Königshusaren

Königshusaren
Husar in klassischer Uniform zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Husaren sind eine Truppengattung der leichten Reiterei, die erst ab dem späten 18. Jahrhundert auch als Kavallerie bezeichnet wurde.[1] Ihre Ursprünge liegen vor allem in Ungarn, aber auch in Kroatien.

Nicht eindeutig geklärt ist die Wortetymologie, man nimmt an, dass der Begriff auf das lateinische Wort, „cursor“ zurückgeht, das „schneller Bote“ bedeutet. Auf der Balkanhalbinsel im 14. Jahrhundert zu „gusar, husar“ transformiert bezeichnete das Wort damals einen berittenen Räuber oder Piraten. Ebenso könnte der Begriff „Husar“ auf das italienische „Corsaro“ (Korsar, Seeräuber, Streifzügler) zurückgehen.

Eine andere mögliche Erklärung wäre das ungarische Zahlwort „húsz“ (20); der Name bezöge sich dann auf Rekrutierungsmodalitäten der alten ungarischen Reiterei: 20 Häuser hatten je einen bewaffneten Reiter zu stellen. Später wurde so die gesamte ungarische Reiterei (huszár) bezeichnet. Die Ungarn selbst vermuten, dass das Wort seinen Ursprung im südslawischen Wort „hurszar“ („Räuber“) hat.

Inhaltsverzeichnis

Ursprünge

Ungarisch-Kroatische Streifscharen

Nach der Niederlage in der Schlacht von Nikopolis traten vermutlich Teile der von den Osmanen besiegten bosnischen Streitkräfte in ungarische Dienste. Ausgerüstet mit Lanze, Schild und Säbel kämpften sie als leichte Kavallerie.

Erstmals schriftlich erwähnt sind die „hussarones“ 1481 in einem auf Latein abgefassten Brief des Ungarnkönigs Matthias Corvinus. Unter seiner Regierung hatten sich die Husaren bereits zu schwer gepanzerten Reitern entwickelt. Sie trugen Helme im türkischen Stil (Zischäggen), Brust- und Armpanzer, mit Eisenblech beschlagene Schilde (bezeichnet als „Tartschen“), schwere Säbel (Sarrass genannt), Streitkolben und Lanzen. Am Sattel mitgeführt wurde außerdem ein Panzerstecher (hegyestőr, „Pikenschwert“). Für den wahrscheinlichen Fall, dass die Lanze beim ersten Ansturm brach, wurde dieses etwa 150 Zentimeter lange (Klingenlänge!), drei- oder vierkantige Schwert auf den Oberschenkel gesetzt und als Stoßwaffe benutzt.

Am Dreißigjährigen Krieg nahmen die Kroaten im Rahmen des kaiserlichen Heeres der Habsburger teil, hauptsächlich wie Husaren, als Kavalliersöldner ausgerüstet. Ihre große Anzahl (zwischen 12.000 und 30.000 Reiter) zog derart viel Aufmerksamkeit an, dass auch polnische und ungarische Husaren fälschlicherweise als kroatische Husaren bezeichnet wurden.

Über das Sozialprestige des Husaren schreibt der ungarische Schriftsteller Mór Jókai (1825-1904) in seinem Monarchie-Buch: „Der quartiermachende Korporal gerät in Streit mit dem Richter, der sich für den ersten im Dorfe hält. «Laßt Euch eines sagen! Der erste auf der Welt, das ist der Herrgott. Dann kommt der König. Dann der Husar, dann das Pferd des Husaren, dann das Hufeisen vom Pferd des Husaren. Dann kommt lange nichts. Und dann kommt ein Paar zerrissener, kotiger Stiefel. Und dann erst kommt Ihr, Richter, in Euren Stiefeln.»“

Polnische Flügelhusaren

Leichtbewaffneter Flügelhusar mit Panzerstecher (in der rechten Hand)
Flügelhusar mit Lanze

