Libanesische Republik

Libanesische Republik
الجمهورية اللبنانية

al-Ǧumhūriyya al-lubnāniyya
Libanesische Republik

Flagge Libanons
Wappen Libanons
Flagge Wappen
Amtssprache Arabisch
Hauptstadt Beirut
Staatsform Parlamentarische Republik
Regierungsform Parlamentarische Demokratie
Staatsoberhaupt Präsident Michel Sulaiman
Regierungschef Premierminister Fouad Siniora (geschäftsführend)
Fläche 10.452 km²
Einwohnerzahl 3.971.000 (2008, geschätzt)
Bevölkerungsdichte 380 Einwohner pro km²
BIP nominal (2007)[1] 24.640 Mio. US$ (84.)
BIP/Einwohner 6.569 US$ (68.)
HDI 0,772 (88.)
Währung 1 Libanesisches Pfund (LBP, L£) = 100 Piaster
1 USD = 1507,5 LBP (fix)
1 EUR = 1.951 LBP
1000 LBP = 0,51256 EUR

(Stand: 17. März 2009)

Unabhängigkeit von Frankreich am 22. November 1943
Nationalhymne Kulluna lil-Watan lil-Ula lil-Alam
Nationalfeiertag 22. November
Zeitzone UTC +2h
Kfz-Kennzeichen RL
Internet-TLD .lb
Telefonvorwahl +961

Der Libanon (amtlich: Libanesische Republik (arabisch: ‏الجمهورية اللبنانية‎)) ist ein Staat in Vorderasien am Mittelmeer. Libanon grenzt an Syrien im Norden und Osten und an Israel im Süden, am Mittelmeer zum Westen. Der Libanon wird zu den Maschrek-Staaten gerechnet.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Da der Libanon für die letzten 50 Jahre eine sehr starke Landflucht aufweist, lebt der Großteil der Bevölkerung in Städten, vor allem in der Hauptstadt Beirut und Vororten. Dort leben mehr als die Hälfte der Libanesen, und noch ein größerer Anteil arbeitet hier.

Größte Städte mit Einwohnerzahlen (geschätzt; seit 1932 gab es keine offizielle Volkszählung):

Das Land gliedert sich in vier Landschaftszonen, die parallel zur Küste verlaufen:

  1. Der 225 km lange, schmale steile Küstenstreifen, welcher sich nur im Norden und Süden ausweitet.
  2. Das stark zerklüftete Libanon-Gebirge, das bis zu 3.000 m hoch ist.
  3. Die fruchtbare Bekaa-Ebene, die im Regenschatten des Libanon-Gebirges liegt, jedoch aufgrund von künstlicher Bewässerung sehr fruchtbar ist (Weinanbau, Getreide, Milchwirtschaft, Obst)
  4. Der trockene Antilibanon-Gebirgszug und der Hermon, der die Grenze zu Syrien bilden.

Der Litani ist mit 140 km der längste Fluss des Libanon, dessen Lauf vollständig innerhalb des Staatsgebietes liegt.

Klima

Entsprechend den Unterschieden in der Landschaft des Libanon, ist auch das Klima sehr unterschiedlich. An der Küste herrscht mediterranes Klima mit trockenen, warmen Sommern und feuchten, regenreichen Wintern. Im Gebirge herrscht ausgesprochenes Gebirgsklima, wobei auch hier der Hauptniederschlag im Winter fällt und dann hauptsächlich in Form von Schnee. An der Grenze zu Syrien herrscht ein trockenes Steppenklima, welches den Übergang zum Wüstenklima des südlichen Syriens und Jordaniens bildet. In Beirut liegen die Temperaturen am Tag bei durchschnittlich 18°C im Januar und bei 30°C im Juli und August. Im Dezember und Januar gibt es durchschnittlich 11 Regentage in Beirut, während der August im Allgemeinen völlig trocken bleibt.

Bevölkerung

Beirut Place de l'Étoile (ساحة النجمة)
Khatem-Al-Anbiyaa-Moschee in Beirut

Der Libanon hat ungefähr 4 Millionen Einwohner (Stand 2008, geschätzt). [2] Davon sind etwa 95 % arabischer, 4 % armenischer, 1 % anderer Abstammung. Im Land verteilt leben kurdische sowie 408.438 bei UNRWA registrierte palästinensische sowie irakische Flüchtlinge.

