Labialregister

Labialregister
Registerzüge der Gabler-Orgel der Basilika St. Martin in Weingarten

Ein Register ist bei einer Orgel eine in der Regel über den gesamten Tonumfang reichende Reihe von Pfeifen gleicher Klangfarbe, die als Einheit ein- oder ausgeschaltet werden kann. Bei den meisten Registern klingt pro Taste genau eine Pfeife; sogenannte gemischten Stimmen bestehen dagegen aus mehreren Pfeifenreihen (auch engl.: ranks). In der Regel ist jedes Register einer Klaviatur fest zugeordnet.

Inhaltsverzeichnis

Registrieren und Registrierung

Bei den meisten Orgeln bedient der Organist die Register, indem er Registerzüge oder Manubrien genannte Knäufe am Spieltisch, zum Einschalten herauszieht und zum Abschalten wieder hineinschiebt; daher rühren die Bezeichnungen „Ziehen“ und „Abstoßen“ für das Ein- und Ausschalten von Registern. Daneben gibt es auch horizontal oder vertikal zu verschiebende Hebel, Wippen, Zungen oder Drucktasten. Die Register werden entweder mechanisch (über die Registerzüge) oder pneumatisch bzw. elektrisch (Drucktasten, Wippen etc., heutzutage auch hier über Züge) gesteuert.

Prinzipiell lässt sich jedes Register einzeln ziehen, aber nicht jedes Register ist dazu gedacht, allein gespielt zu werden (z. B. Aliquoten). Daher muss der Organist bei einer Registrierung einige Regeln beachten, um ein akzeptables Klangbild zu erzeugen. Die Klangfarben, die eine Orgel enthält, ergeben sich aus der Zusammenstellung der Register. Die Register bilden deshalb einen wesentlichen Bestandteil der Disposition des Instrumentes. Sie wird vom Orgelbauer beim Entwurf des Instrumentes mit dem Auftraggeber abgesprochen, um die Orgel der Nutzung und der jeweiligen Raumakustik anzupassen.

Je nach Charakter des Stückes, Raumakustik, Kontext der jeweiligen Veranstaltung, Zuhörern und Möglichkeiten des Instrumentes bestimmt der Organist die Registrierung. Der Organist registriert die Orgel entweder selbst, oder er lässt sich, zumal bei häufigen Registerwechseln innerhalb des Stückes, von einem Registranten unterstützen. Dieser zieht dann an den dafür vorgesehenen Stellen die Register bzw. stößt sie ab. Auf modernen Orgeln können unzählige Kombinationen im Voraus gespeichert werden. Mittels eines einzigen Tastendrucks (und/oder Pedaldrucks) kann dann zwischen den verschiedenen Registrierungen umgeschaltet werden.

Neben den eigentlichen Registern gibt es auch noch die sogenannten Sonder- oder Nebenregister, die zwar auch über Registerzüge eingeschaltet werden, aber keine eigene Pfeifenreihe enthalten.

Registertypen

Unterscheidung nach Tonhöhe

Die Register können verschiedene Tonhöhen haben, wobei die Tonhöhe durch die sogenannte Fußtonzahl angegeben wird: So bezeichnet man ein Register in Normallage als 8′-Register, da die tiefste Pfeife (groß C) eines offenen Labialregisters 8 Fuß lang ist (1 Fuß = ca. 32 cm).

Zusammenhang zwischen Fußzahl, Oktavlage und Größe einer offenen Labialpfeife (1′ = 1 Fuß = ca. 32 cm)
Obertonsynthese der Orgel: gespielte Töne (oben), erklingende Töne (unten)
64′ drei Oktaven tiefer als notiert. Extrem selten[Anm. 1], da die tiefste Oktave im Infraschallbereich liegt, also nicht mehr gehört, wohl aber als Vibration gefühlt werden kann.
32′ zwei Oktaven tiefer als notiert (erreicht mit etwa 16 Hz die untere Hörgrenze)
16′ eine Oktave tiefer als notiert
8′ normale Tonhöhe wie notiert (Äquallage)
4′ eine Oktave höher
22/3 eine Oktave und eine reine Quinte höher
2′ zwei Oktaven höher
13/5 zwei Oktaven und eine große Terz höher
11/3 zwei Oktaven und eine reine Quinte höher
11/7 zwei Oktaven und eine kleine Septime höher
1′ drei Oktaven höher
8/9 zwei Oktaven und eine große None bzw. drei Oktaven und eine große Sekunde höher
4/5 drei Oktaven und eine große Terz höher
8/11 zwei Oktaven und eine reine Undezime bzw. drei Oktaven und eine reine Quarte höher
2/3 drei Oktaven und eine reine Quinte höher (erreicht mit etwa 16 kHz die obere Hörgrenze)

Die Register lassen sich nach ihrer Fußtonlage dabei unterteilen in

  • Grundregister (64′, 32′, 16′, 8′, 4′, etc.) und
  • Aliquotregister (die übrigen Teiltöne; vor allem Quinten und Terzen sind verbreitet). Aliquotregister werden auch zu tieferen Grundregistern (64′, 32′, 16′) gebaut.

Die verschiedenen Tonlagen bilden die Obertonreihe ab. Durch Kombination eines Grundregisters (in der Regel 8′-Lage) mit einem oder mehreren Obertonregistern oder Aliquoten (z. B. 22/3′ oder 13/5′) werden bestimmte Obertöne des Grundregisters verstärkt oder zusätzliche Obertöne hinzugefügt. Die Orgel bietet somit so etwas wie eine additive Klangsynthese.

