Helmut F. Kaplan

Helmut F. Kaplan

Helmut Friedrich Kaplan (* 13. Oktober 1952 in Salzburg) ist ein österreichischer Autor, der sich hauptsächlich mit Tierrechten und Ethik befasst.

Helmut F. Kaplan auf der Anti-Jagd-Demo in Schliersee 2006

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach seiner Schulzeit nahm er zunächst ein Psychologie-Studium an der Universität Salzburg auf, das er 1982 mit einer Promotion abschloss. Sein abschließendes Philosophiestudium beendete er mit einer Magisterarbeit über Peter Singer. Beide Arbeiten setzte er in Buchveröffentlichungen um, die weite Verbreitung insbesondere in der Tierrechtsszene fanden. Neben seinen Artikeln, Vorträgen und Buchveröffentlichungen ist er auch regelmäßig bei Talkshows und Radiosendungen in den Medien präsent.

Kaplan ist geschieden und hat zwei Kinder, seine Tochter ist mittlerweile ebenfalls in der Tierrechtsszene aktiv.

Einsatz für Tierrechte, Positionierung

Ab Mitte der 1980er Jahre trat er erstmals als Autor in Erscheinung. Kaplans Themen sind im Wesentlichen Philosophie und Psychologie der Mensch-Tier-Beziehung, des Vegetarismus und des Fleischessens. Er wurde dabei eigenen Angaben zufolge vor allem durch Peter Singers und Arthur Schopenhauers Tierethik beeinflusst[1].

Kaplan war Berater oder Mitarbeiter von mehreren Nichtregierungsorganisationen, so beispielsweise Animal Peace und PETA und trat in verschiedenen Fernsehsendungen auf. In den 1990er Jahren war er zeitweise Präsident der Vegetarischen Gesellschaft Österreichs.

Kaplans 1993 veröffentlichtes Buch LeichenschmausEthische Gründe für eine vegetarische Ernährung fand weite Verbreitung im deutschen Sprachraum und wurde in weitere Sprachen übersetzt.

Tierethik

Kaplan will in Berufung auf Peter Singer und Tom Regan einedritte Etappe der Tierethikeinläuten wie auch allgemein eineEinfache Ethiketablieren. Damit meint er die Einstellung, dass komplexe moralische Überlegungen in Bezug auf Tiere ebenso überflüssig seien wie komplexe moralische Überlegungen in Bezug auf Menschen. Genauso wenig wie Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe oder ihres Geschlechts diskriminiert werden dürften, dürften Tiere aufgrund ihrer Spezies diskriminiert werden[2][3]. In seinem BuchIch esse meine Freunde nicht oder Warum unser Umgang mit Tieren falsch istführt er das ProjektEinfache Ethikfort, indem er zentrale Begriffe und Konzepte der Tierrechtsphilosophie allgemeinverständlich erläutert. Die Tierrechtsbewegung ist für Kaplan die Fortsetzung anderer Befreiungsbewegungen wie die zur Befreiung von Sklaven oder zur Emanzipation von Frauen.

Klassischen Tierschutz oder Naturschutz, der eine Tiernutzung einbegreift, lehnt Kaplan ab. Kaplan wirft Tierschützern auf nicht tierrechtlicher Grundlage vor, den Fleischessern jenes gute Gewissen zurückzugeben, das sie vor der Entstehung der Tierrechtsbewegung hatten, und dies teilweise - so beispielsweise in Bezug auf Michael Aufhauser - unter dem EtikettTierrechteunrechtmäßig zu vermarkten[4]. Seine Mindestforderung ist ein Verzicht auf Fleischverzehr sowie eine Einschränkung des Verbrauchs anderer Tierprodukte. Gleichzeitig solle alles unternommen werden, um vegane Produkte zu entwickeln und zu fördern[5].

Mit dem Bekanntwerden seines Aufsatzes Müssen Tierrechtler Veganer sein [6] hat Kaplans Glaubwürdigkeit bei seinen Anhängern, die ihn zumeist für einen strikten Veganer hielten, erheblich Schaden genommen. [7] Kaplan wurde Inkonsequenz vorgeworfen, da er gelegentlich und mit Genuss Käse verzehre, krankheitsbedingt und mangels Angebot auf (orthopädische) Lederschuhe angewiesen sei und in seinen Büchern ausschließlich für Vegetarismus werbe. Kaplan vertritt dabei eine pragmatische Position, da so gut wie niemand ohne den Zwischenschritt des Vegetarismus Veganer werde[8], was von radikaleren Vertretern des Veganismus wie Achim Stößer scharf kritisiert wurde.

Gegenüber demSpiegelbekräftigte und präzisierte er seine Position:Ich halte die moralische Verurteilung des Vegetarismus für kontraproduktiv. Damit macht man kaum jemanden zum Veganer, verhindert aber viele Vegetarier.“ Ziel müsse aber eine vegane Gesellschaft sein, „in der die Menschen nicht mehr auf Kosten der Tiere leben“.[9]

Für Unmut und Unverständnis sorgte Kaplans These, die Vegetarismusdiskussion, die durch die BücherTiere essen“ (J. S. Foer) undAnständig essen“ (K. Duve) ausgelöst wurde, sei für die Fleischindustrieein Glücksfallgewesen. Die dort erhobene Forderung, weniger Fleisch anstatt kein Fleisch zu essen, besitze nämlich, so Kaplan, einerseits keinemoralische Kraft“ - so wie auch die Forderung, weniger zu foltern anstatt nicht zu foltern, keine moralische Kraft besitze. Außerdem sei das MottoWeniger Fleisch!“ einoptimaler Aufhängerfür Schlagworte, die das Fleischimage sogar verbessern („bewußter essen“, „Bio-Fleischusw.). Folge sei, daß letztlich nicht weniger, sondern mehr Fleisch konsumiert werde.[10] 