In den ersten Jahren des Bürgerkriegs verließen vermutlich mehr als eine halbe Million Menschen das Land – da offizielle Zahlen nicht verfügbar sind, handelt es sich um Schätzungen.

  • Geburtenziffer 2005 (geschätzt): 1,8 %
  • Sterberate 2005 (geschätzt): 0,6 %
  • Kindersterblichkeit 2005 (geschätzt): 0,2 %
  • Alphabetisierungsgrad Erwachsene (> 15 Jahre) 2003 (geschätzt): 87,4 %

Sprachen

Die große Mehrheit der Libanesen spricht Arabisch in einem dem syrischen Arabisch und dem palästinensischen Arabisch sehr ähnlichen Dialekt; Minderheiten sprechen Armenisch, Kurdisch und Aramäisch, das auch die Liturgiesprache der maronitischen Kirche und anderer syrischer Kirchen ist. Neben Arabisch ist auch Französisch als Verkehrs- aber auch Elitesprache verbreitet, und in letzter Zeit auch Englisch als Drittsprache.

Religionen

Es gibt im Libanon 17 anerkannte Religionsgemeinschaften, die größten davon sind Sunniten, Maroniten und Schiiten. Weil seit 1932 kein Zensus mehr erhoben worden ist,[3] liegen keine verlässlichen Schätzungen für die Größe der einzelnen Glaubensgemeinschaften vor. Beispielsweise wird die Anzahl der Schiiten im 1990er Jahrzehnt zwischen 780.000 und 1,37 Millionen geschätzt.[4]

Siehe auch: Konfessionelle Parität, Christen im Libanon

Geschichte

→ Hauptartikel: Geschichte des Libanon Seit dem Altertum spielten den Libanon einbeziehende Königreiche und Handelsrepubliken (Byblos, Tyros, Sidon) eine bedeutende Rolle in Vorderasien und dem östlichen Mittelmeer.

Eine spezifische libanesische Identität findet sich erstmals Anfang des 19. Jahrhunderts in Schriften von Historikern.[5] Der politische Vorläufer des Libanon war eine bis 1916 von einem christlichen Armenier als Gouverneur geführte autonome Provinz innerhalb des Osmanischen Reiches. Ab 1920 war er französisches Mandatsgebiet.

Am 26. November 1941 kündigte der französische General Georges Catroux die Unabhängigkeit des Libanon sowie seine Unterordnung unter die freifranzösische Regierung an. Im November 1943 fanden Wahlen statt, und am 8. November 1943 löste die neue libanesische Regierung das französische Mandat unilateral auf. Direkt nach der Unabhängigkeit des Libanon wurden etwa 20.000 Mann Freiwillige unter dem Kommando des späteren Präsidenten Fouad Chehab in die freifranzösische Armee unter Charles de Gaulle eingegliedert, wo sie in Bir Hakeim und bei Monte Cassino ihren Beitrag zum Erfolg der Alliierten im mediterranen Kriegsschauplatz leisteten. Der unabhängige Libanon war somit Teil der "Anti-Hitler-Koalition" und später auch Gründungsmitglied der Vereinten Nationen, bei dessen Gründungsversammlung in San Francisco im Februar 1945 der libanesische Delegierte Charles Malik neben Eleanor Roosevelt eine dominierende Rolle spielte und wesentliche Teile der UN-Charta und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte mitverfasste. Am 22. November 1943 fand die Wiedereinsetzung durch libanesische Amtsträger statt, dies ist zugleich auch der offizielle Unabhängigkeitstag. Wegen seiner wirtschaftlichen Stabilität und politischen Neutralität (1949–1969) wurde der stark westlich bzw. französisch geprägte Libanon in den 1950er und 1960er Jahren auch als „Schweiz des Orients“ bezeichnet. Die Hauptstadt Beirut galt bis zum Bürgerkrieg 1984 sogar als „Paris des Nahen Ostens“.

Bürgerkrieg in Libanon

→ Hauptartikel: Libanesischer Bürgerkrieg

Von Mitte der 1970er Jahre bis 1990 wurde das Land von einem Bürgerkrieg heimgesucht. Der Bürgerkrieg nahm im April 1975 mit dem Ausbruch offener Gefechte zwischen der maronitischen Phalange-Miliz und palästinensischen und libanesisch-muslimischen Milizen seinen Anfang. Offizieller Beginn ist der 13. April, als die Kata'ib nach einem Anschlag auf eine Kirche die palästinensischen Insassen eines Busses auf dem Rückweg in ein Flüchtlingslager massakrierten.