Um die harmonischen Verhältnisse abzubilden, wird die Fußlage auch als echter Bruch dargestellt, also etwa 8/3′ statt 22/3′. Dieser Bruch bezeichnet den 3. Teilton, basierend auf einem 8′-Grundregister.

Anmerkungen

  1. Weltweit sind zwei Orgeln mit je einem bis zum Subsubkontra-C (C3) ausgebauten 64′-Register bekannt, bis zum Subsubkontra-Gis (Gis3) ausgebaut sind zwei 64′-Register in einer Orgel bekannt und mit bis zum Subsubkontra-A (A3) ausgebauten 64′-Register sind drei Orgeln mit je einem 64′-Register bekannt.

Bezeichnung der Tonhöhe

Während ab der späten Romantik das exakte Fußmaß für die Tonhöhenbezeichnung durchgesetzt hat, waren und sind daneben verschiedene andere Tonhöhenbezeichnungen üblich. Insbesondere die Bezeichnungen mit römischen Zahlen sorgen dabei oft für Verwirrung, da diese Zahlen in Italien die Tonhöhe, in vielen anderen Ländern jedoch die Chorzahl gemischter Stimmen angeben (s. u.). Auf der iberischen Halbinsel ist zudem der palmo (span.: Handspanne, Abk.: p) üblicher als der Fuß, dabei entsprechen 13 palmos etwa 8 Fuß.

Fußmaß (exakt) Fußmaß (alt) Italien Spanien
32′ 32′ 32′, subcontra de 52
16′ 16′ 16′, contra de 26
8′ 8′ (meist nur Registername) de 13
51/3 6′ V, quinta (selten) Docena de 26, 12na de 26
4′ 4′ VIII, octava octava, 8na, de 7, de 7½
31/5 31/2 X (unüblich) Diez y setena de 26, 17na de 26
22/3 3′, 21/2 XII Docena, 12na
2′ 2′ XV Quincena, 15na
13/5 Tertia aus 2 XVII (selten) Diez y setena, 17na
11/3 11/2 XIX, XVIIII Diez y novena, Decinovena, 19na
1′ 1′ XXII Veint y dosena, 22na
2/3 1/2 XXVI Veint y sexta, 26na
1/2 1/2 XXIX, XXVIIII Veint y novena, 29na

Die Fußlagen 11/7′, 8/9′ und noch höhere Aliquoten sowie Aliquoten zu 64′ und 32′ werden üblicherweise im exakten Fußmaß angegeben. Für den extrem seltenen 64′ existieren keine einheitlichen Angaben, wobei auch diese Register praktisch immer den Zusatz 64′ tragen. Die Angabe mit Ordnungszahlen bezeichnet die Taste, die bei gezogenem Grundregister, also sofern nicht anders angegeben 8′, den gleichen Ton erklingen lässt wie das entsprechend bezeichnete Register auf der Taste C. Angegeben wird der Abstand der Ganztontasten von der Taste C aus, wobei die Zählung auf der Taste C mit I beginnt. Dieses System ist mit ausgeschriebenen Ordnungszahlen außer in spanischsprachigen Ländern auch in portugiesisch-, italienisch- und englischsprachigen Ländern verbreitet. Das System ist nur für die Oktaven, die Quinten (Drittelfuß), die Terz (Fünftelfuß) und die None (Neuntelfuß) brauchbar, da für die Septime (Siebtelfuß) und höhere Aliquoten als der None der Abstand zur Taste C auf einer Halbtontaste endet. Da in älteren Orgeln aber ohnehin bei der Terz (Fünftelfuß) Schluss ist, stellte dies früher kein Problem dar. In ausführlichen Dokumentationen zur Orgel werden die Ordnungszahlen, meist in arabischen Ziffern geschrieben, auch zur Angabe der Zusammensetzung gemischter Stimmen verwendet.

Die Angaben 12′ und 24′ haben mehrere Bedeutungen:

  • In Italien meint 12′ einen 8′, der schon auf Taste Kontra-F (F1) beginnt, 24′ einen entsprechenden 16′. In alten italienischen Orgeln reichen der Manual- und Pedalumfang bisweilen tiefer als bis zum sonst üblichen C, z. B. bis zum Kontra-F (F1) oder gar bis zum Kontra-C (C1).
  • In alten Orgeln nördlich der Alpen meint 12′ einen 16′, der erst ab Taste F beginnt, 24′ entsprechend einen 32′ ab Taste F. Manual- und Pedalumfang reichen hier üblicherweise nur bis zur Taste C. Auch bezeichnet 12′ gelegentlich eine Quinte 102/3′.

Unterscheidung nach Bauweise

Die verschiedenen Orgelregister unterscheiden sich neben der Tonhöhe (Fußlage) auch durch ihre Bauart und damit durch Tonansatz (Ansprache), Obertonanteil (Klangfarbe) und Lautstärke. Die beiden Hauptgruppen sind:

  • Lippenpfeifen (auch Labialpfeifen): Tonerzeugung wie bei einer Blockflöte: ein Luftband trifft auf das scharfkantige Oberlabium und erzeugt einen Ton.
  • Zungenpfeifen (auch Lingualpfeifen): Tonerzeugung durch eine schwingende Metallzunge, Tonverstärkung und -formung durch einen aufgesetzten Resonanzbecher.