Holocaustvergleich und Vorwürfe der Gewaltverherrlichung

Kaplan wurde vorgeworfen, durch Vergleiche von Tierhaltung und Holocaust letzteren in menschenverachtender Art und Weise zu relativieren.[11][12] Die von PETA nach erheblichen Protesten zurückgezogene Kampagne Der Holocaust auf Ihrem Teller befürwortet Kaplan weiterhin.[13]

Kaplans Einstehen für die umstrittenen Tierrechtsaktivitäten der Glaubensgemeinschaft Universelles Leben, der Kaplan nicht angehört, wurde ebenfalls scharf kritisiert [11]. Mehrere kontroverse Aussagen Kaplans zur Gewaltanwendung in der Tierrechtsbewegung wurden unter anderem von Michael Miersch als Inspiration von Gewalttaten und unzureichende Distanzierung von schweren Verbrechen gewertet[14].

Des Weiteren wird Kaplan dafür kritisiert, dass er der rechtsradikalen ZeitschriftFahnenträgerein Interview mit dem TitelDer Holocaustvergleich wird immer wichtigergab.[15]

Belege

  1. [1] Tierrechte und Utilitarismus - Singer stellt klar, Tierversuche abzulehnen, Philosophische Grundlagen Kaplans laut www.tierrechte-kaplan.org
  2. [2] "Wir brauchen keine neue Moral", Position zum Spezieszismus auf www.tierrechte-kaplan.org
  3. [3] Position zurEinfachen Ethikauf www.tierrechte-kaplan.org
  4. [4] "Schadet "Tierdiplomat" Aufhauser den Tieren?" Kommentar auf www.tierrechte-kaplan.org
  5. [5] Das vegetarisch-vegane Manifest auf www.tierrechte-kaplan.org
  6. [6] "Müssen Tierrechtler Veganer sein?" Stellungnahme auf www.tierrechte-kaplan.org]
  7. ausführliche Fußnote S. 79 in Eine Einführung in Jugendkulturen: Veganismus und Tattoos, von Wilfried Breyvogel, Verlag VS Verlag, 2005, ISBN 3810035408
  8. [7]Vegetarisch oder vegan? - Notwendige Bemerkungen zu einer überflüssigen Debatte, Stellungnahme auf www.tierrechte-kaplan.org
  9. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-76397381.html
  10. http://www.fellbeisser.net/news/vegetarismusdebatte-fordert-fleischkonsum
  11. a b [8] Kennen Sie Kaplan?, Polemik gegen Kaplan auf www.henryk-broder.de
  12. [9] Auschwitz liegt nicht am Strand von Malibu und auch nicht auf unseren Tellern - Kritische Anmerkungen zumKZ-Vergleichauf www.tan.pflanzenmoerder.de
  13. [10] Wahrheitsverachtend! Die Kritik an Petas Holocaust-Vergleich ist gefährlicher Unsinn, Kaplans Stellungnahme zum Holocaustvergleich www.tierrechte-kaplan.org
  14. [11] Längeres Zitat und Rezension unter anderem in die "Die Kriminalpolizei", Zeitschrift der Gewerkschaft der Polizei, I/2004
  15. http://www.tierbefreier.de/tierbefreiung/68/inhalt.html

Bibliographie

  • Ist die Psychoanalyse wertfrei? Verlag Hans Huber, Bern 1982, ISBN 3-456-81122-5
  • Philosophie des Vegetarismus. Peter Lang, Frankfurt 1988
  • Warum Vegetarier? Frankfurt 1989
  • Sind wir Kannibalen? – Fleischessen im Lichte des Gleichheitsprinzips. Frankfurt 1991, ISBN 3-631-43628-9
  • LeichenschmausEthische Gründe für eine vegetarische Ernährung. Rowohlt, Reinbek 1993 (3. Aufl. 2002), ISBN 3-499-19513-5
  • Warum ich Vegetarier binProminente erzählen. Rowohlt, Reinbek 1995, ISBN 3499196751
  • Tiere haben RechteArgumente und Zitate von A bis Z. Harald Fischer Verlag, Erlangen 1998 (2. Aufl. 2002), ISBN 3-891-31118-4
  • TierrechteDie Philosophie einer Befreiungsbewegung. Echo, Göttingen 2000, ISBN 3926914351
  • Wozu Ethik? Asku-Presse, 2001, ISBN 3-930-99412-7
  • Die Ethische WeltformelEine Moral für Menschen und Tiere. Vegi-Verlag, Neukirch-Egnach 2003, ISBN 3-909-06704-2
  • Shitai no bansan. Doujidaisya, Tokyo 2005, ISBN 4-886-83544-9
  • Der Verrat des Menschen an den Tieren. Vegi-Verlag, Neukirch-Egnach 2006, ISBN 3-909067-06-9
  • Freude, schöner GötterfunkenGlück zwischen Schmerz und Tod, 2007, ISBN 978-3833497056
  • Helmut F. Kaplan. „TierbefreiungenKriminelle Akte oder konsequente Ethik?“. Interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft Tierethik (Herausgeber). TierrechteEine interdisziplinäre Herausforderung. Erlangen 2007. ISBN 978-3-89131-417-3
  • Leben, Lieben, Leiden. Books on Demand Gmbh 2008, ISBN 978-3837016215
  • Fondements éthiques pour une alimentacion végétarienne, L´Harmattan, Paris 2008, ISBN 978-2-296-05826-2
  • Ich esse meine Freunde nicht oder Warum unser Umgang mit Tieren falsch ist , trafo Verlagsgruppe, Berlin 2009, ISBN 978-3-89626-941-6

Weblinks


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