Die Ursachen des Bürgerkrieges werden unterschiedlich diskutiert. Während die einen vor allem den Konflikt mit den Palästinensern in den Vordergrund stellen, sehen andere die sich verschärfenden sozialen Unterschiede allgemein und im besonderen entlang konfessioneller Grenzen als Ursache. Wieder andere betonen die Einflussnahme äußerer Mächte. Diejenigen, die den Konflikt mit den Palästinensern betonen, heben dabei auf den Verlust des ethnischen Gleichgewichts ab nach der Ankunft der im Schwarzen September 1970 aus Jordanien vertriebenen bewaffneten Kräfte der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO).

1976 marschierten syrische Soldaten im Libanon ein und griffen auf Seiten der christlichen Fraktion in den Krieg ein.

Am 14. März 1978, nach mehreren Anschlägen der PLO, deren letzter ein Anschlag auf einen israelischen Autobus bei Tel Aviv am 11. März 1978 war und den Tod von 37 Israelis verursachte und weitere 76 Menschen verletzte, marschierte die israelische Armee im Rahmen der Operation Litani in den Südlibanon ein und besetzte das Gebiet südlich des Flusses Litani. Dabei wurden zwischen 1.000 und 2.000 Personen getötet und nach Schätzungen der libanesischen Regierung rund 280.000 vertrieben. Fünf Tage nach dieser Invasion wurde die Resolution 425 des UN-Sicherheitsrates angenommen, zu deren Umsetzung UNIFIL-Truppen im Südlibanon stationiert wurden. 1982 besetzte Israel den Süden des Landes und zwang die PLO in diesem Libanonfeldzug am 21. August zum vollständigen Rückzug aus dem Libanon. Dieser wurde unter Aufsicht einer multinationalen Schutztruppe, überwiegend amerikanischer und französischer Soldaten, durchgeführt. Am 17. September 1983 beschoss die US Navy erstmals Stellungen der Syrer in der Nähe von Beirut. Die multinationale Friedenstruppe verließ allerdings Ende Februar bzw. anfangs März 1984 den Libanon, nachdem am 23. Oktober 1983 bei zwei Bombenanschlägen auf die multinationalen Hauptquartiere, die der Hisbollah zugeschrieben werden, 241 US-Soldaten und 58 Franzosen getötet wurden. 1985 richtete Israel eine Schutzzone im Vorfeld der israelischen Grenze ein.

Das Abkommen von Taif schuf erst 1989 die Grundlage für die Beendigung des Bürgerkrieges. Der Bürgerkrieg forderte 90.000 Todesopfer, 115.000 Verletzte und 20.000 Vermisste. 800.000 Menschen flohen ins Ausland. Mit dem syrisch-libanesischen Vertrag (Mai 1991) konnte Syrien seine Funktion als Ordnungsmacht (Besatzungsmacht) im Libanon festigen.

Nach dem Bürgerkrieg

1994 und 1995 bombardierte die israelische Armee wiederholt Stellungen der paramilitärischen, schiitischen Hisbollah im Südlibanon, um gegenüber der libanesischen Regierung der israelischen Forderung nach Entwaffnung der pro-iranischen Miliz Nachdruck zu verleihen. Die israelische Armee zog sich am 24. Mai 2000 mit Ausnahme des umstrittenen Gebietes der Schebaa-Farmen vollständig aus Libanon zurück.

Hariris Ermordung und Neuwahlen 2005

Der syrienfreundliche Präsident Lahoud konnte Ende 2004 sein abgelaufenes Mandat vom Parlament durch Verfassungsänderung um drei Jahre verlängern lassen. Dies führte rasch zum Rücktritt Rafiq al-Hariris, nachdem sich dieser darüber hinaus auch mit seiner Forderung nach einem Abzug der syrischen Truppen nicht durchsetzen konnte. Am 14. Februar 2005 wurde al-Hariri durch einen Bombenanschlag getötet, bei dem mehrere Menschen ums Leben kamen.

