Langleist

Langleist

Walter Adolf Langleist (* 5. August 1893 in Dresden; † 28. Mai 1946 in Kriegsverbrechergefängnis Landsberg) war SS-Oberführer und Lagerkommandant des KZ Mühldorf. Als Kriegsverbrecher wurde Langleist in den Dachauer Prozessen zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Langleist war von Beruf Mechaniker und Vater eines Kindes.[1] Im Ersten Weltkrieg Soldat, trat er 1930 der NSDAP (Mitglieds-Nr. 352.801) und 1931 der SS (Mitglieds-Nr. 8.980) bei. In der SS wurde er am 20. April 1939 zum Oberführer befördert und leitete zeitweise den SS-Abschnitt XIII in Stettin.

Nach dem deutschen Angriff auf Polen im September 1939 war Langleist in Bromberg (polnisch: Bydgoszcz) Führer des Volksdeutschen Selbstschutzes, einer aus Angehörigen der deutschen Minderheit in Polen gebildeten paramilitärischen Organisation. Ab 1941 gehörte er der Waffen-SS an, zuletzt im Rang eines SS-Sturmbannführers der Reserve. Spätestens ab Juni 1941 war er in leitender Funktion bei der Wachmannschaft des KZ Buchenwald, dem SS-Totenkopf-Sturmbann.[2] Im April 1942 wurde er Kommandeur der Wachmannschaft im Konzentrationslager Majdanek in Lublin. Langleist gehörte auch zum Personal des KZ Warschaus, möglicherweise war er zeitweise der dortige Lagerkommandant.[3] Von August 1943 bis Mai 1944 führte er das Kommando über die Wachmannschaft im KZ Dachau.

Im September 1944 wurde Langleist in ein Außenlager des KZ Dachaus im Gebiet von Kaufering und Landsberg am Lech versetzt. In diesem Gebiet entstanden elf Außenlager; die Häftlinge wurden als Zwangsarbeiter beim Bau eines halbunterirdischen Betonbunkers eingesetzt, in dem Jagdflugzeuge produziert werden sollten.[4] Langleist leitete als Kommandant diese Außenlager.[5] Ende Oktober oder Anfang November 1944 wurde er in Kaufering abgelöst, da er den Forderungen des Bauleiters des Rüstungsprojektes nach mehr sanitären Anlagen und einer Entlausungseinrichtung in den Lagern nicht entsprochen hatte.[6]

Langleist wechselte anschließend als Kommandant in das Außenkommando Mühldorf. Nach Nachkriegsaussagen unter anderem von Oswald Pohl scheint Langleist sich in Mühldorf bemüht zu haben, die dortigen Lager aus dem Unterstellungsverhältnis unter das KZ Dachau zu lösen. So habe er einen SS-Oberscharführer zu seinem Adjutanten gemacht, ohne dass dieser seinem Rang nach geeignet war und auch keine entsprechende Stelle in Mühldorf vorhanden war.[6]

Nach Kriegsende war Langleist ab dem 15. November 1945 zusammen mit weiteren 39 Angehörigen des Lagerpersonals Angeklagter im Dachau-Hauptprozess, der im Rahmen der Dachauer Prozesse stattfand. Die Anklage vor dem amerikanischen Militärgericht lautete auf „Verletzung der Gesetze und Gebräuche des Krieges“, gleichermaßen gegen Zivilpersonen wie gegen Kriegsgefangene. Innerhalb der Anklage spielte der Begriff des „Common Design“,[7] des gemeinsamen Vorhabens eines Verbrechens eine zentrale Rolle: Nicht allein die individuellen Taten des KZ-Personals wurden als verbrecherisch angesehen, sondern das System der Konzentrationslager an sich. Im Zuge der Vorermittlungen hatte es sich als schwierig erwiesen, einzelne Verbrechen den Angeklagten zuzuordnen, da die KZ-Häftlinge nur zum Teil überlebten, ihren Aussagen infolge der Traumatisierung die notwendige Präzision fehlte und sie die Namen der Täter nur teilweise kannten.

Langleist wurde am 13. Dezember 1945 ebenso wie 35 weitere Angeklagte zum Tode verurteilt. Das Gericht sah im Fall von Langleist zwei individuelle Exzesstaten als erwiesen an:[8] So habe er einen Häftling in eine Grube geworfen, woran dieser starb. Auch habe Langleist einen anderen Häftling mit einem Stück Holz so geschlagen, dass dieser ebenfalls zu Tode kam. Das Urteil wurde am 5. April 1946 vom Oberbefehlshaber der amerikanischen Streitkräfte in Europa bestätigt, dem hierzu eine entsprechende Empfehlung durch ein sogenanntes „Review Board“ der Armee vorlag.[9] Langleist wurde am 28. Mai 1946 im Kriegsverbrechergefängnis Landsberg gehängt.

Literatur

  • Holger Lessing: Der erste Dachauer Prozess 1945/46. (= Fundamenta juridica. Band 21). Nomos, Baden-Baden 1993, ISBN 3-7890-2933-5.
  • Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Der Nationalsozialismus vor Gericht. Die alliierten Prozesse gegen Kriegsverbrecher und Soldaten 1943–1952. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-596-13589-3

Anmerkungen

  1. Biographische Angaben zu Langleist in:
  2. Kurzbiografie Walter Adolf Langleist mit Foto in polnischer Sprache
  3. Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München I, siehe Raim, Ende, S. 147.
  4. Raim, KZ-Außenkommandos, passim. Ein Überblick über die Standorte der Lager bei der Bürgervereinigung Landsberg im 20. Jahrhundert e.V.
  5. Raim, KZ-Außenkommandos, S. 157. Hiervon abweichend wird Langleist in den Unterlagen des Dachauer Prozesses als Verantwortlicher für das KZ-Kommando Kaufering IV genannt, siehe Review (pdf, 40 MB), S. 73, 152f.
  6. a b Raim, KZ-Außenkommandos, S. 157.
  7. Zu „Common Design“: Robert Sigel: Im Interesse der Gerechtigkeit. Die Dachauer Kriegsverbrecherprozesse 1945-1948. Campus-Verlag, Frankfurt 1992, ISBN 3-593-34641-9, S. 42ff.
  8. Lessing: Prozess, S. 322.
  9. Zusammenfassung des Reviews zu Kramer: Review (pdf, 40 MB), S. 152f. Ebenda, S. 164, die Empfehlung, im Fall von Langleist die Todesstrafe beizubehalten.

Weblinks


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