Außerdem beeinflusst die Pfeifenform den Klang: offene, halbgedeckte (auch rohrgedeckte) oder gedeckte Bauweise, die Pfeifenmensuren (Verhältnis zwischen Pfeifenlänge und -durchmesser, Labienbreite, usw.) und die Höhe des Winddrucks.

Unterscheidung nach Funktion

Die Labialregister können unterteilt werden in:

  • Prinzipalchor mit Registern der Prinzipalfamilie, die kräftig, herb, klar und ausgeglichen klingen.
  • Weitchor mit Flötenregistern verschiedener Bauart. Diese haben einen weichen, dunklen, häufig auch etwas leiseren Klang. Ihre Mensuren sind eher weit.
  • Soloregister. Hierzu zählen vor allem Streicherklänge mit enger Mensur und einem feinen bis kräftig streichenden Klang, aber auch überblasende Flöten oder Schwebungsregister. Diese Register mischen sich weniger gut.

Diese Einteilung ist nur eine von vielen möglichen. Sie ist keinesfalls eindeutig, denn viele Register erfüllen mehrere Funktionen und vereinen Anteile verschiedener Klangcharakteristiken. Zum Beispiel kann „Gedackt“ sowohl als Prinzipal-Stellvertreter als auch als Flötenregister oder „Traversflöte“ als Flötenregister mit Solofunktion Verwendung finden.

Bei den Lingualregistern sind die Bauformen so vielfältig und der Klang so flexibel, dass man sie eher nach Funktion als nach Klangfarbe ordnet:

  • Pleno-Zungen, im wesentlichen bestehend aus der Trompetenfamilie (Trompete, Posaune, Clairon usw.) sowie einigen ähnlichen Registern wie Fagott, Schalmei.
  • „lyrische“ Zungen, die sich gut zum Vortrag einer Solostimme eignen, wie beispielsweise Musette, Klarinette, Vox humana und die Regalregister.

Auch hier ist die Einteilung nicht eindeutig.

Repetition

Repetierende Register brechen aus instrumentenbaulichen (Pfeifen sind zu klein, um bearbeitet zu werden) und klanglichen Gründen (Erreichen der Hörgrenze) bei einer bestimmten Tonhöhe ab und setzen mit einem tiefer liegenden Ton wieder neu ein. Springen bei mehrchörigen Registern die Chöre jeweils in die tieferliegende Oktave, spricht man von einer Oktavrepetition, wechseln Quint- und Oktavchöre, wird dies Quart-Quint-Repetition genannt oder auch milde Repetition. Die Anzahl der Repetitionen hängt von den Umfängen der Chöre und der erwünschten Klangwirkung des Gesamtregisters ab. Eine besondere Kunst des Orgelbauens ist es, das Einsetzen der tieferen Chöre unauffällig zu gestalten. Bei Klangkronen setzt häufig ein tiefer liegender Chor ein, ohne dass der höchste Chor abbricht. Dann nimmt die Chorzahl über den Klaviaturverlauf nach oben hin zu. Dies wird dann beispielsweise als Mixtur 11/3′ 4–6fach angegeben. Seit dem 20. Jahrhundert werden auch repetierende Weitchoraliquoten gebaut.

Die Oktavrepetition findet sich mitunter bei Einzelstimmen (11/3′ und höher), wenn diese in der höchsten Lage eine festgelegte Tongrenze überschreiten würden. Diese Bauweise ist typisch für italienische Barockorgeln, in denen die hohen Aliquotreihen repetieren, wenn sie c5 bzw. 1/8′-Länge erreichen. Die Zimbel 1f. hingegen wird normalerweise in Quart-Quint-Repetition ausgeführt.

Sowohl Einzel- als auch gemischte Stimmen beginnen gelegentlich in der tiefsten Lage (tiefste Quarte, Quinte oder Oktave) eine Oktave höher und springen erst dann in ihre eigentliche Fußlage. Diese Art der Oktavrepetition wird auch Reduktion genannt und findet sich relativ häufig bei der Sesquialter.

Gemischte Stimmen

Neben den Registern, die aus genau einer Pfeifenreihe bestehen, gibt es auch noch die gemischten Stimmen, die aus mehreren Pfeifenchören aufgebaut sind. Bei ihnen klingen zu jeder Taste zwei oder mehr Pfeifen gleichzeitig. Zu den gemischten Registern gehören die Klangkronen (auch Mixturen genannt) und die gemischten Farbregister, wie zum Beispiel Kornett, Sesquialter und Rauschpfeife.

Die Anzahl der Pfeifenreihen wird neben der Angabe in arabischen Zahlen („Mixtur 5–6fach“ oder „Scharff 3f.“) häufig auch mit römischen Zahlen (z. B. „Kornett V“) angegeben. Selten wird auch nur die Fußlage der tiefsten Pfeifenreihe auf der Taste C angegeben (z. B. „Sesquialter 22/3′“ oder „Scharff 1′“). Vor allem bei modernen Orgeln werden oft auch sowohl die Chorzahl als auch die Fußlage der tiefsten Pfeifenreihe auf der Taste C angegeben (z. B. „Kornett 8′ V“ oder „Mixtur 11/3′ 5–6f.“).

