Königsmord zu Bamberg

Königsmord zu Bamberg

Otto VIII. von Wittelsbach, Pfalzgraf von Bayern (* vor 1180; † 7. März 1209 in Oberndorf) war der Sohn Ottos VII. (Pfalzgraf von Bayern, † 18. August 1189). Dessen Bruder war Otto I., der 1180 als erster Wittelsbacher Herzog von Bayern wurde. Ein weiterer Bruder des alten Pfalzgrafen war Konrad von Wittelsbach, der als Konrad I. von 1162 bis 1165 und erneut von 1183 bis 1200 Erzbischof von Mainz bzw. als Konrad III. von 1177 bis 1183 Erzbischof von Salzburg war. Der Cousin von Otto VIII. war der bayerische Herzog Ludwig I. der Kelheimer.

Inhaltsverzeichnis

Der Königsmord

Otto VIII. wird erstmals 1193 als Nachfolger seines Vaters in der bayerischen Pfalzgrafschaft erwähnt. Er erscheint in den folgenden Jahren jedoch kaum in den Quellen. Weltpolitische Bedeutung erlangt Otto VIII. von Wittelsbach, als er am 21. Juni 1208 in Bamberg den deutschen König Philipp von Schwaben ermordete. An diesem Tag fand die Hochzeit zwischen Philipps Nichte Beatrix (der Erbtochter von Otto I. von Burgund) und Herzog Otto VII. von Andechs-Meranien statt. Getraut wurde das Paar von Bischof Eckbert von Bamberg, der ein Bruder des Bräutigams war. Während Philipp seine Mittagsruhe hielt, suchte Otto VIII. unangemeldet um eine Audienz bei ihm nach. Der König gewährte das Ansinnen, doch es kam zum Streit, worauf der jähzornige Otto sein Schwert zog und Philipps Halsschlagader aufschlitzte. Nach dem Mord flüchtete Otto. Am 7. März 1209 wurde er als Vogelfreier in Oberndorf bei Kelheim durch Reichsmarschall von Kalden gestellt und getötet. Der Kopf des Toten wurde in die Donau geworfen, der Leichnam jahrelang in einem Fass aufbewahrt. Mönche aus dem Kloster Indersdorf entwendeten schließlich das Fass und bestatteten den Leichnam auf dem Klostergelände.

Das Mordmotiv

Das Mordmotiv ist nicht bekannt. Es wird angenommen, dass Otto VIII. aus persönlicher Rachsucht bzw. aus Ehrverletzung den König ermordete. 1203 soll Philipp seine fünfjährige Tochter Beatrix mit Otto verlobt haben. 1208 dachte Philipp aber nicht daran, Otto mit einer seiner Töchter zu verheiraten, das Verlöbnis wurde annulliert. Da Otto VIII. sich gegenüber Philipp immer loyal verhielt, war er aufgrund der Verweigerung einer Heirat mit Beatrix persönlich gekränkt. Vielleicht erwartete Otto VIII. am Tag der Hochzeit zwischen Philipps Nichte Beatrix und Herzog Otto VII. von Andechs-Meranien von Philipp ein Einlenken oder die Zustimmung zu einer Verlobung mit einer anderen Tochter. Philipp hatte zwei Töchter, die Beatrix hießen. Beatrix die Ältere (* April/Juni 1198 in Worms; † 11. August 1212 in Nordhausen, bestattet in St. Blasii zu Braunschweig) heiratete 1212 nur vierzehnjährig den Kaiser Otto IV. aus der Familie der Welfen, überlebte diese Hochzeit aber nur um 3 Wochen; möglicherweise starb sie von eigener Hand. Ihre Schwester Beatrix die Jüngere (* März/Mai 1205 in Nürnberg; † 1235 in Kastilien) heiratete König Ferdinand III. von Kastilien. Sie ist Mutter des Königs Alfons X. der Weise von Kastilien, der 1257 zum deutschen König gewählt wurde, jedoch nie deutschen Boden betrat.

Die Folgen des Mordes

Die schwangere Königin Irene (* vor 1180, Tochter des byzantinischen Kaisers Isaak II. Angelos) flüchtete auf die Burg Hohenstaufen und erlitt eine Fehlgeburt. An den Folgen der Fehlgeburt verstarb sie am 27. August 1208. Sie hinterließ vier Töchter im Alter von drei bis zehn Jahren. Es gab nur noch einen männlichen Staufer (den späteren Kaiser Friedrich II.).

Die staufische Partei wandte sich Otto IV. zu, der von 1208 bis 1212 Alleinherrscher im Reich war.

Als erster Parteigänger der Staufer wechselte der bayrische Herzog Ludwig I. der Kelheimer in das Lager Ottos IV. – dem bayerischen Herzog gelang es Otto IV. davon zu überzeugen, dass sein Cousin Otto VIII. gemeinsam mit dem Bischof Eckbert von Bamberg aus der Familie Andechs-Meranien das Attentat geplant und ausgeführt habe. Ludwig I. konfiszierte die Güter der Familie Andechs-Meranien in Bayern. Die Güter behielt Ludwig I. auch, nachdem seine Behauptung sich eindeutig als falsch erwiesen hatte. Des Weiteren bestätigte Otto IV. Ludwig die Erblichkeit seiner Würde als Herzog von Bayern. Zu Pfingsten 1212 heiratete Ludwigs Sohn Otto II. der Erlauchte die Welfin Agnes von der Pfalz (* 1201, † 1267, Erbtochter des welfischen Grundbesitzes in der Pfalz). Im Herbst 1212 wechselte Ludwig I. wieder in das staufische Lager. 1214 wurde er Pfalzgraf bei Rhein.

Literatur

  • Peter Csendes: Philipp von Schwaben. Ein Staufer im Kampf um die Macht. Darmstadt 2003.
  • Ludwig Holzfurtner: Otto VIII. v. Wittelsbach. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, S. 673.
  • Bernd-Ulrich Hucker: Der Königsmord von 1208. Privatrache oder Staatsstreich?. In: Die Andechs-Meranier in Franken. Europäisches Fürstentum im Hochmittelalter. Mainz 1998, S. 111–127 (problematisch).
  • Sigmund Ritter von RiezlerOtto (VIII.) von Wittelsbach. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 24, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 646 f.
  • Eberhard Straub: Die Wittelsbacher. Wolf Jobst Siedler Verlag GmbH, Berlin 1994, ISBN 3-88680-467-4.

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