Laurent-Désiré Kabila

Laurent-Désiré Kabila

Laurent-Désiré Kabila (* 27. November 1939 in Moba, Katanga; † 16. Januar 2001 in Kinshasa) war von 1997 bis 2001 Präsident der Demokratischen Republik Kongo.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Laurent-Désiré Kabila wurde 1939 im Norden der Provinz Süd-Katanga, in der Hafenstadt Moba (am Tanganjikasee) geboren. In den 50er Jahren wurde er Mitglied der Jugendorganisation der Partei Balubakat, einer Patrice Lumumba nahestehenden Partei, die für die Interessen des Balubavolkes von Katanga eintrat.

Unabhängigkeitskampf gegen Belgien

Kurz nach der Entlassung Kongos in die Unabhängigkeit erklärte sich die Provinz Katanga unter Moïse Tschombé unabhängig – unterstützt von Belgien und Frankreich, die darin ein Bollwerk gegen den irrtümlicherweise als Kommunisten geltenden und bald ermordeten Premierminister Lumumba sahen. Es erfolgte ein Aufstand der Balubakat gegen Tschombé, ein Aufstand, an dem Kabila als „Militärführer“ teilnahm. Das Vorbild Kabilas war damals der kongolesische Nationalist Patrice Lumumba, der nach seiner Ermordung 1961 zum Märtyrer und revolutionären Mythos wurde.[1]

Politische Unterstützung Lumumbas

Kabila unterstützte Pierre Mulele, ebenfalls Lumumba-Anhänger und Bildungsminister im ephemerischen Kabinett Lumumbas, der einen neuen Aufstand in der Provinz Bandundu organisierte. Vom Nationalen Befreiungsrat (Conseil National de la Libération), geführt von Christophe Gbenye (Stellvertretender Vorsitzender der Partei Lumumbas, MNC), bekam Kabila den Auftrag, die ost-kongolesischen Bevölkerungen im Süden der heutigen Provinz Süd-Kivu und im Nordosten Katangas zum Aufstand anzustacheln.

In seiner Eigenschaft als Führer der Süd-Kivu- und Nordost-Katanga-Front bot der Lumumbist Kabila 1965 dem Revolutionär Ernesto Che Guevara ein dreiviertel Jahr lang Unterschlupf. Guevara versuchte, die bereits zusammenbrechende kongolesische Revolution zu restabilisieren, um somit an der, nach Ansicht Guevaras wichtigsten Front des trikontinentalen, antiimperialistischen Kampfes wieder in die Offensive zu gelangen und damit auch die vietnamesische und lateinamerikanische Guerilla zu entlasten bzw. zu unterstützen.

Kabila machte wenig Eindruck auf Guevara, welcher der Meinung war, „Kabila verstehe sich mehr aufs Trinken und die Hurerei als aufs Kämpfen“[1] An einigen Stellen ist sogar die Rede von der Bemerkung Ches, derzufolge Kabila ein Lebemann, aber kein Revolutionär sei. Zu seiner Ehrenrettung gegenüber dieser Darstellung muss hinzugefügt werden, dass Kabila einer der wenigen war, die sich nach dem Ende der kongolesischen „Revolution“ und dem Abzug ihrer ausländischen Unterstützung nicht von Kinshasa kaufen ließen. In diesem Sinne setzte seine 1967 gegründete Partei – Parti de la Révolution Populaire (PRP) – den Kampf gegen das zaïrische Kleptokraten-Regime noch bis in die 80er Jahre fort, und zwar ziemlich genau in dem Gebiet, in dem sich auch die Kubaner aufgehalten hatten (Süd-Kivu und Nord-Katanga).

Nach der Gründung der PRP, die auch über einen bewaffneten Arm verfügte (FAP), unternahm Kabila eine Autokritik, die in „sieben Irrtümer der vorherigen Aufstandsversuche“ zusammengefasst wurden: mangelnde politische Bildung, übermäßige Abhängigkeit vom Ausland, Vernachlässigung der Bauern, Tribalismus, Mangel an Disziplin und Selbstverleugnung, fehlende Zusammenarbeit zwischen Kämpfern und Volk, Fehlen einer revolutionären Partei.

1984 eroberte die PRP die Stadt Moba am Tanganjikasee, die kurze Zeit später von den Truppen Mobutus zurückerobert wurde. Ein erneuter Versuch zur Besetzung Mobas im Jahre 1985 schlug fehl. Dieser Erfolg der zaïrischen Armee veranlasste Mobutu zum Erlass einer Amnestie, die dazu führte, dass die PRP einige ihrer Mitglieder, aber auch die Unterstützung durch das Ausland verlor. Kabila verließ vorerst Zaïre und seine Spur verlor sich bis Oktober 1996, als er, von seinen politischen Freunden in Kampala (Uganda) und Kigali (Ruanda) auf Vorschlag der Amerikaner unterstützt, an die Spitze der neu gegründeten „Alliance des Forces Démocratiques pour la Libération du Congo (AFDL)“ trat.