Der Tod al-Hariris wurde zum Ausgangspunkt einer innenpolitischen Eskalation. Eine breite oppositionelle Bewegung forderte vehement den Rückzug der syrischen Truppen. Diese Bewegung stützte sich vor allem auf Christen, Drusen und Sunniten, wurde aber auch von nennenswerten Teilen der schiitischen Bevölkerung mitgetragen. Auch die USA und Frankreich übten seit Ende Februar immer mehr Druck auf Syrien aus. Am 28. Februar trat die syrienfreundliche libanesische Regierung zurück. Syrien verständigte sich am 7. März mit dem Libanon, seine Truppen als ersten Schritt bis zum Ende des Monats ins östliche Bekaa-Tal zurückzuziehen. Ende April waren dann bereits alle 14.000 syrischen Soldaten in ihre Heimat zurückgekehrt.

Am 8. März 2005 rief die antiwestliche Hisbollah zu einer Demonstration auf, um gegen die UN-Resolution 1559 (die schon seit 2. September 2004 eine Entwaffnung dieser Gruppe fordert) zu protestieren. Viele der ca. 500.000 Teilnehmer an der Demonstration dankten aber auch den Syrern und wandten sich gegen die USA und Israel. Dies gab der pro-syrischen Fraktion genug Kraft, um den wenige Tage zuvor zurückgetretenen Premier Omar Karami am 10. März neuerlich mit der Regierungsbildung zu beauftragen. Am 14. März versammelten sich bei einer weiteren Demonstration der Opposition 300.000 Menschen im Zentrum Beiruts. Die prosyrischen Demonstrationen am 8. März und die antisyrischen am 14. März gaben daraufhin den zwei Lagern des neuentstandenen politischen Spektrums ihren Namen.

Am 15. April wurde Nadschib Miqati Ministerpräsident einer Übergangsregierung. Im Juni fanden Parlamentswahlen statt. Sie wurden von Saad al-Hariris oppositioneller anti-syrischer „Zukunftsbewegung“ gewonnen. Saad al-Hariri ist der Sohn des ermordeten Rafiq al-Hariri.

Am 30. Juli wurde der damalige Finanzminister Fouad Siniora von Präsident Lahoud mit der Regierungsbildung beauftragt. Die Duldung des bewaffneten Arms der Hisbollah durch die libanesische Regierung setzte sich auch nach dem Wahlsieg der Opposition fort. Darüber hinaus wurde die Hisbollah nun erstmals an der Regierung beteiligt, dem Kabinett gehörte nun ein Minister (Energieminister) der schiitischen Hisbollah an. Die Bewegung FPM (Free Patriotic Movement) des aus dem Exil zurückgekehrten ehemaligen christlichen Premierministers Michel Aoun, die seit 1990 friedlich gegen die syrische Besetzung gekämpft hatte, entschied sich gegen eine Regierungsbeteiligung.

Zweiter Libanonkrieg 2006

Seit dem Abzug der israelischen Truppen aus dem Libanon im Jahre 2000 gab es fast regelmäßig im israelisch-libanesischen Grenzgebiet bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen der Hisbollah und der israelischen Armee.[6] Die Hisbollah machte Israel für ein Attentat, dem Mahmoud Majzoub, Führer des Islamischen Dschihad, und dessen Bruder zum Opfer fielen, verantwortlich und begann ab 28. Mai mit Raketenangriffen auf Militärfahrzeuge und eine Militärbasis in Israel. Israel reagierte mit Luftangriffen auf ein palästinensisches Flüchtlingslager im Libanon.Quelle? Am 29. Mai verstärkte die Hisbollah die Raketen- und Mörserangriffe, die Israel wiederum zu größeren Luft- und Artillerieangriffen veranlassten.[7]

Vom 12. Juli bis zum 14. August 2006 führte Israel dann einen De-facto-Krieg gegen die Hisbollah, nachdem diese zwei israelische Soldaten im israelisch-libanesischen Grenzgebiet entführt hatte (Libanonkrieg 2006). Die Hisbollah reagierte mit von libanesischem Territorium abgefeuerten Raketen auf Ziele im Norden Israels. Die israelischen Luftangriffe und Bodenoffensiven verursachten massive Zerstörungen in den südlichen Landesteilen, südlichen Teilen Beiruts und auch vereinzelten Zielen im Norden des Landes. Bei dem Krieg starben über 1100 Libanesen, davon laut libanesischen Quellen zur Mehrheit Zivilisten. Auf israelischer Seite kamen nach UN-Angaben über 40 Zivilisten durch die Raketenangriffe der Hisbollah auf Nordisrael ums Leben. Der Süden des Libanon ist seit Ende der Kampfhandlungen im Rahmen der UN-Resolution 1701 der internationalen Friedenstruppe UNIFIL und der libanesischen Armee unterstellt.

