LDE – Saxonia

LDE – Saxonia
SAXONIA
Anzahl: 1
Hersteller: Maschinenbauanstalt Übigau, Dresden
Baujahr(e): 1838
Ausmusterung: bis 1856
Bauart: B1 n2
Spurweite: 1.435
Länge über Puffer: 8.730 mm
Fester Radstand: 3.048 mm
Dienstmasse: 15 t
Höchstgeschwindigkeit: 50 km/h
Indizierte Leistung: 40 kW
Treibraddurchmesser: 1.524
Laufraddurchmesser: k.A.
Zylinderanzahl: 2
Zylinderdurchmesser: 279 mm
Kolbenhub: 406 mm
Kesselüberdruck: 4,2 atü
Anzahl der Rauchrohre: 88
Heizrohrlänge: 2.120 mm
Rostfläche: 0,56 m²
Verdampfungsheizfläche: 24,2 m²
Lokbremse: Bandbremse

Die Lokomotive SAXONIA der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie war die erste funktionstüchtige in Deutschland gebaute Dampflokomotive.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Konstruiert wurde die Lokomotive von Johann Andreas Schubert. Schubert hatte sich dabei von der englischen Lokomotive COMET inspirieren lassen und das Gesehene analysiert und verbessert: Zwei gekuppelte Achsen sorgten für den Antrieb und somit für hohe Zugkraft, eine Laufachse für den ruhigen Lauf kam hinzu.

Die Entwicklung und der Bau der Lokomotive erfolgte in der am 1. Januar 1837 gegründeten Maschinenbauanstalt Übigau bei Dresden. Schubert war von Beginn an Leiter des Unternehmens. Der Bau der Lokomotive war für das Unternehmen ein technisches und wirtschaftliches Risiko. Zum einen bestanden keinerlei technische Erfahrungen und zum anderen lag kein Auftrag zum Bau vor. Als Grundlage für seine Konstruktion dienten ihm von der englischen COMET abgenommene Maße.

Vorgesehen war die SAXONIA für die Eröffnung der Leipzig-Dresdner Eisenbahn am 8. April 1839. Doch die Engländer, die bis dato das Eisenbahnmonopol hatten, gönnten Schubert und seiner SAXONIA den Erfolg nicht. Der Eröffnungszug wurde von zwei englischen Lokomotiven befördert. Die SAXONIA – geführt von ihrem Erbauer Johann Andreas Schubert – fuhr dem Eröffnungszug hinterher. Diese Fahrt wurde mehrfach sabotiert.[1]

Die SAXONIA wurde später doch noch eingesetzt, denn für 1843 ist eine Laufleistung von 8.666 Kilometern nachgewiesen. Über ihren Verbleib gibt es keine sicheren Daten, jedoch muss sie bis 1856 zum Bestand der LDE gehört haben, da ihr Name erst dann erneut vergeben wurde.

Am 12. April 1840 lieferte die Maschinenbauanstalt Übigau noch eine weitere B1n2-Lokomotive namens PHOENIX an die LDE.[2]

Technische Merkmale

Technisch entsprach die SAXONIA im Wesentlichen ihren englischen Vorbildern. Über die Bauart des Kessels existieren nur wenige Angaben. Der Langkessel besaß genietete Längsnähte, der Stehkessel war mit zylindrisch gewölbter Decke ausgeführt. Eine ebene Platte auf dem Stehkessel diente zur Aufnahme der Dampfpfeife und des Federwaag-Sicherheitsventils. Im vorderen Teil des Langkessels befand sich der hohe, schlanke Dampfdom. Der Feuerrost war beweglich ausgeführt.

Die Dampfmaschine war als Zweizylinder-Innentriebwerk mit einer einfachen innenliegenden Hebelsteuerung ohne Dampfdehnungsstufe konstruiert. Angetrieben wurde die zweite Kuppelachse.

Sowohl die beiden Kuppelradsätze, als auch die Laufachse waren fest im Rahmen gelagert. Die Speichen der Räder bestanden aus geschmiedeten Flacheisen. Später wurden dann gusseiserne Radsterne eingebaut. Wegen des Innentriebwerkes musste die zweiten Kuppelachse als Kropfachse ausgeführt werden, was angesichts der damaligen fertigungstechnischen Möglichkeiten als bemerkenswert gelten muss. Eine technische Neuerung war die Nachlaufachse, die von Schubert vor allem zur Verbesserung der Fahreigenschaften vorgesehen gewesen war. Sie hielt man später dennoch für entbehrlich, sie wurde 1840 ausgebaut. Ab 1842 war jedoch aus Sicherheitsgründen der Betrieb zweiachsiger Lokomotiven verboten worden, sodass sie wieder eingebaut werden musste.

