichs, das durch Gottes Zorn vernichtet, dann aber dank Gottes Gnade von Pelayo erneuert worden sei. Der Kampf gegen die Muslime sei somit eine schrittweise Zurückeroberung (Reconquista) der einstmals westgotischen Iberischen Halbinsel. Dazu seien die asturischen Könige als Rechtsnachfolger der westgotischen berechtigt. Diese asturische Reichsideologie ist als Neogotismus oder Neogotizismus bekannt. Ein Teil der Forscher (darunter neuerdings besonders Julia Montenegro und Arcadio del Castillo) nimmt eine tatsächliche Kontinuität an. Andere gehen von den Ergebnissen von Abilio Barbero und Marcelo Vigil aus, wonach der Widerstand gegen die Muslime in Nordspanien anfangs von der dortigen einheimischen Bevölkerung ausgegangen sei, die sich der Fremdherrschaft widersetzte. Erst viel später sei das westgotische Kulturerbe übernommen und an die westgotische Reichsideologie angeknüpft worden; damit habe man das Expansionsstreben des asturischen Reiches im Rahmen der Reconquista legitimiert.[1]

Herrscher Asturiens

Das Kreuz als „Zeichen des Sieges“
  1. Pelayo, 718-737
  2. Fafila, 737-739
  3. Alfons I., 739-757
  4. Fruela I., 757-768
  5. Aurelio, 768-774
  6. Silo, 774-783
  7. Mauregato, 783-788
  8. Bermudo I. (auch Vermudo), 788-791
  9. Alfons II. der Keusche, 791-842
  10. Ramiro I., 842-850
  11. Ordoño I., 850-866
  12. Alfons III. der Große, 866-910
  13. Fruela II. der Aussätzige, 910-925

Fürstentum Asturien

In beabsichtigter historischer Reminiszenz an das frühere Königreich Asturien, das der arabischen Eroberung der Iberischen Halbinsel nach allgemeiner Auffassung getrotzt hatte und darum als Keimzelle der Reconquista angesehen wurde, errichtete König Johann I. von Kastilien und León zur materiellen Versorgung des Thronfolgers 1388 das bis heute bestehende Fürstentum Asturien. Der Titel Fürst von Asturien wird seitdem vom kastilischen, später spanischen Kronprinzen getragen, der aber nie eine besondere Aufgabe in der Regierung des Fürstentums innehatte und auch in der heutigen Autonomen GemeinschaftFürstentum Asturien“ (Principado de Asturias) keine besondere verfassungsrechtliche Stellung einnimmt.

Siehe auch

Prinz-von-Asturien-Preis

Anmerkungen

  1. Alexander Pierre Bronisch: Reconquista und Heiliger Krieg. Die Deutung des Krieges im christlichen Spanien von den Westgoten bis ins frühe 12. Jahrhundert, Münster 1998, S. 4f.; Alexander Pierre Bronisch: Die westgotische Reichsideologie und ihre Weiterentwicklung im Reich von Asturien, in: Franz-Reiner Erkens (Hrsg.): Das frühmittelalterliche Königtum, Berlin 2005, S. 161-189, besonders S. 182f. und Anm. 82.


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