Klangkronen

Klangkronen oder Mixturen enthalten meist nur Oktav- und Quintchöre, manchmal aber auch Terzen. Je nachdem ob sie auch Terzen enthalten bezeichnet man sie als:

  • „silberfarbener“ Klang: Klangkronen enthalten nur Oktaven und Quinten.
  • „goldfarbener“ Klang: Klangkronen enthalten neben Oktaven und Quinten auch eine Terz.

Letztere werden auch Terzmixtur oder Terzzimbel genannt. In modernen Orgeln finden sich auch Klangkronen, die z. B. auch noch einen Septimenchor enthalten (Terzseptzimbel).

Die meisten Klangkronen sind repetierende Stimmen. Zu den Klangkronen gehören die Register Mixtur, Scharff, Zimbel und Hintersatz. Klangkronen im Pedal repetieren in der Regel nicht.

Beispiel für eine repetierende Mixtur 11/3′ 3–4fach:

Schema einer repetierenden Mixtur
C-H: 11/3 + 1′ + 2/3
c-h: 2′ + 11/3 + 1′ + 2/3
c1-h1: 22/3 + 2′ + 11/3 + 1′
c2-h2: 4′ + 22/3 + 2′ + 11/3
ab c3: 4′ + 4′ + 22/3 + 2′

Die Repetition erfolgt hier zwischen den Tönen H und C. Gibt es in einer Orgel mehrere Klangkronen, so wird die Repetition üblicherweise an verschiedenen Stellen durchgeführt, um möglichst unauffällige Wechsel zu ermöglichen.

Die Zahl der Chöre ist variabel. Bei vielchörigen Mixturen werden die Chöre häufig auch verdoppelt. Das heißt, es gibt zwei Chöre in gleicher Lage; siehe im Beispiel oben die beiden 4′-Chöre ab c3. Drei- oder gar vierfach besetzte Chöre kommen nur bei sehr großen Orgeln vor. In spanischen Orgeln sind derartige Mixturen (span.: „lleno“) jedoch häufig anzutreffen. Kleinere Orgeln, oder wenn aus klanglichen Gründen nur je eine Pfeife pro Ton gewünscht wird, haben meist nur zwischen drei und sechs Chöre in der Mixtur, zu denen aber in höheren Tonlagen oft noch ein bis zwei weitere Chöre hinzukommen.

Die Register Scharff und Zimbel sind im Prinzip ähnlich aufgebaut, nur aus höherliegenden Chören. Ihr Klang ist daher schärfer und heller, die Zahl der Chöre jedoch meist geringer. In der Romantik wurden teilweise auch terzhaltige Klangkronen als „Scharf“ bezeichnet. Das Scharff enthält meist drei bis vier Chöre, die Zimbel meist ein bis drei Chöre, die Terzzimbel in der Regel drei Chöre (Terz, Quinte und Oktave).

Der Hintersatz ist eine nicht repetierende Mixtur, die nur Quint- und Oktavchöre enthält und normalerweise im Pedal steht. Der Name stammt von dem ebenfalls nicht repetierenden Hintersatz des Blockwerks, der hinter dem Prospekt stand.

Ein Register, für das die Zunahme der Chorzahl besonders charakteristisch ist, ist die Progressivharmonika oder kurz Progressio, die nicht repetiert und durchaus 1–8fach besetzt sein kann. Durch die starke Betonung der Diskantlage, eignet es sich für besondere Klangeffekte und auch zur Betonung einer Melodie in der Oberstimme.

Gemischte Farbregister

Kornett

Das Kornett (frz., engl.: Cornet, span.: Corneta, Bezeichnung für den Zink) ist eine nicht repetierende, terzhaltige gemischte Manualstimme. (Im Pedalwerk wird auch das Zungenregister Trompete 2′ oder 1′ als Kornett bezeichnet).

Das Kornett ist oft nur für den Diskantbereich des Manuals verfügbar. Die Mensur reicht von sehr weit (Frankreich) bis prinzipalartig (Spanien). In französischen Orgeln dient es der Verstärkung der Zungenregister in den hohen Lagen. Ansonsten wird das Kornett auch als Soloregister verwendet.

Mögliche Ausführungen sind:

Verschiedene Ausfuehrungen eines Kornetts
3fach: 22/3 + 2′ + 13/5
4fach: 4′ + 22/3 + 2′ + 13/5
5fach: 8′ + 4′ + 22/3 + 2′ + 13/5 (die häufigste Ausführung)
6fach: 8′ + 4′ + 22/3 + 2′ + 13/5 + 11/3 (häufig in spanischen Orgeln)

Die Kornette der französischen Orgel haben verschiedene Namen und Verwendungszwecke:

  • Das Grand Cornet im Hauptwerk ist weiter mensuriert als die anderen. Es wird in der Regel ab c1 gebaut (2 Oktaven) und dient vor allem zur Verstärkung der im Diskant schwächer werdenden Zungen im Grand Jeux. Im unteren Bereich wird dieses Kornett etwas schwächer intoniert, damit der Übergang fließend ist.
  • Das Cornet im Positiv dient ebenfalls zur Unterstützung der Zungenstimmen und wird üblicherweise auch nur gebaut, wenn solche vorhanden sind. Es gleicht dem auf dem Hauptwerk, nur ist es insgesamt etwas enger mensuriert.
  • Das Cornet de Récit ist ein Soloregister, das auf dem dritten oder vierten Manual angeordnet wird. Es hat einen größeren Umfang (ab F oder mindestens G) und ist durchgängig kräftig intoniert (also im Bass stärker als in den anderen Werken).
  • Das Cornet d'Écho ähnelt dem des Recit, es steht im Echowerk oder einzeln, meistens in einem Holzkasten, damit der Klang gedämpft ist.

