- Landkreis Lissa
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Der Kreis Lissa am Südrand der preußischen Provinz Posen bestand in der Zeit von 1887 bis 1920.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
1793 bis 1807
Das Gebiet um die westpolnische Stadt Leszno gehörte nach der Zweiten Teilung Polens von 1793 bis 1807 vorübergehend zur preußischen Provinz Südpreußen. Nach dem Frieden von Tilsit wurde das Gebiet 1807 an Polen zurückgegeben.
1815 bis 1887
Das Gebiet fiel nach dem Wiener Kongress am 15. Mai 1815 erneut an das Königreich Preußen. Bis zum 1. Oktober 1887 gehörte es zum Kreis Fraustadt in der Provinz Posen.
Verwaltungsgeschichte
Am 1. Oktober 1887 wurde aus dem Ostteil des Kreises Fraustadt ein eigener Kreis Lissa gebildet.
Zum neuen Kreis Lissa kamen:
- die Stadtgemeinden Lissa, Reisen, Schwetzkau, Storchnest und Zaborowo,
- der Polizeidistrikt Lissa (ohne die Landgemeinde Długie Nowe) und
- der Polizeidistrikt Storchnest.
Sitz des Landratsamtes wurde die Kreisstadt Lissa.
Am 27. Dezember 1918 begann in der Provinz Posen der Großpolnische Aufstand der polnischen Bevölkerungsmehrheit gegen die deutsche Herrschaft, und bereits im Januar 1919 war der Nordosten des Kreisgebietes um die Stadt Osieczna (Storchnest) unter polnischer Kontrolle. Der Südwesten des Kreisgebietes mitsamt den Städten Lissa und Reisen blieb deutsch besetzt.
Am 16. Februar 1919 beendete ein Waffenstillstand die polnisch-deutschen Kämpfe, und am 28. Juni 1919 trat die deutsche Regierung mit der Unterzeichnung des Versailler Vertrags den Kreis Lissa offiziell an das neu gegründete Polen ab. Deutschland und Polen schlossen am 25. November 1919 ein Abkommen über die Räumung und Übergabe der abzutretenden Gebiete ab, das am 10. Januar 1920 ratifiziert wurde.
Die Räumung des unter deutscher Kontrolle verbliebenen Restgebietes mitsamt der Kreisstadt Lissa und Übergabe an Polen erfolgte zwischen dem 17. Januar und dem 4. Februar 1920.
Aus dem Kreis Lissa wurde der polnische Powiat Leszno.
Zusätzlich abgetreten wurden aus dem Kreis Fraustadt die angrenzenden Gemeinden Długie Nowe (Neu Laube), Potrzebowo (Scharne), Wijewo (Weine) und Zaborówiec (Wilhelmsruh), die ebenfalls an den neuen Powiat Leszno kamen.
Kommunale Gliederung
Der Kreis Lissa gliederte sich in 4 Stadtgemeinden, die restlichen Ortschaften waren in Polizeidistrikten zusammengefasst.
Der Kreis Lissa bestand am 1. Januar 1908 aus:
- 4 Stadtgemeinden (Lissa, Reisen, Schwetzkau und Storchnest),
- 55 Landgemeinden und
- 35 Gutsbezirken.
Ausdehnung
Der Kreis Lissa hatte eine Fläche von 525 km².
Bevölkerung
Der Kreis Lissa hatte im Jahre 1890 38.980 Einwohner, davon war etwa die Hälfte polnischer und die Hälfte deutscher Muttersprache. Die meisten Deutschen wohnten in der Kreisstadt Lissa (fast 14.000 Personen oder 86 % der Stadtbevölkerung). Nach 1920 verließ ein Teil der deutschen Bevölkerung das Gebiet.
Ortsnamen
Liste der Ortschaften im Kreis Lissa mit mehr als 500 Einwohnern (1910):
polnischer Name deutscher Name (1815-1919/20) deutscher Name (1939-45) Dąbcze Dambitsch Dambitsch Kąkolewo Kankel Kankel Kłoda Kloda ? Krzemieniewo Feuerstein Feuerstein Lasocice Laßwitz Laßwitz Leszno Polnisch Lissa
188?-1920 LissaLissa Osieczna Storchnest Storchnest Pawłowice Pawlowitz Paulshuben Rydzyna Reisen Reisen Święciechowa Schwetzkau Schwetzkau Wilkowice Wolfskirch Wolfskirch Zaborowo Zaborowo Dornkirch (Bis auf wenige Ausnahmen galten nach 1815 die polnischen Ortsnamen weiter, zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden mehrere Ortsnamen eingedeutscht. Während der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg erhielten sämtliche Ortschaften deutsche Bezeichnungen.)
siehe auch
Literatur
- Martin Sprungala: Die Geschichte der Posener Kreise und kreisfreien Städte, Bad Bevensen 2007.
- Martin Sprungala: Historisches Ortsverzeichnis der Provinz Posen und der Wojewodschaft Poznan (Posen), Bad Bevensen 2007.
Weblinks
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