- Leichenschmaus – Ethische Gründe für eine vegetarische Ernährung
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Leichenschmaus – Ethische Gründe für eine vegetarische Ernährung ist das fünfte und gleichzeitig auch bekannteste Sachbuch des österreichischen Tierrechtsautors Helmut F. Kaplan. Es erschien im Jahr 1993 bei Rowohlt und erlebte insgesamt drei Auflagen, die letzte im März 2002. Seitdem wurde das Buch zwar nicht mehr neu aufgelegt, ist aber derzeit noch über den in Göttingen ansässigen Echo Verlag zu beziehen. Außerdem plant Kaplan, es auf seiner Homepage als Download zur Verfügung zu stellen. [1] 2005 erschien das Buch auch in japanischer Übersetzung unter dem Titel Shitai no bansan sowie 2008 in französischer Übersetzung.[2]. Außerdem ist noch eine Übersetzung ins Italienische geplant.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Stil
Während Kaplans vorherige Bücher – bis auf Warum Vegetarier? – einen überwiegend wissenschaftlichen Schreibstil aufweisen, verfolgte Kaplan seither den Anspruch, zwar „fachlich fundiert“, aber auf der anderen Seite auch allgemeinverständlich vorzugehen.
Inhaltlich ist das Buch in zwei Teile gegliedert: Teil eins trägt den Namen Philosophische Aspekte der Mensch-Tier-Beziehung und macht den mit Abstand größten Teil des Buches aus. Der zweite Teil Einwände gegen den Vegetarismus und ihre Beantwortung ist eher eine Art Schlusskapitel, in dem versucht wird, Gegenargumente in Bezug auf den Vegetarismus zu widerlegen. Im ganzen Buch werden viele Philosophen und Wissenschaftler zitiert, insbesondere aber Peter Singer und dabei wiederum vor allem aus dessen Buch Animal Liberation (deutsch: Befreiung der Tiere)
Stellenweise enthält der Schreibstil einen gewissen Sarkasmus. So schildert Kaplan im Unterkapitel Pelzindustrie unangreifbar!, seinen Unmut darüber, dass das Pelz-Informationszentrum in Wien ein Flugblatt herausgegeben hat, in dem wissenschaftlich und objektiv argumentiert wird:
„Jetzt dämmert's wohl auch dem stumpfsinnigsten Tierschützer, daß man diesen Wesen das Fell über die Ohren ziehen muß! […] Was werden uns die Mörder im Dienste von Lust und Luxus als nächstes ans Herz legen? Vielleicht: «Wenn du Lust hast, jemanden umzubringen, entscheide doch selbst. Bewahren wir uns diese Freiheit»“
Im Kapitel Einwände gegen den Vegetarismus und ihre Beantwortung hält er dem Argument «Man könnte die Tiere auch leidensfrei aufziehen und töten» entgegen: „Wer sein konkretes Fleischessen mit einer angeblichen prinzipiellen Möglichkeit, Tiere leidensfrei aufzuziehen und zu töten, rechtfertigt, der handelt wie der, der kleine Kinder als Heizmaterial verwendet und sich dabei damit rechtfertigt, daß er auch Holz nehmen könnte.“[5][4]
Vorwort und Es gibt kein Zurück mehr…
Einzelne Unterkapitel weisen untereinander inhaltliche Überschneidungen auf. Außerdem stellen diese oftmals für sich alleinstehende, abgeschlossene Texte dar, was unter anderem daran deutlich wird, dass jedes Unterkapitel ein eigenes Quellenverzeichnis hat. Im Vorwort begründet Kaplan dies folgendermaßen:
„Bei einem Teil der Beiträge dieses Buches kommt es zu inhaltlichen Überschneidungen. Diese wurden absichtlich nicht beseitigt, und zwar aus folgenden Gründen: Erstens stellen die einzelnen Texte jeweils einheitliche Gebilde dar, die zumeist in kurzer Zeit, quasi «in einem Zug» geschrieben wurden. Daraus resultiert eine stilistische Homogenität der einzelnen Beiträge, die durch nachträgliche inhaltliche Eingriffe zerstört würde. Zweitens stellen alle Texte, so wie sie jetzt abgedruckt werden, jeweils ein inhaltlich abgeschlossenen Ganzes dar, so daß sie ohne weiteres auch unabhängig voneinander und in beliebiger Reihenfolge gelesen werden können. Schließlich, drittens, betreffen sämtliche Überschneidungen wichtige Themen und Aspekte, so daß es nur von Vorteil ist, wenn diese aus unterschiedlichen Perspektiven gesehen und auf unterschiedlichen Abstraktionsniveau behandelt werden.“
Unmittelbar nach dem Vorwort folgt noch das zweiseitige Einführungskapitel Es gibt kein Zurück mehr… In ihm schildert Kaplan subjektiv seine Situation als Jugendlicher in Bezug auf Vegetarismus und zwischenzeitliche Fortschritte hinsichtlich dieser Thematik.
