Libuse Monikova

Libuse Monikova

Libuše Moníková (* 30. August 1945 in Prag; † 12. Januar 1998 in Berlin) war eine tschechische, deutschsprachige Schriftstellerin.

Libuše Moníková wuchs in Prag auf. Von 1963 bis 1968 studierte sie an der dortigen Karls-Universität Anglistik und Germanistik. 1970 promovierte sie über ein literaturwissenschaftliches Thema. 1971 übersiedelte sie aus politischen Gründen in die Bundesrepublik Deutschland. Hier arbeitete sie als Lehrbeauftragte an der Gesamthochschule Kassel und ab 1977 an der Universität Bremen. Von 1978 bis 1981 war sie als Referendarin und Lehrerin tätig. Seit 1981 lebte sie als freie Schriftstellerin in Berlin. Sie starb nach einer Kopfoperation.

Libuše Moníková begann erst während ihres Deutschlandaufenthalts, in deutscher Sprache zu schreiben. Ihre u. a. von Franz Kafka, Jorge Luis Borges und Arno Schmidt beeinflussten, häufig phantastische und mythische Elemente einbeziehenden Werke sind von der Erinnerung an die Prager Jahre geprägt, von der Erfahrung der Niederschlagung des Prager Frühlings und des Exils, aus dem Moníková auch nach der Wende in Osteuropa nicht mehr in ihre Heimat zurückzukehren vermochte.

Libuše Moníková war von 1991 bis 1996 Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland, aus dem sie aus Protest gegen die Vereinigung mit dem ostdeutschen PEN-Zentrum austrat; ab 1993 gehörte sie der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt als ordentliches Mitglied an.

Sie erhielt u. a. folgende Auszeichnungen: 1984 die Ehrengabe des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie, 1987 den Alfred-Döblin-Preis, 1989 den Franz-Kafka-Literaturpreis, 1991 den Adelbert-von-Chamisso-Preis, 1992 den Berliner Literaturpreis, 1993 den Vilenica-Literaturpreis, 1994 Mainzer Stadtschreiber, 1995 die Roswitha-Medaille der Stadt Bad Gandersheim und 1997 das Arno-Schmidt-Stipendium. 1997 verlieh ihr der tschechische Präsident Václav Havel den Orden des Weißen Böhmischen Löwen und die Masaryk-Medaille.

Werke

  • Eine Schädigung, Berlin 1981
  • Pavane für eine verstorbene Infantin, Berlin 1983
  • Die Fassade, München [u. a.] 1987
  • Tetom und Tuba, Frankfurt am Main 1987
  • Schloß, Aleph, Wunschtorte, München [u. a.] 1990
  • Unter Menschenfressern, Frankfurt am Main 1990
  • Treibeis, München [u. a.] 1992
  • Prager Fenster, München [u. a.] 1994
  • Verklärte Nacht, München [u. a.] 1996
  • Der Taumel, München [u. a.] 2000

Literatur

  • Delf Schmidt (Hrsg.): Prag – Berlin: Libuse Moníková, Reinbek bei Hamburg 1999
  • Antje Mansbrügge: Autorkategorie und Gedächtnis, Würzburg 2002
  • Alfrun Kliems: Im Stummland, Frankfurt am Main [u. a.] 2003
  • Brigid Haines und Lyn Marven: Libuše Moníková in memoriam, Amsterdam 2005
  • Dana Pfeiferová und Patricia Broser: Hinter der Fassade: Libuše Moníková, Wien 2005
  • Karin Windt: Beschädigung, Entschädigung – Überlieferung, Auslieferung. Körper, Räume und Geschichte im Werk von Libuše Moníková, Bielefeld 2007

Weblinks


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