Landkreis Kolmar

Landkreis Kolmar

Der Kreis Kolmar i. Posen (bis 1877 Kreis Chodziesen) am Nordwestrand der preußischen Provinz Posen bestand in der Zeit von 1815 bis 1919.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte (1772 bis 1807)

Das Gebiet um die westpolnische Stadt Chodzież (Chodziesen) gehörte nach der Ersten Teilung Polens von 1772 bis 1807 vorübergehend zum Netzedistrikt in der preußischen Provinz Westpreußen. Nach dem Frieden von Tilsit wurde das Gebiet 1807 an Polen zurückgegeben.

Verwaltungsgeschichte

Das Gebiet um die westpolnische Stadt Chodzież (Chodziesen) fiel nach dem Wiener Kongress am 15. Mai 1815 erneut an das Königreich Preußen.

Im Zuge der allgemeinen Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat wurde zum 1. Januar 1818 ein Kreis Chodziesen neu festgelegt.

Sitz des Landratsamtes wurde zunächst die Stadt Schneidemühl und ab 1821 dann die Kreisstadt Chodziesen.

Als Teil der Provinz Posen wurde der Kreis Chodziesen am 18. Januar 1871 gleichzeitig Teil des neu gegründeten Deutschen Reichs, wogegen die polnischen Abgeordneten im neuen Reichstag am 1. April 1871 protestierten.

Am 6. März 1877 wurden der Kreis sowie die Kreisstadt nach dem damaligen preußischen Landrat Axel von Colmar in Kolmar i. Posen umbenannt.

Am 1. April 1914 wurde die Stadt Schneidemühl ein eigener Stadtkreis.

Am 27. Dezember 1918 begann in der Provinz Posen der Großpolnische Aufstand der polnischen Bevölkerungsmehrheit gegen die deutsche Herrschaft, Anfang Januar 1919 wurde die Kreisstadt Kolmar zwei Mal vorübergehend polnisch besetzt. Bis auf den Süden des Kreisgebietes um die Stadt Budzyń blieb der Kreis Kolmar aber unter deutscher Kontrolle.

Am 16. Februar 1919 beendete ein Waffenstillstand die polnisch-deutschen Kämpfe, und am 28. Juni 1919 trat die deutsche Regierung mit der Unterzeichnung des Versailler Vertrags drei Viertel des Kreises (898 km²) mitsamt der Kreisstadt Kolmar offiziell an das neu gegründete Polen ab. Deutschland und Polen schlossen am 25. November 1919 ein Abkommen über die Räumung und Übergabe der abzutretenden Gebiete ab, das am 10. Januar 1920 ratifiziert wurde.

Die Räumung des abzutretenden Kreisgebietes und Übergabe an Polen erfolgte zwischen dem 17. Januar und dem 4. Februar 1920. Die Kreisstadt Kolmar wurde am 19. Januar 1920 von Polen übernommen.

Aus dem Kreis Kolmar i. Posen wurde der polnische Powiat Chodzież.

Der bei Deutschland verbliebene nordwestliche Restteil (295 km²) mit der Stadt Schneidemühl kam zum neugebildeten Netzekreis, der zunächst zur preußischen Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen und ab dem 1. Oktober 1938 zur preußischen Provinz Pommern gehörte.

Kommunale Gliederung

Der Kreis Kolmar i. Posen gliederte sich in 6 Stadtgemeinden, die restlichen Ortschaften waren in Polizeidistrikten zusammengefasst.

Der Kreis Kolmar i. Posen bestand am 1. Januar 1908 aus:

Ausdehnung

Der Kreis Kolmar i. Posen hatte eine Fläche von 1193 km².

Bevölkerung

Der Kreis Kolmar i. Posen hatte im Jahre 1890 60.057 Einwohner. Davon waren laut Volkszählung des Jahres 1905 79 % Deutsche, 18 % Polen und 3 % Juden.

Ein Teil der deutschen Einwohner verließ nach 1920 den polnischen Powiat Chodzież, ihr Anteil an der Kreisbevölkerung sank bis 1931 auf 28 %.

Ortschaften

Liste der Ortschaften im Kreis Kolmar i. Posen mit mehr als 500 Einwohnern (1910):

polnischer Name deutscher Name (1815-1920) deutscher Name (1939-45)
Brodna Brodden Brodden
Budzyń Budsin Budsin
Chodzież Chodziesen
1877-1920 Kolmar
Kolmar
Dziembowo Dziembowo Netzhöhe
Heliodorowo Heliodorowo
1906-20 Helldorf
Helldorf
Lipia Góra Lindenwerder Lindenwerder
Ługi Ujskie Usch Hauland ***
Margonin Margonin Margonin
Morzewo Morzewo Obendorf
Nowa Wieś Ujska Usch Neudorf Uschneudorf
Piła Schneidemühl ***
Skórka Schönfeld ***
Śmiłowo Schmilau Schmilau
Sokołowo Budzyńskie Jankendorf Jankendorf
Stobno Stöwen ***
Stróżewice Strosewo Hauland
1906-20 Hermstal
Hermstal
Szamocin Samotschin 1939-43 Samotschin
1943-45 Fritzenstadt
Ujście Usch Usch
Węglewo Kahlstädt Kahlstädt
Zacharzyn Zachasberg Zachasberg
Zelgniewo Selgenau Selgenau
*** (1919-45 Teil des Netzekreises)

(Bis auf wenige Ausnahmen galten nach 1815 die polnischen Ortsnamen weiter, zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden mehrere Ortsnamen eingedeutscht.)

Persönlichkeiten

Literatur

  • Martin Sprungala: Die Geschichte der Posener Kreise und kreisfreien Städte, Bad Bevensen 2007.
  • Martin Sprungala: Historisches Ortsverzeichnis der Provinz Posen und der Wojewodschaft Poznan (Posen), Bad Bevensen 2007.

siehe auch

Weblinks


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