Obige Einteilung gilt für große Orgeln. In kleinen Instrumenten steht meist nur ein Cornet 8′ 5f. im Hauptwerk (nur Diskant). Im zweiten Manualwerk besteht in der Regel die Möglichkeit, eine Kornettmischung aus Einzelregistern zusammenzustellen. Dieses sogenannte Cornet décomposé besteht aus Bourdon 8′, Prestant 4′, Nasard 22/3′, Quarte de Nasard (Quarte über dem Nasard = 2′) und Tierce (13/5′).

Aufgebänkt nennt man ein Kornett, das hinter dem Prospekt erhöht aufgestellt wird, damit es direkter klingt. Diese Bauweise ist bei französischen Orgeln üblich.

Das Septimenkornett ist ein Kornett mit zusätzlichem Septimenchor 11/7′. Es wird normalerweise 7fach mit 8′ + 4′ + 22/3′ + 2′ + 13/5′ + 11/3′ + 11/7′ ausgeführt.

Das Echokornett ist ein meist wenigchöriges Kornett, welches in einem Kasten mit oder ohne Schweller untergebracht ist. Fehlende Chöre zu 8′ und 4′ sind dann als einzelne Register ebenfalls in dem Kasten vorhanden. Es wird alternierend mit dem Kornett benutzt, um eine Echowirkung zu erzielen.

Nasardos ist in spanischen Orgeln ein kornettähnliches, immer terzhaltiges Register nur für die Basshälfte des Manuals. Für die Diskanthälfte desselben Manuals ist dann stets ein Corneta vorhanden.

Corneta de 26 ist in spanischen Orgeln ein Kornett auf 16′-Basis für die Diskanthälfte des Manuals. Es enthält mindestens die Chöre zu 16′, 8′, 51/3′, 4′ und 31/5′, dazu gegebenenfalls noch höhere Chöre.

Der Basszink (auch Basssesquialtera) ist ein kornettartiges Register im Pedal:

Beispiel eines Basszink
2fach: 51/3′ + 31/5
3fach: 51/3′ + 31/5′ + 22/7

Das verlegte Kornett ist kein einzelnes Register, sondern ein Begriff für wenigstens drei einzelne Register (22/3′, 2′ und 13/5′), die zusammen innerhalb eines Werkes ein Kornett bilden können.

Sesquialter

Die Mensur des Sesquialter (auch Sesquialtera) ist meist prinzipalartig, weitere Mensuren kommen aber auch vor. Es wird meistens als Sesquialter 2fach aus Quinte und Terz gebaut (22/3′ + 13/5′). Das Sesquialter repetiert in der großen Oktave oft zu 11/3′ + 4/5′. Vor allem in kleinen Orgeln ist das Register oft nur als halbes Register für die Diskanthälfte des Manuals vorhanden.

Sesquialter 3fach gibt es in folgenden Zusammensetzungen:

Beispiele einer Sesqiualtera 3-fach
22/3′ + 2′ + 13/5′ und 22/3′ + 13/5′ + 11/7

Der Name rührt nicht, wie manchmal irrtümlich behauptet, von dem Sextintervall zwischen den beiden Chören her, sondern von dem lateinischen Wort für „anderthalb“ (sesquialter, -altera, -alterum) und bezeichnet demnach ursprünglich nur die Quinte (das Saitenlängenverhältnis 3:2 auf dem Monochord) und nicht die Terz (5:4), die Sesquiquarta hieße, eine allerdings ungebräuchliche Bezeichnung. So heißt es in der für das Mittelalter maßgeblichen Musiktheorie von Boëthius in Buch 1, Kapitel 4:

„Secundum vero inaequalitatis genus est quod appellatur superparticulare, id est cum major numerus minorem numerum habet in se totum, et unam ejus aliquam partem, eamque vel dimidiam, ut tres duorum, et vocatur sesquialtera proportio, vel tertiam, ut quatuor ad tres, et vocatur sesquitertia.“
Übersetzung: Die zweite Art der Ungleichheit ist die, die als überteilig bezeichnet wird, das heißt, wenn die größere Zahl die kleinere voll in sich begreift und einen gewissen Teil von ihr, und zwar entweder die Hälfte, wie drei zu zwei, und dieses Verhältnis wird Sesquialtera genannt, oder ein Drittel, wie vier zu drei, und dieses wird Sesquitertia genannt.

Das Register ist mit dem Sextverhältnis seiner Chöre also neuer als sein Name.

Terzian

Beispiel eines Terzian

Die Mensur des Terzian (auch Tertian) ist meist prinzipalartig, weitere Mensuren kommen aber auch vor. Das Register wird als Terzian 2fach aus Terz (Musik) und darüber liegender Quinte gebaut (13/5′ + 11/3′). Der Terzian repetiert in der großen Oktave oft zu 4/5′ + 2/3′. Seltener ist die Bauform mit 31/5′ + 22/3′.