„Das Schlimmste zu jener Zeit aber war nicht die Ohnmacht, die Verbrechen gegenüber Tieren zu verhindern, sondern das Gefühl, der einzige zu sein, der diese Verbrechen überhaupt sieht […] Ich kam mir vor wie der sprichwörtliche Rufer in der Wüste, mehr noch: wie der einzige Gesunde in einer Nervenanstalt, in der nicht nur die Patienten, sondern auch die Ärzte geisteskrank sind. Ich wünschte mir nichts so sehr wie eine Situation, ein geistiges Klima, in dem die Menschen zumindest die Probleme in Zusammenhang mit dem Fleischessen erkennen“
– Kaplan in Es gibt kein Zurück mehr… [7]
Argumentation
Kaplan argumentiert, dass Tiere Eigenschaften wie Schmerz, Leiden, Intelligenz, Sozialleben und moralanaloges Veralten besäßen, die allesamt gegen die Unterdrückung von Tieren und somit auch für den Vegetarismus sprächen. Der Konsum von Fleisch habe für den Menschen Hunger, Umwelt- und Regenwaldzerstörung sowie gesundheitliche Schäden zur Folge.
Der Speziesismus, deren ausgeprägteste Praktik das Fleischessen sei, befände sich moralisch auf der gleichen Stufe wie Rassismus und Sexismus. Beim Speziesismus sei die Verletzung des Gleichheitsprinzips sogar noch größer als bei den anderen beiden Praktiken: Während bei Rassismus und Sexismus lediglich ähnliche Interessen verletzt würden, würden hierbei sogar größere Interessen der Tiere verletzt werden. So stünde beispielsweise das tierliche Interesse, nicht für einen Pelzmantel umgebracht zu werden, in keinem Verhältnis zu dem menschlichen Interesse, ein solches Kleidungsstück zu tragen.
Im Kapitel „Märchen vom humanen Schlachten“ geht Kaplan auf die Frage ein, ob es möglich sei, Nutztiere ohne jegliche Leiden zu züchten und zu schlachten. Er verneint dies mit der Begründung, dass dies aus finanzieller Sicht nicht realisierbar sei. In Bezug auf artgerechte Haltung wendet er ein, dass diese für die betroffenen Tiere zwar ein besseres Schicksal bedeute, dies allerdings auch keinen Tod ohne Leid mit sich brächte, da der Unterschied in der Tierhaltung und nicht in der Schlachtung liege. Die Motivation, eine solche Tierzucht zu betreiben, sei keine ethische, sondern eine ökonomische, da für Bio-Fleisch auch ein Markt existiere. Außerdem hätten entsprechende Bauern früher „normale Tierzucht“ betrieben beziehungsweise praktizierten dies nach wie vor parallel dazu.
Wirkungsgeschichte
Im Magazin Focus wurde das Buch ironisch als „Bibel der Radikalvegetarier und Tierbefreier“ bezeichnet. Kaplan lehnt eine solche Charakterisierung aber eher ab, da er Religion und Ethik strikt voneinander getrennt sehen will. „Religiöse Überzeugungen sind private Glaubenshaltungen. Tierrechte aber sind – ebenso wie Menschenrechte – allgemeinverbindliche Moral-, Rechts- und Gerechtigkeitspositionen.“, so Kaplan.[8]
Leichenschmaus – Ethische Gründe für eine vegetarische Ernährung gilt als bekanntestes Buch über Tierrechte im deutschsprachigen Raum. Das Wort Leichenschmaus ging dort in der Folgezeit in den Sprachgebrauch der Tierrechtsszene ein. So benannte beispielsweise der Tierrechtsmusiker Harry Harper sein Anfang 2004 erschienenes Album mit Leichenschmaus. Der Rapper und Tierrechtler Albino hatte bereits 2002 auf seinem zweiten Album Vogelfrei mit Ohne Rechte ein Stück veröffentlicht, dass sich thematisch mit Tierrechten auseinandersetzt und in dem die Zeile „Kein Leichenschmaus mehr für mich, will kein wandelndes Grab sein“ enthalten ist [9].
Am 20. März 2005 erschien das Buch unter dem Titel Shitai no bansan (jap. 死体の晩餐) in japanischer Übersetzung. Übersetzerin war die japanische Tierrechtlerin Lydia Tanabe von SASA Japan, von der dabei die Initiative ausging. Grund hierfür war die Tatsache, dass es zum einen bis dahin keine Tierrechtsliteratur in Japan gab und zum anderen die dortige Tierrechtsbewegung im Gegensatz zu der der westlichen Industriestaaten noch in den Anfängen steckte. [10]
Quellen
- ↑ tierrechte-kaplan.org
- ↑ http://www.editions-harmattan.fr/index.asp?navig=catalogue&obj=livre&no=26224
- ↑ S. 148f
- ↑ a b c Das Buch ist noch nach den alten Rechtschreibregeln verfasst. Um die Zitate nicht zu verfälschen, wurde diese hier übernommen
- ↑ S. 197
- ↑ S. 12f
- ↑ S. 17
- ↑ Mit Plutarch und „Leichenschmaus“ für die Rechte der Tiere
- ↑ youtube.com
- ↑ tierrechte-kaplan.org
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