Anschläge und Gefechte in Nahr al-Bared

In einer Anschlagserie von 2004 bis 2008 kamen über ein Dutzend antisyrische Politiker und Intellektuelle ums Leben, darunter neben Rafiq al-Hariri auch Gebran Tueni, Samir Kassir, Walid Eido. Am 21. November 2006 wurde der maronitisch-christliche Minister Pierre Gemayel junior Opfer eines Mordanschlags.

Im palästinensischen Flüchtlingslager Nahr al-Bared kam es von Mai bis Juli 2007 zu den heftigsten Gefechten im Libanon seit dem Abkommen von Taif. Bei den mehrwöchigen Kämpfen zwischen der libanesischen Armee und der radikal-islamischen Untergrundorganisation Fatah al-Islam, die sich in dem Lager verschanzt hatte, wurden über zweihundert Personen getötet.

Innenpolitische Krise und Abkommen von Doha

Im Herbst 2006 traten die schiitischen und ein oppositionsnaher christlicher Minister aus Protest gegen die Pläne der Regierung zum Hariri-Tribunal zurück. Die antiwestliche Opposition unter Führung der Hisbollah, der Amal und der Freien Patriotischen Bewegung des maronitischen Politikers Michel Aoun sah aufgrund der nun entgegen dem konfessionellen Proporzsystem Libanons weggefallenen schiitischen Vertretung im Kabinett die Regierung als illegitim an und bekräftigte ihre Forderung nach der Bildung einer neuen Regierung mit einem 18monatigen Sitzstreik in der Innenstadt von Beirut. Parlamentspräsident Nabih Berri, der der oppositionellen Amal vorsteht, weigerte sich, Parlamentssitzungen einzuberufen.

Als Emile Lahouds Amtszeit als Präsident im November 2007 auslief, machte die Opposition ihre für die notwendige Zweidrittelmehrheit erforderliche Beteiligung an der Präsidentenwahl des Parlaments von einer vorigen Einigung auf eine Regierung der nationalen Einheit und ein neues Wahlgesetz abhängig, obwohl das Mehrheitslager den Oppositionskandidaten, Armeechef Michel Sulaiman, akzeptiert hatte. Trotz zahlreicher Vermittlungsversuche blieb so das Amt des Präsidenten über 6 Monate vakant. Im Mai 2008 führte eine Entscheidung der Regierung über das Kommunikationsnetzwerk der Hisbollah schließlich zur Eskalation, in der Hisbollah- und Amal-Kämpfer vorübergehend Westbeirut besetzten.

Die Straßenkämpfe und der Einsatz von Artillerie im Chouf-Gebirge erinnerten an den Bürgerkrieg und bewegten die Arabische Liga dazu, eine Ministerdelegation unter Leitung des katarischen Außenministers und des Generalsekretärs der Liga nach Beirut zu entsenden. Unter ihrer Vermittlung nahm die Regierung die Beschlüsse gegen die Hisbollah zurück, die im Gegenzug ihre Barrikaden räumte. Bei anschließenden fünftägigen Verhandlungen in Doha, die mehrfach durch die katarische Führung vor dem Scheitern bewahrt werden mussten, einigten sich alle libanesischen Parteien schließlich auf die Wahl Sulaimans zum Präsidenten, die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit mit 11 von 30 Posten für die Opposition, die damit Regierungsentscheidungen blockieren kann, sowie ein neues Wahlgesetz. Am 25. Mai 2008 wurde Michel Sulaiman im Beisein sowohl des iranischen und syrischen als auch des saudischen und französischen Außenministers zum Präsidenten gewählt.

Politik

Achtung!
Die Neutralität dieses Artikels oder Abschnitts ist umstritten. Eine Begründung steht auf der Diskussionsseite.
Das libanesische Parlament in Beirut

Der Libanon ist seit 1926 eine Republik und derzeit eine parlamentarische Demokratie. Die innenpolitische Lage im Libanon ist aufgrund des Konfessionalismus sehr komplex und wenig stabil. Mehrere Präsidenten, Ministerpräsidenten und andere Politiker wurden während oder nach ihrer Amtszeit ermordet. Der Libanon ist Gründungsmitglied der Vereinten Nationen seit 1945, der damalige libanesische Delegierte Charles Malik verfasste wesentliche Teile der UN-Charta und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Die Verfassung von 1926 wurde zuletzt 1999 geändert. Das Parlament (Nationalversammlung) mit 128 Mitgliedern wird alle 4 Jahre gewählt.

