- L'Anse Amour
-
L'Anse Amour ist eine kleine Ansiedlung mit 8 Einwohnern an der Strait of Belle Isle in der kanadischen Provinz Neufundland und Labrador. Ursprünglich hieß der Ort L'Anse aux Morts, also Bucht der Toten. Hier versank die HMS Raleigh am 8. August 1922, dessen Wrack noch immer besichtigt werden kann. Die heutigen Bewohner sind Nachkommen der Überlebenden dieser Havarie. Der heutige Name ist eine Abwandlung, die auf einem Missverständnis in der Aussprache des ehemaligen französischen Namens im Englischen beruht.[1]
Inhaltsverzeichnis
Das Grab von L'Anse Amour
Bekannt wurde der Ort durch eine archäologische Ausgrabung im Jahr 1974. In einem als Mound bezeichneten, runden Grabhügel aus Erde mit Steinen durchsetzt von über 8 m Durchmesser wurde ein auf ein Alter von 7500 Jahre Before Present (~ 5550 v. Chr.) datierter Leichnam eines Kindes gefunden, dessen Alter auf 12 Jahre geschätzt wird. Es war mit dem Gesicht abwärts und nach Westen gerichtet in einer Grube unter dem Hügel beigesetzt worden. An Grabbeigaben wurden eine Flöte aus Vogelknochen, ein Stößel aus Bein, der zum Zerkleinern von Hämatit benutzt worden war, die älteste bekannte Spitze einer Harpune Nordamerikas ebenfalls aus Bein und eine Projektilspitze aus Hornstein gefunden. Der Körper war mit rotem Ocker aus gestampftem Hämatit bestreut und mit einem flachen Stein abgedeckt worden. Im Rahmen der Beisetzung und des Baus des Hügels, an dem die Jägergruppe etwa eine Woche gearbeitet haben muss, wurden um die Grube Speisen zubereitet, Fischgräten sind als Reste erhalten, außerdem wurde der Stoßzahn eines Walross gefunden.[2][3]
Der Hügel wurde nach der Ausgrabung rekonstruiert und ist als National Historic Site ausgewiesen, die Artefakte werden im Labrador Straits Museum im nahegelegenen L'Anse au Loup ausgestellt. Grab und Funde werden der Maritime Archaic Tradition aus der Archaischen Periode zugeordnet. Das Grab von L'Anse Amour ist der älteste Fund der Kultur, die sich die Küste entlang nach Norden ausbreitete und um 4050 v. Chr. ihre größte Ausdehnung bis weit über die Waldgrenze hinaus in die Tundren erreichte. Ab 2050 v. Chr. wurden sie von Norden wieder verdrängt durch die nach Süden vorrückenden Paläo-Eskimos, die die Maritime Archaic Traditionum 1250 v. Chr. völlig ersetzt haben.
Literatur
- James Tuck: Maritime Archaic Tradition. In: Guy Gibbon: Archaeology of Prehistoric Native America, New York, Garland Publishing, 1998, ISBN 0-8153-0725-X, p. 494 ff.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Labrador Coastal Drive:L'Anse Amour
- ↑ The Canadian Encyclopedia: L'Anse Amour Site
- ↑ Labrador Straits Museum: L'anse Amour Burial Mound
51.473888888889-56.87Koordinaten: 51° 28′ N, 56° 52′ W
Wikimedia Foundation.