Lanzbulldog

Lanzbulldog
Lanz Bulldog
Lanz Bulldog
Ein Lanz Bj.39
Lanz Bulldog
Lanz Bulldog (1939)
Lanz Bulldog der Luftwaffe (1943)
Lanz Bulldog (1949)

Lanz Bulldog war die Verkaufsbezeichnung für Ackerschlepper, die Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts von der Firma Heinrich Lanz AG (später John Deere) hergestellt wurden. Durch diese Ackerschlepper prägte sich der Name Bulldog als umgangssprachlicher Gattungsname für einen Traktor oder Ackerschlepper.

Der Name wurde vom Aussehen der ersten Bulldog-Motoren abgeleitet, da diese Ähnlichkeit mit dem Gesicht einer Bulldogge hatten.

Der Erfolg des Bulldog war seine Einfachheit und Robustheit, in vielen anderen Disziplinen, wie Zugleistung, Technologie oder Verbrauch, waren die Bulldogs ab dem Einsatz der ersten Dieselschlepper diesen meist unterlegen, was ihrem Erfolg jedoch nicht schadete. Darüber hinaus fuhr der zuverlässige und mit Rohöl betriebene Bulldog bereits, als es dieselgetriebene Traktoren noch nicht gab und die benzingetriebenen Schlepper im rauen Betrieb der Landwirtschaft sehr unzuverlässig waren. Ein weiterer Vorteil des Bulldog waren der billige Treibstoff, die Unempfindlichkeit und die Tatsache, dass sein Treibstoff nicht explodierte, wie es bei benzingetriebenen Traktoren häufig der Fall war.

Inhaltsverzeichnis

Bulldog-Motor

Der Bulldog-Motor wurde ab etwa 1918 von dem Ingenieur Fritz Huber entwickelt. Von ihm stammt der legendär gewordene Satz: Ein Schlepper kann nicht einzylindrig genug sein. Der Glühkopfmotor ist ein selbstzündender Verbrennungsmotor mit innerer Gemischbildung und niedriger Verdichtung. Er arbeitet nach dem Zweitaktmotor-Verfahren mit Kurbelgehäuse-Aufladung. Zum Starten muss die Glühnase, welche sich im Zylinderkopf befindet, mit einer Lötlampe zum Glühen gebracht werden. Daher die Bezeichnung „Glühkopf“.

Stationäre Motoren

Bulldog hieß zuerst eigentlich nur der Motor, den man in ortsfester Bauweise als Ortbulldog und in ortsbeweglicher Bauweise als Gespannbulldog (nicht selbstfahrend, sondern von Pferden gezogen) als preiswerte Lokomobile erwerben konnte.

Somit begann der Siegeszug des Bulldog im Wettbewerb gegen die betriebskosten- und arbeitsintensiven Dampfmaschinen und sein Ruf war bereits gefestigt, als Wettbewerber begannen, preiswerte und brauchbare Traktoren mit Benzin- oder Dieselmotoren zu bauen. Es gab den Bulldog sogar in Feldbahnen (Typ FM) und Lokomotiven (Schienenbulldog).

Als man erkannte, dass der Bulldog nicht nur Sägen, Mühlen, Steinbrecher und Dreschmaschinen antreiben konnte, sondern auch sich selbst zusammen mit Ackergeräten, entstanden etwa um 1921 die Lanz-Ackerschlepper mit dem robusten Glühkopfmotor, die ab 1923 in Serie gingen.

Ackerschlepper

Die ersten Ackerschlepper-Typen, der HL-Bulldog, sowie der bereits mit Allradantrieb und Knicklenkung versehene HP-Bulldog besaßen noch den ersten Motor mit einer Bohrung von 190 mm und einem Hub von 220 mm (das ergibt etwas über 7,2 Liter Hubraum) und 12 PS bei 320 1/min, später 420 1/min. Der HP war bereits mit der verbesserten Siedekühlung (Verdampfungskühlung) ausgestattet, die ohne Wasserpumpe auskam. Durch die geringe Breite von 1280 bis 1345 mm war er für den Weinbau geeignet.

Getriebe

Zu dieser Zeit hatten die Bulldogs entweder gar kein Getriebe oder nur ein Zweiganggetriebe ohne Rückwärtsgang. Das Zweiganggetriebe des Verkehrs-Bulldog HL von 1923 ließ sich nur im Stand schalten. Durch das hohe Drehmoment konnte man aber im zweiten Gang anfahren. Immerhin erreichte die schnellste Ausführung 12 km/h, gegenüber 4,2 km/h beim ersten HL. Zum Rückwärtsfahren musste bei allen frühen Bulldogs die Drehrichtung des Motors umgesteuert werden - ein Vorgang, der Übung erforderte. Erst der „Kühlerbulldog“ von 1928 hatte einen Rückwärtsgang.

Varianten - Modelle

Es gab noch in geringer Stückzahl eine 8-PS-Variante (ca. 3 Liter Hubraum) mit dem Namen Mops, sowie eine vom Lanz Feldmotor, einem Benzintraktor in Rahmenbauweise, abgeleitete Glühkopf-Variante mit einem stehenden Zwei-Zylinder-Glühkopfmotor mit 12,4 Liter Hubraum, den sogenannten Felddank (38 PS). Als geeignete Brennstoffe nannte Lanz in seinen Prospekten: „Braunkohlenteer-Gasöl, mineralisches Gasöl, vegetabile und animalische Öle, Petroleum“. Der Bulldog-Motor war also ein echter Vielstoffmotor. Der HP, sowie der Felddank waren jedoch angesichts der Inflation und der Weltwirtschaftskrise zu aufwändig und teuer. Die Verkaufserfolge blieben aus (Felddank ca. 800 Stück, HP ca. 720 Stück Gesamtproduktion). Eine einfachere preisgünstigere Variante musste her.

