Lenne-Dreieck

Lenne-Dreieck
Moderne Architektur im Lenné-Dreieck,
Ebert- Ecke Lennéstraße
Columbushaus, 1932: links Bellevuestraße, rechts Ebertstraße
Beisheim-Center von der Bellevuestraße aus, links die Lennéstraße

Als Lenné-Dreieck wird die Fläche zwischen Lennéstraße, Bellevuestraße und Ebertstraße am Potsdamer Platz im Berliner Bezirk Mitte Ortsteil Tiergarten bezeichnet. Dieser inoffizielle Name kommt von der Lennéstraße; diese wiederum ist benannt nach Peter Joseph Lenné, dem Gestalter des Großen Tiergartens in seiner heutigen Form.

Geschichte

Entstanden ist die Fläche mit der Erweiterung der Berliner Stadtmauer um 1735. Nördlich vor dem Potsdamer Tor wurde ein Exerzierplatz angelegt, der durch die Akzisemauer (heute Ebertstraße), die Allee nach Charlottenburg (heute Bellevuestraße) und den Kanonenweg (heute Lennéstraße) begrenzt war. Ein vergleichbarer, aber erheblich größerer Exerzierplatz entstand vor dem Brandenburger Tor – der heutige Platz der Republik. Unter Friedrich II. wurde das Gelände am Potsdamer Tor jedoch als zu klein für die militärischen Übungen befunden. Der König schenkte es 1749 als Schulgarten der Ökonomisch-Mathematischen Realschule, geleitet durch Johann Julius Hecker.

Um 1825 war die Schulbotanik Vergnügungslokalen[1] gewichen. Bald darauf entstanden auf dem Gelände Villen in Fortsetzung des „Geheimratsviertels“. In den Gründerjahren ab 1870 wurden sie durch repräsentative vierstöckige Hotels und Geschäftshäuser ersetzt. Ein architekturgeschichtlicher Höhepunkt war 1931 das Columbushaus von Mendelssohn als Eckgebäude zwischen Bellevuestraße und Ebertstraße.

Im Rahmen einer Reform der Verwaltungsbezirke kam das Lenné-Dreieck am 1. April 1938 vom Bezirk Tiergarten zum Bezirk Mitte. Während der Teilung Berlins gehörte das Grundstück deshalb zu Ost-Berlin. Im kriegsbeschädigten Columbushaus wurde eine Dienststelle der Volkspolizei eingerichtet, die beim Aufstand am 17. Juni 1953 gestürmt und angezündet wurde. Als damit das letzte Gebäude des Lenné-Dreiecks unbenutzbar geworden war, wurde es abgerissen und 1956/1957 die gesamte Ruinenfläche des Lenné-Dreiecks eingeebnet. 1961 wurde die Berliner Mauer im Verlauf der Ebertstraße errichtet. Am vor der Mauer liegenden Lenné-Dreieck wurde hingegen von der DDR der eigentliche Grenzverlauf nur durch einen einfachen Zaun dargestellt. Dieser Zaun wurde von West-Berlinern an mehreren Stellen niedergetreten. So entstanden Trampelpfade als Abkürzung über das zu Ost-Berlin gehörende Territorium.

Am 31. März 1988 wurde eine Vereinbarung zwischen West-Berlin und der DDR über einen Gebietstausch geschlossen, durch den 96,7 ha (zu denen das Lenné-Dreieck gehörte) mit Wirkung zum 1. Juli 1988 an West-Berlin gingen. Die DDR erhielt im Gegenzug Grundstücke mit einer Gesamtgröße von 87,3 ha und eine Ausgleichszahlung von 76 Mio. DM. West-Berlin wollte auf dem Lenné-Dreieck eine Verbindungsstraße (laut den ursprünglichen Plänen ein Teilstück der Westtangente) errichten.

Am 26. Mai 1988 wurde das Lenné-Dreieck von linksalternativen West-Berlinern besetzt und ein Zeltdorf errichtet. Dies diene vor allem dem Schutz der dort weitgehend unberührten Natur. Die Besetzung wurde durch die schwierige politische Lage begünstigt, da die West-Berliner Polizei das Ost-Berliner Territorium noch nicht betreten durfte und die Behörden der DDR an dem Konflikt nicht interessiert waren. Im Zuge der Besetzung wurde der Platz in Norbert-Kubat-Dreieck umbenannt. Norbert Kubat war am Morgen des 2.  Mai 1987 festgenommen worden. Ihm wurde Landfriedensbruch im Rahmen der Unruhen am Ersten Mai 1987 vorgeworfen. Am 26. Mai nahm sich Norbert Kubat in der Untersuchungshaft das Leben. Eine Haftverschonung war abgelehnt worden.

Am Morgen des 1. Juli 1988 wurde das Lenné-Dreieck von mehreren Hundertschaften der West-Berliner Polizei geräumt. Die 180 bedrängten Besetzer bekamen Hilfe von DDR-Grenzsoldaten, die zuließen, dass sie mit Leitern die Mauer überwanden. Im Todesstreifen standen Lastwagen bereit, die die flüchtigen Besetzer aufnahmen. Die Besetzer wurden zunächst zu einem Frühstück in Ost-Berlin eingeladen und danach über den Bahnhof Berlin Friedrichstraße wieder zurück nach West-Berlin geschleust. Wie später bekannt wurde, war die Fluchtmöglichkeit bereits im Vorfeld von den Aktivisten über Vertreter der SEW mit DDR-Behörden abgesprochen worden. [2]

Das Lenné-Dreieck steht seit der abschließenden Neugestaltung des Potsdamer Platzes im Jahre 2004 in unmittelbarer Nachbarschaft zum Sony Center und dem BahnTower. Auf einem Großteil des Geländes wurde das Beisheim-Center[3] errichtet, in dem sich unter anderem das The Ritz-Carlton Berlin sowie das Berlin Marriott Hotel befinden.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bericht von Friedrich Tietz um 1826
  2. Berliner Zeitung vom 20.06.1998
  3. Website des Beisheim Centers

52.51083333333313.3757Koordinaten: 52° 30′ 39″ N, 13° 22′ 30″ O


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