Tolosana

Die Tolosana ist in spanischen Orgeln ein Register nur für die Diskanthälfte des Manuals, das zweichörig aus Terz (Musik) und Quinte gebaut wird. Die häufigste Bauform ist 31/5′ + 22/3′. Seltener ist die Bauform mit 51/3′ + 31/5′.

Besonderheiten

Vorabzug

Schleife für Vorabzug
nur vorabgezogene Reihe I eingeschaltet
beide Reihen eingeschaltet

Bei einem Vorabzug gewinnt man ein zusätzliches Register, indem eine einzelne Pfeifenreihe aus einem eigentlich mehrchörigen Register separat spielbar gemacht wird. So kann man zum Beispiel aus einer 4-fach Mixtur eine Oktave 2′ gewinnen, aus einem Kornett einen Nasat 22/3′ und aus einer Sesquialtera eine Terz 13/5′. Dies geschieht bei der Schleiflade durch zusätzliche Löcher in der Registerschleife. Gegenüber der Aufteilung aller Chöre in separate Register spart man den Platz für die zusätzlichen Schleifen, allerdings kann nur die vorabgezogene Reihe allein benutzt werden. Vorabzüge sind in der Praxis selten anzutreffen.

Geteilte Register

Das geteilte Register ist eine Besonderheit vor allem iberischer Orgeln (teclado partido, span.: geteiltes Werk, in den iberischen Barockorgeln sind in der Regel alle Register geteilt), findet sich aber auch bei kleinen Instrumenten zur Erweiterung der Klangmöglichkeiten. Es handelt sich dabei um ein Register, das für den oberen und unteren Bereich einer Klaviatur getrennt eingeschaltet werden kann. Normalerweise wird dies technisch durch eine in der Mitte geteilte Registerschleife umgesetzt, deren beiden Hälften jeweils einen Registerzug erhalten. In seltenen Fällen sind die Windkästen geteilt, und deren einzelne Hälften können per Ventil mit Luft versorgt werden.

Bereits aus dem 16. Jahrhundert stammen die ersten Dokumente, die geteilte Register in Spanien erwähnen (Saragossa 1567). Aber auch in anderen Ländern wurden die Orgeln bereits mit solchen Teilungen versehen (z. B. in der Innsbrucker Ebert-Orgel von 1561). Der eigentliche Ursprung des geteilten Registers scheinen regalartige Kleinorgeln gewesen zu sein, deren sehr eingeschränkte Klangmöglichkeiten durch eine solche Einrichtung erweitert werden konnten. Als man dann diese Regale in die großen Orgeln integrierte, übernahm man offenbar auch die Teilung.

Der Teilungspunkt liegt auf der iberischen Halbinsel einheitlich zwischen c1 und cis1 (das war genau die Mitte der damaligen Klaviatur). In anderen Ländern kennt man neben der Mittelteilung zwischen b und h oder h und c1 auch Teilungen, die eher im tiefen Bereich der Klaviatur liegen, z. B. zwischen fis und g (so in Süddeutschland, z. B. bei Holzhey) oder e und f (Innsbruck – dort war es die Grenze der untersten Oktave). Der praktische Nutzen liegt darin, eine Bass- oder Diskantstimme hervorheben zu können, um entweder ein deutlich markiertes Bassfundament zu erhalten oder überhaupt eine oder zwei Stimmen solistisch hervortreten zu lassen, ohne dafür eine weitere Klaviatur zu benötigen. Die Klangmöglichkeiten werden auf diese Weise aber auch bei mehrmanualigen Instrumenten vervielfacht.

Durch die Festlegung auf die Teilung zwischen c1 und cis1 konnte in Spanien und Portugal eine eigene musikalische Gattung entstehen, der Tiento de medio registro. Dort sind in fast allen Orgeln alle Register geteilte Register, sofern es sich nicht um Orgeln handelt, die am Orgelbau des restlichen Europa orientiert sind. Das sind vor allem Instrumente der romantischen Epoche.

Unsymmetrische Register

Unsymmetrische Register sind spezielle geteilte Register, die in der einen Hälfte eine andere Fußtonzahl aufweisen als in der anderen, wobei dann meist die Basshälfte (B) eine Oktave höher liegt als die Diskanthälfte (D), also z. B. 4′B/8′D oder 8′B/16′D. Besonders in iberischen Barockorgeln finden sich häufig unsymmetrische Register.

Halbe Register

Diese Register sind nur für die Diskanthälfte oder seltener die Basshälfte der Klaviatur verfügbar. Beispiele für halbe Register, die nur für die Diskanthälfte der Klaviatur vorhanden sind, sind Kornett, Querflöte und in kleinen Orgeln auch Sesquialter. In iberischen Barockorgeln finden sich häufig halbe Register, nicht zu verwechseln mit unsymmetrischen Registern.

Akustische Register

akustisches 32′-Register

Gelegentlich findet man einen akustischen Bass (Akustikbass, Akustika, Resultant). Man nutzt hierbei Residualtöne, um Kosten, Platz und Gewicht für sehr große Pfeifen zu sparen.

