Labyrinthodontier

Labyrinthodontier
Für die systematische Einteilung der Lebewesen existieren nebeneinander mehrere Vorschläge. Das hier behandelte Taxon entspricht nicht der gegenwärtig in der deutschsprachigen Wikipedia verwendeten Systematik.

Als Labyrinthodontia (dt.: Labyrinthodontier, Labyrinthzähner, nach dem Gruppenmerkmal der im Querschnitt labyrinthartig gefalteten Schmelzschicht der Zähne), Stegocephalia (dt.: Stegocephalen, wörtl.: „Dachschädler“, "Dachschädellurche" aus altgriechisch stégos („Dach“) und kephale („Kopf“) oder Panzerlurche wurden die ersten primitiven, amphibienähnlichen Landwirbeltiere aus dem Paläozoikum bezeichnet. Die Begriffe bezeichnen heute im Sinne der biologischen Systematik kein gültiges Taxon, sind aber weiter in der Literatur verbreitet. Die meisten ehemals zu den Labyrinthodontia gezählten Gattungen werden heute in die Temnospondyli gestellt, andere gelten als Amphibien oder sind basale Landwirbeltiere. Die Vertreter der Labyrinthodontia erreichten Größen von der eines Salamanders bis zu der eines großen Krokodiles.

Platyoposaurus aus dem späten Perm vor ca. 250 Millionen Jahren

Unter dieser Gruppe finden sich auch die Bindeglieder zwischen den Knochenfischen und allen anderen landlebenden Wirbeltieren dar. Fossile Reste der Labyrinthodontia findet man ab dem Devon (vor ca. 400 Millionen Jahren) bis in die Trias (vor ca. 200 Millionen Jahren).

Inhaltsverzeichnis

Einordnung und Bedeutung der Gruppe

Querschnitt durch den Zahn eines Labyrinthodontias

Neben der labyrinthartig gefalteten Schmelzschicht der Zähne ist das stark verknöcherte, mit dem Schultergürtel verbundene Schädeldach eines der typischen Merkmale, das der Gruppe ihren "zweiten", auch in der wissenschaftlich Literatur häufig benutzten Namen Stegocephalia (dt. Dachschädler) bzw. die deutschen Namen Panzeramphibien und Panzerlurche eingetragen hat. Diese Gruppe repräsentiert die ersten Vertreter der Wirbeltiere, die das Land zumindest temporär als Lebensraum nutzen konnten. In einem weiteren, nicht taxonomisch-systematischen, eher landläufigen Sinne werden die Labyrinthodontia oder Stegocephalen aufgrund ihres Alters und ihres Gepräges z.B. in Saurier-Ausstellungen zu den Sauriern gestellt, obwohl sie systematisch nicht zu den Reptilien gehören. Die Tiere lebten in ihren Jugendstadien kiemenatmend im Wasser und wechselten als adulte Tiere lungenatmend zwischen Wasser und Land ihren Lebensraum. [1]

Evolutionsbiologische Aspekte

Elginerpeton pacheni, ein früher Tetrapod aus den Devonschichten Schottlands

Die Labyrinthodontia stammen evolutionsbiologisch von den Quastenflossern (Crossopterygii) ab. Dies verdeutlichen insbesondere 1931 in den Devonschichten Grönlands entdeckte fossile Reste, die als Ichthyostegalia (dt.: Fischschädellurche) beschrieben wurden. Diese fischähnlichen Amphibien hatten Gliedmaßen vom Typus der Tetrapoden (Vierfüßer); die Schwanzflosse aber hatte das Gepräge archaischer Fischflossen (siehe hierzu auch die Zeichnung von Elginerpeton pacheni). [2] Diese Gruppe ist in der Evolutionsforschung sehr bekannt geworden, da Sie ein echtes Bindeglied zwischen den Fischen einerseits und den heute lebenden Amphibien und allen landlebenden Wirbeltieren andererseits darstellen.

Fußnoten

  1. Darstellung nach A. Portmann, S. 38 ff. und A. S. Romer, S. 61 ff. (siehe Literaturliste)
  2. vgl. A. Portmann, S. 38

Literatur

  • Adolf Portmann: Einführung in die vergleichende Morphologie der Wirbeltiere, 344 Seiten, Fünfte revidierte Auflage, Basel und Stuttgart, 1976, ISBN 3-7965-0668-2,
  • Alfred Sherwood Romer: Vergleichende Anatomie der Wirbeltiere, 590 Seiten, 4. Auflage, Hamburg/Berlin 1976 (Verlag Paul Parey), ISBN 3-490-07018-6

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