Die vier höchsten Staatsämter sind Mitgliedern bestimmter religiöser Gruppen vorbehalten:

  • Das Staatsoberhaupt muss maronitischer Christ sein,
  • der Regierungschef muss sunnitischer Muslim sein,
  • der Parlamentspräsident muss schiitischer Muslim sein,
  • der Oberbefehlshaber der Armee muss Christ sein.

Die Wahl des Staatsoberhauptes erfolgt alle 6 Jahre durch das Parlament (keine unmittelbare Wiederwahl). Das Wahlrecht besteht ab 21 Jahre.

Das Parlament setzt sich seit dem Abkommen von Taif nach dem Grundsatz der Konfessionellen Parität wie folgt zusammen:

Verwaltung: 5 Provinzen

Staatsoberhaupt: Michel Sulaiman seit 2008

Regierungschef: Fuad Siniora, seit 2005

Parlamentspräsident: Nabih Berri seit 1999

Wichtigste Parteien der prowestlichen Koalition "14. März":

  • Zukunftsbewegung unter dem sunnitischen Führer Saad Hariri
  • Lebanese Forces (Forces Libanaises): eine christliche politische Organisation, die im Jahre 1978 von dem gewählten, aber noch vor Amtsantritt ermordeten Präsidenten Bachir Gemayel gegründet wurde. Unter den pro-syrischen Regierungen litten die LF unter starken Beschränkungen. Erst die "Zedernrevolution" Anfang 2005 und der darauffolgende Abzug der syrischen Truppen brachte u.a. mit der Haftentlassung ihres Führers Samir Geagea den Lebanese Forces Betätigungsfreiheit.
  • Kataeb-Partei (Phalanges) unter dem christlichen ehem. Präsidenten Amin Gemayel
  • Sozialistische Volkspartei (PSP) des Drusenführers Walid Dschumblat

Wichtigste Parteien der antiwestlichen Koalition "8. März":

  • Hisbollah: im Bürgerkrieg entstandene schiitisch-religiöse Partei und Miliz, geführt von Hassan Nasrallah
  • Freie Patriotische Bewegung (FPM): Eine Bewegung, die seit 1990 gegen die syrische Besetzung des Landes protestiert hatte und noch bis zum Abzug der syrischen Armee verboten war. Ca. 16.000 Verhaftungen durch die syrische Besatzung und die Polizei musste die Bewegung hinnehmen. Geführt von dem maronitischen General Michel Aoun.
  • Amal-Bewegung: traditionelle schiitische Bewegung, die gegen die Besetzung des Landes durch Israel kämpfte. Nach dem Bürgerkrieg Versöhnung mit der Hisbollah.
  • Marada: christliche Bewegung mit ihrem Zentrum im Nordlibanon unter Suleiman Frangieh jr.

Wahlen 2005

siehe Hauptartikel: Parlamentswahlen im Libanon 2005
Allianzen Sitze Parteien Stimmen % Sitze
Rafik-Hariri-Märtyrer-Liste 72 Zukunftsbewegung (Tayyar Al Mustaqbal)   36
Progressive Sozialistische Partei (Al-Hizb at-taqadummi al-ischtiraki)   16
Lebanese Forces   5
Qurnat-Schahwan-Sammlung   6
Tripoli-Block   3
Demokratische Erneuerung   1
Demokratische Linke   1
Unabhängige   4
Widerstands- und Entwicklungsblock 35 Amal-Bewegung (Harakat Amal)   15
Hisbollah (Hizb Allah)   14
Syrische Soziale Nationalistische Partei (al-Hizb al-Qawmi al-souri al ijtima'i)   2
Andere   4
Aoun-Allianz 21 Freie Patriotische Bewegung (Tayyar Al-Watani Al-Horr)   14
Skaff-Block   5
Murr-Block   2
Gesamt 128

Seit Februar 2006 tagen in unregelmäßigen Abständen 12 ranghohe Politiker aller großen libanesischen Parteien und religiösen Gruppen an einem „runden Verhandlungstisch“ im Beiruter Regierungsviertel, um über wichtige nationale Fragen zu verhandeln ("Nationaler Dialog"). So hat man sich bisher darauf geeinigt, dass die Shebaa-Farmen libanesisches Gebiet sind. Offen sind bis heute Fragen der Entwaffnung der Hisbollah und der im Libanon ansässigen palästinensischen Milizen. Seit 2008 wird hierfür an einer Nationalen Verteidigungsstrategie gearbeitet, die den Rahmen für die staatlichen Streitkräfte wie auch für die "Résistance" (die Hisbollah) bilden soll.