Ein akustisches 32′-Register besteht aus den beiden Labialpfeifenreihen Oktave 16′ und Quinte 102/3′. Als Residualton entsteht so der Eindruck eines verhältnismäßig leisen 32′-Registers. Aus klanglichen Gründen wird die beteiligte Oktave vorzugsweise mit offenen Labialpfeifen und die beteiligte Quinte mit gedeckten Labialpfeifen ausgeführt. Die beteiligte Oktave steht immer auch als Einzelregister zur Verfügung. Die meisten jemals gebauten 64′-Labialregister sind zumindest in der tiefsten Oktave akustische Register, bestehend aus Oktave 32′ und Quinte 211/3′, wodurch das Problem, Pfeifen bauen zu müssen, die unterhalb der menschlichen Hörbarkeitsgrenze klingen, umgangen wird. Ein akustisches Register erreicht systembedingt nicht das Klangvolumen eines Registers mit eigenen Pfeifen in der entsprechenden Fußlage. Akustische Register können auch in höherer Lage in Register mit eigener Pfeifenreihe für die entsprechende Fußlage übergehen, wobei dann aus klanglichen Gründen die Oktave und die Quinte weiter mitgeführt werden. Ein 64′ im Pedal ist dann z. B. wie folgt aufgebaut: Tasten C-H: 32′ + 211/3′, ab Taste c0: 64′ + 32′ + 211/3′. Dabei wird für die 64′-Pfeifen ab c0 üblicherweise im Extensionsverfahren eine vorhandene gedeckte Oktave 32′ herangezogen.

64'-Register: Tasten C-H akustisch: 32' + 211/3', ab Taste c0 real: 64' + 32' + 211/3'

Transmission

Eine Transmission ist die Kopplung eines einzelnes Registers an ein anderes Werk. Sie kommt praktisch nur vom Manual zum Pedal vor, so dass bestimmte Einzelregister der Manuale auch eigenständig im Pedal zu nutzen sind. Bei der Schleiflade erfolgt die Transmission durch zusätzliche Tonkanzellen, deren Ventile dauerhaft gekoppelt sind.

Das Transmissionsverfahren am Beispiel

Extension

Bei einer Extension werden einzelne Register im Tonumfang erweitert, um diese auch in anderen Fußlagen ansprechen zu können. Der Gebrauch ist nur in tiefen Lagen (Pedal) üblich. Im Manual besteht das Problem, dass bei mehrstimmigem Spiel bei Oktavzusammenklängen weniger Pfeifen gleichzeitig als bei anderen Intervallzusammenklängen erklingen, wodurch der Gesamtklang dünn und unausgewogen erscheinen kann. Ist zum Beispiel in einer Orgel ein Gedackt 8′ vorhanden, kann man mit nur zwölf zusätzlichen Pfeifen und unter oktavversetzter Nutzung der vorhandenen Pfeifen ein Gedackt 16′ realisieren. Die üblichste Anwendung findet dieses Verfahren bei der Realisierung eines 32′ im Pedal – das spart nicht nur sehr viel Platz und Gewicht, sondern auch Kosten im fünfstelligen Bereich. Die Extension wird auch für Oktavkoppeln ausgeführt, damit diese in der obersten bzw. untersten Oktave noch wirken können.

Vor allem in amerikanischen Großorgeln wird die Extension vermehrt angewendet. So werden hier aus einer Pfeifenreihe oft 32′, 16′ und 8′ gewonnen. Aus derselben Pfeifenreihe werden teilweise sogar die Quinten 211/3′ (als Einzelregister oder zusammen mit 32′ als akustischer 64′) und 102/3′ gewonnen, obwohl es sich hierbei nicht um reine Quinten (Frequenzverhältnis 3:2 = 1,5:1), sondern um gleichstufig gestimmte Quinten (Frequenzverhältnis (\sqrt[12]{2})^7:1 \approx 1,4983:1) handelt. Die Abweichung um −2 Cent gegenüber der reinen Quinte wird in der tiefen Lage nicht als störend empfunden. Die Quintextension erfordert zwingend die gleichstufige Stimmung der Orgel.

Ein extremes Beispiel für das Extensionsverfahren ist die stets gleichstufig gestimmte Multiplexorgel, bei der aus wenigen Pfeifenreihen die Register durch Oktavextensionen, teilweise auch Quintextensionen und vereinzelt sogar Terzextensionen gewonnen werden. Bei der Terzextension entsteht eine gleichstufig gestimmte große Terz (Frequenzverhältnis (\sqrt[12]{2})^4:1 \approx 1,2599:1), die von der reinen Terz (Frequenzverhältnis 5:4 = 1,25:1) um +14 Cent abweicht, was als sehr störend empfunden werden kann.

Das Extensionsverfahren am Beispiel zweier Pedalregister

Gebrochene Register

Als gebrochene Register bezeichnet man Register, die im Verlauf nicht konsequent in einer Art oder Mensur gebaut sind; dieses geschieht vor allem aus praktischen Gründen (Platz- und Gewichtsreduktion in tiefer Lage, Stimm- und Intonierbarkeit in hoher Lage). So kommt es öfters vor, dass ein eigentlich offenes Register in tiefen Tonlagen als gedeckt gebaut wird. Gedeckte Register (4′, 2′, seltener 8′) werden in der höchsten Lage offen gebaut, um zu kleine, kaum stimm- und intonierbare Gedacktpfeifen zu vermeiden. 4′-Zungenregister vor allem aus der Trompetenfamilie werden aus Gründen der Stimmbarkeit in der höchsten Quinte eines jeden Werkes gerne als Prinzipale gebaut. Da diese Schummellösung nur in den extremen Klangbereichen praktiziert wird, ist das Ergebnis auch für geschulte Hörer oft kaum erkennbar.

