Lenzen (Wasser)

Lenzen (Wasser)
Lenzpumpe auf der Friederike von Papenburg

Als Lenzen (niederdeutsch lens = „leer“) bezeichnet man allgemein das Abpumpen von Wasser aus einem (Wasser-)Fahrzeug oder im Tiefbau.

Inhaltsverzeichnis

Wasserfahrzeuge

Gelenzt wird bei Wasserfahrzeugen jenes Wasser, das sich bei einem Leck oder auch beim normalen Betrieb im unteren Teil eines Schiffsrumpfes, der Bilge, sammelt.

Auch das Ballastwasser von großen Frachtschiffen, welches ihnen bei Leerfahrten Stabilität gibt, wird gelenzt. Wegen ökologischer Probleme durch in fremde Gewässer eingeschleppte Organismen werden bis zur Einführung von Filtermaßnahmen die Ballasttanks meist in tiefen Gewässern auf See gelenzt und mit Wasser von der offenen See wieder befüllt.

Lenzpumpe

Häufig kommt hierzu eine sogenannte Lenzpumpe, auch Bilgepumpe (Bilge) genannt zum Einsatz, die meist darauf optimiert ist, hohe Volumina Wasser zu transportieren, und nicht darauf, besonders hohe Drücke zu erzeugen.

Mittlerweile verfügen jedoch auch andere Fahrzeuge als Schiffe über Lenzpumpen, so zum Beispiel manche Panzer (z. B. Leopard 2), die so Gewässer gefahrloser durchqueren können. Inzwischen gibt es auch andere Lenztechniken, so dass nicht alle Schiffe über Lenzpumpen verfügen.

Lenzklappe

Lenzklappen sind meist manuell zu bedienende Öffnungsventile, mit deren Hilfe kleinere Sportboote eingedrungenes Wasser wieder über Bord schaffen. Die Lenzklappen liegen unter dem Wasserspiegel (420er Jolle, Laser u.ä.), hierbei ist das Lenzen nur bei ausreichender Geschwindigkeit möglich. Sie arbeiten aufgrund der Sogwirkung, die sich mit der Fahrt durch das Wasser einstellt (Prinzip einer Wasserstrahlpumpe). Sie funktionieren nicht bei zu großer Höhendifferenz zwischen Cockpitboden und Wasseroberfläche. Ist entweder die Fahrtgeschwindigkeit zu gering oder liegt die Lenzklappe zu tief, strömt das Wasser zurück in das Boot, falls das nicht durch ein Rückschlagventil verhindert wird.

Erfinder der (auch Selbstlenzer genannten) Lenzklappen ist Paul Elvstrøm, der erfolgreichste Segler Dänemarks.

Lenzeimer

Selten wird auch ein Lenzeimer, ein Gefäß, dazu benutzt, Wasser aus Schiffen bzw. Wasserfahrzeugen manuell herauszulassen.

Selbstlenzendes Cockpit

selbstlenzendes Cockpit

Von einem selbstlenzendem Cockpit spricht man bei Segelbooten, deren Cockpitboden über der Wasseroberfläche liegt, und somit eine einfache Öffnung nach außen reicht, um Spritzwasser über Bord zu leiten. Bei modernen Rennyachten ist man dazu übergegangen, das gesamte Achterschiff zu öffnen, so können auch große Mengen an Wasser, wie sie z. B. bei Brechern eindringen können, schnell abgeleitet werden. Bei größeren Yachten (z. B. solchen für Hochseerennen) befindet sich am Heck daher nur noch ein Abschluss in Form einer einfachen Reling, um zu verhindern, dass jemand über Bord gespült wird.

Lenzrohr

Auf kleineren Jachten ist der Cockpitboden nach hinten und seitlich oft geschlossen. Großdimensionierte Lenzrohre verbinden dann den Boden mit dem Rumpf und führen so das Wasser direkt in die See.

Lenzen mittels Pütz oder Ösfass

Technische Mittel zum Lenzen, wie Lenzpumpen, können ausfallen. Beispielsweise kann die Ansaugöffnung verstopfen oder die Stromversorgung ausfallen. Für diese Fälle sollen mindestens zwei Eimer mit einer Leine am Henkel, auch als Pütz bzw. Schlagpütz bezeichnet, an Bord mitgeführt werden. Mit einer derartigen Pütz können effektiv größere Mengen Wasser aus einem Schiff geschöpft werden.

In Sonderfällen z. B. auf sehr kleinen Jollen wie dem Jüngstensegelboot Optimist kommt das bei Seglern auch bekannte Ösfass zum Einsatz.

Tiefbau

Im Tiefbau hat man vor allem mit Grundwasser, aber auch Regenwasser bei Wolkenbrüchen zu kämpfen. Bei wenig Wassereintritt in die Baugrube oder den Tunnel wird das Wasser laufend abgepumpt (Wasserhaltung).

Bei hohem Grundwasserspiegel und tiefen Baugruben schlägt man Spundwände oder sichert die Baugrube durch ähnliche Maßnahmen ab. Danach wird die Erde bis zur gewünschten Tiefe unter den Wasserspiegel ausgebaggert, die Baugrube mit Unterwasserbeton abgedichtet und dieser mit Ankern gegen Auftrieb gesichert. Danach kann mit dem Lenzen begonnen werden. Bei der Statik muss schon auf den sich dadurch innerhalb kurzer Zeit verändernden Belastungszustand Rücksicht genommen werden. In der trockenen Baugrube kann dann wie gewohnt weitergearbeitet werden.


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