Als Bremse war anfangs eine spindelbetätigte Bandbremse, welche von oben auf die beiden Treibräder wirkte, vorhanden. Da sie sich wegen starken Verschleißes nicht bewährte, wurde sie später wieder ausgebaut.

Nachbau

Am 11. Oktober 1985 wurde beim Ministerium für Verkehrswesen der DDR eine Arbeitsgruppe für den Nachbau der Lokomotive gegründet. Vorgesehen war, diesen Nachbau anlässlich der Feierlichkeiten zum 150-jährigen Jubiläum der ersten deutschen Ferneisenbahn Leipzig–Dresden‎ am 8. April 1989 erstmals einzusetzen.

die SAXONIA am 18. Mai 2003 auf dem Dresdner Dampflokfest

Ähnlich wie seinerzeit beim ADLER standen für den Nachbau nur wenige originale Bauunterlagen zur Verfügung. Als Grundlage der Neukonstruktion diente vor allem eine Blaupause der Originalzeichnungen von 1838. Die Maße und technische Daten wurden dem 1839 von N.N.W. Meißner herausgegebenen Buch „Geschichte und erklärende Beschreibung der Dampfmaschinen, Dampfschiffe und Eisenbahnen“ entnommen. Als problematisch erwies es sich schon im Vorfeld, dass ein Nachbau mit den alten Fertigungstechniken aus verschiedenen Gründen nicht möglich war. Für die Fertigung des Kessels etwa waren die aktuellen technischen Vorschriften zu beachten. Besonderes Kopfzerbrechen bereitete auch die Dampfmaschine. Ursprünglich besaß die SAXONIA nur eine einfache Hebelsteuerung, welche keinerlei Füllungsregelung zuließ. Für den Nachbau der SAXONIA wurde darum eine Stephensonsteuerung mit offenen Stangen vorgesehen.

Die Konstruktion und die Fertigung des Nachbaukessels wurde dem VEB Dampfkesselbau Übigau in Dresden anvertraut. Für diesen Betrieb dürfte es eine besondere Auszeichnung gewesen sein, fast genau 150 Jahre nach dem Original-Kessel nun auch den modernen Nachbau zu liefern. Alle anderen Bauteile für die SAXONIA wurden hingegen von den verschiedensten Dienststellen der Deutschen Reichsbahn zugeliefert. Die Endmontage der SAXONIA wurde im Reichsbahnausbesserungswerk Halle ausgeführt. Die Fertigung von Baugruppen übernahmen die Bahnbetriebswerke Dresden, Oebisfelde, Berlin-Pankow und Weißenfels sowie die Aufarbeitungswerkstatt Wilsdruff.

Der Bau des Tenders erfolgte in der Einsatzstelle Waren (Müritz) des Bahnbetriebswerkes Neustrelitz. Ursprünglich war ein weitgehend originaler Nachbau mit einem Holzrahmen aus Überseeharthölzern vorgesehen. Versuche mit einem nachgebauten Pufferträger zeigten jedoch, dass eine solche Holzkonstruktion stark zum Reißen neigt. Aus dem Grund wurde der Tenderrahmen letztlich in Schweißkonstruktion mit einer Holzverkleidung gefertigt.

Am 1. Oktober 1988 wurde die neue Lokomotive im Raw Halle erstmals angeheizt. 14 Tage später zeigte die neue Lokomotive bei einer Probefahrt nach Eisleben ihre volle Funktionsfähigkeit. Bei der am 12. Januar 1989 durchgeführten Abnahmefahrt zwischen Halle und Leipzig erreichte die Lokomotive selbst bei einer Geschwindigkeit von 70 km/h eine hohe Laufruhe und eine gute Dampfentwicklung.

Das Bahnbetriebswerk Leipzig Hbf Süd wurde Heimatbetriebswerk für die neue SAXONIA. Am 8. April 1989 führte die neue SAXONIA die bemerkenswerte Fahrzeugparade zum Jubiläum der ersten deutschen Ferneisenbahn bei Riesa an.

Eigentümer der Lokomotive ist heute das DB Museum Nürnberg. Die Lokomotive ist nach einer 2008 erfolgten Revision im Dampflokwerk Meiningen weiterhin betriebsfähig.

Literatur

  • Heinz Schnabel: Die SAXONIA, Original und Rekonstruktion. In: modelleisenbahner 3/1989. transpress, ISSN 0026-7422
  • Heinz Schnabel: SAXONIA. Beschreibung und Rekonstruktion einer historischen Lokomotive. transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1989, ISBN 3-344-00351-8
  • Fritz Näbrich, Günter Meyer, Reiner Preuß: Lokomotivarchiv Sachsen 1, transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin, 1983

Einzelnachweise

  1. The Leipzig-Dresden railway line through time
  2. Aktien-Maschinenfabrik Uebigau, Dresden

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