Laches (Platon)

Laches (Platon)

Der Laches gehört zu den Frühdialogen Platons und entstand nach 399 v. Chr.

Inhalt

Lysimachos und Melesias haben Laches und Nikias, zwei Verwalter "der öffentlichen Geschäfte" zu sich bestellt. Ihr Ziel ist es, aus ihren Söhnen Thukydides und Aristides einmal die berühmten und tüchtigen Männer zu machen, die ihre großen Vorfahren gewesen, sie selbst aber nicht geworden sind. Die Frage ist nun, ob die Fechtkunst dazu das geeignete Mittel ist oder welche Kunst sich sonst anbieten würde.

Nikias und Laches gehen nun sofort auf das Problem direkt ein. Nikias befürwortet die Fechtkunst. Er sieht in ihr einerseits einen Nützlichkeitswert, wie die "Stärkung des Körpers" und den "Vorteil in der Schlacht", andererseits aber auch einen sittlichen Wert, wie die "Förderung der Tapferkeit" und die "Vorbereitung auf alle anderen edlen Künste".

Ganz anders dagegen Laches, der die Fechtkunst ablehnt, allerdings aus Gründen, die sich nur noch auf Äußerlichkeiten stützen. Er argumentiert, Fechtkünstler seien in Sparta nicht geschätzt, und es bestünden für diese daher wenig Chancen berühmt zu werden aber viele, sich lächerlich zu machen.

Lysimachos wendet sich nun an Sokrates, der von Nikias und Laches aufgrund seiner bekannten Gelehrsamkeit, gerade in Erziehungsangelegenheiten, als weiterer Ratgeber hinzugezogen wurde. Sokrates weist darauf hin, dass die Entscheidung eines so wichtigen Problems nicht nach der Zahl der Stimmen, sondern nach der Kenntnis der Sache getroffen werden müsse. Doch bevor man nach dem Sachverständigen frage, müsse man erst einmal klären, was denn eigentlich die Sache sei, um die es gehe. Diese, so stellt er fest, sei doch im Grunde nichts anderes, als die Seele selbst.

Aber auch mit dieser Verschiebung der Problemstellung gibt sich Sokrates noch nicht zufrieden. Die Frage nach dem, was gut für die Seele sei, falle letztlich in den Bereich der Tugend, d.h., schärfer formuliert, in einen Teilbereich von dieser: die Tapferkeit. Wenn nun jemand sich für einen Weisen auf diesem Gebiet halte, müsse er fähig sein zu definieren, was Tapferkeit überhaupt sei.

Laches folgt dieser Aufforderung und definiert Tapferkeit mit "in Reih und Glied standhaltend die Feinde abzuwehren und nicht zu fliehen" (190e ). Diese Antwort ist Sokrates aber viel zu konkret und zu eng gefasst. Ihm geht es vielmehr um die Tapferkeit als solche, als abstraktes Prinzip, das sich in allen denkbaren Beispielen wiederfindet. Laches stellt nun mit Sokrates Hilfe eine allgemeinere These auf: Tapferkeit sei eine Beharrlichkeit der Seele. Doch auch hiermit ist Sokrates nicht einverstanden. Erstens sei nicht jede verständige Beharrlichkeit mit Tapferkeit gleichzusetzen, zweitens bezeichne man oft gerade den Unverständigen als tapfer. Nun schlägt Nikias eine andere Definition vor: Tapferkeit sei eine Klugheit, nämlich die Erkenntnis des Gefährlichen und Unbedenklichen, und zwar in allen Dingen. Laches versucht dies mit Gegenbeispielen zu widerlegen, wird aber von Nikias ohne Schwierigkeiten abgeblockt. Darauf ist Laches zu keinem echten Argument mehr fähig und zieht sich mit unsachlichen Attacken gegen Nikias zurück.

Jetzt aber kommt der große Auftritt des Sokrates. Zunächst einmal bestimmt er, was unter "Gefährlichem" und "Unbedenklichem" zu verstehen ist: jenes sei gleichbedeutend mit den künftigen Übeln, dieses mit dem künftigen Guten. Nun sei aber doch das Merkmal der Erkenntnis nichts anderes, als dass sie sowohl das Künftige, als auch das Gegenwärtige und Vergangene einschließe. Deshalb müsse man Tapferkeit neu, als Erkenntnis nicht nur des künftigen, sondern auch des gegenwärtigen und vergangenen Üblen und Guten, d.h. als Gesamtheit der Tugend definieren. Dies stellt aber einen Widerspruch zur anfänglichen Prämisse dar, die die Tapferkeit nur als einen Teil der Tugend festlegte. Daraus folgt, dass eine Bestimmung der Tapferkeit auch von Nikias nicht gefunden werden konnte.

Nach diesen Gedankengängen sind sich alle darin einig, dass Sokrates sich als der Sachkundigste erwiesen habe. Nur Sokrates selbst betont seine Unwissenheit, die er ebenso wie alle anderen unter Beweis gestellt habe und bemerkt zum Schluss, dass sie alle zusammen erst einmal einen guten Lehrer nötig hätten.

Literatur

  • P. Gardeya: Das Problem des "Besten" in Platons Laches. Würzburg 1981, ISBN 3-88479-057-9

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