So entstand der erste „Großbulldog“, der Typ HR (beginnend mit der Typenbezeichnung HR2, später hochnummeriert bis HR9) mit 22/28 PS und Siedekühlung (Verdampfungskühlung). Er hatte bereits das typische Bulldog-Aussehen, das bis zur Einstellung der Fertigung prägend blieb. Verändert wurde dieses nur noch durch die einige Jahre später eingeführte, wesentlich effektivere Thermosyphonkühlung. Ab dieser Zeit hießen die Bulldogs „Kühlerbulldog“.

Die HR-Baureihe hatte auch schon den bis zur Umstellung auf Halbdiesel- und Volldieseltechnik verbauten Motor mit ca. 10,3 Litern Hubraum, resultierend aus einem Bohrung/Hub-Verhältnis von 225 mm/260 mm. Der Prototyp des HR war sogar noch mit Allradantrieb und Differentialsperren ausgestattet.

Dem Zwang zur Einsparung wurde jedoch der Allradantrieb und sogar die Differentialsperre geopfert, und ab dieser Zeit gab es nur mehr einzylindrige hinterradangetriebene Bulldogs bis zum Ende der Fertigung. Durch Änderung der Enddrehzahl von zuerst 500 1/min mit 22/28 PS, später 35 PS bis zu 750 1/min mit 45/55 PS konnte dieser Motor bis in die 1950er Jahre im Wettbewerb mithalten. Der hohe Verbrauch der Glühkopftechnik erforderte jedoch ein Umdenken, und so wurde in den 1950er Jahren zuerst auf Mitteldruckmotor, später auf Dieselmotor umgestellt.

Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg wurde ein weiterer kleinerer Bulldog mit 15 PS vorgestellt, der sogenannte Bauernbulldog. Er hatte bereits ein mechanisches Hubwerk für Anbaugeräte. Auch eine mittlere Baureihe (Typ HN) mit ca. 4,7 Liter Hubraum wurde gebaut.

Während der Bulldog-Ära gab es verschiedene Baureihen mit heute zum Teil seltsam anmutenden Namen vom einfachen „Ackerluft-Bulldog“ über „Verkehrsbulldog“ bis hin zum Schnellläufer „Eilbulldog“, den es mit festem Führerhaus und Schnellgang gab. Diese Begriffe, zu denen noch der „Gummibulldog“, der „Doppelbulldog“, der „Teerölbulldog“ und etliche weitere gehören, bezeichneten eigentlich Ausstattungsmerkmale.

Der Gummibulldog war die Straßenausführung des HL mit Elastikbereifung (eine Vollgummibereifung bevor die Luftreifen eingesetzt wurden), der Doppelbulldog hatte - im Gegensatz zum normalen HL - ein Zwei-Gang-Getriebe. Der Teerölbulldog war speziell für den Einsatz dieses Treibstoffs mit einem geänderten Zündsack im Glühkopf ausgerüstet. Von diesen Fahrzeugen gibt es aber heute weltweit nur noch eine Handvoll. In Deutschland sind noch drei Exemplare bekannt, davon ein Exemplar als „Ackerluft-Teeröl-Bulldog“ (D 9506 d), der auch so 1936 original ausgeliefert worden ist. Ansonsten wurde er nur als Acker-Teeröl-Bulldog (D 9500 d) produziert.

Da die Bulldogs, der Lanz'schen Tradition folgend, in höchstmöglicher Qualität gefertigt wurden und aufgrund der Motorentechnologie quasi von jedem Dorfschmied gewartet werden konnten, wurde das Wort Bulldog verdient zum Synonym für Robustheit und Leistung.

Nachbauten

  • In Frankreich wurde der Traktor 7506 unter dem Namen Le Percheron in Lizenz nachgebaut.
  • In Argentinien gab es einen Nachbau mit Namen Pampa T01.
  • In Polen wurde der Lanz-Bulldog Typ D 9506 als Ursus C-45 nachgebaut.
  • In Australien gab es einen Nachbau der Firma Kelly & Lewis Ltd. mit dem Namen KL Bulldog.

Bildergalerie

Lanz Bulldog in Medien

Dieses Modell „Trecker“ fand auch seine Erkennung für die Comedy-Figur „Günther der Treckerfahrer“, einer Comedysendung des Frühstyxradio von Radio ffn.

Literatur

  • Lanz Bulldog Album, Podszun (2008), ISBN 978-3-86133-479-8
  • Lanz Bulldog, 1921-1960, Typenkompass, Motorbuch Verlag (2002), ISBN 3-613-01980-9
  • Alle Traktoren von Lanz, Rabe (2001), ISBN 3-926-07126-5
  • Die Lanz-Story von 1859 bis 1967, 5 Bände, Franckh-Kosmos Verlag (2006), ISBN 3-440-09060-4
  • Typenbuch Lanz Bulldogs, Kosmos Verlag, ISBN 3-440-09151-1
  • Lanz Traktoren, Geschichte einer Legende, Heel (2006), ISBN 3-898-80564-6
  • Mähdrescher in Deutschland von 1932 bis heute, Band 2, Podszun (2006), ISBN 3-861-33406-2
  • LANZ-Sonderdrucke; Reprint von Zeitungsartikeln und Berichten mit Fotos aus aller Welt. Schwungrad Verlag ISBN 978-3-933426-20-8

Weblinks


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