Militär

Hauptartikel: Streitkräfte des Libanon

Die Streitkräfte des Libanon bestehen aus den drei Teilstreitkräften Heer, Luftwaffe und Marine und bestehen aus ca. 75.000 Soldaten. Alle drei Teilstreitkräfte werden vom Zentralkommando der libanesischen Streitkräfte in Jarzeh, im Osten von Beirut gelegen, kommandiert. Das Militär des Libanon setzt sich aus Wehrpflichtigen zusammen, die ab dem 4. Mai 2005 einberufen wurden. Der Wehrdienst dauert sechs Monate und die verpflichtende Reservezeit endet nach zwei Jahren.

Verwaltungsgliederung

Der Libanon ist in sechs Gouvernements unterteilt, die sich aus insgesamt 25 Distrikten zusammensetzen:

  1. Beirut
  2. Libanonberg , Verwaltungssitz: Baabda (Distrikte: Jbeil, Kesrouan, El Metn, Baabda, Aley, Chouf)
  3. Nord-Libanon, Verwaltungssitz: Tripoli (Akkar, Tripoli, Zgharta, Minnieh-Dinnieh, Koura, Bscharre, Batroun)
  4. Bekaa, Verwaltungssitz: Baalbek (Hermel, Baalbek, Zahlé, West-Bekaa, Rashaya)
  5. Nabatäa, Verwaltungssitz: Nabatäa (Nabatäa, Hasbaya, Marjayoun, Bent Jbeil)
  6. Süd-Libanon, Verwaltungssitz: Sidon (Jezzine, Saida (Sidon), Sour (Tyros))

Siehe auch: Liste der Städte im Libanon

Wirtschaft

Das Libanesische Pfund ist an den US-Dollar gekoppelt, welcher im Land als Zweitwährung verwendet wird. Das strenge Bankgeheimnis des Libanon bringt ihm auch den Beinamen "Schweiz des Ostens" ein. Das Land exportiert Ernährungsgüter (18,8 % der Exporte), Schmuckwaren (17,8 %), chemische Erzeugnisse (14,9 %), Maschinen und Elektrogeräte (10,5 %), Metalle und Metallprodukte (8,8 %) sowie Papier und -produkte (7,4 %). Importiert werden Maschinen und Elektroausrüstung (21,8 %), Ernährungsgüter (18,2 %), mineralische Rohstoffe (17,6 %), chemische Erzeugnisse (12,0 %), Transportmittel (8,9 %), Edel- und Halbedelsteine (6,8 %), Metalle und Metallprodukte (6,1 %) sowie Textilien (5,7 %).

Zwischen 1992 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für

Der Libanon ist das Land mit der weltweit höchsten Staatsverschuldung. Die Schuldenstandsquote beträgt 209 % (Stand 2006).[8]

Das zuletzt durch die Chemin de fer de l’État Libanais betriebene Schienennetz wurde im libanesischen Bürgerkrieg zerstört und nicht wieder aufgebaut. Derzeit wird ein Wiederaufbau nicht geplant. Der wichtigste Hafen ist Beirut.

Kultur

Medienlandschaft

Aufgrund seiner konfessionellen Vielfalt und der politischen Pluralität hat Libanon trotz seiner relativ kleinen Einwohnerzahl eine große Medienlandschaft. Die Fernsehsender gliedern sich dabei größtenteils nach konfessionellen bzw. politischen Strömungen. LBC steht der Lebanese Forces sehr nah, Al-Manar-TV steht der Hisbollah nahe, Future TV wird den Politikern um Saad Hariri zugesprochen, NBN der Amal-Bewegung. NewTV und NewTV-SAT, stehen den linken Parteien nahe. OTV wird bald auf Sendung gehen und folgt der von General Michel Aoun gegründeten Free Patriotic Movement unterstützt. Télé Lumière ist ein religiöser Sender, der zu der libanesisch-katholischen Kirche gehört. Eine Ausnahme unter den Sendern bildet der staatliche Sender TV-Liban, welcher ein eher kulturelles Programm ohne direkte politische Stellungnahmen hat.