Hochdruckregister

Hochdruckregister sind sowohl Lippen- als auch Zungenregister, die mit erhöhtem Winddruck (bis 300 mm Wassersäule (mmWS) oder zum Teil sogar mehr) angeblasen werden, wodurch sie deutlich lauter klingen können als normale Orgelregister (der sonst übliche Winddruck liegt bei einem Orgelregister zwischen 50 und 100 mmWS). Bei Zungenstimmen wird teilweise auch Hochdruck verwendet, um einen runderen, nicht unbedingt stärkeren Klang zu erhalten. Ein Beispiel ist die „Tromba“ von Harrison & Harrison aus England, deren Lautstärke tatsächlich nicht größer ist als die einer französischen Trompette.

Hochdruckregister kamen als technische Neuerung im Orgelbau des 19. Jahrhunderts auf. Im englischen und amerikanischen Orgelbau sind sie verbreiteter als im deutschen. In Frankreich sind sie fast nie zu finden, außer bei einigen außergewöhnlichen Instrumenten des 20. Jahrhunderts (z. B. Verdun Kathedrale, Jacquot-Lavergne, 1935). Dem Namen nach erkennt man Hochdruckregister häufig daran, dass ihr erster Namensbestandteil das Wort „Stentor-“ ist (z. B. Stentorflöte, Stentorgambe, Stentor Diapason), benannt nach der griechischen Sagengestalt Stentor, einem Kämpfer im Trojanischen Krieg, der angeblich so laut sprechen bzw. rufen konnte wie fünfzig Männer auf einmal. Typische Bezeichnungen von Hochdruckregistern, die aus Zungenpfeifen bestehen, sind Tuba mirabilis und Royal Trumpet.

Hochdruckregister müssen, wenn sie aus Lippenpfeifen bestehen, besonders breite Labien haben, damit der hohe Winddruck auch in entsprechende Lautstärke umgesetzt werden kann. Manchmal haben Hochdruckregister auch zwei Labien an gegenüberliegenden Seiten, d. h. an der Vorder- und Rückseite der Pfeife (z. B. bei dem 1906 von der Firma E. F. Walcker & Co. erfundenen Synthematophon). Der deutsche Orgelbauer Wilhelm Theodor Friedrich Weigle (1850–1906) erfand 1901 eine besondere Art Hochdruckregister, die sogenannten Seraphonstimmen, bei denen die beiden Labien an der Vorderseite der Pfeife einander benachbart sind und im rechten oder einem stumpfen Winkel aufeinander stoßen.

Schwebungsregister

Bei Schwebungsregistern werden statt einer Pfeifenreihe zwei leicht gegeneinander verstimmte Pfeifenreihen benutzt, um eine Schwebung zu erzeugen. Namhafte Register sind Unda maris (lat. „Meereswelle“) meist aus Gedacktpfeifen, Vox coelestis bzw. Voix céleste (lat. bzw. frz. „himmlische Stimme“) aus Streichern, und, in italienischen Orgeln, Voce umana (it. „menschliche Stimme“) aus Prinzipalen. Schwebungsregister klingen meistens in 8′-Lage.

Hier der typische Klang einer Vox coelestis:

 Vox coelestis 371 kB?/i

Neben- und Effektregister

Als Orgelregister im weitesten Sinne bezeichnet man auch den Tremulanten und die als Hilfsregister durch Registerzüge zu betätigenden Spielhilfen wie Koppeln, Kombinationen und Sperrventile, sowie die ebenfalls durch Registerzüge einschaltbaren mechanischen Spielwerke und speziellen Effekte wie etwa Zimbelstern, Kuckucksruf, Nachtigall, Pauke, Donner und Glockenspiel. Nur noch selten anzutreffen ist der sogenannte „Kalkantenruf“ zur Benachrichtigung menschlicher Helfer beim Treten des Balgs, der mit einer Klingel in der Nähe des Kalkanten verbunden ist. Heute verbirgt sich hinter diesem Register gelegentlich auch der Schalter für das elektrisch betriebene Gebläse. Eine weitere Hilfe beim Registrieren stellt die Registerfessel dar (auch französisch als Prolonguement bezeichnet).

Siehe auch

Literatur

  • Carl Locher: Die Orgel-Register und ihre Klangfarben. Emil Baumgart, Bern 1912
  • Christhard Mahrenholz: Die Orgelregister. Ihre Geschichte und Ihr Bau, Bärenreiter, Kassel 1929–30, 3. Auflage (unveränderter Nachdruck) Bärenreiter, Kassel 1968.
  • Thekla Schneider: Die Namen der Orgelregister. Bärenreiter, Kassel 1958, 2. Auflage 1970.
  • Dom Bedos: Die Kunst des Orgelbauers (L’art du facteur d’orgues). Orgelbau-Fachverlag, 1977.
  • Rudolf Reuter: Orgeln in Spanien. Bärenreiter, Kassel 1986
  • Ferdinand Klinda: Orgelregistrierung, Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1987, ISBN 3-7651-0212-1
  • Roland Eberlein: Orgelregister - ihre Namen und ihre Geschichte. Siebenquart, Köln 2008, ISBN 978-3-941224-00-1

Weblinks


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