Unter ungarischem Einfluss fanden die Husaren zunächst als leichte Kavallerie Eingang in das polnische Heer. Der Wandel zur schweren Reiterei, die das mittelalterliche Ritteraufgebot ersetzte, fand Ende des 16. Jahrhunderts unter König Stefan Batory seinen vorläufigen Abschluss. Die gepanzerten polnischen Flügelhusaren (Hussaria) trugen Brustpanzer, Armschienen und kniehohe Lederstiefel. Der Name geht auf die zwei am Rückenpanzer befestigten großen Flügelstangen zurück, die bis zu einen Meter über dem Kopf aufragten. Sie sollten die galoppierenden Husaren durch ihr Rauschen und Aussehen besonders furchteinflößend erscheinen lassen. Außerdem schützten sie den Rücken vor Säbelhieben und wehrten die von den feindlichen Tataren verwendeten Fanglassos ab. Mit der Lanze als Hauptwaffe ausgerüstet, trugen die Flügelhusaren ihre Attacken in geschlossener Formation vor. Neben dieser schweren Schlachtenkavallerie hielten sich, in Ungarn wie in Polen, leicht bewaffnete Husaren als Aufklärungstruppe. Deren Taktik und Ausrüstung wurden seit Beginn des 17. Jahrhunderts europaweit kopiert.

Die Husaren waren in Fähnlein (Choragwie) von 210 Reitern eingeteilt. Die Aufstellung erfolgte überwiegend dreigliedrig, wobei das erste Glied von den Adligen (Towarzysz) und das zweite Glied von seinen Knappen (Pacholek), die ebenfalls aus dem niedrigen Adel stammten, besetzt war. Jede Einheit wurde von einem Rittmeister (Rotmistrz) im Range eines Oberst und seinem Stellvertreter (Porucznik) geführt. Weiter hatte jede Einheit eine Choragiew-Fahne, zwei Pauker und zwei Trompeter. Nur der König führte einen Roßschweif gekrönt von einem Falkenflügel. Hochadlige Anführer durften als Auszeichnung einen Roßschweif ohne Falkenflügel führen.

Die Husaren der Neuzeit

Preußische Husaren
Französischer Husar, 1804
K.u.k. oder k.u. Husaren in Parade

Den anfangs unter ungarisch-serbischen Söldnern rekrutierten Husaren blieb die Anerkennung als vollwertige Soldaten lange verwehrt. Schlechter besoldet und von der Generalität misstrauisch beäugt, emanzipierte sich diese exotische Truppe zunächst nur zögerlich. Erst zur Mitte des 18. Jahrhunderts hin mussten in Gefangenschaft geratene Husaren nicht mehr fürchten, als irreguläre Kämpfer vom Kriegsgegner getötet zu werden.

Aus den Husaren entwickelte sich eine sehr erfolgreiche Form der leichten Kavallerie, die bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts in fast allen europäischen Ländern etabliert war. Die ersten regulären Husarenregimenter wurden in Westeuropa im späten 17. und im 18. Jahrhundert nach ungarischem Vorbild aufgestellt. Bayern stellte ein erstes Regiment 1688 auf, das zweite folgte um ca. 1700. Frankreich begann ab 1692 mit der Aufstellung mehrerer Regimenter, rekrutierte die Husaren dabei zunächst aus Ungarn und Deutschland, später auch aus deutschsprachigen Grenzregionen Frankreichs. Preußen zog 1721 nach, auch Schweden und Dänemark verfügten ab 1756 bzw. 1764 über Husaren. Anfang des 19. Jahrhunderts wandelte Großbritannien mehrere Regimenter leichter Dragoner in Husaren um.

Typisch wurde die aus der ungarischen Nationaltracht entwickelte Uniform: Flügel- bzw. Pelzmütze (Kalpak), eng anliegende Hosen (Charivari und verschnürte Jacken (Dolman) sowie "Überjacken" (Mente). Die Bewaffnung bestand aus einem Säbel, ein bis zwei Pistolen und einem kurzläufigen Karabiner. In dieser Form kämpften Husareneinheiten bis zum Ersten Weltkrieg. Die Attila mit verringerter Verschnürung löste in den Jahren nach 1850 den Dolman ab und blieb bis 1918 die vorschriftsmäßige Kleidung.