Trotz der vielfältigen Medienlandschaft wurden von Reporter ohne Grenzen Einschränkungen in der Pressefreiheit berichtet [9]. So kamen einige Journalisten bei Anschlägen ums Leben, beispielsweise Samir Kassir oder auch Gebran Tueni. Aus diesem Anlass wurde am 10. Oktober 2005 der Samir Kassir Preis für Pressefreiheit durch die europäische Kommission gegründet [10].

Feiertage

Aufgrund der konfessionellen Vielfalt im Libanon gelten sowohl muslimische als auch christliche Feiertage für die ganze Bevölkerung. So haben libanesische Schüler sowohl am Opferfest wie auch zu Ostern schulfrei.

Libanesische Küche

siehe: Libanesische Küche

Literatur

siehe: Liste libanesischer Schriftsteller

Einreisebestimmungen

Für die Einreise in den Libanon benötigt man ein Visum, das vor der Reise oder am Tag der Einreise am Beiruter Flughafen beantragt werden muss. Der Reisepass muss bei der Abreise noch mindestens 6 Monate gültig sein.

Reisende, die sich zuvor in Israel aufgehalten haben, werden, wenn dieses aus dem Reisedokument ersichtlich ist (Einreisestempel o. ä.), regelmäßig an der Grenze zurückgewiesen, auch wenn bereits ein Visum erteilt wurde. Deutsch-libanesische Doppelstaater und Doppelstaater anderer arabischer Herkunft riskieren zusätzlich eine Festnahme, da für diesen Personenkreis ein Israel-Aufenthalt einen Straftatbestand darstellt. Ein direkter Grenzübertritt von Israel nach Libanon oder umgekehrt ist nicht möglich, da die Grenze zwischen Israel und Libanon geschlossen ist. (Auswärtiges Amt, 5. Oktober 2004)

Bei Einreise aus Syrien oder per Flugzeug wird ein einmonatiges, kostenloses Touristen-Visum an der Grenze erteilt. (Stand, Jul 2008)

Siehe auch

Literatur

  • H. Ostry: Die Kunst der Machtverteilung – der Libanon nach den Wahlen. in: KAS-Auslands-Informationen. Konrad-Adenauer-Stiftung, Amman 2005, S.93. ISSN 0177-7521
  • Dar al Janub (Hrsg.): ... und wo ist Palästina? Eine Reise in die palästinensischen Flüchtlingslager im Libanon. Wien 2006. ISBN 3-9502184-0-8
  • Georges Corm: Le Liban contemporain – histoire et société. Éd. La Découverte, Paris 2003. ISBN 2-7071-3788-X
  • Raoul Assaf: Atlas du Liban – géographie, histoire, économie. Pr. de l'Univ. Saint-Joseph, Beyrouth 2003. ISBN 9953-9015-5-4
  • Robert Fisk: Pity the Nation. Lebanon at War. University Press, Oxford ³2001. ISBN 0-19-280130-9 (Das Standardwerk zum libanesischen Bürgerkrieg vom damaligen Reporter der TIMES)
  • Issam A. Halifa: Des étapes décisives dans l'histoire du Liban. Beyrouth 1997.

Weblinks

Fußnoten

  1. International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, April 2008
  2. Lebanon – Population (Englisch). CIA – The World Factbook (15. Mai 2008). Abgerufen am 26. Mai 2008.
  3. Maktabi, Rania (1999): „The Lebanese Census of 1932 Revisited. Who are the Lebanese“, British Journal of Middle Eastern Studies 26(2): 219–241, S. 219.
  4. Adeherents.com, letzter Zugriff: 15. April 2007
  5. Salibi, Kamal S. (1971): „The Lebanese Identity“, Journal of Contemporary History, 6(1):76–86, S. 76.
  6. The New Yorker: „Watching Lebanon“, 21. August 2006.
  7. Fairness & Accuracy in Reporting (FAIR): „Down the Memory Hole – Israeli contribution to conflict is forgotten by leading papers“, 28. Juli 2006, engl.
  8. http://www.sealinks.de/laenderdaten/wirtschaft/staatsverschuldung-ranking.asp Ranking der Länder der Welt nach Schuldenstandsquote
  9. Reporter ohne Grenzen: Jahresbericht 2006 (PDF)
  10. Samir-Kassir-Preis für Pressefreiheit

33.83333333333335.7666666666677Koordinaten: 34° N, 36° O


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