Die AFDL, gegründet am 18. Oktober 1996 durch vier politische Parteien, war ein Zweckbündnis zwischen verschiedenen Gegnern Mobutus, dessen unmittelbare Entstehung zurückging auf „den bewaffneten Aufstand der Banyamulenge-Tutsi in Süd-Kivu gegen das zaïrische Regime, das sie als Ausländer betrachtete und ab Sommer 96 aus dem Land jagen wollte – genauso wie in den Jahren davor Banyamasisi-Tutsi in Nord-Kivu Opfer der Vertreibungen nach Ruanda geworden waren“ [2]. Denn die AFDL und ihre Führer hatten nie daran geglaubt, dass sich eine Diktatur freiwillig in eine Demokratie wandele. Damit erklärt sich die Nicht-Teilnahme Kabilas an der zwischen 1991 und 1992 in Kinshasa stattgefundenen Nationalkonferenz zur Einleitung eines demokratischen Systems in Zaïre.

Präsidentschaft 1997 bis 2001

Nach einem achtmonatigen Triumphzug durch das Land setzte die AFDL am 16. Mai 1997 dem diktatorischen Regime Mobutus ein Ende. Die Verhandlungen zum Rücktritt Mobutos wurden unter anderem von Nelson Mandela moderiert. Das Land bekam den Namen Demokratische Republik Kongo zurück, und am 17. Mai 1997 autoproklamierte sich Kabila zum Präsidenten.[1]

Präsident Kabila, der bei seinem Einzug in Kinshasa als Retter und Befreier gefeiert worden war, verspielte durch eine Politik, die sich durch Improvisation und Dilettantismus auszeichnete, seine Popularität. Ein Jahr nach der Machtübernahme verbot er die politischen Parteien und jegliche politische Betätigung mit der Folge, dass der durch die Souveräne Nationalkonferenz eingeleitete Demokratisierungsprozess blockiert wurde.

Am 2. August 1998 brach, nachdem Präsident Kabila die Vereinbarungen mit seinen ehemaligen Alliierten, Ruanda und Uganda, aufgekündigt hatte, im Osten des Landes eine bewaffnete Rebellion aus, die sich bis in den Norden des Landes ausbreitete. Während diese Rebellion von Ruanda und Uganda unterstützt wurde, standen dem Regime in Kinshasa Angola, Simbabwe und Namibia militärisch zur Seite. Seitdem ist die DR Kongo in 4 Machtzentren aufgeteilt. Das im Juli und August 1999 unterzeichnete Friedensabkommen von Lusaka ist aufgrund des fehlenden Willens der Konfliktparteien und wegen des mangelnden Interesses der internationalen Gemeinschaft während der Regierungszeit Kabilas nicht umgesetzt worden.

Die Verschlechterung der sozio-ökonomischen Situation der Bevölkerung nahm stetig zu. Chaos, galoppierende Inflation, Auflösung des Staates, Korruption, illegale Bereicherung, Nepotismus und willkürliche Verhaftungen von Oppositionellen sind die Bilanz der über dreijährigen Regierungszeit Präsident Kabilas.

Kabila war den Traditionen Zentralafrikas stets verbunden. Sein Aberglaube ging soweit, dass er in einer Hand ununterbrochen jahrelang einen Talisman hielt, um sich vor Unheil zu schützen.

Attentat am 16. Januar 2001

Auf Laurent Désiré Kabila wurde am 16. Januar 2001 durch Rashidi Mizele, einen seiner Leibwächter, ein Attentat verübt. Der Attentäter wurde unmittelbar darauf von anderen Leibwächtern getötet. Nach offizieller Darstellung wurde Kabila nach Simbabwe ausgeflogen und starb am 18. Januar. Die Hintergründe dieses Attentats sind bis heute nicht eindeutig geklärt. Im Januar 2003 wurde der mutmaßliche Drahtzieher Oberst Eddy Kapend zum Tode verurteilt.

Kabilas Sohn Joseph Kabila folgte seinem Vater im Präsidentenamt nach.

Literatur

Quellen

  1. a b c Laurent-Désiré Kabila: Je näher sein Sieg rückt, desto weniger Menschen in Zaire wünschen ihn herbei - Die Zeit
  2. TAZ vom 9. April 1997

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