Hauptaufgabe dieser mit wendigen kleinen Pferden ausgerüsteten Reiter waren der Aufklärungs- und Vorpostendienst sowie die Störung der feindlichen Versorgungslinien im Rahmen des „Kleinen Krieges“. Dagegen wurden Husaren als Schlachtenkavallerie kaum eingesetzt.

Husaren in Preußen

Leibhusaren in der preussischen Armee

Nach den Schlesischen Kriegen, in denen sich vor allem die österreichische leichte Reiterei mehrfach ausgezeichnet hatte, wurden die Husaren international „hoffähig“. Ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden Husarenformationen in nahezu allen europäischen Armeen aufgestellt. In Preußen wurde zuerst 1721 ein schwaches Husarenregiment errichtet, zunächst mit polnischen Reitern. Später war man bestrebt, geborene Ungarn mit ihren landestypisch wendigen Pferden für den Kriegsdienst im preußischen Heer zu gewinnen.

Zur Zeit des Regierungsantritts Friedrich des Großen gab es zwei kleine Regimenter Husaren, die aber nicht sehr geachtet waren. In einem Tagesbefehl des Königs nach der Schlacht bei Mollwitz heißt es:

„Weiber, Husaren und Packknechte, die beim Plündern ertappt werden, sollen sofort gehenkt werden.“

In der Folgezeit versuchte Preußen, die Husaren als eine mustergültige leichte Kavallerie auszubauen und brachte tatsächlich eine Reihe hervorragender Kommandeure hervor wie Zieten, Belling, Puttkammer, Natzmer, Szekuly und Kleist. Am Ende der Regierungszeit Friedrichs II. waren es zehn Husarenregimeter zu zehn Eskadrons; jedes Regiment war in zwei Bataillone aufgeteilt.

Im Anschluss an die verheerende Niederlage gegen Napoleon wurde das preußische Heer grundlegend umgestaltet. Die Husaren hörten auf, eine Spezialwaffe zu sein, da man von jeder Kavallerieeinheit die gleichen Leistungen verlangte. Auch in der Organisation unterschieden sich die Husaren nicht mehr von der anderen Kavallerie.

Deutsches Reich

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zählte das deutsche Heer 20 Husarenregimenter. Wie auch die Dragoner waren sie mit dem Kavalleriedegen M89, mit gerader Schörklinge, (eingeführt 1890), und dem Karabiner 98 ausgerüstet.

Moderne Husaren

In verschiedenen Streitkräften der Welt (Großbritannien, Frankreich, Niederlande, Dänemark) existieren bis heute Husarenregimenter – ebenso wie zum Beispiel Kürassiere und Ulanen. Meist handelt es sich dabei um gepanzerte (Fahr-)Einheiten, die als Traditionsträger der alten Kavallerieregimenter fungieren. In der Bundeswehr bewahren die Panzeraufklärer die Tradition der Husaren. Der Schwur der französischen Fallschirmjäger-Rekruten lautet nach wie vor: „Du, unser gepriesener Held, der auf ungarischem Boden geboren …“

Liste zeitgenössischer Husarenregimenter (unvollständig)

Argentinien

Das Regimiento de Húsares del Rey wurde 1806 aufgestellt, um Buenos Aires gegen die britischen Angriffe der Jahre 1806-1807 zu verteidigen. Nach der Revolution 1810 wurde es zum Regimiento Húsares de Pueyrredón nach dem Gründer und ersten Befehlshaber Juan Martín de Pueyrredón. Heute besteht es fort als gepanzerte Einheit RCT No 10 Húsares de Pueyrredón und benutzt die Uniform aus Revolutionszeiten für Paraden.

Chile

Im Unabhängigkeitskrieg bestand eine patriotische Eliteeinheit namens Húsares de la Muerte (Husaren des Todes) unter dem Befehl von Manuel Rodríguez. In dieser Tradition steht heute das Regimiento de Caballería Blindada N°3 „Húsares“.

Dänemark

Frankreich

Kanada

  • 1st Hussars
  • 8th Canadian Hussars (Princess Louise's)
  • The Royal Canadian Hussars (Montreal)
  • Sherbrooke Hussars

Niederlande

  • Regiment Huzaren Prins van Oranje
  • Regiment Huzaren Van Boreel
  • Regiment Huzaren Prins Alexander
  • Regiment Huzaren Van Sytzama

Es handelt sich um Panzereinheiten, die den Leopard 2 einsetzen.

Peru

  • Regimiento de Caballería „Glorioso Húsares de Junín“ Nº 1 – Libertador del Perú.

Polen

  • 11 Dywizja Kawalerii Pancernej
  • 6 Brygada Kawalerii Pancernej
  • 9 Brygada Kawalerii Pancernej
  • 10 Brygada Kawalerii Pancernej
  • 15 Brygada Kawalerii Pancernej
  • 34 Brygada Kawalerii Pancernej

Rumänien

  • Regimentul 1 Roşiori „General de armată Alexandru Averescu“ Gegr. 1871.
  • Regimentul 4 Roşiori „Regina Maria“ Gegr. 1893.

Schweden

  • Livregementets husarer. Gegr. 1667.

UK

  • The Queen's Royal Hussars (The Queen's Own and Royal Irish)
  • The King's Royal Hussars
  • 60 (Royal Buckinghamshire Hussars) Signal Squadron

Darstellungen in der Kunst

Wie keine andere Truppengattung haben die Husaren literarische und künstlerische Darstellungen inspiriert. Das Image der Husaren in Literatur, Musiktheater und bildender Kunst fasst Georg Nagyrévy von Neppel (1975: 6) treffend zusammen: „Der Husar ist ein berittener Soldat mit leichter Ausrüstung und Bewaffnung; er ist jederzeit tatbereit, verzagt nie und weiß selbst in schwierigster Lage sogleich, was er zu tun hat; er handelt unglaublich rasch, jedoch immer schlau und wohlüberlegt, denn er ist von einer fast unerschöpflichen Findigkeit. Zu alldem muss hinzugefügt werden, dass mit der Kampfweise, dem Stil des Husaren nach der allgemeinen Auffassung unzertrennlich eine anziehende Persönlichkeit, eine ungemein farbige Gemütswelt zusammenhängen. Nichts beweist dies eklatanter als die zahllosen, um die Gestalt des Husaren gewebten Geschichten, Anekdoten, Märchen und Legenden. Der Husar ist immer der echte Volksheld, der Kämpfer für das Gute, der siegreich aus den schwierigsten Kämpfen hervorgehen muss.“

Siehe auch

Literatur

  • Hans Bleckwenn: Die friderizianischen Uniformen: 1753 - 1786; Dortmund: Harenberg 1984 (= Die bibliophilen Taschenbücher Nr. 444); Lizenz d. Biblio-Verl. Osnabrück als: Das altpreussische Heer; Teil 3, Bd. 3, 4 u. 5; ISBN 3-88379-444-9. Band III: Kavallerie.
  • Claus von Bredow: Das Husarenbuch. Geschichte der preußischen Husaren von ihrer Entstehung bis auf die Gegenwart. Verlag Püttmann, Köln 1894.
  • Jerzy Cichowski, Andrzej Szulczyński: Husaria. Dom Wyd. Bellona, Warschau 2004, ISBN 83-11-09954-5.
  • György Nagyrévy von Neppel: Husaren in der Weltgeschichte („Huszárok“). Verlag Vollmer, Wiesbaden 1975.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. vgl. Bleckwenn 1984: Bd. III 139.

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